Elephantiasis (Elephantiasis tropica): Ursachen, Lymphstau und Behandlung der lymphatischen Filariose mit extremer Vergrößerung eines Körperteils

07.11.2025
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Die Elephantiasis, auch Elefantenkrankheit genannt, ist eine seltene, aber eindrucksvolle Erkrankung des Lymphsystems. Typisch sind extreme Schwellungen einzelner Körperteile, meist der Beine oder des Genitalbereichs. Ursache ist ein gestörter Lymphabfluss, der zu einem chronischen Lymphstau führt. In tropischen Regionen entsteht die Elephantiasis häufig durch Fadenwürmer (Filarien), die durch den Stich einer Stechmücke übertragen werden. In westlichen Ländern entwickelt sich die Erkrankung dagegen meist als Spätfolge verschiedener Infektionen oder nach einer Schädigung des Lymphsystems. Frühzeitige Behandlung und gezielte Lymphdrainage helfen, das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern und Symptome zu lindern.

ICD-Codes für diese Krankheit: B74.0, I89

Kurzübersicht:

Elephantiasis ist eine chronische Erkrankung des lymphatischen Systems, bei der es durch einen gestörten Lymphabfluss zu einer starken Schwellung der betroffenen Körperteile kommt. In tropischen Regionen wird sie meist durch Fadenwürmer wie Wuchereria bancrofti oder Brugia malayi verursacht, die über Mückenstiche übertragen werden. In Industrienationen entsteht Elephantiasis häufig als Folge von Infektionen oder einer Schädigung der Lymphgefäße. Eine vollständige Heilung ist selten, doch mit Medikamenten wie Ivermectin, gezielter Lymphdrainage und Kompressionstherapie lassen sich die Symptome lindern und das Fortschreiten der Krankheit aufhalten.

Artikelübersicht

Was versteht man unter der Elephantiasis?

Die Elephantiasis, auch Elefantenkrankheit genannt, ist eine beeindruckende Erkrankung. Sie tritt häufiger in Entwicklungsländern als in Industrienationen auf. Ein Stau der Lymphflüssigkeit, der entweder angeboren oder erworben sein kann, lässt verschiedene Körperteile extrem anschwellen. Die Beine sowie männliche Geschlechtsteile sind besonders häufig betroffen.

Elephantiasis

Welche Ursachen hat die Elephantiasis?

Man unterscheidet die angeborene und erworbene Form der Elephantiasis. Die angeborene Form ist sehr selten, die erworbene kann durch Krankheitserreger oder typische Erkrankungen zivilisierter Länder (Adipositas, Diabetes mellitus, Venenthrombosen) verursacht sein.

Die Erkrankungen können Lymphbahnen zerstören oder blockieren und so für einen mangelnden Abfluss der Lymphflüssigkeit sorgen. Dies führt zu einem so genannten Lymphschwellung, auch Lymphödem genannt.

Wann muss man an eine angeborene Form der Elephantiasis denken?

Die angeborene Form tritt bereits im Säuglingsalter mit starken Schwellungen der Arme oder Beine auf. Hier sind die Lymphgefäße nicht richtig angelegt. Weitere angeborene Ursachen sind umfassende Fehlbildungssyndrome wie die Neurofibromatose. Hier ist unter anderem das Gefäßsystem betroffen, zudem auch noch andere Gewebe wie das Gehirn oder die Haut.

Wodurch entstehen in zivilisierten Ländern erworbene Formen der Elephantiasis?

Bei den erworbenen Formen ist eine zunehmende Zerstörung der Lymphgefäße zu nennen, die z.B. durch chronische Entzündungen der Beinvenen oder der Unterschenkelhaut (Erysipel) auftreten kann. Eine erhöhte Blutgerinnungsneigung, stattgehabte Beinvenenthrombosen oder auch ein Diabetes mellitus können hier ursächlich sein.

Charakteristisches klinisches Erscheinungsbild ist die Schwellung des Beines, auch Lymphödem genannt. In den Anfangsstadien kann sich das Lymphödem zurückbilden, mit zunehmender Ausprägung kann es allerdings sein, dass die Schwellung dauerhaft besteht. Das Endstadium des Lymphödems mit maximaler Ausprägung wird unter Medizinern Elephantiasis genannt. Hier sind die Schwellungen massiv und nicht mehr rückgängig zu machen (medizinisch irreversibel).

Wodurch entsteht die Elephantiasis in Entwicklungsländern?

Bei den erworbenen Formen ist auch noch eine Tropenkrankheit zu nennen, welche primär in Entwicklungsländern auftritt. Hierfür sind Krankheitserreger verantwortlich. nämlich die Infektion mit Fadenwürmern (Filarien). Diese werden durch Stechmücken übertragen, die Erkrankung wird unter Medizinern auch „lymphatische Filariasis“ (lymphatisch = das Lymphgefäßsystem betreffend, Filariasis = Infektion mit Filarien) genannt.

