Die Bezeichnung MRgFUS ist eine Abkürzung für ein modernes nicht-invasives therapeutisches Verfahren. Sie steht für Magnetresonanztomografie-gesteuerte hochfokussierte Ultraschallwellentherapie.
Bei einer MRgFUS bestrahlen gebündelte Ultraschallwellen punktgenau das Therapiegebiet gesendet. Mittels lokaler Hitzeentwicklung von bis zu 80 Grad Celsius zerstören sie das kranke Gewebe. Diese Zerstörung mittels Hitze heißt medizinsch Thermoablation.
Die Behandlung erfolgt unter ständiger Steuerung und Kontrolle mittels Magnetresonanztomografie (MRT). Das stellt sicher, dass nur krankhaftes Gewebe erhitzt wird. Das umliegende gesunde Gewebe, z.B.
werden geschont.
Die MRgFUS kann in bestimmten Situationen einen operativen Eingriff oder andere Therapieformen ersetzen.
Die Vorteile der MRgFUS-Behandlung gegenüber anderen Therapien sind:
- MRgFUS ist kein operatives Verfahren, es entstehen keine Wunden oder äußere Narben.
- Es bestehen keine operationsbedingten Risiken wie Infektion und Blutung.
- Die MRgFUS ist sehr präzise und umliegendes Gewebe wird geschont.
- Der MRgFUS ist wenig belastend und lindert Symptome wie verlängerte/verstärkte Periodenblutungen oder Schmerzen zuverlässig.
- Ultraschallwellen sind strahlungsfrei, d.h. für den Menschen nicht schädlich.
- Die MRgFUS ist ein organerhaltendes Verfahren, d.h. Prostata und Gebärmutter müssen nicht entnommen werden.
- Funktionen der Organe bleiben erhalten.
- Prostatakarzinome werden mit Hilfe von Hitze zerstört. Die MRgFUS Therapie eignet sich insbesondere für die Behandlung von auf die Prostata beschränkten Karzinomen.
- In der Regel erfolgt die Behandlung einmalig und es sind keine Wiederholungseingriffe notwendig.
Die MRgFUS ist ein sicheres und schonendes, schmerzarmes, nicht-invasives Verfahren. Es ist keine Operation und damit keine Hautschnitte erforderlich. Daher eignet es sich auch für Patienten, die
- einen operativen Eingriff unter Narkose ablehnen oder
- bei denen eine Operation unter Umständen zu risikoreich wäre.
Die meisten Behandlungen erfolgen in Analgosedierung. D.h. potentielle Schmerzen werden während der Therapie durch Schmerzmittel gut kontrolliert. Treten dennoch Schmerzen auf, kann der Patient Rückmeldung geben und die Hitzeablation unterbrechen.
Dadurch ist die Behandlung sehr sicher.
Bei Patienten mit einem Prostatakarzinom oder einem Knochentumor ist eine Vollnarkose notwendig. Sie stellt sicher, dass der Arzt präzise arbeiten kann.
Welche Erkrankungen können mit der MRgFUS behandelt werden?
Erkrankungen, die mit der MRgFUS behandelt werden können, sind beispielsweise:
- Myome in der Gebärmutter (Uterusmyom)
- Adenomyose (Adenomyosis uteri)
- Gutartige Knochentumore (Osteoidosteome)
- Bösartige Knochentumore (Schmerzhafte Knochenmetastasen)
- Gutartige Weichteiltumore (Desmoidtumore)
- Prostatakrebs im Frühstadium
- Arthrose der Zwischenwirbelgelenke (Facettengelenksarthrose)
- Essentieller Tremor oder Tremor bei Parkinson
Was kann die MRgFUS erreichen?
Ziel der MRgFUS-Behandlung ist die vollständige Zerstörung eines Tumors. Ist das nicht möglich, versucht man, stark beeinträchtigende Symptome wie etwa
zu lindern. Dabei wird gesundes, funktionell wichtiges Gewebe geschont.
MRgFUS bei Myomen
Uterusmyome sind gutartige Tumoren der Gebärmutter. Sie treten häufig auf und verursachen Beschwerden wie
- starke und lange Monatsblutungen,
- Unfruchtbarkeit durch Verhinderung der Einnistung von befruchteten Eizellen,
- Rückenschmerzen und
- Schmerzen bei der Menstruation.
Ziel der Behandlung von Uterusmyomen ist eine thermische Zerstörung von mindestens 80 % des Myomgewebes. Dadurch schrumpfen die Myome und die myombedingten Beschwerden bilden sich zurück oder verschwinden.
