Narbenbruch-OP: Spezialisten & Behandlungsinfos

Die Bauchwand ist besteht aus mehreren Muskelschichten und ist normalerweise sehr stabil. Bei Bauchoperationen müssen oft tiefer gelegene, stabilisierende Muskelschichten durchschnitten werden. Danach bildet sich weniger elastisches Narbengewebe, wodurch die Festigkeit der Bauchdecke an dieser Stelle gestört ist. Daraus kann sich eine Bruchpforte entwickeln. Kommt es zu einer Vorwölbung der Bauchdecke und zu einem Durchtritt von Eingeweiden etc., spricht man von einer Narbenhernie oder einem Narbenbruch.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für die Narbenbruch-OP.

Empfohlene Spezialisten für eine Narbenbruch-OP

Artikelübersicht

Narbenbruch-OP - Weitere Informationen

Ursachen für einen Narbenbruch

Narbenbrüche, auch Narbenhernien genannt, entstehen entlang der Narbe einer früheren Bauchoperation. Alle Faktoren, die nach einer Bauch-OP die Wundheilung stören, können zu Narbenbrüchen führen. Als Risikofaktoren für die Entwicklung einer Narbenhernie gelten

  • starkes Übergewicht,
  • Rauchen,
  • Stoffwechselstörungen des Bindegewebes,
  • mehrere vorangegangene Bauchoperationen,
  • Schwierigkeiten beim operativen Verschluss der Bauchdecke,
  • Blutungen nach der Operation und
  • Wundinfektion

Auch Blutarmut und Diabetes können die Wundheilung stören. Daher haben auch Patienten mit diesen Krankheiten ein erhöhtes Risiko für einen Narbenbruch.

Hernie mit Darmanteilen im Bruchsack
Bei einer Bauchwandhernie gelangen Inhalte aus der Bauchhöhle durch eine Schwachstelle nach außen. Bei Narbenhernien ist die Schwachstelle eine frühere OP-Narbe © blueringmedia | AdobeStock

Symptome einer Narbenhernie

Die Narbenhernie kann, muss aber keine Beschwerden verursachen.

Anfangs macht sich der Narbenbruch durch ein Ziehen in der Narbe bemerkbar. Später ist dann meist eine Schwellung und Vorwölbung zu erkennen, die sich relativ gut in die Bauchhöhle zurückdrücken lässt. Sie kann allerdings im Laufe der Zeit, vor allem beim Aufstehen oder Stehen, größer werden. Schmerzen treten nd insbesondere

  • beim Husten,
  • beim Stuhldrang oder
  • bei körperlicher und sportlicher Tätigkeit

auf. Auch im Liegen und ohne Pressen kann die Narbenhernie sichtbar bleiben.

Gefährlich wird es, wenn der durchgetretene Darm in der Bruchpforte eingeklemmt ist. Das verursacht plötzliche starke Schmerzen und die Vorwölbung lässt sich nicht mehr zurückdrücken. Aus dieser Situation kann sich ein lebensbedrohlicher Darmverschluss entwickeln.

Der Darmanteil wird unter Umständen nicht mehr ausreichend durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Das betroffene Areal droht abzusterben. Bakterien gelangen in den Bauchraum und ins Gefäßsystem, es besteht akute Lebensgefahr. Es kommt zu plötzlich auftretenden, kolikartigen Bauchschmerzen mit Fieber, Übelkeit und Erbrechen.

In solchen akuten Fällen sollte umgehend ein Krankenhaus aufgesucht werden. Meist erfolgt dann innerhalb kürzester Zeit eine Narbenbruch-OP.

Aber auch sonst sollte die Entscheidung für eine Operation nicht hinausgeschoben werden.

Diagnose einer Narbenhernie

Die Verdachtsdiagnose stellt der Arzt anhand der Vorwölbung an der Narbe und der sonstigen Beschwerden. Er tastet die Narbe ab und stellt fest, ob und wie leicht sich der Bruchsack zurück in den Bauchraum drücken lässt. Lässt sich der Bruch nicht wieder zurückdrängen, besteht die Gefahr, dass er eingeklemmt ist. Dann ist eine umgehende Narbenhernien-OP notwendig. 

Je nach Größe der Narbenhernie und Gewicht des Patienten können im Einzelfall zusätzliche Untersuchungen wie

erforderlich sein. Sie dienen zur Diagnose und Bewertung der Schwere der Narbenhernie.

Damit können die verschiedenen Schichten der Bauchwand dargestellt und etwaige Lücken erkannt werden. Weitergehende apparative Untersuchungen sind normalerweise nicht erforderlich.

