Ein eingewachsener Nagel tritt in der Regel eher am Zeh auf. Medizinisch wird die Erkrankung als Unguis incarnatus bezeichnet. Was zunächst recht banal klingt, stellt Ärzte auch heute noch vor Herausforderungen. Die Behandlung ist meist langwierig, das Frustrationspotenzial hoch. Besondere Vorsicht sollte zudem bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 gelten, denn diese neigen schneller zu Wundheilungsstörungen und Komplikationen. In Expertenhänden gilt der eingewachsene Zehennagel aber dennoch als gut behandelbar und heilbar.
Empfohlene Ärzte für eingewachsene Nägel
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Eingewachsener Nagel
Eingewachsene Zehennägel treten den Statistiken zufolge etwas häufiger bei Männern auf als bei Frauen. Jedoch handelt es sich in beiden Fällen vor allem um einen in das Nagelbett oder die Nagelfalz eingewachsenen Zehennagel.
Wie entsteht ein eingewachsener Nagel?
Am häufigsten kommt es beim Nagelschneiden zu Fehlern. So neigen wir in der Regel dazu, die Fußnägel eher rund zu schneiden, was regelmäßig zu Verletzungen des Nagelbettes führt und auch das Einwachsen der Nägel begünstigt. Darüber hinaus drückt das falsche Schuhwerk auf die Nagelaußenseiten, was zu Schmerzen beim Gehen führt.
In der Folge schneiden viele Betroffene die Kanten der Nägel seitlich tiefer ein. Dabei bleiben nicht selten kleine Sporne stehen, die bevorzugt tiefer in die Nagelfalz einwachsen. Zuerst kommt es dann zu einer entzündlichen Veränderung am Zeh, die später bakteriell verstärkt werden kann. Ärzte sprechen dann von der sogenannten Staphylokokkus aureus-Superinfektion.
Was oftmals vergessen wird: Ebenso können Begleiterkrankungen, wie z. B. ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Entzündungen und Nagelveränderungen bewirken. Diabetiker verlieren oftmals auch über Jahre hinweg ihr Schmerzgefühl in den Füßen. Dann werden Druckstellen nicht mehr so schnell bemerkt, was das Problem der eingewachsenen Zehennägel noch verstärkt. Deshalb ist die regelmäßige Fußkontrolle bei Menschen mit Diabetes sehr wichtig.
Welche Symptome treten bei einem eingewachsenen Zehennagel auf?
Das Hauptsymptom des eingewachsenen Zehennagels sind die Schmerzen. Diese können so stark sein, dass der betroffene Fuß weder in einen Strumpf, noch in die Schuhe möchte. Hinzu können Anzeichen einer starken Entzündung kommen. So finden sich Schwellung, Rötung und z. B. auch eitrige Ausflüsse entlang des Nagelwalls, in den der Nagel eingewachsen ist.
Diagnose „eingewachsener Nagel“
Die Diagnose wird anhand der Anamnese und der zu beobachtenden Symptomatik (klinisches Erscheinungsbild) gestellt. Auffällig sind in erster Linie die Schmerzen am betroffenen Zeh, begleitet von Rötung, Schwellung und möglichen entzündlichen Veränderungen. Bei schweren Entzündungen und Infektionen muss eine Beteiligung der tieferliegenden Hautschichten, Knochen und Gelenke, wie sie bei einer fortgeschrittenen Nagelbettentzündung vorkommen können, ausgeschlossen werden. Dazu kann unter Umständen eine Röntgenaufnahme notwendig sein.
Wie wird der eingewachsene Nagel behandelt?
Zur Therapie eines eingewachsenen Zehennagels stehen Ärzten konservative und operative Verfahren zur Verfügung. Doch was verbirgt sich eigentlich dahinter?
Zu den konservativen Behandlungsmaßnahmen gehört zum Beispiel die Anlage von Nagelspangen und ein regelmäßiges Fußbad, um den Nagelwall aufzuweichen und vom Nagelsporn zu trennen. Meist reicht dies bereits aus, um die Schmerzen deutlich zu lindern.
