Unter Bandscheibenendoprothetik versteht man das Einsetzen einer künstlichen Bandscheibe, einer so genannten Bandscheibenprothese. Dieser Bandscheibenersatz kann bandscheibenbedingte Schmerzen beseitigen und die Beweglichkeit der Wirbelsäule aufrecht erhalten.
Empfohlene Spezialisten
Artikelübersicht
- Was ist Bandscheibenendoprothetik?
- Welche Krankheiten behandeln Spezialisten für Bandscheibenendoprothetik?
- Welche Diagnoseverfahren setzen Spezialisten für Bandscheibenendoprothetik ein?
- Welche Behandlungsmethoden gehören zum Leistungsspektrum eines Spezialisten für Bandscheibenendoprothetik?
- Was zeichnet Spezialisten für Bandscheibenendoprothetik aus?
Bandscheibenendoprothetik - Weitere Informationen
Was ist Bandscheibenendoprothetik?
Die Wirbelsäule besteht aus 24 Wirbeln, die aus einem kompakten Wirbelkörper und aus einem von den Wirbelbögen gebildeten Loch bestehen.
Durch die Aneinanderreihung der Wirbelkörper bilden die Löcher den Wirbelkanal (Nervenkanal). Dort verläuft das Rückenmark, ein Teil des Nervensystems. Zwischen den Wirbelbögen treten die Rückenmarksnerven (Spinalnerven) aus dem Wirbelkanal aus.
Als eine Art Stoßdämpfer verbinden die Bandscheiben jeweils zwei Wirbelkörper miteinander. Daher heißt die Bandscheibe auch Zwischenwirbelscheibe. Sie besteht aus einem äußeren Faserring und einem zentral gelegenen Gallertkern. Insbesondere der Gallertkern fängt Stöße auf die Wirbelsäule ab.
Im Lauf des Lebens und bei fortwährender Belastung nimmt der Gehalt an Wasser im Gallertkern ab. Die Bandscheiben werden dünner und es kann zu krankhaften Veränderungen (Verschleiß) am Knochen der Wirbelkörper kommen.
Durch kleine Risse im Faserring kann der Gallertkern durch den Faserring nach außen treten. Es kommt zu einem Bandscheibenvorfall. Dieser kann dann auf die Spinalnerven oder das Rückenmark drücken und so starke Schmerzen und neurologische Ausfallerscheinungen verursachen.
Ein Bandscheibenvorfall der LWS äußert sich durch starke untere Rückenschmerzen, Muskelverspannungen, Gefühlsstörungen oder Lähmungen @ Henrie /AdobeStock
Eine Bandscheibenprothese besteht aus zwei Metallplatten, die an den Wirbelkörpern befestigt sind und einem beweglichen Kern aus Kunststoff. Ärzte bringen sie typischerweise von vorne, das heißt durch den Hals bzw. den Bauchraum, ein.
Die Prothese ersetzt die Bandscheibe, lindert Schmerzen und reduziert den Druck auf Rückenmark und Nerven @ Foxstudio /AdobeStock
Welche Krankheiten behandeln Spezialisten für Bandscheibenendoprothetik?
Hauptgrund für die Implantation von Bandscheibenendoprothesen sind Schmerzzustände und/oder neurologische Ausfallerscheinungen.
Diese sind die Folge von alters-, belastungs- oder krankheitsbedingten Veränderungen der Bandscheibe bzw. der Wirbelkörper.
Bei einem Bandscheibenvorfall nehmen Ärzte durch das Entfernen des Bandscheibenmaterials den Druck auf die Nerven. Durch das Einsetzen einer Bandscheibenprothese stellen sie den korrekten Abstand der Wirbelkörper voneinander wieder her. Die Beweglichkeit der Wirbel bleibt in der Regel erhalten.
Bei der Spondylose kommt es durch andauernde Fehlbelastungen und Übergewicht zu degenerativen Veränderungen der Wirbelkörper.
Es bilden sich neue knöcherne Strukturen, die Druck auf die spinalen Nerven ausüben. Oder zu einer Versteifung der Wirbelsäule führen.
Vor dem Einsetzen der Bandscheibenprothese entfernen Ärzte die knöchernen Neubildungen.
Sind Bandscheiben und angrenzende Knochenstrukturen degenerativ verändert, liegt eine Osteochondrose vor.
