Fußluxation und -distorsion (ICD-Code: S93) sind zwei Seiten einer Medaille, was Verletzungen von Bändern, Knochen und Gelenkkapsel des Sprunggelenks angeht. Sehen wir uns zunächst die Fußluxation etwas genauer an. Der Begriff Luxation bezeichnet eine Verrenkung. Dabei verändern die Knochen ihre natürliche Position – die Gelenkflächen verschieben sich zueinander. Eine Fußluxation kann im oberen Sprunggelenk (OSG) oder im unteren Sprunggelenk (USG), aber auch in beiden Teilen des Sprunggelenks gleichzeitig auftreten.

Das Sprunggelenk und die Fußknochen © bilderzwerg / Fotolia
Ursache für eine Fußluxation ist meist eine plötzliche ruckartige Krafteinwirkung auf das Sprunggelenk, die Bänder und Sehnen nicht abfangen können. Je nach Intensität der einwirkenden Kraft sind häufig auch Bänder, Nerven und Sehnen in Mitleidenschaft gezogen. Mitunter kommt es im Zuge einer Luxation sogar zu einem Bänderriss im Sprunggelenk oder es entstehen Risse in der Gelenkkapsel.
Von einer Distorsion, die umgangssprachlich als Verstauchung oder Zerrung bezeichnet wird, sind vor allem die Bänder betroffen. Bänder (Ligamente) sind feste Stränge aus Kollagenfasern, die die Knochen miteinander verbinden. Sie haben die Aufgabe, das Sprunggelenk zu stabilisieren. Eine Distorsion tritt am häufigsten am oberen Sprunggelenk (OSG) auf. Meist ist eine Verdrehung des Gelenks oder ein plötzliches Umknicken des Fußes an der Verletzung schuld. Dabei werden die Bänder stark überdehnt. Je nach Schweregrad der Distorsion reißen einzelne oder zahlreiche Gewebefasern. Bei einer Verstauchung ist oft auch die Gelenkkapsel in Mitleidenschaft gezogen.

Bänder des Sprunggelenks © bilderzwerg / Fotolia
Verrenkungen und Verstauchungen des Fußes rufen ähnliche Symptome hervor. Sowohl das Auseinanderdriften der Knochen als auch eine Überdehnung der Bänder verursachen starke Schmerzen. Bei beiden Verletzungen lässt sich das Sprunggelenk in der Folge nur noch unter Schmerz bewegen und schwillt unmittelbar nach dem Trauma an. Meistens werden auch kleine Blutgefäße am Gelenk verletzt. Dadurch entwickelt sich in der Regel ein Bluterguss. Bei einer Luxation kann das Gelenk auch leicht verformt wirken.
Es ist sinnvoll, das Sprunggelenk möglichst sofort nach dem Trauma zu kühlen. Diese Maßnahme hält die Schwellung in Grenzen, was wichtig für die Behandlung ist. Denn je geringer die Schwellung, desto einfacher später das Reponieren (Zurückverlagern) bei einer eventuellen Luxation. Stellen Sie das Sprunggelenk außerdem mit einem Kompressionsverband ruhig und lagern Sie den Fuß hoch. Gehen Sie so schnell wie möglich zum Arzt – am besten zu einem Orthopäden. Er ist in der Lage festzustellen, ob es sich um eine Verrenkung, Verstauchung oder gar einen Bänderriss handelt.

Symptome bei einem verstauchten oder verrenkten Fuß © Leo / Fotolia
Um eine Diagnose zu stellen, wird der Orthopäde oder Unfallchirurg zunächst die Beweglichkeit des Gelenks prüfen und es abtasten. Dies geschieht meist unter entsprechender Schmerzmedikation. Im nächsten Schritt kommen bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall (Sonographie) zum Einsatz. Seltener ist auch eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) notwendig, um die Verletzungen ausreichend darzustellen. Diese Untersuchung führt der Arzt meist dann durch, wenn eine operative Behandlung erforderlich ist.
Handelt es sich um eine Luxation, verlagert der Unfallchirurg den Sprunggelenksknochen in seine ursprüngliche Position zurück (Reponation). Dazu erhält der Patient eine Kurznarkose oder Lokalanästhesie. Das dient nicht nur der Schmerzausschaltung – die Narkose setzt auch die Muskelspannung herab und erleichtert so das Einrenken der knöchernen Strukturen. Anschließend röntgt der Arzt den Fuß erneut. Hiermit stellt er sicher, dass die Knochen richtig positioniert sind.
Die weiteren Behandlungsschritte sind bei Luxation und Distorsion ähnlich. Der Arzt stellt das Sprunggelenk mit einer Schiene ruhig und verschreibt gegebenenfalls ein Schmerzmittel. Nach 8 – 10 Tagen gilt es, den Fuß langsam mit speziellen Übungen zu mobilisieren, damit die Beweglichkeit des Gelenks erhalten bleibt. Sowohl bei einer starken Überdehnung der Bänder als auch nach einer Luxation ist es erforderlich, den Fuß für einen längeren Zeitraum zu entlasten. Es kann bis zu 5 Monaten dauern, bis sich die Bänderdehnung vollständig zurückgebildet hat und die Stabilität des Gelenks in vollem Umfang gegeben ist.
Besonders bei jungen Menschen, die sich auch in Zukunft viel sportlich betätigen möchten, kann eine operative Behandlung sinnvoll sein. Hierbei strafft der Unfallchirurg den Bänder- und Kapselapparat, um künftigen Luxationen und Distorsionen vorzubeugen. Sie könnten zu einer dauerhaften Instabilität des Sprunggelenks führen. Mehrfache Verrenkungen und Verstauchungen begünstigen außerdem den vorzeitigen Verschleiß des Fußgelenks – es kommt zu einer Sprunggelenksarthrose. Eine OP ist unumgänglich, wenn Bänder gerissen oder Gefäße und Nerven verletzt sind.
Fuß verrenkt oder Fuß verstaucht – es ist schnell passiert und sicher nicht immer zu vermeiden. Doch jeder kann etwas dafür tun, dass es nicht zu einer Luxation oder Distorsion kommt. Rund 80 Prozent dieser Erkrankungen sind auf Sportverletzungen zurückzuführen. Gerade Sportarten, die mit schnellen Laufbewegungen verbunden sind, stellen eine große Belastung für unsere Fußgelenke dar. Hier ist es zwingend notwendig, sich vor dem Sport ausreichend aufzuwärmen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Dies gilt umso mehr mit zunehmendem Alter. Der Verschleiß von Bändern und Sehnen, Arthrose, sowie zunehmender Muskelabbau erhöhen das Risiko, sich zu verletzen.
Luxationen und Distorsionen des Fußes sind nicht zu unterschätzen. Aus dem harmlosen Umknicken wird bei unzureichender Behandlung nicht selten ein dauerhaftes Problem. Deshalb gehören Verrenkungen und Verstauchungen in die Hand eines Facharztes für Orthopädie.