Beim Dunbar-Syndrom drückt ein faseriges Band (Ligament) aus dem Zwerchfell auf den Truncus coeliacus, eine zentrale Bauchschlagader. Dieses Band gehört eigentlich zur normalen Anatomie – bei einigen Menschen verläuft es jedoch so tief, dass es die Arterie abdrückt.
Die Folge: Der Blutfluss wird behindert. Betroffene bemerken dies vor allem nach dem Essen, wenn der Magen-Darm-Trakt verstärkt durchblutet werden muss. In vielen Fällen verursacht das Dunbar-Syndrom starke Bauchbeschwerden, häufig verbunden mit Gewichtsverlust, weil Patienten das Essen aus Angst vor Schmerzen vermeiden.
Da das Syndrom sehr selten ist, wird es oft erst spät erkannt. Viele Patienten erhalten zunächst andere Diagnosen, etwa Reizdarmsyndrom oder psychosomatische Beschwerden.
Die Beschwerden des Dunbar-Syndroms treten oft nach dem Essen auf und können in ihrer Intensität schwanken. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
Viele dieser Symptome können auch bei anderen Magen-Darm-Erkrankungen auftreten – das macht die Diagnose schwierig. Besonders typisch für das Dunbar-Syndrom ist jedoch der Zusammenhang zwischen den Beschwerden und der Nahrungsaufnahme.
Ursache des Dunbar-Syndroms ist die zu tief verlaufende Lage des Ligamentum arcuatum. Warum dies bei manchen Menschen der Fall ist, ist bislang nicht vollständig geklärt. Genetische Faktoren oder eine bestimmte Körperhaltung könnten eine Rolle spielen.
Mögliche Risikofaktoren sind:
- Schlanke oder sportliche Menschen, da bei ihnen weniger schützendes Fettgewebe um die Gefäße vorhanden ist
- Anatomische Besonderheiten im Bereich des Zwerchfells
- Junge Frauen sind laut Studien häufiger betroffen als Männer
Es handelt sich jedoch nicht um eine Erkrankung, die durch äußere Einflüsse wie Ernährung oder Lebensstil verursacht wird.
Da die Symptome des Dunbar-Syndroms unspezifisch sind, braucht es eine gezielte Diagnostik, um die Krankheit eindeutig festzustellen.
Zur Untersuchung gehören meist:
- Doppler-Ultraschall: Hier misst der Arzt den Blutfluss in der betroffenen Arterie
- Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) mit Kontrastmittel in In- und Expirationsstellung: Die Gefäße werden in einer Seitenansicht mit Kontrastmittel sichtbar gemacht und die typische Hockeyförmige Konfiguration des Truncus coeliacus in der Ausatmungsstellung dargestellt.
Wichtig ist dabei, die Engstelle im Zusammenhang mit den Beschwerden zu betrachten – eine anatomische Kompression allein reicht für die Diagnose nicht aus. Nur wenn Symptome vorliegen, spricht man von einem klinisch relevanten Dunbar-Syndrom.
Die Therapie des Dunbar-Syndroms richtet sich nach der Stärke der Beschwerden. In schweren Fällen hilft meist nur eine Operation.
Ziel der Behandlung ist es, die Kompression zu lösen. Dazu durchtrennt der Arzt das einschnürende Band chirurgisch. Dies kann auf zwei Wegen erfolgen:
- Offene Operation über einen Bauchschnitt
- Minimalinvasive Operation (Schlüssellochtechnik), oft per Bauchspiegelung
In manchen Fällen wird zusätzlich ein Gefäßstützsystem (Stent) eingesetzt, um den Truncus coeliacus offen zu halten.
Für diese Eingriffe sind vor allem Fachärzte aus der Gefäßchirurgie oder der viszeralen Chirurgie (Bauchchirurgie) zuständig. Die Prognose nach erfolgreicher Operation ist in der Regel sehr gut – viele Patienten berichten von einer deutlichen Besserung ihrer Beschwerden.
Unbehandelt kann das Dunbar-Syndrom zu einer dauerhaften Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Die Schmerzen und die Angst vor dem Essen schränken viele Betroffene stark ein.
Mit einer erfolgreichen Behandlung – insbesondere einer Operation – bessern sich die Symptome in den meisten Fällen deutlich. Studien zeigen, dass 60 bis 90 Prozent der Patienten nach dem Eingriff symptomfrei oder deutlich verbessert sind.
Ein Rückfall ist selten, aber möglich – etwa wenn sich erneut Narbengewebe bildet oder der Truncus coeliacus instabil bleibt.
Das Dunbar-Syndrom ist eine seltene, aber behandelbare Erkrankung. Wenn Sie häufig nach dem Essen unter Bauchschmerzen, Übelkeit oder Gewichtsverlust leiden, sollten Sie die Ursache ärztlich abklären lassen – besonders, wenn andere Diagnosen nicht weiterhelfen.
Zuständig sind Spezialisten der Gefäßchirurgie oder Bauchchirurgie. Die Diagnose erfolgt meist durch bildgebende Verfahren, die den Blutfluss in der Bauchschlagader sichtbar machen. Eine Operation kann die Ursache der Beschwerden gezielt beheben und vielen Patienten zu neuer Lebensqualität verhelfen.
Glossar
- Truncus coeliacus: Hauptschlagader im Bauchraum, versorgt Magen, Leber und Milz
- Kompression: Einengung oder Abdrücken eines Organs oder Gefäßes
- Ligamentum arcuatum: Band aus Bindegewebe, das das Zwerchfell mit der Wirbelsäule verbindet
- Gefäßchirurgie: Fachrichtung, die sich mit der operativen Behandlung von Blutgefäßen befasst
- Kompressionssyndrome: Erkrankungen, bei denen Gewebe oder Gefäße durch äußeren Druck beeinträchtigt werden