Generell treten Hirntumore im Vergleich zu anderen Tumorarten bei Kindern häufiger auf. Das Medulloblastom wird oft zwischen dem fünften und dem siebten Lebensjahr entdeckt. Es befindet sich meist im Hinterkopf und es bestehen gute Heilungschancen, wenn es rechtzeitig gefunden wird.
Der Tumor entwickelt sich aus sogenannten embryonalen, unreifen Zellen. Er wächst vom Kleinhirn, dem Cerebellum aus in das umgebende Gewebe ein. Dort liegt beispielsweise der vierte Ventrikel. Dabei handelt es sich um eine an das Cerebellum angrenzende Hirnkammer. Diese ist mit Nervenwasser, auch Liquor oder Hirnwasser genannt, gefüllt. Das Hirnwasser umgibt das gesamte Gehirn und hat eine wichtige Pufferfunktion.
Wächst das Medulloblastom in den Ventrikel ein, kann es Krebszellen in das Nervenwasser abgeben und sich dadurch sehr schnell verbreiten. Dadurch kann es zur Bildung von Tochtergeschwüren, sogenannten Metastasen kommen. Diese betreffen vor allem Bereiche, die häufig in Kontakt mit dem Hirnwasser kommen, wie beispielsweise die Hirnhäute.
Die Ursachen für die Bildung eines Medulloblastoms sind weitestgehend ungeklärt. Die embryonalen, unreifen Zellen, aus denen es sich entwickelt, haben sich noch nicht ausdifferenziert und fangen unkontrolliert und schnell an zu wachsen. Es gibt einige genetische Veränderungen, von denen bekannt ist, dass sie häufiger mit einem Medulloblastom einhergehen. Dazu gehört beispielsweise die Veränderung von bestimmten Chromosomen der embryonalen Zellen. Ein erhöhtes Risiko gibt es für Kinder, die wegen einer anderen Krankheit bestrahlt werden mussten. Eine Strahlentherapie, beispielsweise im Zusammenhang mit Leukämie, kann daher ein Risikofaktor sein.
Ein Medulloblastom löst schon sehr früh Symptome aus, weil es sehr schnell wächst. Dadurch führt es zu einem
erhöhten Hirndruck, welcher
unspezifische Symptome auslöst. Diese könnten auch ein Hinweis auf andere Krankheiten sein. Als generelle Probleme gelten:
Darüber hinaus löst das Medulloblastom unterschiedliche Beschwerden aus, je nachdem wohin es sich ausgebreitet hat.
Spezifische Symptome können sein:
- Sehstörungen (zum Beispiel Schielen)
- Sensibilitätsstörungen (zum Beispiel Taubheitsgefühl)
- Gleichgewichtsstörungen
- Koordinationsprobleme
- Lähmungserscheinungen
- Wesensveränderungen
Für die Entdeckung eines Medulloblastoms sind neben der normalen ärztlichen Untersuchung vor allem bildgebende Verfahren wichtig. Diese liefern ein Bild des Gehirns und können so Aufschluss über Größe, Ort und Ausbreitung des Medulloblastoms geben. Besonders hilfreich ist hierfür die Magnetresonanztomografie (MRT). Das MRT kann auch Aufschluss darüber geben, ob das Medulloblastom bereits gestreut hat.
Ein weiterer wichtiger Punkt der Untersuchung ist die Lumbalpunktion. Hierbei wird mit einer Hohlnadel eine Probe des Nervenwassers aus dem Bereich der Wirbelsäule entnommen. Diese wird anschließend im Labor auf Krebszellen untersucht, da das Hirnwasser oft in Kontakt mit dem Tumor kommt.
Das MRT gehört zu den bildgebenden Verfahren. Es kann der ganze Körper eines Patienten oder auch nur einzelne Teile untersucht werden. Die Dauer der Untersuchung kann von ein paar Minuten bis zu über einer Stunde variieren. Für die Untersuchung wird der Patient auf einer beweglichen Liege in das Gerät, den Tomografen gefahren. Diese ähnelt einer großen Röhre.
Das MRT nutzt die Möglichkeit, dass Wasserstoffatome in unserem Körper durch Magnetfelder und Radiowellen beeinflusst werden können. Die Wasserstoffatome sind die kleinsten Teilchen in unserem Körper und ihre Magnetfelder werden durch einen starken Magneten im Inneren des Tomografen beeinflusst. Die Konzentration der Wasserstoffatome ist je nach Gewebeschicht unterschiedlich, weshalb sie sich gut voneinander unterscheiden lassen. Da das Gehirn besonders viele Wasserstoffatome enthält, kann es sehr gut abgebildet werden. Auch Tumorgewebe lässt sich meist gut von gesundem Gewebe unterscheiden, da es einen anderen Wasserstoffgehalt aufweist.
Weil ein Medulloblastom so schnell wächst, ist eine rasche und intensive Therapie nötig. Besonders wichtig für die Behandlung ist eine operative Entfernung. Hierbei wird meist versucht, den ganzen Tumor zu entfernen. Dies ist jedoch nicht immer möglich, da er eventuell schon in das umliegende Gewebe eingewachsen ist. In diesen Fällen schließt sich an die Operation direkt eine weitere Therapie an. Diese kann auch dazu genutzt werden, den Tumor erst zu verkleinern und ihn anschließend vollständig zu entfernen. Bei der Anschlusstherapie kommt es auch auf das Alter des betroffenen Kindes an.
Ab etwa drei bis fünf Jahren bekommen die Kinder eine Strahlentherapie, auch Radiotherapie genannt. Dafür wird die entsprechende Stelle mit ionisierender Strahlung, wie zum Beispiel Röntgen- oder Elektronenstrahlung behandelt. Die Strahlung verhindert die Zellteilung des Tumors, sodass die Zellen nach und nach absterben. Das dient auch dazu, Krebszellen im Hirnwasser abzutöten und eine weitere Verbreitung zu verhindern. Bei kleinen Kindern kann die Strahlentherapie jedoch beispielsweise zu Entwicklungsstörungen führen, weshalb sie dort nicht zum Einsatz kommt.
Kleine Kinder erhalten statt einer Bestrahlung meist eine Chemotherapie. Hierbei werden bestimmte Medikamente, sogenannte Zytostatika eingesetzt. Diese enthalten Wirkstoffe, die ein weiteres Wachstum des Tumors hemmen. Die Wirkstoffe der Zytostatika greifen jedoch auch gesunde Zellen an, weshalb es während der Therapie zu Nebenwirkungen wie Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen kommen kann.
Das Medulloblastom kann auch nach vollständiger Entfernung erneut auftreten, wenn einzelne Krebszellen im Körper geblieben sind. Deshalb ist vor allem eine
gute Nachsorge und eine
regelmäßige Kontrolle wichtig, um eine Neubildung möglichst früh zu bemerken. In diesem Fall kann die gleiche Behandlung erfolgen, wie beim Erstauftreten des Tumors. Rückfälle zeigen sich meist in den ersten drei Jahren nach der erfolgreichen Behandlung.