Osteomalazie: Informationen und einen Arzt finden

17.01.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Osteomalazie oder Knochenerweichung ist eine Erkrankung der Knochen. Sie tritt nur bei Erwachsenen auf. Die Diagnose gestaltet sich schwierig, da verschiedene Knochenerkrankungen teilweise schwer voneinander abzugrenzen sind. Hauptursache sind Mangelzustände verschiedener Mineralstoffe und dem für die Knochen sehr wichtigen Vitamin D.

Informieren Sie sich hier, wie die umfassende Diagnose aussieht. Wir informieren Sie auch darüber, wie Osteomalazie entsteht, wie sich die optimale Therapie gestaltet und welcher Arzt Osteomalazie behandelt.

ICD-Codes für diese Krankheit: M83, M83.99

Empfohlene Ärzte für Osteomalazie

Artikelübersicht

Was ist Osteomalazie?

Das menschliche Skelett besteht aus rund 206 unterschiedlich starken und geformten Knochen. Voraussetzung für einen stabilen Körperaufbau sind starke Knochen. Dazu gehört eine ausreichende Versorgnung mit Nährstoffen und ein gesunder Stoffwechsel.

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Die Osteomalazie ist eine Mineralisationsstörung in den Knochen. Meistens wird sie von einem Vitamin-D- oder Kalzium-Mangel hervorgerufen. Dadurch wird nicht ausreichend Kalzium und Phosphor in die Knochen eingebaut. Die Folge sind eine Demineralisierung und eine Knochenerweichung, verbunden mit diversen Skelettveränderungen. Dazu gehören Kniefehlstellungen wie X- oder O-Beine oder Skoliose

Auf den ersten Blick ähnelt die Osteomalazie der Osteoporose. Der Unterschied zwischen Osteoporose und Osteomalazie: Bei der Osteomalazie sinkt der Mineralgehalt des Knochens, nicht das Volumen. Die Grundsubstanz der Knochen bleibt somit erhalten. Bei der Osteoporose baut sich die Knochendichte ab.

Ausschließlich Erwachsene können von Osteomalazie betroffen sein. Bei Kindern bezeichnen Mediziner das gleiche Krankheitsbild als Rachitis.

Skelettsystem des Menschen
Die Knochen sind das Grundgerüst des Körpers © Alexandr Mitiuc / Fotolia

Ursachen und Risikofaktoren für Osteomalazie

Die Hauptursache für eine Knochenerweichung oder Osteomalazie ist Vitamin D-Mangel. Vitamin D hat eine große Bedeutung für den menschlichen Körper: Es fördert die Aufnahme von Kalzium aus dem Darm (Resorption). Dieses Kalzium fehlt dann im Organismus und wird nicht in ausreichender Menge in die Knochenmatrix eingelagert.

Ein Vitamin D-Mangel entsteht aus zwei Gründen:

  • keine ausreichende Aufnahme von Vitamin D über die Ernährung
  • keine ausreichende Sonnenbestrahlung der Haut

Bei der Einstrahlung von Sonnenlicht auf die Haut passiert Folgendes: Der Organismus bildet aus den Vorstufen von Vitamin D (7-Dehydro-Cholesterin) in mehreren Schritten das aktive Vitamin D. In der Fachsprache heißt Vitamin D auch Calcitriol oder Vitamin D3. Damit kann die Sonneneinstrahlung 80 % des Vitamin D-Bedarfs decken.

Der Aufenthalt im Freien ist also ein aktiver Beitrag für den Vitamin D-Haushalt und damit die Knochengesundheit.

Bei mangelnder Sonnenexposition, beispielsweise

  • im Winter,
  • bei älteren oder bettlägerigen Personen oder
  • durch ständige Benutzung von Sonnenschutzcremes

kommt es zu einem Mangel an aktivem Vitamin D. Dieser führt mitunter über eine verminderte Kalzium-Resorption im Darm zur Osteomalazie.

Sonne gegen Vitamin D Mangel
Sonnenstrahlen in Maßen helfen dem Körper, Vitamin D zu bilden © John Smith / Fotolia

Daneben führen auch folgende weitere Umstände zur Knochenerweichung:

  • Darmerkrankungen wie Zöliakie, Colitis ulcerosa und das Kurzdarm-Syndrom,
  • Nierenfunktionsstörungen,
  • angeborene Enzymdefekte sowie
  • Medikamente wie Antiepileptika, Fluoride, Aluminium und Lithium.

Welche Beschwerden treten bei einer Knochenerweichung auf?

Einige der bei Osteomalazie auftretenden Symptome entstehen durch den Mineralienmangel. Andere Begleiterscheinungen sind Folgen der entmineralisierten Knochenstruktur.

Ein Hauptsymptom der Knochenerweichung sind dumpfe, anhaltende Schmerzen. Besonders

  • die unteren Extremitäten (Ober- und Unterschenkel),
  • die Hüfte,
  • der Brustkorb (Thorax) und
  • die Wirbelsäule

sind davon betroffen. Diese Körperteile tragen einen Großteil des Körpergewichtes. Daher macht sich die Osteomalazie hier meist zuerst bemerkbar.