Über Insektenstiche gelangen die Würmer oder Bakterien in den menschlichen Organismus, wo sie in das Lymphsystem vordringen. Es folgen verschiedene Entzündungsreaktionen, die die Lymphflüssigkeit stauen. Auch Herpesviren können im Rahmen eines geschwächten Immunsystems die Lymphgefäße verlegen oder ganz zerstören.

Die Eier der Würmer werden ebenfalls durch Stechmücken von Mensch zu Mensch übertragen. 

Elephantiasis tropica: Chronische Infektion durch Fadenwürmer – Ursachen, Symptome und was wirklich gegen Elephantiasis hilft

Kann ich mich bei einer Tropenreise mit einer Elephantiasis anstecken?

Ja, eine Ansteckung mit Elephantiasis tropica ist während einer Tropenreise grundsätzlich möglich, wenn Sie in Regionen reisen, in denen die Krankheit endemisch vorkommt. Die Infektion erfolgt durch den Stich einer infizierten Stechmücke, die Fadenwürmer (Filarien) wie Wuchereria bancrofti oder Brugia malayi überträgt. Diese Parasiten gelangen über den Blutkreislauf in das Lymphsystem und verursachen dort eine chronische Entzündung mit Lymphstau. Besonders betroffen sind tropische Regionen in Afrika, Südostasien und Südamerika. Um eine Infektion zu verhindern, sollten Reisende sich konsequent vor Mückenstichen schützen – etwa durch das Tragen langer, heller Kleidung, die Nutzung von Insektenschutzmitteln und das Schlafen unter Moskitonetzen. Eine Impfung gegen Elephantiasis gibt es bislang nicht, daher ist die Mückenprophylaxe der wichtigste Schutz.

Wie kann die Elephantiasis diagnostiziert werden?

Die Diagnose einer Elephantiasis erfolgt meistens schon allein aufgrund des körperlichen Untersuchungsbefundes. Die Schwellungen der betroffenen Körperregionen sind in aller Regel sehr eindrucksvoll. Auch die Diagnose einer angeborenen Elephantiasis ist in aller Regel einfach durchzuführen, da die Erkrankung hier typischerweise im Säuglings- beziehungsweise Kindesalter auftritt.

Um die Ursache der erworbenen Elephantiasis festzustellen, müssen allerdings weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Im Vordergrund steht auch hier die Anamnese, also Krankengeschichte. Zum Beispiel sind frühere Thrombosen der Beinvenen oder Infektionen an den Beinen wichtig und werden stets abgefragt, aber auch Reisen in tropische Länder.

An apparativen Untersuchungen, sprich der Diagnostik mit Geräten, sind unter anderem

  • Durchblutungsmessungen,
  • eine Ultraschall-Untersuchung,
  • gegebenenfalls eine Kernspindiagnostik und
  • Gewebeproben

zu nennen. Um Infekte genauer zu diagnostizieren, müssen dann auch noch bakterielle Abstriche entnommen werden.

Wie wird die Elephantiasis behandelt?

Die Elefantenkrankheit ist ein chronischer Zustand, der nicht einfach zu beheben ist. Ansteckend ist die Elephantiasis nur in den Tropen, in unseren Breitengraden nicht. Dennoch ist es wichtig, begleitende Infektionen der Weichteile, die durch die chronische Schwellung entstehen können, zu behandeln. Hier sind unter anderem feuchte Umschläge mit keimabtötenden Flüssigkeiten und die Gabe von Antibiotika nennen. Im ausgeprägtem Zustand kann es auch notwendig sein, eine Antibiotikatherapie und Infektbehandlung im Krankenhaus und der stationären Bedingungen durchzuführen.

Weitere Maßnahmen sind die manuelle Lymphdrainage sowie Kompressionsbehandlung, um die Schwellungen zu reduzieren. Bei der Lymphdrainage wird sozusagen das Gewebe massiert und die Lymphflüssigkeit zum Abtransport angeregt. Bei größeren Wunden ist hier allerdings Vorsicht geboten, im Vordergrund steht hier erst mal die Abheilung der Wundsituation. Schließlich können Kompressionsverbände oder auch Kompressionsstrümpfe beziehungsweise -strumpfhosen helfen, die Symptome und Schwellungen zu mindern.

Wenn die Wunden von selbst nicht abheilen beziehungsweise sehr tief oder stark belegt sind, sollten sie chirurgisch gesäubert werden. Ein plastischer Chirurg kann bei Bedarf die Haut zusammen mit der Unterhaut straffen, aber nicht vollständig in den Zustand vor der Erkrankung zurückversetzen.

Im Extremfall kann bei drohender Blutvergiftung oder einem sich ständig verschlechternden Befund auch eine Amputation der betroffenen Gliedmaße notwendig sein. Dies ist allerdings glücklicherweise eine absolute Rarität.

Gibt es auch Operationen, bei denen die Lymphgefäße neu angelegt werden können?

