Die Intimchirurgie umfasst Operationen im Genitalbereich bei Mann und Frau. Besonders im weiblichen Intimbereich haben die Eingriffe der Intimchirurgie in den vergangenen Jahren stark zugenommen und diesen wollen wir uns hier widmen. Die Nachfrage ist stetig steigend und das Thema ist in den Medien zunehmend enttabuisiert.
Es gibt zwei Fachgesellschaften die sich ausschließlich der Intimchirurgie widmen: DGINTIM, die Deutsche Gesellschaft für Intimchirurgie und Genitalästhetik, e.V. (www.dgintim.de) und GAERID, die Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie Deutschland (www.gaerid.de).
Als eine neue Disziplin der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie umfasst die weibliche Intimchirurgie mehrere Bereiche. Zum Ziel hat sie ästhetische und funktionelle Verbesserungen des Intimbereichs, denen oft eine medizinische Indikation zugrunde liegt.
Diverse Faktoren können Probleme im Intimbereich hervorrufen. Sie können genetisch bedingt sein wie eine Bindegewebsschwäche, aber auch durch den Alterungsprozess, eine oder mehrere Geburten oder hormonelle Veränderungen hervorgerufen werden.
Je nach Ausprägung können funktionelle Störungen auftreten, die den Alltag und die Sexualität stark beeinträchtigen. Ästhetische Aspekte sind ebenso ernst zu nehmen, da sie zum Teil jahrelange psychologische Probleme mit sich bringen. Besonders bei jungen Frauen kann dies zu einer Isolierung und Störung in der psychosexuellen Entwicklung führen.
In den folgenden Bereichen sind intimchirurgische Verbesserungen möglich:
- Innere Schamlippen: Wenn die kleinen, inneren Schamlippen, die labia minores, aus den großen weit herausragen, können sie sich entzünden durch Reibung an Kleidung, beim Radfahren oder Reiten. Mittlere bis schwere Infektionen können auftreten und der Geschlechtsverkehr stark gestört werden. Auch ästhetische Gründe können eine Rolle spielen, wenn die Scham vor dem Partner oder in der Sauna groß ist. Eine Schamlippenverkleinerung kann hier Abhilfe verschaffen.
- Äußere Schamlippen: Die äußeren Schamlippen sollten normalerweise die inneren bedecken und schützen. Durch eine Bindegewebsschäche oder genetisch bedingt, können sie zu klein geraten oder erschlaffen und damit ihre Funktion nicht erfüllen. In diesem Fall kann eine Schamlippenvergrößerung in Betracht gezogen werden.
- G-Punkt-Intensivierung: Die Erregbarkeit des in der Scheide gelegenen G-Punktes kann im Laufe der Jahre durch Erschlaffen des Gewebes nachlassen. Durch Unterspritzung lässt sich die Empfindungsfähigkeit wieder steigern und das Lustempfinden intensivieren.
- Venushügel: Überschüssige Fetteinlagerungen am Venushügel sind oft diätresistent. Trotz eines schlanken Körpers lagert sich hier hormonell und altersbedingt Fett ab, das in Badebekleidung und bei der Sexualität stört. Eine unkomplizierte Fettabsaugung stellt wieder einen harmonischen Übergang zum Unterbauch her.
- Vagina: Eine Scheidenerweiterung kann nach Geburten oder aufgrund einer Gewebeschwäche auftreten. Die Einschränkungen beim Geschlechtsverkehr können sehr stark sein.
- Kaiserschnittnarben: Im Zuge der immer stärker kontrollierten Geburtsvorgänge ist die Kaiserschnittrate in den letzten Jahren weiter angestiegen. Aber nicht immer verheilt die Narbe gut und oftmals treten auch Beschwerden auf. Wenn schwülstige Narben zurückbleiben und sich die Bauchdecke verschiebt, ist eine Nachkorrektur hilfreich.
- Deflorierung: Das Jungfernhäutchen oder Hymen kann bei einem Unfall, beim Sport oder beim Geschlechtsverkehr reißen. Wenn dies ein Problem für das Mädchen oder die junge Frau darstellt, z.B. aus religiösen Gründen, kann es in einem intimchirurgischen Eingriff rekonstruiert werden.
- Vaginismus: Erst in den letzten Jahren ist der Vaginismus, der „Scheidenkrampf“, als Krankheitsbild anerkannt worden. Die betroffenen Frauen können sich bei schwerer Ausprägung keinen Tampon einführen, keiner gynäkologischen Untersuchung unterziehen und keinen Geschlechtsverkehr haben, weil sich die Vagina krampfartig zusammenzieht. Vielfach als psychologisch bedingt abgestempelt, ist die Krankheit erst in den letzten Jahren als solche erkannt worden. Es gibt zahlreiche Therapieansätze, Vaginismus zu therapieren.
