Um die Arthrose des Kniescheibengelenks (Retropatellararthrose) zu verstehen, sollten Sie die Anatomie des Kniegelenks kennen. Das Kniegelenk ist das größte Gelenk im menschlichen Körper und besteht aus drei Hauptknochen:
- dem Oberschenkelknochen (Femur)
- dem Schienbein (Tibia) und
- der Kniescheibe (Patella)
Es ist ein komplexes Scharniergelenk, das Bewegungen wie Beugung und Streckung ermöglicht.
Anatomie des Kniegelenks @ bilderzwerg /AdobeStock
Das Kniescheibengelenk besteht aus der Kniescheibe (Patella) und der Gleitbahn des Oberschenkelknochens (Trochlea). Die Kniescheibe dient der Kraftübertragung des kräftigen Streckapparates und vergrößert dessen Hebelarm. Sie ist damit für eine kraftvolle Streckung des Kniegelenkes (z.B. beim Treppensteigen) unverzichtbar.
Die Entstehung der Retropatellararthrose ist oft multifaktoriell und hat verschiedene Ursachen, darunter:
- Alter: Das Alter ist ein wesentlicher Faktor bei der Entwicklung von Gelenkerkrankungen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Qualität des Gelenkknorpels ab, was das Risiko einer Arthrose erhöht.
- Überlastung: Wiederholte und lang anhaltende Belastung des Kniegelenks bei bestimmten Sportarten oder beruflichen Tätigkeiten erhöht das Risiko für eine Arthrose.
- Anatomische Faktoren: Die individuelle Anatomie spielt ebenfalls häufig eine Rolle. Ein flacher Patellargelenkspalt (Patelladysplasie) oder eine ungünstige Ausrichtung der Kniescheibe erhöhen das Risiko für eine isolierte Arthrose im Kniescheibengelenk.
- Genetik: Genetische Faktoren können dazu beitragen, ob jemand anfälliger für die Entwicklung von Gelenkerkrankungen wie Retropatellararthrose ist.
- Knieschmerzen: Der Schmerz ist das führende Symptom der Retropatellararthrose. Er tritt oft vorne im Kniegelenk, hinter oder um die Kniescheibe herum auf und kann sich bei Bewegung verschlimmern. Hierbei ist insbesondere das Treppensteigen sehr schmerzhaft.
Die Retropatellararthrose äußert sich in einer Vielzahl von Symptomen, die von Patient zu Patient variieren können.
Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Steifheit: Die Patienten können Steifheit im Kniegelenk erfahren, insbesondere nach längeren Ruhephasen oder nach dem Aufwachen morgens.
- Schwellung: Schwellungen um das Kniegelenk herum können auftreten, insbesondere nach intensiver Belastung.
- Knirschen oder Knacken: Das Knirschen oder Knacken im Kniegelenk, sogenannte Krepitationen, insbesondere während der Bewegung, sind ein häufiges Symptom der Retropatellararthrose.
- Eingeschränkte Beweglichkeit: Die Beweglichkeit des Kniegelenks kann eingeschränkt sein, was das Gehen und Treppensteigen erschwert.
Die Diagnose der Retropatellararthrose benötigt eine gründliche Untersuchung und Bildgebung.
Hier sind die gängigen Diagnoseverfahren:
Der Arzt führt zunächst eine ausführliche Anamnese durch, um Informationen über die Symptome und die Krankengeschichte zu sammeln. Eine gründliche körperliche Untersuchung des Knies, einschließlich Bewegungstests und Druckempfindlichkeit, ist ebenfalls entscheidend.
Röntgenaufnahmen, MRT (Magnetresonanztomographie) und CT (Computertomographie) überprüfen den Zustand von Knorpeln, Knochen und anderen Strukturen.
Diese Untersuchungen helfen dem Arzt, den Schweregrad der Arthrose zu bestimmen. Auch lassen sie Rückschlüsse auf die Gründe für die Arthrose zu.
In einigen Fällen ist eine Arthroskopie am Knie erforderlich. Die Arthroskopie ist ein minimalinvasiver chirurgischer Eingriff, bei dem Ärzte eine winzige Kamera in das Kniegelenk einführen. So können sie den Zustand des Knorpels direkt beurteilen. Dieses Verfahren verliert jedoch immer mehr an Bedeutung.
Ziele der Behandlung sind:
- Schmerzen zu lindern
- Funktion des Knies zu verbessern und
- Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen
Die Wahl der Behandlung ist abhängig von:
- Schweregrad der Arthrose
- Gründe für die Entstehung und
- Individuelle Bedürfnisse des Patienten
Zu den konservativen Behandlungsoptionen gehören:
Gezielte Übungen und physiotherapeutische Maßnahmen stärken die Muskulatur und verbessern die Beweglichkeit.
