Talus ist der medizinische Ausdruck für das Sprungbein. Beim Sprungbein handelt es sich um einen Fußwurzelknochen. Die Fußwurzel verbindet über das Sprunggelenk den Unterschenkel mit dem Fuß und den Zehen. Der Talus spielt hier eine entscheidende Rolle und ist für die Fußstatik entscheidend. Durch seine zentrale Lage im Sprunggelenk übernimmt der Talus die Kraft des Körpergewichtes und überträgt sie auf den Fuß. Beim Gehen, Laufen und Springen wirken deutlich stärkere Kräfte auf den Fuß ein. Diese Belastung hält der Knochen nur aus, weil er im Vergleich zu anderen dichter und stabiler ist.
Das Sprungbein (Talus) im Verbund mit den Fußknochen. © bilderzwerg / Fotolia
So wird verständlich, dass Talusfrakturen (ICD-Code: S92.1) erhebliche Auswirkungen haben können. Im Vergleich zu anderen Fußfrakturen, zum Beispiel Mittelfuß- oder Zehenfrakturen, bei denen durchaus noch gelaufen werden kann, ist dies bei Talusfrakturen definitiv nicht mehr möglich. Dies liegt einfach an der zentralen Position des Talus im Fuß und der Hauptbelastung, die auf ihm lastet. Kein anderer Fußwurzelknochen ist so belastet wie der Talus.
Nicht alle Bereiche des Talus sind gleich häufig von Knochenbrüchen betroffen. Die meisten Sprungbeinfrakturen treten am Hals des Knochens auf. Frakturen des Sprungbeinkörpers sind dagegen selten und entstehen meist durch äußerliche Gewalt, beispielsweise durch Unfälle oder Stürze aus großer Höhe. Ein typischer Unfallmechanismus wäre zum Beispiel der Sprung bzw. Sturz aus großer Höhe, etwa beim Wandern, Klettern oder aus beruflichen Gründen bei Dach- oder Gerüstarbeiten. Auch Brüche an den äußeren Anteilen des Sprungbeins kommen vor. Sie entstehen fast immer durch Umknicken.
Mit einem Bruch des Talus gehen häufig Begleitverletzungen einher, die, anders als offene Wunden, nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind. Dazu gehören Fußluxationen und -distorsionen (Verrenkung und Verstauchung des Sprunggelenks), ein gebrochener Unterschenkel und Brüche des Mittelfußes oder der Fußwurzel (Fußfrakturen). D.h. eine Fehlstellung am Fuß beziehungsweise Unterschenkel kann der erste Hinweis für eine Talusfraktur sein.
Weitere wichtige Symptome sind die ausgeprägten Schmerzen sowie die Schwellung, welche spür- und sichtbar sind.
Die rasch eintretende Schwellung ist ein typisches Anzeichen für einen Knochenbruch. An der Bruchstelle kommt es außerdem zu Blutergüssen. Neben der Schwellung kann es auch zu einer Durchblutungsstörung des Fußes beziehungsweise zu ausgeprägten Gefühlsstörungen kommen, die stets bei der körperlichen Untersuchung geprüft werden müssen. Eine Gelenkinstabilität, also eine nicht mehr gewährleistete Festigkeit des Gelenks mit ungewöhnlicher Beweglichkeit, ist ebenfalls ein starker Hinweis für einen Knochenbruch.
Die Talusfraktur ist mit heftigen Schmerzen verbunden. Bei der körperlichen Untersuchung zeigt sich ein sehr starker Druckschmerz über den mittleren Fuß, über dem Sprunggelenk und insbesondere dem gebrochenen Talus. Schmerzfreies Gehen ist nicht mehr möglich. Manchmal geht der Bruch auch mit einer offenen Verletzung einher, so dass Infektionsgefahr besteht.
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Talusfrakturen führen potentiell zu erheblichen Komplikationen. Eine davon ist das Absterben von Knochenzellen infolge reduzierter Durchblutung. Auch benachbarte Knochen wie das Fersenbein können gebrochen sein. Bei Frakturen wird die Haut über dem Taluskörper so überdehnt, dass Hautzellen absterben können. Aufschluss über das genaue Krankheitsbild geben nur Röntgenaufnahmen oder die Computertomographie (CT).
