Der Nervus Ulnaris verläuft durch den Ellbogen und ist für viele verschiedene motorische Bewegungen der Hand verantwortlich. Er gewährleistet zum Beispiel die Bewegung des vierten und fünften Fingers. Des Weiteren sorgt er auch dafür, dass die Muskulatur des Daumenballens und des Handrückens aktiviert werden kann.
Ist der Nerv eingeklemmt oder beschädigt, behindert dies die Funktionen der Handmuskulatur und schränkt die Bewegungsfreiheit ein.
Der Nervus Ulnaris ist im Ellbogen lokalisiert. Aufgrund seiner Nähe zur Hautoberfläche und der exponierten Lage ist er anfällig für die Ausbildung eines Engpasses.
Eine Engpassbildung kann auch in körperlicher Ruhe erfolgen. Wenn Sie beispielsweise in einer ungesunden Haltung einschlafen oder die Arme auf dem Tisch abstützen, wird der Nerv einem Druck ausgesetzt. Dabei wird er buchstäblich in den Arm hineingedrückt und abgeklemmt.
Aber auch Zugbewegungen können zur Engpassbildung beitragen. Besonders fortgeschritten ist es, wenn das Sulcus-Ulnaris-Syndrom aus einer Fehlstellung der Armknochen resultiert. In diesem Fall stellt eine Operation oft den letzten Ausweg dar.
Das Syndrom kann auch als Folge einer Polyneuropathie auftreten. Polyneuropathien kennzeichnen sich durch Erkrankungen an mehreren Nerven des peripheren Nervensystems und betreffen vor allem
- Menschen mit einem erhöhten Alkoholkonsum,
- Diabetiker und
- Patienten mit Lepra.
Ursachen und Risikofaktoren für das Sulcus-Ulnaris-Syndrom sind also:
- Druckbelastungen auf dem Ellbogen durch Aufstützen oder eine ungesunde Liegeposition,
- Zugbelastungen (z.B. bei schweren körperlichen Arbeiten),
- Fehlstellungen im anatomischen Aufbau und
- Polyneuropathien (u.a. Folge von Alkoholismus und Diabetes).
Beim Sulcus-Ulnaris-Syndrom ist der Ellenbogennerv eingeklemmt © bilderzweg | AdobeStock
Das Syndrom äußert sich in Empfindungsstörungen wie Kribbeln (als wäre der Arm eingeschlafen) oder Taubheit. In schwereren Fällen können auch partielle oder komplette Lähmungen der Muskulatur auftreten.
Betroffene fühlen sich oftmals im Alltag eingeschränkt, vor allem wenn das Syndrom die dominante Hand betrifft. Durch die gelegentlich auftretende Muskellähmung gestalten sich viele Tätigkeiten schwer.
Dies ist nicht nur ärgerlich im Alltag, sondern kann sich je nach Beruf auch auf die Arbeit auswirken. Wer
- mit schweren Lasten,
- am Schreibtisch oder
- in einem Handwerkbetrieb
arbeitet, ist aufgrund der Komplikationen oft arbeitsunfähig. Auf jeden Fall ist seine Leistung gemindert.
Überdies berichten die meisten Betroffenen auch von starken, ausstrahlenden Schmerzen
- in der Hohlhand,
- im Unterarm und
- im Ellbogen.
Bei einem chronischen Verlauf kann es zu einer Reduktion der Muskulatur in der Hand kommen. Dadurch kann sich eine sogenannte Krallenhand bilden.
Typische Symptome für das Sulcus-Ulnaris-Syndrom sind im Überblick:
- Kribbeln in den Fingern,
- Taubheitsgefühle in Fingern und Hand,
- Unfähigkeit, den Ringfinger und Zeigefinger durchzustrecken oder zu beugen,
- Einschränkung der Handrückenmuskulatur,
- Probleme beim Greifen,
- Muskelabbau sowie
- eine Krallenhand.
Die richtigen Ansprechpartner sind in erster Linie Neurologen. Neurologen sind Experten für Nervenerkrankungen und -probleme. Sie verfügen in ihrer Praxis über ein breit gefächertes diagnostisches Instrumentarium, um Nervenerkrankungen sicher diagnostizieren zu können.
Auch Orthopäden können bei der Untersuchung einen ersten Verdacht formulieren. Sie werden die Patienten in der Folge aber an einen Neurologen überweisen.
Zunächst misst der Arzt die Leitgeschwindigkeit der Nerven. Das Ergebnis zeigt, wie schnell die Nerven Impulse weiterleiten. Schäden an den Nerven schlagen sich in der Funktionsweise der Nerven nieder.
Je nach Bedarf schließt sich daran eine Röntgenuntersuchung an. In Einzelfällen ist es außerdem aufschlussreich, den Ellbogen mittels Ultraschall (Sonographie) und Magnetresonanztomographie (MRT) zu untersuchen.
Mithilfe dieser Verfahren können die Ärzte das Vorliegen eines Sulcus-Ulnaris-Syndroms in der Regel zweifelsfrei bestätigen. Anschließend müssen sie die Schwere des Syndroms feststellen, um einen Behandlungsplan aufzustellen.
Wenn der Nervus Ulnaris einen Engpass hat, sollte der betreffende Arm zunächst geschont werden. In leichten Fällen sorgt eine Erholungsphase dafür, dass der Nerv selbstständig an seine normale Position zurückkehrt.
Abschwellende und entzündungshemmende Medikamente können die Schonung begleiten und für eine zusätzliche Entlastung des Nervs sorgen. Darüber hinaus erweist sich häufig eine Unterstützung des Arms durch eine Lagerungsschiene als hilfreich.
Entwickelt sich das Sulcus-Ulnaris-Syndrom durch Schonung nicht von selbst zurück, kann ein operativer Eingriff in den Fokus rücken. Er dient zur Freilegung des Nervs, der sogenannten Neurolyse.
Im Rahmen des simplen Eingriffs lösen die Chirurgen Verklebungen und beseitigen Irritationen.
Tritt das Syndrom als Folge einer chronischen Fehlstellung in der Anatomie auf, muss möglicherweise ein größerer operativer Eingriff erfolgen. Dabei wird der Nerv umgelagert.
Der operative Eingriff ist in der Regel mit einem sofortigen Nachlassen der Schmerzen verbunden. Gefühl und Beweglichkeit können jedoch vorerst eingeschränkt sein.
Nach dem operativen Eingriff ist der Ellenbogen normalerweise sofort wieder funktionstüchtig. Das bedeutet, dass er benutzt werden kann, grundsätzlich jedoch geschont werden sollte. Die Dauer der Schonzeit ist von der Art der Operation abhängig (für gewöhnlich 2 - 6 Wochen).
Mit etwas Abstand (z.B. nach einem halben Jahr) sollte eine Kontrolluntersuchung folgen. Dabei wird die Nervenleitgeschwindigkeit wieder gemessen. Das Ergebnis zeigt, ob die OP erfolgreich war.