Spezialisten für Bandscheibenendoprothetik behandeln ebenfalls leichte Formen der Myelopathie (Rückenmarkschädigung), die durch eine Einengung des Wirbelkanals entstehen. Mediziner sprechen hier von einer spinalen Stenose oder einer Spinalkanalstenose.
Bei einer Spinalkanalverengung (Stenose) kommt es zu einer Einengung innerhalb des Wirbelkanals @ Axel Kock /AdobeStock
Der nicht-spezifische Kreuzschmerz, sofern der Schmerzen von der Bandscheibe kommt, kann Grund für eine künstliche Bandscheibe sein.
Welche Diagnoseverfahren setzen Spezialisten für Bandscheibenendoprothetik ein?
Über die Patientenbefragung (Anamnese) sowie eine körperliche und klinische Untersuchung können Ärzte meist die Ursachen für die Beschwerden eingrenzen.
Durch bildgebende Verfahren können sich Experten für Bandscheibenendoprothetik ein Bild machen von:
- Wirbelsäule
- Wirbel
- Bandscheiben
- Wirbelkanal
- Rückenmark
Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule stellen Veränderungen an den Wirbelkörpern (wie eine Spondylose) dar. Der Arzt kann die Zwischenwirbelräume beurteilen. Mit ihr lassen sich auch Funktionsaufnahmen zur Überprüfung der Stabilität und Beweglichkeit erstellen.
Im Röntgenbild mit Kontrastmittel kann sich eine geschädigte Bandscheibe zeigen @ endostock /AdobeStock
Mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) oder der Computertomographie (CT) kann der Arzt ebenfalls die Bandscheiben und den Wirbelkanal beurteilen. Mögliche Bandscheibenvorfälle lassen sich so erkennen.
Eine Myelographie kommt nur noch selten zum Einsatz. Dabei spritzen Ärzte Kontrastmittel in den Wirbelkanal, um Rückenmark und Spinalnerven besser sehen zu können.
Vor einer möglichen Bandscheibenprothesen-Operation spritzen Ärzte unter Umständen ein Kontrastmittel direkt in den Bandscheibenraum ein (Diskographie). So können sie sich die Ausbreitung im Röntgenbild ansehen. Je nach Verteilung des Kontrastmittels können sie Rückschlüsse auf die Art der Bandscheibenschädigung ziehen.
Welche Behandlungsmethoden gehören zum Leistungsspektrum eines Spezialisten für Bandscheibenendoprothetik?
Zum Leistungsspektrum eines Spezialisten für Bandscheibenendoprothetik gehören unter anderem folgende Methoden:
- Entfernung eines Bandscheibenvorfalls im Bereich der Halswirbelsäule und der Lendenwirbelsäule und Einbringen einer künstlichen Bandscheibe
- Behandlung der Osteochondrose durch Implantation einer Bandscheibenprothese
- Entfernung der knöchernen Neubildung bei Spondylose und Einbringen einer Bandscheibenprothese
- Dekompressionsoperation (Entlastungsoperation) bei Spinalkanalstenose durch Entfernung der einengenden Knochen und Bandstrukturen
Was zeichnet Spezialisten für Bandscheibenendoprothetik aus?
Experten für Bandscheibenendoprothetik sind in der Regel Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie oder Fachärzte für Neurochirurgie. Sie haben besondere Erfahrung im Bereich der Implantation von Bandscheibenprothesen.
Bei ihrer Entscheidung für oder gegen eine Operation wägen sie Chancen und Risiken gegeneinander ab. Sie ziehen mögliche Alternativen für eine Endoprothese in Betracht. Durch Zertifizierungen gewährleisten sie eine hohe Qualität in der operativen Versorgung.
Quellen
- Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) (2017) Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz – Langfassung, 2. Auflage. Version 1
- Gravius S, Weißkopf M, Ohnsorge JAK (2007) Die lumbale Bandscheibenprothese: Eine narrative Übersicht. Dtsch Arztebl 104(38): A-2592 / B-2290 / C-2222
- Ogon M, Meissner J, Tuschel A et al. (2006) Die Bandscheibenprothese an der Halswirbelsäule. J Miner Stoffwechs 13(1):14–17
- Schünke M et al. (2018) Prometheus. Allgemeine Anatomie und Bewegungssystem: LernAtlas der Anatomie. Thieme, Stuttgart
- Zechmeister I, Winkler R (2010) Bandscheibenprothesen: Systematischer Review. Decision Support Dokument Nr. 38. Ludwig Boltzmann Institut