Beckenendlage - Spezialisten und Informationen

14.04.2020
Prof. Dr. med. Markus Wallwiener
Medizinischer Fachautor

Bei einer Beckenendlage liegt das ungeborene Kind im Bauch der Mutter mit dem Po in Richtung des Beckenausgangs. Im Normalfall sollte sich das Kind ca. bis zur 32. Schwangerschaftswoche so gedreht haben, dass der Kopf in Richtung Beckenausgang zeigt. Dann ist eine natürliche Geburt meist normal möglich.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten bei Beckenendlage

ICD-Codes für diese Krankheit: O32, O64

Empfohlene Spezialisten bei Spezialisten bei Beckenendlage

Artikelübersicht

Was ist eine Beckenendlage genau?

Die Beckenendlage gehört zu den sogenannten Lageanomalien. Regelrecht wird ein Baby mit dem Kopf voran geboren. Man spricht hier auch von einer Schädellage. Eine Querlage besteht dann, wenn das Baby quer im Bauch der Mutter liegt. Befindet sich der Kopf im Mutterleib jedoch oben und die Füße oder der Po dementsprechend unten, liegt eine Beckenendlage vor. Je nach Lage des Ungeborenen können verschiedene Formen der Beckenendlage unterschieden werden:

  • Steißlage: Die Füße des Ungeborenen liegen vor seinem Gesicht bzw. annähernd neben dem Kopf. Der Po würde bei einer vaginalen Geburt also zuerst geboren werden.
  • Steiß-Fuß-Lage: Das Baby zieht ein oder beide Knie zum Bauch hin an.
  • Fußlage: Das Baby streckt die Beine aus. Bei dieser seltenen Form würde das Baby mit den Füßen zuerst auf die Welt kommen.
  • Knielage: Dabei kniet das ungeborene Baby.
Beckenendlage
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Ursachen, Gründe und Auslöser der Beckenendlage

In rund der Hälfte aller Fälle findet sich keine Ursache für die Lageanomalie des Babys. Besonders häufig tritt die Beckenendlage jedoch bei Frauen auf, die ihr erstes Kind zur Welt bringen. Studien zeigen zudem, dass Frauen, die aus einer Beckenendlage zur Welt gebracht wurden, ebenfalls häufiger ihr Kind aus der Beckenendlage gebären.

Viele Babys drehen sich erst in der Zeit rund um die 30. Schwangerschaftswoche. Frühgeborene, die vor diesem Zeitraum zur Welt kommen, haben sich oft noch nicht gedreht. Beckenendlagen treten deshalb bei einer Frühgeburt mit gesteigerter Häufigkeit auf.

Ein weiterer Risikofaktor für eine Beckenendlage ist die Mehrlingschwangerschaft. Hier fehlt einem oder beiden Zwillingen bzw. Mehrlingen der Platz für die Drehung. Zu wenig Platz besteht auch bei normalen Schwangerschaften mit zu wenig Fruchtwasser (Oligohydramnion). Bei zu viel Fruchtwasser (Polyhydramnion) besteht eher zu viel Platz, wodurch sich die Lage häufig innerhalb von kurzer Zeit ändern kann - die sogenannten “wechselnden Kindslagen”. Somit ist auch hier das Risiko für eine Beckenendlage erhöht.

Weitere Ursachen für eine Beckenendlage sind:

  • Fehlbildungen des Ungeborenen
  • eine zu kurze Nabelschnur oder Nabelschnurumschlingungen
  • Anomalien der Plazenta (z. B. Plazenta praevia)
  • Tumore der Mutter im Bereich des Beckens
  • mütterliche Verformungen des Beckens
  • gutartige Tumore (Myome) der Gebärmutter
  • anatomische Veränderungen der Gebrmutter, wie zum Beispiel eine herzförmige Gebärmutter oder eine Trennwand innerhalb der Gebärmutter.

Anzeichen für eine Beckenendlage

Viele Frauen bemerken nicht, dass ihr Kind in Beckenendlage liegt. Möglicherweise können die Schwangeren vermehrt Tritte des Kindes im Unterleib feststellen. Die Füße können bei Druck auf die Blase einen vermehrten Harndrang auslösen. Ebenso drückt der Kopf in einigen Fällen von unten gegen die Rippen. Das wird als äußerst unangenehm empfunden oder kann mit Schmerzen verbunden sein.

