Die Nieren sind eines der kleinsten Organe des Körpers. Gleichzeitig sind die Nieren in Ruhe und unter körperlicher Belastung die Organe mit der höchsten Durchblutung (pro Gramm Gewebe).
Die Niere hat eine Vielzahl von Aufgaben im menschlichen Organismus. Ärzte und Patienten unterschätzen die Bedeutung der Nieren meistens.
Da die Niere viele Aufgaben im Organismus (Grafik) übernimmt, kommt es bei einem Ausfall der Nierenfunktion zu weiteren Störungen. Auch an anderen Organen.
Aufgaben der Nieren im menschlichen Organismus
Für eine chronische Niereninsuffizienz kommen viele Ursachen in Frage.
Folgende Funktionen sind meist an einem langsam fortschreitenden Ausfall der Niere beteiligt:
- Nierendurchblutung
- Filterfunktion in den Nierenkörperchen
- Vorgänge in den Nierenkanälchen oder
- Harnableitung
Häufigste Ursachen der chronischen Nierenerkrankung sind der Bluthochdruck und der langjährige Diabetes mellitus. Hier kommt es über eine Gefäßverkalkung bzw. Störung der Nierenkörperchen zu einem chronischen Untergang der Niere.
Eine chronische Entzündung der Nierenkörperchen durch Antikörper oder der Nierenkanälchen durch Bakterien führen ebenfalls zum chronischen Nierenuntergang.
Auch angeborene Erkrankungen können zu einem Nierenversagen führen, wie:
- die Zystennierenerkrankung
- eine Pilzvergiftungen und
- Medikamente
Die Nieren können den zunehmenden Rückgang der Nierenleistung über lange Zeit kompensieren. Deshalb bleibt bei der weit überwiegenden Anzahl der Patienten die chronische Nierenerkrankung in ihrem Anfangsstadium vollkommen asymptomatisch.
Erst wenn die meisten Funktionen bereits ausgefallen und Komplikationen eingetreten sind, zeigen sich Beschwerden.
Diese sind in ihrer Art unspezifisch und weisen nicht unbedingt auf ein chronisches Nierenversagen hin.
Folgenden unspezifischen Beschwerden können bei chronischem Nierenversagen auftreten:
Es ist deshalb entscheidend, die Diagnose der chronischen Niereninsuffizienz früh zu stellen, bevor Beschwerden auftreten.
Eine chronisches Nierenversagen liegt vor, wenn entweder:
- im Blut das Serumkreatinin erhöht ist
- im Urin Eiweiß oder Blut vorliegt
- oder in der bildgebenden Untersuchung eine Veränderung der Nieren sichtbar ist.
Das Serumkreatinin lässt sich im Blut bestimmen und ist nur ein grobes Maß für die Nierenfunktion.
Bereits kleine Abweichungen vom Normbereich zeigen weit fortgeschrittene Nierenfunktionseinschränkungen.
Das Serumkreatinin ist aber leider nicht sehr sensitiv, um eine chronische Nierenstörung aufzuspüren.
Die Nierenfunktion lässt sich als glomeruläre Filtrationsrate (GFR) errechnen.
Wichtig dabei ist:
- das Serumkreatinin
- das Alter und
- das Geschlecht
Die GFR dient dabei zur Einleitung des Schweregrades einer Nierenerkrankung:
- Stadium I: Nierenerkrankung GFR > 90 ml/min
- Stadium II: leichte Nierenschwäche GFR > 60 ml/min
- Stadium III: mäßige Nierenschwäche GFR > 30 ml/min
- Stadium IV: schwere Nierenerkrankung GFR > 15 ml/min
- Stadium V: terminale Nierenerkrankung GFR < 15 ml/min
Die Behandlung der chronischen Nierenschwäche besteht aus vier Säulen:
- Behandlung der Grunderkrankung
- Verhindern des Fortschreitens
- Behandlung der Komplikationen
- Nierenersatz durch Dialyse oder Transplantation
Ist Diabetes oder Bluthochdruck die Grunderkrankung, ist es wichtig, den Blutzucker und den Blutdruck zu senken.
Bei einer Nierenbeckenentzündung erhält der Patient Antibiotika.
