Myome sind Muskel-Wucherungen der Gebärmutter (Uterus). Sie sind die häufigsten gutartigen Tumore des weiblichen Genitaltrakts. Manche Myome werden so groß, dass die Patientinnen bei sich eine Schwangerschaft vermuten.
Myome können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder zu Unfruchtbarkeit führen. Das hängt stark von der Lagebeziehung des Myoms zu Gebärmutterhöhle und den Eileitern ab. Eine Beurteilung ist nur individuell möglich. Unfruchtbarkeit duch Myome kommt allerdings eher selten vor.
Je nachdem, wo sich der Tumor bildet, unterscheidet man verschiedene Arten von Myomen:
- Subseröse Myome befinden sich außen auf dem Uterus und wachsen von dort ins Bauchfell hinein. Sie können einen Stiel haben, der sich im schlimmsten Fall verdreht und dann der Patientin extreme Unterbauchbeschwerden verursacht. In diesem Fall ist eine Notoperation erforderlich.
- Intramurale Myome wachsen innerhalb der Gebärmutterwand und gehören zu den häufigsten Myomen.
- Transmurale Myome können sich aus allen Gebärmutterschichten bilden.
- Submuköse Myome sind meist klein. Sie entstehen im Gebärmuttermuskel und wachsen in die Uterusschleimhaut hinein, sodass es zu Blutungsstörungen kommt.
- Intraligamentäre Myome entstehen in den Bindegewebeschichten außerhalb des Uterus, dem sogenannten Halteapparat der Gebärmutter.
- Zervixmyome sind ausgesprochen selten und bilden sich in den Muskelschichten um den Gebärmutterhals (Zervix).
Darstellung von Myomen in und außerhalb der Gebärmutter © Tsuyna | AdobeStock
Myome entwickeln sich aus unkontrolliert wachsenden Gebärmuttermuskelzellen.
Die genaue Entstehungsursache der Myome ist aktuell noch unbekannt. Mediziner nehmen an, dass das weibliche Sexualhormon Östrogen dabei eine Rolle spielt. Daher ordnet man Myome auch den hormonabhängigen Tumoren zu.
Die Vermutung basiert auf der Beobachtung, dass es bei Frauen nach den Wechseljahren nicht mehr zu Myomen kommt. Sind bei diesen Patientinnen dann noch Myome vorhanden, hören sie auf zu wachsen.
Man geht auch davon aus, dass die Entstehung von Myomen genetisch bedingt ist. Myome treten familiär gehäuft auf. Auch die ethnische Zugehörigkeit spielt eine Rolle.
Viele Frauen haben trotz bestehender Myome keine Beschwerden. Zur Krankheit werden Myome erst durch das Auftreten von Symptomen. Welche Symptome der Tumor auslöst, hängt davon ab, wie groß er ist und wo er sich befindet.
Die häufigsten Beschwerden sind:
- Blutungsstörungen: Zu intensive Monatsblutung, zu starke und zu lange Menstruation, Zwischenblutungen
- Schmerzen während der Menstruation. Dabei kommt es oft zu Blutgerinnseln in der Gebärmutterhöhle, die dann unter Krämpfen abgehen.
Seltener treten
- Schmerzen im Unterbauch
- Rückenschmerzen (das Myom drückt auf die austretenden Rückenmarksnerven)
- Nierenschmerzen
- Seitenstechen
- Verstopfung (der Tumor vergrößert sich in Richtung Enddarm)
- intensiver Harndrang (das Myom drückt auf die Harnblase)
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
auf.
Auch der unerfüllte Kinderwunsch ist eines der möglichen Symptome des Uterus myomatosus.
Myome können Schmerzen im Unterleib verursachen @ SENTELLO /AdobeStock
Häufig wachsen Myome in der Schwangerschaft schneller. Dadurch kann es zu
- Lageveränderungen des Kindes,
- Schmerzen und
- einem Verlegen des Geburtskanals
kommen. Dann ist ein Kaiserschnitt notwendig. Myome erhöhen das Risiko von Fehl- und Frühgeburten. Mitunter kommt es durch sie auch zu Eileiterschwangerschaften.
Die gutartigen Tumore lassen sich oft vom Frauenarzt durch Abtasten der Gebärmutter von der Scheide oder vom Enddarm aus feststellen. So lässt sich auch diagnostizieren, ob mehrere Myome vorliegen.
