Das obere Sprunggelenk (OSG) besteht aus drei Knochen:
- Schienbein (Tibia)
- Wadenbein (Fibula)
- Sprungbein (Talus)
Tibia und Fibula bilden die Sprunggelenksgabel für einen zentrierten, exakt geführten Sitz des Talus. Das obere Sprunggelenk ist für das Heben und Absenken des Fußes zuständig. Das Sprungbein führt eine Gleit- und geringfügige Drehbewegung innerhalb der Sprunggelenksgabel aus.
Die Gelenkflächen von Schienbein, Wadenbein und Sprungbein sind von einem dünnen, aber hochelastischen Knorpel überzogen.
Anatomie des Sprunggelenks © bilderzwerg / Fotolia
Arthrose führt zur Zerstörung von Gelenkknorpel. Bei der Sprunggelenksarthrose ist die Ursache hauptsächlich eine vorausgegangenen Verletzung (Trauma). Vergleichsweise eher selten löst eine andere Grunderkrankung die Arthrose am OSG aus. Eine solche andere Grunderkrankung könnte etwa eine Gelenkentzündung (Arthritis) sein.
Ältere Menschen leiden häufiger unter abgenutzten Gelenken. Doch auch Jüngere, vor allem sehr aktive Sportler, können betroffen sein. Oftmals führt ein Umknicken mit Bänderriss zu einer chronischen Gelenkinstabilität. Im Laufe der Jahre kann es zu einem vermehrten Knorpelverschleiß und letztlich zu einer Arthrose im Sprunggelenk kommen.
Umknicken im Sprunggelenk, etwa beim Joggen oder Vertreten auf einem Bordstein, kann zu einem Bruch (Fraktur)
- des Innenknöchels oder
- des unteren Bereichs des Wadenbeines (Außenknöchel)
führen. Manchmal sind sogar Innenknöchel und Außenknöchen von einer Fraktur betroffen. Oftmals treten dann auch Begleitverletzungen wie Knorpelschäden am Sprungbein auf.
Typisch für einen Knöchelbruch sind
- ein geschwollenes, schmerzhaftes Sprunggelenk mit Bluterguss (Hämatom) und
- Bewegungseinschränkungen.
In Deutschland werden allein den Berufsgenossenschaften jährlich etwa 10.000 Sprunggelenkfrakturen gemeldet.
Ferner sind Fehlstellungen im Bereich des Rückfußes häufig für erhöhten Druck auf dem Sprunggelenk-Knorpel vernantwortlich. Fehlstellungen können auch nach Frakturen auftreten. Das Resultat ist dann ebenfalls ein vorzeitiger Verschleiß des Knorpels und somit eine Sprunggelenkarthrose.
Seltener ist die sogenannte primäre Sprunggelenksarthrose. Sie entwickelt sich nicht aufgrund einer Vorerkrankung oder einer Verletzung, sondern ohne erkennbare Ursache.
Wahrscheinlich ist ein genetisch bedingter unzureichender Knorpelaufbau verantwortlich. Die primäre Sprunggelenksarthrose ist im Vergleich zur Arthrose des Hüft- oder Kniegelenkes jedoch eher selten. Dies ist im Wesentlichen auf eine Besonderheit in der biochemischen Zusammensetzung des Sprunggelenkknorpels zurückzuführen. Verglichen mit anderem Gelenkknorpel, etwa dem des Hüftgelenkes, weist der Knorpel des Sprunggelenkes eine deutlich höhere Druckfestigkeit auf.
Ausgedehnte Knorpelschäden im oberen Sprunggelenk sind durch eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung des Gelenkes gekennzeichnet. Jeder Schritt schmerzt und in fortgeschrittenen Stadien der Sprunggelenksarthrose bestehen Schmerzen auch in Ruhe. Dann schwillt das obere Sprunggelenk belastungsabhängig an und die Beweglichkeit ist zunehmend deutlich eingeschränkt.
Häufig sind auch Achsabweichungen und manchmal Bandinstabilitäten zu beobachten. Das Röntgenbild zeigt dann die Zerstörung des Gelenkes mit verschmälertem oder aufgehobenem Gelenkspalt und knöchernen Anbauten zur Abstützung am Gelenks.
Das obere Sprunggelenk ist beim Gehen unerlässlich © decade3d / Fotolia
In Anfangsstadien kann eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) der Sprunggelenksarthrose gegensteuern. Damit lässt sich die Beweglichkeit durch die Entfernung vorderer Knochennasen am Schienbeinknochen verbessern.
Bei einer fortgeschrittenen Sprunggelenksarthrose stehen prinzipiell die Versteifung und die Sprunggelenkendoprothese als chirurgisch-therapeutische Maßnahmen zur Verfügung.
Versteifung des Sprunggelenks bei einer Sprunggelenksarthrose
Mit einer Versteifung des Sprunggelenkes (Arthrodese) lassen sich die Schmerzen bei den meisten Patienten deutlich reduzieren. Die Versteifung des oberen Sprunggelenkes gilt neben einer prothetischen Versorgung als Methode der Wahl zur Behandlung einer Sprunggelenksarthrose. Sie wird in vielen Kliniken umgesetzt.