Sind Autoimmunerkrankungen die Ursache der Nierenerkrankung, erhält der Patient Kortison und andere Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken.
Um ein Fortschreiten der chronischen Niereninsuffizienz zu verhindern, muss der Patient nierenschädigende Medikamente oder Röntgenkontrastmittel vermeiden.
Der Blutdruck muss nahe dem Normwert liegen. Nach Möglichkeit sollte der Arzt ACE-Hemmer verabreichen.
Bei der Ernährung ist es zudem ratsam, sich kochsalzarm zu ernähren und keinen Eiweiß-Exzess zu betreiben. Erst in der späten Phase der Nierenschwäche ist es wichtig, auf eine kalium- und phosphatarme Kost zu achten.
Komplikationen wie Arteriosklerose, Knochenerkrankungen, Blutarmut oder eine Übersäuerung des Blutes benötigen eine aggressive Behandlung. Sonst verursachen sie Symptome.
Dazu gehören:
- Blutdruckmedikamente
- Blutfettsenker
- Hemmer der Blutplättchen
- Phosphatsenker
- Vitamin D
- das blutbildende Hormon Erythropoetin und Bikarbonat
Ist das chronische Nierenversagen weit fortgeschritten und kann der Patient die Nierenfunktion nicht mehr aufrechterhalten, ist eine Dialyse notwendig.
Dazu bieten sich zwei Formen an:
- die Blutwäsche (Hämodialyse) und
- die Bauchwäsche (Peritonealdialyse)
Beide Verfahren sind gleichwertig, haben jedoch bei dem einen oder anderen Patienten spezifische Vorteile.
Zur Wahl des optimalen Verfahrens führt der Arzt mehrere umfassende Aufklärungsgespräche mit dem Patienten durch. Häufig bekommt der Patient eine Schulung über zwei Nachmittage.
Ewa 100.000 Menschen sind in Deutschland auf eine Dialyse angewiesen @ Maria /AdobeStock
Als Alternative zur Dialyse gibt es eine Nierentransplantation. Dabei erhalten die nierenkranken Patienten eine funktionstüchtige Niere von einer anderen Person.
Diese Form des Nierenersatzes stellt die beste Lösung dar. Leider müssen Patienten oft viele Jahre auf ein Transplantat warten.
Der Körper scheidet viele Medikamente über die Nieren aus. Geschädigte Nieren können dieser Funktion aber nur noch eingeschränkt nachkommen.
Deshalb bleiben Medikamente länger als gewünscht im Blut, wodurch Nebenwirkungen auftreten können.
Deshalb ist bei Nierenschwäche bei jedem Medikament Vorsicht geboten. Wenn sich Medikamente nicht vermeiden lassen, muss der Arzt die Dosis an die Nierenfunktion anpassen.
Eine chronische Nierenerkrankung ist, wenn eine Nierenschwäche bereits eingetreten und nicht mehr heilbar ist.
Häufig nimmt sie dann einen fortschreitenden Verlauf mit zunehmendem Ausfall der Nierenfunktion. Die Prognose hängt davon ab, wie weit die Niereneinschränkung zu Beginn der Behandlung war.
Durch eine geeignete Therapie und geänderte Lebensgewohnheiten lässt sich die weitere jährliche Abnahme der Nierenfunktion reduzieren.
Ein chronisches Nierenversagen lässt sich durch eine gesunde Lebensweise vermeiden bzw. hinauszögern.
Bluthochdruck und Diabetes benötigen eine gründliche Behandlung. Nikotingenuss ist nicht erlaubt, ebenso wie passives Rauchen.
Übergewicht ist zu vermeiden. Blasenentzündungen gilt es frühzeitig und angemessen zu behandeln. Medikamente, die die Nieren schädigen, muss der Patient vermeiden.
Die Probleme des nierenkranken Patienten sind so vielseitig, dass sie oft nur speziell geschulte Ärzte überblicken können.
Der Spezialist für die Niere ist der Nephrologe. Der Kontakt mit Nierenspezialisten im Anfangsstadium der Erkrankung hilft, Komplikationen an Knochen, Gefäßen, Hormonen und Nerven zu vermeiden. Hilfreich ist es auch, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen.