Zwischen Brusthöhle und Bauchraum liegt der wichtigste Atemmuskel, den wir haben: das Zwerchfell, von Medizinern auch Diaphragma (griechisch für Trennwand) genannt. Der Begriff Trennwand beschreibt eine Funktion des Zwerchfells: Es grenzt die Lunge im Brustkorb, dem Thorax, von den weiter unten liegenden Organen ab.
Für die Atmung ist das Zwerchfell unverzichtbar. Es spannt sich beim Einatmen an und sinkt dabei nach unten hin ab. Dadurch entsteht in der Brusthöhle ein Unterdruck, und die Lungen füllen sich mit Luft. Atmet der Mensch aus, wandert das Zwerchfell wieder nach oben und presst verbrauchte Luft aus den Lungen wieder hinaus.
Auf der rechten Seite liegt der Atemmuskel etwas höher, darunter die Leber. Auf der linken, etwas niedrigeren Seite ist unter dem Zwerchfell die Milz zu finden.
Mediziner unterscheiden zwischen der einseitigen und der wesentlich selteneren zweiseitigen Zwerchfelllähmung.
Auf beiden Seiten führt der Zwerchfellnerv oder auch Nervus phrenicus vom Rückgrat durch den Thorax bis hin zum Zwerchfell. Dieser Nerv hat vom Rückenmark vorbei an Lymphknoten, Hauptschlagader, Herzbeutel und Lunge einen langen Weg bis zu seinem Ziel. Kommt es auf dieser Strecke zu einer Beschädigung des Zwerchfellnervs, kann eine Zwerchfellparese die Folge sein.
Die Lähmung sorgt wiederum für einen Zwerchfellhochstand: Das Zwerchfell verlagert sich beim Ausatmen weiter nach oben, als dies normalerweise der Fall ist.
Neben der Lähmung des Zwerchfells können auch andere Ursachen für einen Zwerchfellhochstand verantwortlich sein:
Steht das Zwerchfell zu hoch, ist es in seiner Funktion eingeschränkt und engt zudem die Lungen ein und führt so zu Atembeschwerden. Dies macht sich in schwereren Fällen als Atemnot bemerkbar.
Wenn das Zwerchfell sich zu weit nach oben verlagert, kann es seine Funktion nicht mehr oder nur noch teilweise erfüllen. Außerdem nimmt es den Lungen Platz weg, was zu typischen Atembeschwerden führt. Kurzatmigkeit und Atemnot sind die Folgen, die sich bei den Patienten bemerkbar machen.
Im Stehen zeigt sich die Lähmung weniger stark als etwa im Liegen. Das liegt daran, dass die Schwerkraft die Bauchorgane nach unten zieht und das Zwerchfell so ebenfalls nach unten hin wandert. In diesem Fall hat die Lunge mehr Platz, sich auszudehnen. Doch beim Bücken oder im Liegen treten verstärkte Atemnot auf, auch beim Schwimmen verlagert sich das gelähmte Zwerchfell stark nach oben und nimmt der Lunge den nötigen Raum.
Körperliche Belastungen verstärken die Symptome. Besonders deutlich merken dies Patienten, die andere, die Atmung belastende Vorerkrankungen haben, etwa
Die Zwerchfelllähmung erhöht die Wahrscheinlichkeit, oft und wiederholt eine Lungenentzündung zu bekommen.
Auf seinem langen Weg verläuft der Zwerchfellnerv entlang diverser Organe, kommt dicht an die Wirbelsäule, an Lymphknoten und Hauptschlagadern heran. Auch die Thymusdrüse, die für das Immunsystem wichtig ist, der Herzbeutel und die Lunge liegen an seinem Weg. Es gibt viele Ursachen, die für eine Schädigung des Zwerchfellnervs auf dieser langen Strecke führen können. Oft wird der Nerv durch eine Operation verletzt, beispielsweise am Herzen oder am Thymus. Auch eine Entzündung oder ein Tumor kann dem Nervus phrenicus schaden und eine Lähmung hervorrufen. Virusinfekte stehen ebenfalls als Verursacher der Zwerchfelllähmung im Verdacht.