Eine Operation ist auch bei

  • anhaltenden Beschwerden,
  • sozialem Rückzug,
  • verminderter Lebensqualität oder
  • drohender bzw. dauerhafter Arbeitsunfähigkeit

erforderlich. Der Abstand zum vorangegangenen chirurgischen Eingriff sollte mindestens drei (besser sechs) Monate betragen.

Nach der Untersuchung berät der Arzt den Patienten hinsichtlich der Therapiemöglichkeiten und dem weiteren Vorgehen.

Operative Behandlung einer Narbenhernie

Eine Operation kann bei einem kleinen Narbenbruch in Lokalanästhesie erfolgen. Ein größerer Narbenbruch mit weiter Eröffnung der Bauchhöhle erfolgt dagegen in Vollnarkose. Ein Narkosearzt klärt über die Durchführung und die Risiken der Narkose vor der Operation auf.

Bei einer Narbenbruch-OP in Vollnarkose müssen Sie für den stationären Aufenthalt je nach Verlauf etwa fünf bis zehn Tage einplanen.

Am Tag vor der Operation erhält der Patient ein mildes Abführmittel und eine Thromboseprophylaxe. Am Tag der Narbenbruch-OP folgt ein Medikament zur Beruhigung.

Operationsverfahren bei einer Narbenbruch-OP

Je nach Art der ursprünglichen Bauchoperation und der Bruchgröße wird die Bruchlücke mittels

  • Bauchschnitt als offene Narbenbruch-OP oder
  • minimal-invasiver Bauchspiegelung (Schlüsselloch-Narbenhernie-OP) als geschlossene Narbenbruch-OP

durchgeführt. Das Standardverfahren ist der offene Narbenbruchverschluss mit Kunststoffnetzverstärkung.

Die offene Narbenbruch-OP

Bei der offenen Operation einer Narbenhernie wird der Bruchsack über einen Schnitt freigelegt. Der Chirurg schiebt den Inhalt des Bruchsacks in die Bauchhöhle zurück. Der Verschluss der Bruchpforte kann 

  • über das direkte Vernähen der Faszien (tragende Faserschicht der Bauchdecke),
  • über eine Fasziendopplung oder
  • durch Stabilisierung des Bruchpfortenverschlusses durch künstliche Materialien

erfolgen.

Bei der Fasziendopplung werden die Ränder der Bauchwandschichten (Faszien) überlappend vernäht (gedoppelt), wodurch eine größere Stabilität erreicht wird. Dieses Verfahren wird auch als Narbenbruch-Operation nach Mayo bezeichnet.

Bei einer größeren Narbenhernie wird die Naht meist mit

  • nicht auflösbaren Kunststoffnetzen oder
  • einer Kombination aus Kunststoffnetz und körpereigenem Material

verstärkt.

Die geschlossene Narbenbruch-OP

Bei der geschlossenen Operation erfolgt der Zugang zur Bruchpforte durch die Bauchdecke über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie). Dazu setzt der Chirurg nur kleine Schnitte, durch die er eine kleine Kameraoptik, eine Lichtquelle und winzige Instrumente in den Bauchraum einführt.

Das Bild der Kamera ist dann live und vergrößert auf einem Monitor im OP-Saal zu sehen. Mithilfe des Kamerabildes führt der Chirurg die OP im Körper durch.

Mit speziellen Instrumenten verschließt der Chirurg die Bruchpforte und bringt zusätzlich ein Kunststoffnetz in die Bauchwand ein.

Die laparoskopische Narbenbruch-OP ist ein schonendes Operationsverfahren. Es geht mit

  • weniger Schmerzen nach der Narbenhernie-OP,
  • einer geringeren Wundinfektionsrate und
  • einer schnelleren körperlichen Wiederbelastbarkeit des Patienten

einher.

Operation nach Spitzy: Kein Kunststoffnetz

Bei einem kleinen Narbenbruch (Bruchpforte < 2 cm) erfolgt der Verschluss durch das Vernähen der Bruchränder mit einer kräftigen Naht.

Diese Operation wird zwar in Vollnarkose, aber meist ambulant durchgeführt.

Von Vorteil sind dabei

  • die Kürze des Eingriffs,
  • das geringe Trauma und
  • die sehr geringe Komplikationsrate.

Aufgrund der fehlenden Verstärkung durch ein Kunststoffnetz besteht allerdings ein erhöhtes Risiko für einen erneuten Bruch. Außerdem muss sich der Patient über mehrere Wochen bis zur endgültigen Heilung körperlich schonen.