Das Video zeigt den OP-Ablauf einer arthroskopischen Sprunggelenksversteifung:
Die Technik der Sprunggelenksarthrodese (Versteifung) ist in den letzten Jahren weiterentwickelt worden. Die Knorpelreste der zerstörten Gelenkflächen werden zusammen mit der krankhaft veränderten Knochenschicht entfernt.
Tibia und Talus werden durch Einbringen von Schrauben und/oder einer winkelstabilen Platte intern fest fixiert. Sie heilen dadurch ähnlich wie bei einem Knochenbruch zusammen. Bestehende Achsabweichungen im Sprunggelenk werden durch Abtrennen von Knochenkeilen definierter Größe korrigiert und gerade eingestellt. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um den Fuß gerade auf dem Boden aufsetzen zu können.
Die Versteifung des Sprunggelenks wird überwiegend gut kompensiert. Sie ermöglicht es dem Patienten, ohne spezielle Schuhzurichtungen unauffällig und flüssig zu laufen.
Künstliches Gelenk bei einer Arthrose im Sprunggelenk
Die Versteifung gilt in den meisten Kliniken noch als Goldstandard-Verfahren. Unter diesen Umständen ist eine Sprunggelenkprothese jedoch die bessere Wahl:
- Wenn beide Sprunggelenke betroffen sind, oder
- wenn der Patient hohe Ansprüche bzgl. des Erhalts der Beweglichkeit hat.
Die Prothese vermeidet eine Überlastung der angrenzenden Fußwurzelgelenke und schont diese vor einer sekundären Arthrose.
Speziell Patienten mit einer entzündlichen Polyarthritis profitieren von einer Sprunggelenkprothese. Sie haben meist bereits einige Operationen an den unteren Extremitäten hinter sich. Für sie bedeutet eine Sprunggelenkprothese den Erhalt der Gesamtmobilität und eine positive Veränderung des Gangbilds.
Der endoprothetische Ersatz hat also vor allem bei einer entzündlichen Zerstörung des oberen Sprunggelenkes der Arthrodese gegenüber Vorteile.
Anhand der Bauart lassen sich Sprunggelenkendoprothesen unterteilen in
- uniaxiale Prothesen,
- semigekoppelte Zweikomponentenprothesen (Scharnierprinzip),
- multiaxiale Zweikomponentenprothesen („ball-and-socket-Prinzip“) und
- Dreikomponentenprothesen.
Dreikomponentenprothesen mit mobilem und mit fixiertem Inlay (Polyethylen-Einsatz) ersetzen
- entweder nur den zentralen Gelenkabschnitt zwischen Schienbein und Sprungbein, oder
- auch den inneren und äusseren Schulterbereich des Sprungbeins.
Die metallenen Komponenten sind speziell beschichtet. So kann der Knochen einwachsen und es ist möglich, auf eine Verankerung mit Zement zu verzichten. Die Systeme erzeugen heute wegen der hochentwickelten Designs nur einen minimalen Abrieb. Das senkt die Lockerungsgefahr und die Reoperationsrate deutlich.
Welche Sprunggelenksprothese erzielt die besten Ergebnisse?
Das obere Sprunggelenk ermöglicht nicht nur reine Scharniergelenkbewegung. Beim Gehen finden verschiedene Gelenkbewegungen um multiple wandernde Achsen statt:
- gleiten,
- leichte Inversion und Eversion und
- Rotation.
Uniaxiale Zweikomponentenprothesen mit einem Scharniergelenk-Prinzip wiesen daher hohe Lockerungsraten auf. Das Problem der multiaxialen Zweikomponentenprothesen lag in der oft unzureichenden Gelenkstabilisierung.
Mit den o.g. modernen Dreikomponentenprothesen werden die physiologischen Bewegungsachsen deutlich besser imitiert. Die Dreikomponentenprothesen wiesen bei Nachuntersuchungen deutlich bessere Ergebnisse auf als die alten Zweikomponentenprothesen. Die Komplikations- und Lockerungsrate war deutlich geringer und die erzielte Beweglichkeit größer.
Die zementlose Implantation der Dreikomponentenprothesen hat auch bei einer eventuell nötigen Explantation Vorteile. Unter Explantation versteht man das nachträgliche Entfernen einer Prothese, etwa, weil diese sich gelockert hat (Wechseloperation). Bei der Explantation geht weniger Knochen verloren. So kann ein Prothesenwechsel oder eine Versteifung sicher durchgeführt werden.
Biomechanische Untersuchungen zeigen, dass Dreikomponentenprothesen eine normale Rotations- und Kippstabilität nach innen und außen haben. Dreikomponentenprothesen können den physiologischen Bewegungsablauf im oberen Sprunggelenk derzeit am besten gewährleisten. Dies wird durch Druck- und Kraftmessungen unter dem Fuß beim Gang unterstützt.
Die obere Sprunggelenksprothese in Form der Dreikomponentenprothese ist bei der Sprunggelenksarthrose ein gutes Behandlungskonzept.