In seltenen Fällen kann auch der Zwerchfellmuskel selbst beschädigt sein und so zur einseitigen Lähmung führen.
Oft bleibt die Ursache für die Lähmung unbekannt, der Arzt spricht dann von einer idiopathischen Ursache.
Die seltene beidseitige Zwerchfelllähmung kann etwa Folge von Rückenmarksverletzungen oder neuromuskulären Erkrankungen wie ALS sein. Auch hier ist eine idiopathische Parese, also eine Lähmung mit unbekannter Ursache, möglich.
Zur Diagnose der Zwerchfelllähmung wird der Arzt den Thorax röntgen: Den Zwerchfellhochstand, der durch die Lähmung des Muskels entsteht, kann man auf dem Röntgenbild sehen. Wenn Patienten nach einer Operation am Herzen über Atemnot klagen, besonders im Liegen, wird diese Röntgenuntersuchung sinnvoll.
Eine Atemmessung im Ruhezustand, die sogenannte Spirometrie, zeigt das Ausmaß des Schadens am Zwerchfell. So erfährt der Arzt, wie viel Luftvolumen beim Einatmen in die Lunge gelangt. Dies wird im Sitzen und im Liegen gemessen. Bei einer einseitigen Zwerchfelllähmung zeigt sich eine verminderte Kapazität im Sitzen, im Liegen gelangt noch weniger Luft in die Lunge.
Die Blutgasanalyse aus dem Labor gibt Aufschluss per Blutbild.
Mit dem Ultraschall untersucht der Arzt das Zwerchfell, um die Bewegung des Muskels zu beurteilen und auch zu erkennen, ob sich der Muskel beim Einatmen mit der nötigen Muskelverdickung bewegt oder nicht. Das dient dazu, eine Zwerchfelllähmung zu beweisen oder zu widerlegen, denn für einen Zwerchfellhochstand kann es auch andere Ursachen geben.
Ist die Ursache danach noch immer ungeklärt, gibt es die Möglichkeit, mit einer Computertomographie (CT) oder einer Kernspintomographie andere Erkrankungen auszuschließen. Selten werden auch neurologische Untersuchungen wie die Neurographie oder die Elektromyographie genutzt, um Genaueres über die vorliegenden Nervenschäden zu erfahren.
Behandlungsbedürftig ist die Lähmung nur, wenn Patienten unter Atemnot leiden. Dann wird eine Zwerchfellraffung vorgenommen. Verursacht der geschädigte Zwerchfellnerv nur leichte Beschwerden, ist dies nicht nötig.
Bei der Zwerchfellraffung setzen Chirurgen bei einer Operation einige Nähte, die das Zwerchfell halten und verhindern, dass es sich nach oben in den Brustkorb hineinwölbt. Das verbessert die Effizienz, mit der die restliche Atemmuskulatur arbeiten kann, beim Einatmen strömt mehr Luft in die Lunge.
Wenn andere Erkrankungen wie Adipositas oder COPD als Ursache bekannt sind, sollten diese auf jeden Fall behandelt werden, etwa mit Gewichtsreduktion oder Medikamenten. Nach einer Operation kann es hilfreich sein, bis zu zwei Jahre zu warten: In manchen Fällen erholt sich das Zwerchfell wieder und die Symptome werden weniger. Unterstützend kann Atem- oder Bewegungstherapie helfen.
Bei Menschen mit einer speziellen Form von ALS wurden bereits Zwerchfellschrittmacher zur Stimulierung des Nervus phrenicus eingesetzt.
Die Zwerchfelllähmung ist meist eine Folge eines Schadens am Zwerchfellnerv. Sie kann nach Operationen, Verletzungen und Krankheiten auftreten und führt zu Atemnot und Kurzatmigkeit. In schweren Fällen hilft die Zwerchfellraffung per Operation, die Behandlung von ursächlichen Krankheiten ist ebenfalls nötig.