Techniken mit Kunststoffnetz

Das Kunststoffnetz zur Verstärkung kann offen oder minimal-invasiv eingebracht werden. Es besteht in der Regel aus Polypropylen, das sehr gut verträglich ist.

Das Netz darf nicht direkt in Kontakt zu den Darmschlingen kommen, da sonst die Gefahr von Verwachsungen/Adhäsionen besteht. Daher gibt es seit einigen Jahren Polypropylennetze mit einer Schicht, die Adhäsionen verhindert.

Der Unterschied zwischen den verschiedenen Methoden der Narbenbruch-OP mit Kunststoffnetz ist die Position des Netzes innerhalb der Bauchwand.

Die gängigsten Verfahren sind

  • die Narbenbruch-OP in Sublay-Technik (unterhalb der Bauchmuskulatur) und
  • das intraperitoneale Onlay Mesh (IPOM, Position des Netzes zwischen Darm und Bauchfell).

Daneben gibt es noch die Inlay-Technik, bei der das Netz in die Bruchlücke eingebracht wird.

Narbenbruch-OP: IPOM-Technik (intraperitoneale Onlay-Mesh)

Bei dieser Technik wird der Bauchraum zunächst mit Gas gefüllt (Pneumoperitoneum). Anschließend löst der Chirurg etwaige Verwachsungen (Adhäsiolyse).

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Ein Kunststoffnetz, das an der Bauchdecke innen, zwischen Darm und Bauchfell, fixiert wird, deckt die Bruchlücke von innen ab.

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Diese Narbenbruch-OP erfolgt meist mittels Schlüssellochchirurgie. Daher sind die Wundinfektionsrate und die postoperativen Schmerzen sehr gering.

Große Brüche können allerdings nicht immer mit diesem Verfahren versorgt werden.

Sublay-Mesh

Die Sublay-Mesh-Technik ist ein offenes Operationsverfahren für große Narbenbrüche, das nur in Vollnarkose durchgeführt wird. Dabei wird über dem Bruchsack ein Hautschnitt vorgenommen und dann der Bruchsack freigelegt und gegebenenfalls entfernt.

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Der Chirurg löst etwaige Verwachsungen im Bauchraum und drückt den Inhalt des Bruchsacks zurück in die Bauchhöhle. Das Kunststoffnetz wird unterhalb der Bauchmuskulatur mit einigen Nähten oder einem Fibrinkleber fixiert.

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Komplikationen und Risiken einer Narbenbruch-OP

Infolge einer Narbenhernien-OP kann es zu

  • Wundinfektionen,
  • Serombildung (Ansammlungen von Körperflüssigkeiten in Hohlräumen des Wundbereichs) und
  • Hämatomen (Blutergüssen)

kommen. Bei Verwendung eines Netzes beträgt die Infektionsrate bis zu zehn Prozent. Hämatome und Serome treten bei Verwendung eines Netzes wesentlich häufiger auf als nach direktem Verschluss des Narbenbruchs.

Die Flüssigkeitsansammlung verschwindet nach etwa zwei bis sechs Wochen. Bei großen Ansammlungen wird die Flüssigkeit über eine Punktion entfernt.

Im Operationsbereich können Verhärtungen auftreten. Nervenverletzungen können ein meist vorübergehendes (selten auch dauerhaftes) Taubheitsgefühl verursachen. Gelegentlich klagt der Patient auch über Bewegungseinschränkungen und Schmerzen im Bauchbereich.

Auch bei Verwendung moderner Kunststoffnetze besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Bruch.

Nachbehandlung nach einer Narbenbruch-OP

Nach der Narbenbruch-OP ist je nach korrigierter Narbenhernie normales Essen möglich. Ggf. erfolgt ein schrittweiser Kostaufbau.

Das Ergebnis der Narbenhernie-OP kontrollieren die Mediziner per Ultraschall. Direkt nach der Operation wird häufig zur Unterstützung ein elastisches Bauchmieder angelegt. Der Patient sollte es über einige Wochen tags und nachts tragen.

Nach dem Ziehen der Fäden zehn bis zwölf Tage nach dem Eingriff können Sie den Körper zunehmend belasten. Starke körperliche Anstrengungen (Heben über 20 kg) sollten Sie je nach Narbenbruch und angewandter Behandlungsmethode bis zu drei Monate lang vermeiden.

Eine spezielle Nachsorge ist aber nicht erforderlich.

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