Beckenendlage und Geburt

Im Gegensatz zur Querlage erfordert die Beckenendlage nicht zwingend einen Kaiserschnitt. Es gibt Kliniken, die die natürliche Entbindung eines Babys in Steißlage begleiten. Da die Beckenendlage in der Geburt andere Komplikationen birgt als die Kopflage, ist eine Begleitung durch erfahrene Hebammen und Ärzte für einen positiven Geburtsverlauf wichtig. Dann sind die Voraussetzungen für eine komplikationslose Geburt auch bei einer Beckenendlage gegeben. Dennoch gilt die Beckenendlage als hinreichender Faktor für eine Risikogeburt.

Einfluss der Beckenendlage auf das Kind

Die Beckenendlage beeinträchtigt die Entwicklung des Ungeborenen in der Regel nicht. Von einer Beckenendlage spricht man erst, wenn sich das Kind zum Ende der Schwangerschaft nicht gedreht hat. Fehl- und Missbildungen entstehen in früheren Schwangerschaftsstadien und haben ihre Ursache nicht in einer Beckenendlage. Auch die Versorgung des Ungeborenen ist durch die Beckenendlage im Normalfall nicht gefährdet.

Untersuchung und Diagnose

Die Beckenendlage wird bei den meisten Frauen im Rahmen der normalen Schwangerschaftsvorsorge diagnostiziert. Der Frauenarzt kann mittels Ultraschall genau erkennen, wie das Baby im Mutterleib liegt. Bei jeder Vorsorgeuntersuchung trägt der behandelnde Arzt die genaue Lage des Kindes in den Mutterpass ein. Von einer Beckenendlage spricht der Gynäkologe dann, wenn sich der Fötus bis zur 32. Schwangerschaftswoche noch nicht gedreht hat. Grundsätzlich ist die Drehung aber ungefähr bis zur 37. Schwangerschaftswoche noch möglich.

Beckenendlage

© fotoduets | AdobeStock

Behandlung der Beckenendlage: Warten, Wendung oder Kaiserschnitt

Erfahrene Geburtshelfer können bei einer Beckenendlage eine sogenannte äußere Wendung durchführen. Dabei wird das Kind mit vorsichtigen und gezielten Handgriffen von außen durch die Bauchdecke aus der Steißlage in die Schädellage gedreht. Die Erfolgsquote für dieses Verfahren liegt bei etwa 50 - 70 %.

In weniger als 3 % aller Fälle treten Komplikationen auf. Dazu gehören zum Beispiel das vorzeitige Ablösen der Plazenta und der Abfall der Herzfrequenz des Babys. Deshalb sollte bei jeder äußeren Wendung ein einsatzbereites OP-Team zur Durchführung eines Kaiserschnitts (Sectio) zur Verfügung stehen.

Die Versorgung von Schwangeren, die aus der Beckenendlage gebären oder bei denen eine äußere Wendung durchgeführt wird, erfolgt zumeist in Perinatalzentren. Geburtshilfe-Spezialisten sind auf die Versorgung von Früh- und Neugeborenen spezialisiert.

Verlauf und Prognose der Beckenendlage

Eine äußere Wendung nach der 37. Schwangerschaftswoche kann die Anzahl der Kaiserschnitte reduzieren und erhöht so zugleich die Wahrscheinlichkeit für eine natürliche Geburt. Wenn keine besonderen Risikofaktoren vorliegen, können die Schwangeren jedoch auch aus der Beckenendlage vaginal entbinden. Die Geburt kann sowohl für das Kind als auch für die Schwangere anstrengender sein als eine Geburt aus Schädellage.

Liegt ein Missverhältnis zwischen der Kopfgröße des Babys und dem mütterlichen Becken vor, kann es zu Verzögerungen während der Geburt kommen. Deshalb wird häufig vor einer Geburt aus Beckenendlage ein Ultraschall oder ein MRT gemacht, um dieses Verhältnis zu beurteilen. Sind hier Auffälligkeiten erkenntlich, kann ein Kaiserschnitt erforderlich sein.

Quellen

  • https://flexikon.doccheck.com/de/Beckenendlage
  • https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/schwangerschaft/schwangerschaftsdrittel/#c73
  • https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/geburt/komplikationen/beckenendlage/#c3094
  • https://deximed.de/home/b/schwangerschaft-geburtshilfe/geburt-wochenbett/geburt/beckenend-und-querlage/
  • https://www.cochrane.org/de/CD000084/PREG_aussere-wendung-bei-beckenendlage-vor-dem-geburtstermin
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