Bei Lagerungsschwindel leiden die Betroffenen unter wiederkehrenden Schwindelattacken. Sie treten immer dann auf, wenn der Betroffene seine Lage verändert – beispielsweise wenn er sich hinlegt, den Kopf dreht, hebt oder senkt.
Lagerungsschwindel entsteht nur durch schnelle Lageänderungen. Im Sitzen, im Liegen oder beim Laufen sind die Patienten schwindelfrei.
Besonders charakteristisch ist, dass der Schwindel mit einer kurzen Zeitverzögerung nach der Bewegung auftritt. Der Schwindelanfall hält im Schnitt 30 Sekunden bis maximal 2 Minuten an.
Es handelt sich um eine harmlose Erkrankung, die den Alltag und die Lebensqualität jedoch stark beeinträchtigen kann. Umso wichtiger ist es daher, dass Betroffene lernen, mit den Symptomen zu leben. Akute Schwindelattacken lassen sich durch bestimmte Manöver deutlich lindern.
In den meisten Fällen kommt es zu schubartigem Drehschwindel, der wenige Sekunden bis hin zu maximal zwei Minuten andauern kann.
Wie andere Schwindelformen auch geht der Lagerungsschwindel häufig mit Begleitsymptomen wie
einher. Vor allem ältere Patienten haben zudem ein erhöhtes Sturzrisiko.
Unbehandelter Lagerungsschwindel kann außerdem zu einem Vermeidungsverhalten führen. Das wiederum wirkt sich negativ auf die Körperhaltung aus. Nicht zuletzt haben unbehandelte Betroffene häufiger depressive Verstimmungen.
Im Innenohr befinden sich kleine Kristalle, die die Schwerkraft an den Sinneszellen verstärken, die sogenannten Otholiten (Ohrensteine). Unter bestimmten Umständen können sie sich von ihrem ursprünglichen Standort lösen und in den mit Flüssigkeit gefüllten Bogengang wandern.
Bei Bewegungen des Kopfes geschieht nun Folgendes: Die Otholiten bewegen sich mit und senden Signale an das Gehirn. Dieses kann die eingehenden Informationen jedoch nicht mit denen der anderen Organe – etwa der Augen – vereinbaren. Dadurch kommt es zu Schwindelgefühlen und Gleichgewichtsstörungen.
Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr © Henrie - Adobe Stock.
Die Ablösung der Otholiten ist ein vollkommen natürlicher Alterungsprozess. Lagerungsschwindel tritt daher meist bei älteren Menschen zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Des Weiteren wird die Entstehung des benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels durch folgende Faktoren begünstigt:
Bei wiederkehrenden Schwindelattacken empfiehlt es sich, einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufzusuchen. Auch der Hausarzt kann erste Anlaufstelle sein. Er überweist den Patienten bei Bedarf an einen HNO-Arzt oder einen Neurologen.
Zu Beginn der Untersuchung findet ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch statt, die sogenannte Anamnese. Bereits dieses Gespräch kann dem Arzt wichtige Hinweise auf die Ursache des Schwindels geben.
Er führt anschließend einen Hörtest durch und testet zudem das Gleichgewichts- und Hörorgan. So kann er bestimmte Erkrankungen – beispielsweise einen Hörsturz – ausschließen.
Hegt er den Verdacht auf einen Lagerungsschwindel, kann er diesen z.B. durch die sogenannte Dix-Hallpike-Lagerungsprobe erhärten. Er bittet den Patienten, sich aufrecht auf die Untersuchungsliege zu setzen, den Kopf um 45 Grad zur Seite zu drehen und sich dann hinzulegen.
Beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel erleidet der Patient nun eine Schwindelattacke. Häufig wird sie von unwillkürlichen, schnellen Augenbewegungen (Nystagmus) begleitet. Der Schwindel lässt innerhalb von maximal zwei Minuten wieder nach.
Eine Therapie mit Medikamenten oder ein operativer Eingriff kommen beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel nicht infrage. Stattdessen erlernt der Patient Techniken, mit deren Hilfe er Schwindel vermeiden oder akute Schwindelattacken effektiv lindern kann.
Eventuell erhält er vom Arzt auch Anweisungen, sogenannte Befreiungsmanöver durchzuführen. Zu diesem Zweck wurden zwei Manöver entwickelt: das Eplay-Manöver und das Brandt-Daroff-Manöver. Damit könnn die Kristalle aus den Bogengängen wieder in das richtige Organ (den Utrikulus) bewegt werden.
Bei der Durchführung der Manöver sind einige Hinweise zu beachten. Daher sollten Patienten sich von ihrem HNO-Arzt oder von einem Physiotherapeuten gründlich in diese Übungen einweisen lassen. Dazu gibt es spezielle Lagerungstrainings.
Diese Manöver sind auch für Laien sehr leicht durchzuführen und in ca. 80 % der Fälle sind die Patienten nach der ersten Behandlung auch komplett beschwerdefrei.
Beim Lagerungsschwindel geht es nicht um eine Gewöhnung, sondern man beseitigt durch diese Übungen die Ursache.
Die Prognose bei Lagerungsschwindel ist gut, sofern sich der Patient auf die Behandlung einlässt. Er muss die vom Arzt verordneten Übungen konsequent durchführen.
Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel kann sich damit vollständig zurückbilden.
In vielen Fällen tritt er jedoch schubweise immer wieder auf. Der Betroffene kann die Schwindelattacken dann durch vorab erlernte Befreiungsmanöver effektiv lindern oder verkürzen.
Obwohl Lagerungsschwindel in der Regel harmlos ist, sollten Betroffene die Symptome nicht einfach ignorieren. Sie sollten in jedem Fall einen Spezialisten aufsuchen, um andere Erkrankungen auszuschließen.