Weitere Symptome sind:

  • Verformungen aufgrund der geringeren Knochendichte (unter anderem die Krümmung der Wirbelsäule, O- und X-Beine)
  • Muskelschwäche
  • schnelle Ermüdbarkeit
  • erhöhte Anfälligkeit für Knochenbrüche, insbesondere Oberschenkelhalsbruch.

Die Knochenschmerzen werden häufig mit denen einer Rheumaerkrankung verwechselt. Daher ist eine korrekte und umfassende Diagnose besonders wichtig.

Knochen Schmerzen
Bei Osteomalazie schmerzt unter anderem die Wirlbelsäule © wavenbreak3 / Fotolia

So erfolgt die richtige Diagnose

Erste Hinweise auf eine Knochenerweichung ergeben sich aus der ärztlichen Allgemeinuntersuchung. Dabei betrachtet der Arzt den Zustand des Körpers ebenso wie die vom Patienten geschilderten Symptome. Er fragt auch, ob es in der Familie bereits Fälle von Osteomalazie gab.

Im Rahmen einer Blutuntersuchung werden wichtige Laborparameter überprüft. Bei einer Knochenerweichung sind das Enzym Alkalische Phosphatase und der Parathormonspiegel im Blutserum stets erhöht. Zudem haben Patienten häufig einen niedrigen Vitamin D- und Calcium-Spiegel. Wurde die Osteomalazie durch eine Nierenerkrankung ausgelöst, zeigen sich außerdem verminderte Phosphatwerte.

Eine Röntgenuntersuchung gibt weitere Hinweise darauf, ob eine Knochenerweichung vorliegt. Hier zeigen sich die bereits verformten Knochen mit einer verwaschenen Struktur.

Bei einer Skelettszintigraphie ist ein erhöhter Knochenstoffwechsel messbar. Die Messung der Knochendichte bestätigt die Diagnose durch einen geringen Gehalt an Mineralien in der Knochenmatrix.

Bei noch immer unklarer Diagnose kann der Arzt dann noch eine Knochenbiopsie durchführen. Mit dieser kann er eine Knochenerweichung deutlicher von anderen Knochenerkrankungen wie Osteoporose abgrenzen.

Therapie und Prognose bei Osteomalazie: Vitamin D und Calcium

Die genaue Prognose bei Osteomalazie hängt davon ab, zu welchem Zeitpunkt der Erkrankung die Diagnose erfolgt. Generell ist Osteomalazie gut behandelbar und heilbar. Je früher Mangelzustände oder eine beginnende Osteomalazie erkannt und behoben werden, umso geringer sind die Folgen der Demineralisierung. Die Osteomalazie ist häufig in vier bis sechs Monaten ausgeheilt.

Seltener führen Ärzte bei Osteomalazie orthopädische oder chirurgische Eingriffe durch. Diese kommen infrage, wenn die Knochen sehr verformt sind und der Patient darunter leidet.

Sind die Knochen bereits stark angegriffen, sind Orthesen eine Möglichkeit zur Linderung. Das sind medizintechnische Hilfsmittel, die die Glieder stützen, entlasten und korrigieren. Unterstützend sind auch Physiotherapie und Krankengymnastik sinnvoll. Sie können dazu beitragen, dass der Patient sich eine stabile und gesunde Körperhaltung angewöhnt.

Vitamin D Mangel vorbeugen
Genügend Vitamin D aus der Ernährung stärkt die Knochen. © bit24 / Fotolia

Die optimale Therapie einer Osteomalazie fördert die Remineralisierung der Knochenstruktur. Dazu haben Sie folgende Möglichkeiten:

  • Gabe von Vitamin D-Präparaten oder Injektionen. Empfohlen wird eine tägliche Gesamtzufuhr von 5 µg Vitamin D, bei vorliegendem Mangel eventuell nach Absprache mit dem Arzt höher.
  • Regelmäßiger Aufenthalt an der Sonne: Mindestens 15 Minuten täglich, dabei am Besten das Gesicht, Arme und Beine ohne Sonnenschutzmittel bescheinen lassen.
  • Phosphatzufuhr und alkalisierende Substanzen bei Nierenfunktionsstörungen.
  • Einnahme von Kalzium-Präparaten und kalziumreiche Ernährung.
  • Vitamin D-reiche Lebensmittel.

Viel Vitamin D enthalten

  • Fisch (zum Beispiel Lachs, Hering, Forelle oder Sardinen),
  • Milchprodukte (Käse, Butter, Milch),
  • Eier,
  • verschiedene Pilze (Champignons, Steinpilze, Pfifferlinge),
  • Avocados,
  • Hülsenfrüchte und
  • Vollkorngetreide. 

Tierische Produkte liefern Vitamin D in der Form D3, pflanzliche Produkte enthalten Vitamin D als D2. Die chemische Form Vitamin D3 entspricht der Variante des Vitamin D, das in der Haut durch Sonneneinstrahlung gebildet wird. Deshalb kann es vom Körper gut verwertet werden. 

Generell kann die Ernährung zwar konstant Vitamin D liefern, viele Lebensmittel enthalten allerdings eher wenig davon.

Eine ärztliche Kontrolle des Vitamin D-Spiegels kann je nach individueller Konstitution und Beschwerdelage sinnvoll sein. Besonders im Frühling nach den sonnenarmen Wintermonaten besteht bei vielen Menschen Vitamin D-Mangel.

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