Die Gebärmutter und die Fruchtbarkeit bleiben bei einer MRgFUS erhalten. Das Verfahren ist daher für Frauen im gebärfähigen Alter eine Alternative Operation. Eine Operation kann den Erhalt der Fruchtbarkeit nicht immer gewährleisten. Im Rahmen einer operativen Therapie müsste in schweren Fällen sonst die Gebärmutter (Hysterektomie) entfernt werden. Das ist bei der MRgFUS nicht erforderlich.
Bei ungewollter Kinderlosigkeit hat die MRgFUS das Ziel, Uterusmyome zu zerstören. Damit kann eine Schwangerschaft möglich werden.
Ob eine MRgFUS die Uterusmyome zielführend entfernen kann, klärt eine MRT-Untersuchung des Beckens mit Kontrastmittel ab. Bei mehreren oder relativ großen Myomen reicht eine Therapie oft nicht aus. Sie muss dann ggf. im Abstand von mehreren Wochen wiederholt werden.
Derzeit bewertet der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die MRgFUS-Behandlung symptomatischer Uterusmyome. Anlass sind hervorragende Studienergebnisse und langjährige klinische Erfahrungen.
Der G-BA hat dazu eine multizentrische Erprobungsstudie in Auftrag gegeben. Diese sog. MARGI-T Studie behandelt den Einsatz von MRgFUS beim Uterusmyom. Sie ist geöffnet und schließt aktuell Patientinnen mit symptomatischen Uterusmyomen ein.

Myome sind gutartige Geschwulste an der Gebärmutter © Loh | AdobeStock
MRgFUS bei Adenomyosis
Die Adenomyose der Gebärmutter ist eine Sonderform der Endometriose. Dabei wachsen Zellen der Gebärmutterschleimhaut in die Muskulatur der Gebärmutterwand ein.
Durch die MRgFUS wird das Adenomyose-Gewebe zerstört. Dadurch lassen sich wodurch sich die Beschwerden – zum Beispiel starke Regelblutungen, Schmerzen und Krämpfe – lindern.

MRT © IEDNlab | AdobeStock
MRgFUS bei Prostatakrebs
MRgFUS kommt in der präzisen Behandlung des Prostatakarzinoms zum Einsatz. Sie eignet sich insbesondere bei einem frühen Tumorstadium. Der Tumor darf noch nicht metastasiert haben. Sein Wachstum muss auf die Prostata begrenzt sein (Gleason 6 und 7).
Die MRgFUS zerstört das Krebsgewebe mit einem Sicherheitsabstand zum gesunden Gewebe. Das umliegende Gewebe wird geschont und die Prostata bleibt erhalten.
Dadurch sind z.B. Erektionsprobleme oder eine Harninkontinenz nach der Behandlung nicht zu erwarten.
MRgFUS bei Osteoidosteomen
Ein Osteoidosteom ist ein gutartiger, aber schmerzhafter Knochentumor.
Die MRgFUS kann den Knochenkern (Nidus) zerstören. Wenn eine vollständige Zerstörung des Knochenkerns gelingt, ist der Patient geheilt.
MRgFUS bei Knochenmetastasen
Bösartige Knochenmetastasen können sehr schmerzhaft sein. Das Ziel der MRGFUS-Therapie ist hier, das Krebsgewebe und die schmerzleitenden Nerven am Knochen zu zerstören.
Dadurch können die Knochenschmerzen deutlich reduziert werden oder idealerweise ganz verschwinden.
MRgFUS bei Desmoidtumoren
Ein Desmoidtumor ist ein lokaler, aggressiv wachsender, gutartiger Weichteiltumor. Eine MRgFUS kann das Tumorvolumen deutlich reduzieren und damit dessen Wachstum kontrollieren.
Die Beschwerden werden gelindert oder vollständig beseitigt.
MRgFUS bei symptomatischer Facettengelenksarthrose
Eine Facettengelenksarthrose kann starke und hartnäckige Rückenschmerzen verursachen. Bei der Behandlung kommen zunächst konservative Verfahren zum Einsatz. Dazu gehören etwa eine Physiotherapie oder Schmerzmittel.
Führen diese nicht zum Erfolg, kann eine MRgFUS die schmerzleitenden Nerven zerstören. So wird die Schmerzweiterleitung zum Schmerzzentrum unterbrochen und die Rückenschmerzen sind rückläufig.
MRgFUS bei essentiellem Tremor oder bei Parkinsontremor
MRgFUS findet Anwendung beim essentiellen Tremor oder beim Tremor von Parkinson-Patienten.
Die Kerngebiete im Gehirn, die das Zittern auslösen, liegen tief im Hirngewebe. Mit MRgFUS können diese Kerngebiete nicht-invasiv unter Schonung des gesunden angrenzenden Hirngewebes erhitzt werden. Der Tremor bildet sich dann zurück.
Die MRgFUS Behandlungen sind Selbstzahlerleistungen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen also nicht die Kosten. Privatkassen übernehmen die Kosten häufig auf Antrag.
