Tumoren, die für eine Operation nur schwer zugänglich sind, werden oft bestrahlt. Seit einigen Jahren gibt es nun auch in Deutschland spezialisierte Zentren für Protonentherapie, welche zu den Strahlentherapien zählt. Anders als bei der Röntgen- oder radioaktiven Strahlung besteht die Protonenstrahlung, wie der Name bereits sagt, aus Protonen. Dabei handelt es sich um energiegeladene Teilchen, welche in das Gewebe und in Organe eindringen und am Tumor ihre Energie freisetzen. Dadurch wird das Tumorgewebe geschädigt und stirbt ab.
Protonen haben eine besondere Eigenschaft: Sie werden im Gewebe langsamer und können daher in einer bestimmten Eindringtiefe im Tumor deponiert werden. Dort geben die Teilchen dann unmittelbar ihre Energie ab und setzen dadurch DNA-Schäden in den Krebszellen. Somit ist eine gezielte Schädigung von Tumoren möglich, ohne dass zu viel gesundes Gewebe in Mitleidenschaft gezogen wird.
Die Technik der Protonentherapie basiert auf einem Protonenstrahl, der mithilfe einer Ionenquelle generiert wird. In einem sogenannten Zyklotron werden die Protonen anschließend auf etwas mehr als die Hälfte der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Über Magnete werden die Protonen dann zu einem Strahl gebündelt, der sie direkt durch das Gewebe in den Zieltumor bringt.
Je nachdem, wie stark der Protonenstrahl gebündelt wird, stehen zwei Bestrahlungsoptionen zur Verfügung:
- punktgenau („Pencil Beam Scanning“) oder
- gestreut („Scattering“).
Beim Pencil Beam Scanning trifft der Protonenstrahl das Tumorgewebe sehr gebündelt, ähnlich einer Bleistiftspitze. Beim gestreuten Protonenstrahl wird der Tumor von einem breiteren Protonenstrahl getroffen.
Für die genaue Planung der Protonentherapie sind desweiteren CT-Aufnahmen notwendig, um die Eindringtiefe sowie die Ausdehnung des zu bestrahlenden Tumors zu bestimmen und den Protonenstrahl entsprechend zu programmieren. Dadurch wird sichergestellt, dass in der Hauptsache nur Tumorgewebe getroffen wird und der Schaden im gesunden Gewebe möglichst klein bleibt.
Die Protonentherapie wird in der Regel dann angewendet, wenn ein Tumor in einem sehr strahlungsempfindlichen Organ oder Bereich des Körpers liegt. Zu den infrage kommenden Tumorentitäten gehören unter anderem:
Weltweit betrachtet, wurden bis zum Jahr 2019 circa 200.000 Krebspatienten mithilfe der Protonentherapie behandelt – Tendenz steigend.
Aktuell gibt es in Deutschland 5 große Protonentherapie-Zentren. Ein sechstes, das in München betrieben wurde, musste im Jahr 2019 leider insolvenzbedingt schließen. Dennoch ist mit den 5 aktiven Zentren und den dort arbeitenden Protonentherapie-Spezialisten in Deutschland eine bedarfsgerechte Versorgung im Norden, Süden, Osten und Westen weitestgehend sichergestellt.
Die derzeit in der Protonentherapie verfügbaren Zentren:
- Westdeutsches Protonentherapiezentrum Essen,
- Ionenstrahl-Therapiezentrum Heidelberg,
- Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum (MIT),
- Universitäts-Protonen-Therapie Dresden sowie
- im Bereich der Augentumoren BerlinProtonen an der Charité.