Danach überprüft der Arzt seine Verdachtsdiagnose mithilfe der Ultraschalluntersuchung (Sonografie). Sie zeigt ihm außerdem, wo genau das Myom sitzt und welche Größe es hat. Der Frauenarzt führt den Ultraschall meist über die Scheide durch. Alternativ kommt auch eine Untersuchung über die Bauchdecke infrage.
Manche Myome sind auf dem Ultraschallbild nicht eindeutig erkennbar. Das ist beispielsweise beim intramuralen Myom der Fall. Daher kann auch eine Kernspintomographie (MRT) in ausgewählten Fällen sinnvoll sein.
Auch eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) und eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) sind hilfreich. Damit lässt sich die genaue Lage der Myome feststellen und gleichzeitig kann der Arzt manche Myome dabei direkt entfernen.
Ein ergänzendes diagnostisches Verfahren ist die Blutuntersuchung. Der Frauenarzt überprüft dabei die Eisenwerte zum Ausschluss oder Nachweis eines Eisenmangels. Eisenmangel kann durch den teilweise hohen Blutverlust während der Menstruation auftreten.
Myome, die keine Schmerzen oder starke Blutungen verursachen, erfordern keine Therapie. Hier reicht eine Überwachung durch gynäkologische Untersuchungen alle 6 bis 12 Monate aus.
Myome der Gebärmutter sind nicht-invasiv, sie wachsen also nicht in das umliegende gesunde Gewebe ein. Daher lassen sie sich unproblematisch chirurgisch entfernen, ohne dass Reste zurückbleiben.
Allerdings hängt die Entscheidung für den operativen Eingriff davon ab,
- wo sich das Myom befindet,
- wie groß es ist,
- welche Beschwerden es auslöst,
- wie stark diese sind und
- wie alt die Patientin ist.
Operative Entfernung von Myomen
Bei jüngeren Frauen, die sich in Zukunft evtl. noch Kinder wünschen können, entfernt der Gynäkologe die Geschwulst oft mithilfe der Laparoskopie. Er entfernt sie über winzige Einschnitte in der Bauchdecke, in die er ein langes dünnes Rohr (Laparoskop) einführt.
Ein modernes Verfahren ist die Embolisation. Dabei entfernt man nicht den Tumor, sondern unterbindet durch die Verödung der Blutgefäße einfach seine Versorgung. So kann das Myom nicht weiterwachsen und stirbt ab. Die Erfolgsrate der Symptomkontrolle liegt dabei bei etwa 80%.
Ein weiteres innovatives Verfahren ist der MR-gesteuerte hochfokussierte Ultraschall. Die Patientin liegt dazu auf einem speziellen Ultraschallgerät. Dessen hochfrequenten Schallwellen erzeugen so viel Hitze, dass das Gewebe des Myoms zugrunde geht. Auch diese Methode hat eine Erfolgsrate von etwa 80%.
Bei symptomatischen Myomen und abgeschlossener Familienplanung ist die Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) eine Option. Diese Methode ist die einzige mit einer Erfolgsrate von 100%, da dann definitiv keine Gebärmuttermyome mehr vorhanden sind oder neu entstehen können.
Operativ entfernte Myome verschiedener Größe © Arjun | AdobeStock
Medikamentöse Myomtherapie
Myome lassen sich auch medikamentös behandeln. Zum Einsatz kommen dabei Gestagene, die das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut bremsen. So reduziert sich auch die Blutungsstärke. Gestagene haben möglicherweise zudem einen Einfluss auf das Myomwachstum.
GnRH-Analoga unterdrücken zentral die Bildung von Östrogen und lassen die Myome dadurch schrumpfen. Allerdings treten dann Wechseljahressymptome auf, die für die meisten Frauen sehr belastend sind. Daher wird dieses Verfahren meist nur über eine kurze Zeit vor einer geplanten Operation eingesetzt.
Das modernste medikamentöse Verfahren ist der Progesteron-Rezeptor-Downregulator Ulipristalacetat. Er kann sowohl vor einer Operation als auch als Intervalltherapie langfristig eingesetzt werden. Die Nebenwirkungen sind dabei deutlich geringer ausgeprägt als bei den GnRH-Analoga.
Welches Verfahren beim Uterus myomatosus eingesetzt wird, sollte in einer spezialisierten Myomsprechstunde unter Berücksichtigung
- aller Therapieoptionen,
- der Beschwerden der Patientin und
- ihrem Leidensdruck
entschieden werden.