Nachstehend werden die Techniken und Vorgehensweisen in den verschiedenen Bereichen der Intimchirurgie erläutert:
Schamlippenverkleinerung in der Intimchirurgie
Zwei unterschiedliche Varianten bieten sich zur Verkleinerung der inneren Schamlippen, die je nach Physiognomie angewendet werden:
- Labienplastik unterhalb der Klitoris: Diese vergleichsweise einfache Technik, bei der das überschüssige Gewebe unterhalb der Klitoris vorsichtig abgetragen wird, kann nur in bestimmten Fällen angewendet werden. Bei falscher Diagnose und Anwendung dieser Technik verbleibt ein unnatürliches und operiertes Aussehen.
- Labienplastik mit Korrektur des Klitorismantels: In den meisten Fällen muss der Klitorismantel gestrafft werden bzw. auch hier überschüssige Haut entfernt werden. Nur so wird die ästhetische Einheit zwischen Schamlippen und Klitorismantel berücksichtigt und adäquat behandelt. Die Klitoris selbst wird dabei nicht angetastet und somit die volle Empfindsamkeit erhalten. Als Ergebnis entsteht ein harmonisches und sehr natürliches Ergebnis. Die Narben werden so versteckt, dass sie nahezu unsichtbar sind.
Vergrößerung der äußeren Schamlippen in der Intimchirurgie
Die äußeren Schamlippen können durch Unterspritzung wieder an Form und Größe gewinnen. Dazu wird entweder die vom Körper gut verträgliche Hyaluronsäure verwendet oder aber Eigenfett. In diesem Verfahren wird unter örtlicher Betäubung zunächst an einer anderen Stelle des Körpers Fett entnommen, aufbereitet und sodann in die äußeren Schamlippen eingebracht. Die beiden Verfahren, Verkleinerung der inneren Schamlippen und Vergrößerung der äußeren Schamlippen können problemlos kombiniert werden und in einem einzigen Eingriff erfolgen.
G-Punkt-Unterspritzung in der Intimchirurgie
Auch zur Intensivierung des G-Punktes bietet sich die Möglichkeit, entweder mit Hyaluronsäure oder mit Eigenfett zu unterspritzen. Nach Behandlung mit Hyaluronsäure dauert die Wirkung etwa ein Jahr lang an und bietet somit eine gute Gelegenheit, diese Form der Lustintensivierung auszuprobieren. Die G-Punkt-Intensivierung mit körpereigenen Fettzellen kann das ganze Leben lang anhalten. Es lässt sich jedoch nicht so viel Eigenfett in diesen Bereich einbringen, da dann das Fettgewebe absterben würde. Wenn vor einer Behandlung der Erfolg noch unsicher ist, empfiehlt sich meistens die Behandlung mit Hyaluronsäure.
Venushügel-Korrektur in der Intimchirurgie
Das überschüssige Fett, das sich im Venushügel gesammelt hat, lässt sich in einem kleinen ambulanten Eingriff problemlos absaugen. Zunächst wird das Areal angezeichnet und die so genannte Tumeszenzlösung eingebracht. Nach einer kurzen Einwirkzeit wird mit einer dünnen Kanüle, die kaum sichtbare Narben hinterlässt, das Fettgewebe abgesaugt. Wenn es notwendig erscheint, kann gleichzeitig der Unterbauch gestrafft werden.
Vaginalstraffung in der Intimchirurgie
Bei einer Vaginalstraffung wird die durch Geburten oder Gewebeschwäche geweitete Scheide wieder verengt. Die Straffung erfolgt durch einen chirurgischen Eingriff. Die selbstauflösenden Fäden verschwinden nach einigen Wochen völlig. Zusätzlich kann in demselben Eingriff die Unterspritzung von Eigenfett erfolgen und die Vagina damit weiter verengt werden. Die Sexualität wird nach einem solchen Eingriff auf beiden Seiten wieder intensiver genossen.
Narbenkorrektur nach Kaiserschnitt in der Intimchirurgie
Ein Kaiserschnitt kann unter Umständen sehr unschöne Narben hinterlassen, die sich in starken Verwachsungen und Fettanschoppungen, unter Umständen sogar einer Verschiebung der Bauchdecke äußern. Je nach Symptomatik muss die Behandlung angepasst werden und kann aus einer Fettumverteilung oder Bauchdeckenstraffung bestehen. Mit Eigenfettbehandlung, Fettabsaugung, Narbenkorrektur oder einer Miniabdominoplastik kann dem Unterbauch eine ästhetische Form zurückgegeben werden.
Hymenrekonstruktion in der Intimchirurgie
Ein zerrissenes Jungfernhäutchen kann mit verbleibenden Hymen-Resten und körpereigenem Vaginalgewebe wieder aufgebaut werden. Selbstauflösende Fäden verschwinden nach etwa sechs Wochen und dann ist die Hymenrekonstruktion nicht mehr erkennbar.