Es gibt auch die Möglichkeit, Lymphgefäße zu ersetzen beziehungsweise zu überbrücken. Da Lymphgefäße allerdings mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, handelt es sich hier um sogenannte mikrochirurgische Eingriffe, die grundsätzlich mit einer Lupenbrille oder einem Mikroskop durchgeführt werden müssen. Sie sind technisch sehr anspruchsvoll und die Offenheitsraten von diesen sogenannten Lymphgefäß-Transplantaten sind sehr gering.

Nur wenige Kliniken in Deutschland bieten diese Operation an, meistens wird sie von plastischen Chirurgen an universitären Einrichtungen durchgeführt. Sie müssten also eventuell mit einer längeren Anreise rechnen. Außerdem hat jede Operation auch Risiken, so dass hier streng Vor- und Nachteile abgewogen werden müssen.

Was kann ich selbst tun, um eine Elephantiasis zu verhindern?

Wie bei vielen chronischen Erkrankungen ist eine frühe Diagnose auch bei der Elephantiasis der beste Schutz vor einer ausgeprägten Form der Erkrankung, die Mediziner nicht mehr verbessern können. Gehen Sie bei den ersten Anzeichen einer Lymphstauung zum Arzt. Insbesondere wenn Sie sich zuvor in den Tropen aufgehalten haben oder an einer Grunderkrankung leiden, die das Lymphsystem schädigen kann.

FAQ zur Elephantiasis

Was ist das charakteristische Krankheitsbild der Elephantiasis?
Die Elephantiasis ist ein fortgeschrittenes Stadium einer lymphatischen Erkrankung, bei der es durch eine chronische Entzündungsreaktion mit Lymphstau zu einer extremen Vergrößerung einzelner Körperteile kommt. Besonders betroffen sind die Beine oder die äußeren Geschlechtsteile, seltener Arme, Hoden oder der Genitalbereich. Durch die entzündliche Zerstörung der Lymphabflusswege und der Lymphgefäßen entsteht ein dauerhaftes Lymphödem, das medizinisch meist nicht mehr vollständig rückbildungsfähig ist.

Wie entsteht die Elephantiasis tropica im Körper?
Die Elephantiasis tropica, auch lymphatische Filariose genannt, wird durch den Stich eines infizierten Moskitos übertragen. Dabei gelangen winzige Larven des Fadenwurms Wuchereria bancrofti oder Brugia malayi über das Blut in das lymphatische System. Dort nisten sich die Parasiten in den Lymphknoten ein, verursachen eine entzündliche Reaktion und blockieren den Abfluss der Lymphe. Diese chronische Entzündung führt langfristig zu massiven Schwellungen und Verformungen der betroffenen Körperteile.

Kann auch Lepra eine Elephantiasis verursachen?
Ja, in seltenen Fällen kann Lepra ähnliche Symptome wie eine Elephantiasis auslösen. Die chronische Infektion mit dem Erreger Mycobacterium leprae kann die Haut, das lymphatische System und die Nerven dauerhaft schädigen. Dadurch kann sich ebenfalls ein Lymphstau mit Verdickung und Schwellung einzelner Körperregionen entwickeln, ähnlich wie beim sogenannten Elefantenmann-Syndrom.

Ist Elephantiasis heilbar oder nur behandelbar?
Die Elephantiasis gilt als chronische Erkrankung, ist aber in frühen Stadien teilweise behandelbar. Eine vollständige Heilung ist selten, da die entzündlichen Prozesse und die Schädigung des Lymphsystems meist fortgeschritten sind, bevor die Erkrankung erkannt wird. Medikamente wie Ivermectin oder Diethylcarbamazin gelten als Mittel der Wahl, um die Fadenwürmer abzutöten und das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Ergänzend helfen Lymphdrainage und Kompressionstherapie, die Symptome zu lindern und Komplikationen zu verhindern.

Was hilft gegen Elephantiasis im fortgeschrittenen Stadium?
In fortgeschrittenen Fällen konzentriert sich die Therapie darauf, die Schwellung zu reduzieren und das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten. Dazu gehören regelmäßige Lymphdrainagen, eine konsequente Hautpflege zur Vorbeugung von Geschwüren und entzündlichen Infektionen sowie eine Kompressionstherapie zur Unterstützung des Lymphabflusses. Bei schweren Verläufen können operative Maßnahmen notwendig sein, um geschädigtes Gewebe zu entfernen oder den Lymphfluss chirurgisch zu verbessern.

Welche Komplikationen können bei unbehandelter Elephantiasis auftreten?
Bleibt die Elephantiasis unbehandelt, kann es zu wiederkehrenden Entzündungen, Geschwüren und bakteriellen Infektionen kommen. Auch sekundäre Erkrankungen wie das Erysipel, eine Komplikation des weltweit vorkommenden Erysipels, treten häufig auf. Die Haut wird zunehmend verhärtet und verdickt, was die Beweglichkeit stark einschränken kann. Frühzeitige Diagnostik und Therapie sind daher entscheidend, um Komplikationen zu verhindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Quellen

Thomas Löscher, Tropenmedizin in Klinik und Praxis: mit Reise- und Migrationsmedizin, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2010

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