Da der Talus eine so zentrale Rolle in der Anatomie des Fußes hat, sind Fehlbehandlungen oder zu frühe Wiederbelastung, durchaus gefährlich und können mit einer dauerhaften Einschränkung der Gehfähigkeit bis hin zum Verlust des Beines führen. Deshalb ist die frühzeitige unfallchirurgische Behandlung und Therapie essenziell.
Einfache, glatte Brüche ohne Splitterungen können konservativ, ohne Operation behandelt werden. Egal, ob mit oder ohne OP, der Fuß und Unterschenkel müssen auf jeden Fall konsequent ruhiggestellt und geschient werden. Nachdem die Schwellung zurückgegangen ist, können ein Liegegips und später ein Gehgips angebracht werden.
Bis dahin darf nicht aufgetreten werden. So lange die Mobilität eingeschränkt ist, also nicht belastet werden darf, sind Thrombosespritzen unerlässlich. Durch die nicht vorhandene Belastung kann das Blut in den Venen versacken und zu einer Thrombose führen. Dies führt potentiell zu einer weiteren Schwellung, die den Krankheitsprozess noch verschlimmern kann. Außerdem können thrombosebedingte Komplikationen auftreten, wie zum Beispiel eine Verschleppung von Gerinnseln bis in die Lunge.
Auch aus diesem Grund sollte das Bein für die Dauer der Rückstellung so oft als möglich hochgelegt werden. Hierdurch kommt es nicht nur zu einem Rückgang der Schwellung, sondern auch zu einem geringen Risiko, eine Thrombose zu entwickeln.
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Die Erfahrung zeigt, dass sehr viele Patienten nach Talusfrakturen dauerhafte Probleme haben. Insbesondere die Talusfrakturen, die ohne Operation versorgt werden, führen häufiger zu Problemen, als die operativ durch einen unfallchirurgischen Eingriff stabilisierten. Folglich kann man sagen, dass die wenigsten Talusfrakturen ohne Operation problemlos ausheilen.
Für die operative Ausrichtung des Knochens werden Schrauben und Drähte eingesetzt. Meist ist bereits nach einigen Tagen ist eine Teilbelastung mit 15 kg Maximalgewicht gestattet. Je nach Fraktur ist die Vollbelastung nach 6-8 Wochen möglich. Gehstützen sind ein wichtiges Hilfsmittel, um diese reduzierte Belastung des Sprunggelenks sicherzustellen.
Zur Vorbeugung von Langzeitschäden sollte der Patient schon nach der ersten Woche mit Krankengymnastik beginnen. Diese gezielte Muskelkräftigung steigert die Beweglichkeit des Knöchels und fördert die Heilung. Außerdem wird es dadurch auch das Risiko, eine Thrombose der Beinvenen zu entwickeln, deutlich reduziert und ab einem gewissen Aktivitätsgrad eine Thrombosespritze nicht mehr notwendig.
Sport ist frühestens nach drei Monaten, besser nach sechs Monaten erlaubt. Da das Sprungbein eine sehr empfindliche Körperstelle ist, sollten Patienten vorsichtig sein und sich genau an die medizinischen und krankengymnastischen Anweisungen des Arztes halten.
Die Prognose hängt vom Frakturtyp, dem Ausmaß des Weichteilschadens und der Art des chirurgischen Eingriffs ab. Nach einer Talusoperation braucht der Patient viel Geduld, denn er darf seinen Fuß frühestens nach sechs Wochen voll belasten.
Eine häufig auftretende Komplikation ist die posttraumatische Arthrose. Hierbei kommt es zu Verschleißerscheinungen des Gelenks, folglich ist sie ist vor allem bei Frakturen mit Gelenkbeteiligung wahrscheinlich.
Um Spätfolgen vorzubeugen, ist eine Maßnahme zur Rehabilitation angezeigt. Wie diese aussieht, hängt vom Befund und der zuständigen Krankenkasse ab. Meist werden dreiwöchige Reha-Kuren in spezialisierten Einrichtungen verschrieben. Ob danach wieder schmerzfreies Gehen möglich ist, wird auch vom Mitwirken des Patienten und individuellen Voraussetzungen wie Alter, Sportlichkeit und Gewicht beeinflusst.
Dennoch sind Geduld und Optimismus die besten Voraussetzungen, nach Abheilung einer Talusfrakturen wieder einen unbeschwerten beruflichen, sportlichen und privaten Alltag führen zu können.