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Leicht antibakteriell wirksame Salben können ebenso den Nagelwall aufweichen und den eingewachsenen Nagelsporn freilegen. Gleichzeitig wird dadurch eine bakterielle Superinfektion verhindert.
Lässt sich der Nagel indes nicht konventionell freilegen, oder ist die Infektion zu massiv, muss der Arzt operativ eingreifen. Insbesondere bei einer bakteriellen Superinfektion oder bei wiederkehrender (rezidivierender) Erkrankung wird die Operation favorisiert. Hier stehen mit der Emmert-Plastik und der Lasermethode zwei operative Verfahren zur Verfügung:
OP-Schnitt nach Emmert |
OP mit Lasermethode |
2-tägiger Verbandswechsel |
Kein Verbandswechsel, Pflasterwechsel tgl. reicht |
frühzeitige Eckfadenentfernung empfehlenswert |
Keine Fadenentfernung |
Post-OP-Behandlung und AU ca. 3 Wochen |
Laufen sofort möglich |
Hochlagerung für 3 Tage |
Hochlagerung nicht erforderlich |
Ästhetische Beeinträchtigung und Nagelverschmälerung |
Gutes kosmetisches Ergebnis |
Erfolgsrate ca. 70% |
Erfolgsrate ca. 90% |
Emmert-Plastik: Die Nagelkeilexzision, auch Emmert-Plastik, ist ein medizinisches Behandlungsverfahren, das bei einem eingewachsenen Zehnagel angewandt wird. Unter Leitungsanästhesie wird ein keilförmiges Stück des betroffenen Zehen- oder Fingernagels mitsamt des zugehörigen Teils des Nagelbettes und der Nagelmatrix entfernt.
Lasermethode: Bei diesem Eingriff werden nur die Nagelwurzelzellen (Matrix) gezielt mit einem Laserstrahl verödet, sodass der Nagel seitlich nicht mehr nachwächst. Es entsteht nur eine kleine Wundhöhle die rasch aus der Tiefe zuwächst. Das umgebende Gewebe und die Haut werden geschont. Mit dem Laser kann berührungsfrei, sehr fein und vor allem zielgenau gearbeitet werden.
Hier ist es jedoch wichtig zu wissen, dass Patienten mit Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus oder peripherer Verschlusskrankheit (pAVK), ein höheres Risiko für Komplikationen und Wundheilungsstörungen haben.
Prognose des eingewachsenen Zehennagels
Ein eingewachsener Zehennagel ist auf den ersten Blick eine leicht zu kurierende Erkrankung. Aufgrund des hohen Komplikationsrisikos bei einigen Menschen sowie der hohen Neigung zu Rezidiven stellt der eingewachsene Nagel jedoch nicht selten Ärzte sowie deren Patienten vor Probleme.
Je früher der eingewachsene Nagel erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten und desto eher kann eine Operation vermieden werden. Gerade in Fällen, in denen operativ behandelt werden muss, ist es zudem wichtig, die Ursache für das Einwachsen des Nagels zu beheben, da sonst der nachwachsende Nagel wieder einwachsen kann.
Prophylaktisch sollten Fußnägel nicht rund und nicht zu kurz geschnitten werden. Außerdem ist darauf zu achten, dass das Schuhwerk keine Druckstellen am Fuß oder den Zehen verursachen kann.
Welche Experten behandeln eingewachsene Zehennägel?
Zehennägel gehören zu den Hautanhangsgebilden und werden deshalb von den Fachärzten für Dermatologie (Hautkrankheiten) behandelt. Im Falle operativer Korrekturen können auch Fachärzte für Chirurgie hinzugezogen werden. Die Kontrolle und Prophylaxe eingewachsener Nägel erfolgt ebenso durch nicht-ärztliche Händen im Rahmen der medizinischen Fußpflege (Podologie).
Quellen
flexikon.doccheck.com/de/Unguis_incarnatus
gesellschaft-fuer-fusschirurgie.de/fuer-patienten/fuss-info/eingewachsene-naegel.html
Moellhoff N et al., Unguis incarnatus – konservative oder operative Therapie? Ein praktischer Behandlungsalgorithmus. Unfallchirurg 2021; 124: 311–318. https://doi.org/10.1007/s00113-020-00903-6