Die Spodylitis ankylosans, wie der Morbus Bechterew auch genannt wird, gehört in die Gruppe der Spondyloarthritiden, also der entzündlichen Erkrankungen des Skelettsystems. Die Krankheit tritt häufiger bei jungen Männern zwischen 20 und 40 Jahren auf. Überwiegend sind die Wirbelsäule und der Übergang zum Becken, das sogenannte Ileosakralgelenk, betroffen. In einigen Fällen finden sich Symptome auch im Bereich des Kniegelenks und der Sehnenansätze.
Die Knochen und Gelenke werden im Verlauf der Krankheit durch die Entzündungen zerstört und abgebaut, während an anderer Stelle neue Knochenzapfen gebildet werden. Diese haben anatomisch gesehen keine Funktion und schränken die Beweglichkeit des Skeletts der Betroffenen sehr stark ein.
In Westeuropa entwickeln Schätzungen zufolge etwa 0,5 Prozent der Menschen einen Morbus Bechterew.
Die Ankylosierende Spondylitis ist eine chronische Erkrankung und verläuft schubweise. Mit jedem Krankheitsschub können die Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen weiter zunehmen. Im Bereich der Gelenke und Bänder kommt es zu Verwachsungen und Versteifungen, doch ebenso können das Herz, die Augen und andere Organe von Veränderungen betroffen sein.
Folgende Symptome weisen auf einen Morbus Bechterew hin:
- Hauptsymptom sind die tiefsitzenden Rückenschmerzen, Morgensteifigkeit und nächtlicher Schmerz
- Desweiteren treten häufig auf: Hüft-, Knie- und Schulterschmerzen
- Schmerzen in der Ferse
- Tennisellenbogen und Sehnenerkrankungen
- Müdigkeit
- Gewichtsverlust
- Schmerzen beim Niesen und Husten
Nach Jahren und mehreren Schüben verändert der Morbus Bechterew die Körperhaltung zusehends. Das Becken flacht ab, die Brustwirbelsäule wird immer weiter gekrümmt, sodass ein Buckel resultiert. Die Gelenke des Körpers sind dann meist zusätzlich durch starke Schmerzen in ihrer Bewegung eingeschränkt.

Als wichtige Komplikationen können Veränderungen an Augen, Herz oder Nieren auftreten, welche einer intensiven Abklärung durch Experten bedürfen. Sonst drohen dauerhafte Schäden der betroffenen Organsysteme.
Die genauen Hintergründe warum und bei wem sich eine Spondylitis ankylosans entwickelt, sind nach wie vor ungeklärt. Möglicherweise spielt die Genetik eine wichtige Rolle, aber auch Autoimmunreaktionen stehen im Verdacht. Sehr markant ist aber auch das Auftreten von HLA-B27 im Blut von Betroffenen. Dabei handelt es sich um ein Oberflächen-Eiweiß, welches dem Immunsystem hilft, Krankheitserreger und Bedrohungen zu erkennen. In einigen Fällen jedoch löst HLA-B27 starke Immunreaktionen aus, die im Verdacht stehen, Knochen und Gelenke entzündlich anzugreifen. Daraus entwickelt sich schließlich die chronische Entzündung der Wirbelsäule und des Beckens, die ankylosierende Spondylitis. Welcher Erreger letztlich diese Überreaktion auslöst ist indes unbekannt.
Um die Erkrankung erkennen zu können, ist die Mitarbeit des Patienten im Anamnese-Gespräch sehr wichtig. Charakteristische Rückenbeschwerden eröffnen zumeist das Gespräch mit dem Arzt. Darüber hinaus deuten weitere Anzeichen auf den Morbus Bechterew:
- Mehr als drei Monate anhaltender Kreuzschmerz
- Beschwerden vor dem 45. Lebensjahr
- Morgensteifigkeit von länger als einer halben Stunde
- Verbesserung der Rückenschmerzen bei Bewegung, nicht aber in Ruhe
- häufiges nächtliches Aufwachen in der zweiten Nachhälfte durch starke Kreuzschmerzen
- wechselnde Gesäßschmerzen.
Um die Verdachtsdiagnose abzusichern, bedient sich der Arzt verschiedener Methoden. Zum einen gibt es den Mennell-Test, bei dem das Bein in Bauchlage nach hinten angehoben wird. Dadurch kommt es beim Bechterew-Patienten zu einem Schmerzempfinden im Kreuzbeinbereich. Das Schober-Ott-Zeichen hingegen hilft, die Beweglichkeit der Wirbelsäule einzuschätzen. Ein Spodylitis-Patient wird, beim Beugen des Körpers nach vorn, den Boden mit den Fingerspitzen nicht mehr erreichen können.
Hilfreich sind zudem die Bestimmung von Entzündungsparametern (z. B. CRP oder Blutsenkungsgeschwindigkeit), MRT-Aufnahmen des Rückens oder die Bestimmung von Rheumafaktoren, wie HLA-B27.
Die Therapie beim Morbus Bechterew stützt sich auf drei wesentliche Säulen:
- Mittel gegen Schmerzen und Entzündungen,
- Mittel zur Dämpfung des Immunsystems und schließlich
- Die Bewegung und Ernährung.
Als Schmerzmittel der Wahl gelten vor allem die nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Da diese jedoch bei Langzeiteinnahme den Magen schädigen können, werden sie oft in Kombination mit magenschonenden Medikamenten gegeben. Während akuter Schübe ist ebenfalls Kortison als Spritze anwendbar.
Unterstützend zur medikamentösen Behandlung haben sich Physiotherapie und leichte Gymnastik bewährt. Beim Essen sollte auf Fett und zu viel Fleisch verzichtet werden, denn die darin enthaltenen Arachidonsäuren (= spezielle Fettsäuren) wirken entzündungsfördernd.
Die Dämpfung des Immunsystems (= Immunsuppression) erfolgt nur dann, wenn alle anderen Therapien ergebnislos ausgeschöpft wurden. Denn ein gedämpftes Immunsystem bedeutet stets ein höheres Risiko, Infektionen zu bekommen oder an Krebs zu erkranken.
Die ankylosierende Spondylitis ist eine schubweise verlaufende, chronische Erkrankung, welche sich über Jahre hinweg entwickelt. Die Krankheit ist mit heutigen Mitteln nicht heilbar. Doch können ihr Verlauf und die Prognose günstig beeinflusst werden. Ein aktiver Lebensstil wird ebenso empfohlen wie eine gesunde Ernährungsweise mit ausreichend Obst und Gemüse. Neben der ärztlich begleiteten Schmerzbehandlung sollten Patienten spezielle Trainingsprogramme absolvieren, die ihnen von Krankengymnasten und Physiotherapeuten gleichermaßen zusammengestellt werden.
Ganz besonders wichtig ist es jedoch, die Kontrolluntersuchungen zur Einschätzung der Veränderungen am Skelett wahrzunehmen. Treten darüber hinaus Komplikationen an Herz- und Kreislaufsystem sowie an den Augen oder Nieren auf, sind die Sehfähigkeit, die Nierenfunktion (mittels glomerulärer Filtrationsrate = eGFR) und die Herzfunktion (z. B. mittels EKG) regelmäßig beim jeweiligen Facharzt (Augenarzt, Nephrologe, Kardiologe) untersuchen zu lassen. Dann kann die Prognose selbst bei fortschreitender Spondylitis positiv und die Erkrankung in ihrem Verlauf verlangsamt sein.