Vaginismus in der Intimchirurgie
Die gezielte Injektion von Botulinom Toxin ist eine sehr effiziente Behandlung des Vaginismus. In unterschiedlichen Studien kann die Therapie mit Botulinum und einer entsprechenden Nachbehandlung eine über 90-prozentige Erfolgsrate verbuchen. Selbst bei über viele Jahre bestehenden Fällen ist der Geschlechtsverkehr nach ca. zwei bis drei Wochen möglich. Botulinum Toxin bewirkt die Erschlaffung der Muskeln in der Vagina und verhindert damit die reflexartige Verkrampfung, die Patientinnen nicht willentlich steuern können. Auch wenn die Wirkung des Botulinum Toxins nach einigen Monaten nachlässt, ist der Teufelskreis durchbrochen und es gibt meist keine Rückfälle mehr.
Jeder chirurgische Eingriff ist mit Risiken verbunden. Mögliche Unverträglichkeiten von Medikamenten, Allergien und Gesundheitsprobleme sollten dem Arzt immer bereits beim Beratungsgespräch mitgeteilt werden, auch wenn diese nichts mit dem Eingriff direkt zu tun haben. So können Risiken weitgehend ausgeschaltet werden.
Nachblutungen, Entzündungen und Schwellungen können immer auftreten, aber medikamentös behandelt werden. Sie klingen normalerweise nach einigen Tagen wieder ab.
Sollten Sie Fieber bekommen oder sonstige unnormale Symptome feststellen, sollten Sie sich sofort mit Ihrem Arzt in Verbindung setzen.
Die meisten Eingriffe der Intimchirurgie können ambulant mit örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Bei manchen ist eine kurze Vollnarkose zu empfehlen.
Die Heilung ist normalerweise problemlos und vergleichsweise schnell, da der Intimbereich sehr gut durchblutet ist und über eine schnelle Regenerationsfähigkeit verfügt. Dennoch ist eine sorgsame Hygiene und Nachsorge wie bei allen chirurgischen Eingriffen nötig.
Auch die entsprechende Schonung nach dem Eingriff sollte sich die Patientin je nach Umfang des Eingriffs gewähren. Schmerzmittel und die nötige Ruhe begünstigen den Heilungsprozess.
Die funktionellen Störungen können normalerweise beseitigt werden. Im ästhetischen Bereich sind wir immer darauf bedacht, eine möglichst harmonische Einheit herzustellen, sei es zwischen den inneren Labien und dem Klitorismantel oder den äußeren Labien sowie an Venushügel und Unterbauch.
Mit jeder Patientin wird in einem ausführlichen Beratungsgespräch im Vorfeld des Eingriffs über die zu erwartenden Ergebnisse gesprochen. Dabei wird in jedem Fall individuell festgehalten, was die Erwartungen der Patientin sind und inwieweit diese zu erfüllen sind.
Wir haben hier von sehr unterschiedlichen Behandlungen im Intimbereich gesprochen, aber allen liegen Beschwerden geringeren oder größeren Umfangs und meist auch ein ästhetischer Anspruch zugrunde. Heraus fällt hier allerdings ein Krankheitsbild wie der Vaginismus, dessen Ursache rein funktionell bedingt ist. Mit der Behandlung kann die Krankheit in den meisten Fällen völlig beseitigt werden.
Auch eine Hymenrekonstruktion ist meist eine Notwendigkeit mit einem kulturellen und sozialen Hintergrund. Welche Gründe auch immer eine Revirginisierung erforderlich machen, es können hervorragende Ergebnisse erzielt werden: ohne Spuren zu hinterlassen ist bereits wenige Wochen nach dem Eingriff der Naturzustand wiederhergestellt.
Labienplastiken, Venushügel- und Narbenkorrekturen haben in vielen Fällen eine funktionelle Störung als Ausgangspunkt, immer spielen aber auch ästhetische Gründe eine Rolle. Bei diesen Eingriffen spielen neben der Beseitigung von funktionellen Problemen wie Entzündungen, Einklemmerscheinungen und Problemen in der Sexualität immer auch ästhetische Aspekte eine Rolle. Mit speziellen Techniken für jede der verschiedenen Operationen sind heute sehr gute Ergebnisse zu erreichen.
Die funktionellen Störungen können normalerweise beseitigt werden. Im ästhetischen Bereich sind wir immer darauf bedacht, eine möglichst harmonische Einheit herzustellen, sei es zwischen den inneren Labien und dem Klitorismantel oder den äußeren Labien sowie an Venushügel und Unterbauch.
Mit jeder Patientin wird in einem ausführlichen Beratungsgespräch im Vorfeld des Eingriffs über die zu erwartenden Ergebnisse gesprochen. Dabei wird in jedem Fall individuell festgehalten, was die Erwartungen der Patientin sind und inwieweit diese zu erfüllen sind.
Eingriffe im Bereich der Ästhetischen und Plastischen Chirurgie sind normalerweise nicht lebensnotwendig, auch wenn sie die Betroffenen oft aus einer Leidenssituation retten und die Lebensqualität deutlich verbessern. Dennoch übernehmen normalerweise gesetzliche Kassen keine Kosten, und auch die privaten Krankenkassen nur in den seltensten Fällen. Die Behandlungskosten können aber als spezielle Ausgabe zur Steuerreduzierung angegeben werden.