Vor der Behandlung untersucht der MRgFUS-Therapeut mittels MRT die anatomischen Verhältnisse in der Behandlungsregion. Das Planungs-MRT ist notwendig, um die Voraussetzungen und Kontraindikationen, z.B. bei Patienten mit
für eine mögliche Behandlung zu klären.
Eine im MRT-Tisch integrierte Ultraschalleinheit erzeugt hochfokussierte Ultraschallwellen. Sie werden wie bei einer herkömmlichen Ultraschalluntersuchung in den Körper des Patienten geschickt. Durch Bündelung der Ultraschallwellen entsteht Hitze bis zu 80° Celsius in einem klar abgegrenzten Volumen (Fokus). Mit Hilfe des MRT wird die Hitze nur im Zielgewebe erzeugt.
Am Beispiel vom Gebärmuttermyom wird der Fokus im Myom positioniert. Anschließend fährt der Fokus schrittweise das gesamte Myom ab.
Das MRT überwacht die Positionierung des Fokus und misst die Temperaturentwicklung innerhalb der Zielstruktur und den Nachorganen. Dadurch wird eine präzise Zerstörung des Zielgebiets bei gleichzeitiger Schonung der umliegenden Organe sichergestellt.
Die Behandlung benötigt weder Skalpell noch Nadel, d.h. es finden sich äußerlich keine Behandlungsspuren.
Der Körper baut die durch MRgFUS abgetöteten Zellen auf natürliche Weise ab und resorbiert sie. Im Falle einer Schmerztherapie werden die schmerzleitenden Nerven erhitzt. Das unterbindet die Weiterleitung der Schmerzimpulse an das Gehirn.
Die meisten MRgFUS -Behandlungen erfolgen in Analgosedierung und werden von den Patienten gut toleriert. MRgFUS-Behandlungen eines Prostatakarzinoms oder Knochentumors werden hingegen in Vollnarkose durchgeführt. Die Behandlung nimmt meist mehrere Stunden in Anspruch.
Die MRgFUS-Behandlung erfolgt in der Regel ambulant. Die Patienten werden nach der Behandlung also für kurze Zeit überwacht und dürfen das Therapiezentrum anschließend verlassen.
Am Behandlungstag ist den Patienten das Führen eines PKW untersagt. Der Patient sollte dafür sorgen, dass ihm danach eine Begleitperson zur Verfügung steht.
Die meisten Patienten können bereits am Folgetag ihren gewohnten Beschäftigungen nachgehen. Je nach Erkrankung und Ausgangslage bessern sich die Beschwerden bereits kurz nach der Behandlung oder im Verlauf einiger Tage.
Nach der Behandlung haben die Patienten weiterhin einen Ansprechpartner im Therapiezentrum. Er steht bei Rückfragen zur Verfügung.
In den meisten Fällen wird eine MRT-Kontrolle nach 6 Monaten empfohlen. Dadurch dokumentieren die Ärzte das Ansprechen des behandelten Tumors auf die Behandlung morphologisch. Dabei erfolgt auch die Dokumentation des Verlaufs der klinischen Symptome.
Ärzte können dadurch entschieden, ob die Behandlung abgeschlossen ist. In seltenen Fällen ist eine Nachbehandlung nötig.
Eignet sich Ihre Erkrankung für eine MRgFUS-Therapie, bestehen gute Chancen auf Symptomlinderung oder sogar Heilung.
In manchen Fällen stellen sich die Beschwerden wieder ein, ein Tumor tritt wieder auf oder entsteht neu. Dann muss mittels MRT überprüft werden, ob und wie die Weiterbehandlung mit MRgFUS durchgeführt werden kann.
Bei MRgFUS-Behandlungen kann es gelegentlich zu Nebenwirkungen und Komplikationen kommen. dazu gehören beispielsweise während oder nach der Behandlung
- Kreislaufprobleme,
- Hitzegefühl und
- Schmerzen.
Manche Patienten reagieren allergisch auf Kontrast- und Beruhigungsmittel.
Je nach behandelter Körperregion beziehungsweise Erkrankung sind die Nebenwirkungen spezifischer, wie beispielsweise:
- Rötungen und oberflächliche Verbrennungen der Haut
- Schwindel,
- Übelkeit und Erbrechen
- Angstgefühl
- Nervenreizungen
- Harnwegsinfekte
- Scheidenausfluss, Schmierblutungen und Zwischenblutungen
Schwerwiegende Komplikationen wären
- Erektionsstörungen,
- Harninkontinenz und
- Darmverletzungen.
Diese treten aber ausgesprochen selten auf. Sie müssen dann ggf. operativ behandelt werden. Die übrigen genannten Nebenwirkungen/ Komplikationen bilden sich von selbst und ohne bleibende Schäden zurück.