Die Schwellkörper füllen sich bei Erregung mit Blut und sorgen dadurch dafür, dass sich der Penis versteift (Erektion). Wird der Penis während des Geschlechtsverkehrs plötzlich stark verbogen oder gestaucht (wenn dieser beispielsweise versehentlich aus der Vagina gleitet), kann die die Schwellkörper umgebende Bindegewebskapsel (Tunica albuginea) einreißen.
Schematische Darstellung eines Penisbruchs
Bei einem Penisbruch handelt es sich entsprechend nicht um einen Bruch bzw. eine Fraktur im streng medizinischen Sinne, da der Penis nicht aus Knochen, sondern Weichteilen wie Bindegewebe, Bändern und Gefäßen besteht. Die eigentlich korrekte Bezeichnung wäre daher Schwellkörperruptur.
Mit einer Inzidenz (Häufigkeit) von 1 von 175.000 Krankenhausneuaufnahmen ist ein Penisbruch eine sehr seltene Erkrankung. Er stellt jedoch immer einen medizinischen Notfall dar, der eine umgehende Begutachtung durch einen Arzt erfordert.
Die typischen Symptome eines Penisbruchs sind:
- knackendes Geräusch während des Einreißens
- Bluterguss (Hämatom) mit dunkelrot-bläulicher Verfärbung des Penis
- Schwellungen
- starke und stechende Schmerzen
Während des Einreißens des Schwellkörpers kann oftmals ein knackendes Geräusch vernommen werden. Das Glied erschlafft sofort (Detumeszenz) und es kommt zu ausgeprägten Schmerzen im verletzten Bereich.
Anschließend bilden sich neben einem massiven Bluterguss sichtbare Schwellungen, die auch angrenzende Organe wie Hoden, Nebenhoden oder Samenstränge betreffen können. Aufgrund des Blutergusses verfärbt sich der Penis dunkelrot bis bläulich.
Der zumeist quer verlaufende Riss in der den Schwellkörper umgebenden Bindegewebskapsel ist in einigen Fällen ertastbar. Oftmals weist das Glied aufgrund des Blutergusses eine unnatürliche Krümmung (Deviation) zur nicht gerissenen Seite auf. Tritt Blut aus der Harnröhrenmündung (Meatus urethrae), kann dies auf eine zusätzliche Verletzung der Harnröhre hinweisen.
In aller Regel kann ein Penisbruch anhand der typischen Symptome diagnostiziert werden. Differentialdiagnostisch ist die Abgrenzung von einem Veneneinriss nötig. Zudem sollten genaue Lokalisation und Ausmaß des Risses festgestellt sowie eine mögliche Beteiligung benachbarter Strukturen ausgeschlossen werden. Hierzu können folgende Untersuchungen zum Einsatz kommen:
- Ultraschalluntersuchung des Penis (Sonografie)
- Cavernosografie (Röntgenuntersuchung der Schwellkörper nach Kontrastmittelgabe)
- Magnetresonanztomografie
Durch eine Ultraschalluntersuchung des Penis können der Riss in der Bindegewebskapsel sowie der Bluterguss an Penisschaft und Skrotum (Hodensack) bildlich dargestellt werden.
In zweifelhaften Fällen kann eine röntgenologische Darstellung der Schwellkörper einen Penisbruch eindeutig ausschließen. Mithilfe einer Magnetresonanztomografie kann der Penisbruch eindeutig lokalisiert werden.
Als therapeutische Maßnahmen stehen zur Verfügung:
- konservative Therapie
- operative Freilegung des Penisschaftes
Konservative Therapie
Die konservative Therapie besteht in erster Linie aus körperlicher Schonung, kühlenden und komprimierenden Verbänden sowie Medikamenten gegen mögliche Erektionen (Antiandrogene, Sedativa). Zur Vorbeugung von bakteriellen Infektionen ist zudem oftmals eine Antibiotika-Behandlung empfehlenswert.
Eine rein konservative Therapie geht statistisch mit mehr Komplikationen einher als ein operativer Eingriff. Deshalb empfiehlt sich in aller Regel eine Notfalloperation oder ein sogenannter elektiver Eingriff. Konservative Maßnahmen kommen dann lediglich überbrückend zum Einsatz. Als elektiv wird ein Eingriff bezeichnet, wenn dessen Zeitpunkt – im Gegensatz zu einem sofort zu operierenden Notfall – frei bestimmbar ist.
In der Literatur wird bei einem Penisbruch häufig eine Notfalloperation empfohlen. Diese ist wahrscheinlich nicht erforderlich, da elektive Operationen ebenfalls zu guten Resultaten führen. Auf jeden Fall sollten betroffene Männer jedoch umgehend die Notaufnahme aufsuchen, um das Risiko für spätere Komplikationen zu minimieren.
Operative Freilegung des Penisschafts und Vernähen der Läsion
Im Rahmen des chirurgischen Eingriffs werden die Risse in den Schwellkörpern verschlossen. Hierzu wird bei einer nicht sicher geklärten Lokalisation des Risses über eine Beschneidung der Vorhaut (zirkumzidierender Zugang), bei sicherer Lokalisation seitlich ein Zugang zum Penisschaft geschaffen. Der behandelnde Arzt näht den betroffenen Schwellkörper anschließend mit resorbierbarem Nahtmaterial.
Bei Beteiligung der Harnröhre wird diese ebenfalls versorgt und ein Blasenkatheter eingebracht, der bis zur Ausheilung (drei bis sieben Tage) die Funktion der Harnröhre übernimmt.
Nach Verschluss des Penis erhält dieser einen Verband, der weitere Schwellungen verhindern soll. Zur Vermeidung schmerzhafter Erektionen und zur Schonung der Schwellkörpernaht erhält der Betroffene zusätzliche Medikamente (beispielsweise das Antiandrogen Bicalutamid oder sedativ wirkende Benzodiazepine).
Darüber hinaus ist eine vierwöchige sexuelle Abstinenz empfehlenswert.
Bei angemessener Therapie heilt ein Penisbruch gut aus, wenngleich unter Umständen als Folge des Traumas Erektionsstörungen auftreten können. Konservative Therapiemaßnahmen führen zur mehr Komplikationen als ein operativer Eingriff. Sie können mit einer Verkrümmung des Penis (Penisdeviation) sowie späteren Schmerzen im betroffenen Bereich einhergehen.
Seltener zeigen sich weiter expandierende Hämatome (sich vergrößernde Blutergüsse) sowie nicht abklingende Schwellungen oder Divertikel (Ausstülpungen in den Schwellkörpern). Insbesondere bei einer Harnröhrenbeteiligung besteht das Risiko einer Harnröhrenstriktur (Harnröhrenverengung). Diese kann wiederum Blasen– und Nierenprobleme nach sich ziehen.