Die Verabreichung von entzündungshemmenden Medikamenten oder Schmerzmitteln kann die Schmerzen lindern.
Bei übergewichtigen Patienten kann die Gewichtsabnahme den Druck auf das Kniegelenk reduzieren.
Zu den Inektionstherapien gehören:
Diese Hyaluronsäure-Injektionen können die Gelenkschmiere verbessern und die Schmerzen vorübergehend lindern.
In einigen Fällen können kortikosteroidhaltige Injektionen entzündliche Prozesse unterdrücken.
Zu den operativen Behandlungsoptionen gehören:
- Arthroskopische Debridement:
Ist eine minimalinvasive Operation, bei der Ärzte lose oder beschädigte Knorpelteile entfernen. Dadurch reduziert sich die Reibung im Gelenk und lindert die Symptome.
Dies kann Schmerzen und Steifheit verbessern, ist jedoch eher eine temporäre Lösung und verlangsamt nicht das Fortschreiten der Arthrose.
Diese Operation eignet sich, um die Ausrichtung des Knies zu korrigieren. Dabei positionieren Ärzte die Knochen um das Kniegelenk neu. Der Druck auf die Kniescheibe verringert sich, die Belastung verteilt sich dadurch gleichmäßig. Dies kann bei bestimmten anatomischen Fehlstellungen, insbesondere bei X-Beinen (Valgus-Fehlstellung) hilfreich sein.
Bei jüngeren Patienten mit begrenzten Knorpelschäden ist eine Knorpeltransplantation sinnvoll. Hier transplantieren Ärzte gesunde Knorpel von einem anderen Teil des Kniegelenkes oder von einem Spender. So ersetzen sie den beschädigten Knorpel. Dieser Eingriff kann die Kniefunktion deutlich verbessern, ist jedoch technisch anspruchsvoll und nicht für alle Patienten geeignet.
- Teil- oder Totalendoprothese:
In fortgeschrittenen Stadien der Retropatellararthrose kann die Implantation einer Teil- oder Totalendoprothese erforderlich sein. Bei einer Teilendoprothese (Patellofemoralprothese) ersetzen Ärzte nur die Kniescheibenkomponente.
Dies ist insbesondere bei jungen Patienten mit einer isoliert auftretenden Erkrankung des Kniescheibengelenks ein gutes Verfahren. Nicht betroffene Anteile des Kniegelenks bleiben dadurch geschont, während die Totalendoprothese das gesamte Kniegelenk ersetzt.
Teil- und Totalendoprothese sind umfangreiche Operationen, die eine längere Erholungszeit benötigen. Sie bieten aber eine signifikante Schmerzlinderung und eine Wiederherstellung der Beweglichkeit.
Nach der operativen Behandlung der Retropatellararthrose ist die Rehabilitation entscheidend. Physiotherapie spielt eine wichtige Rolle, um Beweglichkeit und Kraft im Kniegelenk wiederzuerlangen.
Ein individualisiertes Rehabilitationsprogramm, einschließlich Übungen zur Muskelstärkung und Gelenkmobilisierung erstellt der zuständige Physiotherapeut.
Es ist auch wichtig, die Anweisungen des Arztes bezüglich Belastung und Aktivitätseinschränkungen nach der Operation zu befolgen. In den meisten Fällen kann es einige Monate dauern, bis der Patient die volle Funktionsfähigkeit des Knies wiedererlangt.
Die Retropatellararthrose ist eine schmerzhafte Gelenkerkrankung im Kniegelenk. Sie beeinträchtigt die Lebensqualität von Betroffenen erheblich.
Die Ursachen sind vielfältig, die Symptome können von Patient zu Patient variieren. Die Diagnose erfolgt durch eine gründliche Untersuchung und Bildgebung.
Die Behandlungsoptionen reichen von konservativen Maßnahmen über Injektionstherapien bis hin zu verschiedenen operativen Eingriffen. Die Auswahl der geeigneten Therapie hängt von der individuellen Situation des Patienten ab.
Eine rechtzeitige Diagnose und eine angemessene Behandlung tragen dazu bei, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Es ist wichtig, sich von einem erfahrenen Orthopäden beraten zu lassen, um die für Sie beste Behandlungsoptionen zu ermitteln. Den Teilgelenkersatz am Kniescheibengelenk (Patellofemoralprothese) führen nur erfahrene Endoprothetik-Spezialisten durch.