Morbus Menière tritt vor allem im Alter zwischen 40 und 50 Jahren auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Etwa 13 von 100.000 Menschen erkranken in Mitteleuropa jedes Jahr neu an Morbus Menière.
Darüber hinaus kann Morbus Menière auch mit weiteren Erkrankungen assoziiert sein. Die Medizin spricht in solchen Fällen von Komorbiditäten. Am häufigsten treten dabei Migräne oder eine rheumatoide Arthritis auf.
Die genauen Ursachen für den anfallartigen Drehschwindel sind auch heute noch weitgehend unbekannt.
Der Auslöser ist meistens ein endolymphatischer Hydrops (vermehrte Bildung von Endolymphe) in Kombination mit einer gestörten Innenohrhomöostase.
Das heißt, dass es im Innenohr zu einer Veränderung der Druckverhältnisse der Lymphe kommt. Das schädigt die empfindlichen Membranen im Innenohr. Dadurch tritt unkontrolliert Lymphe aus, was das Gehirn fälschlicherweise als Lageänderung des Körpers versteht. So entsteht das Schwindelgefühl.
Das spontane Verkleben der gerissenen Membranen wiederum beendet dann schließlich den Schwindelanfall.
In etwa 7–15 % der Fälle kommen außerdem auch erbliche Ursachen hinzu. Bei Kindern mit Morbus Menière finden sich häufig weitere Fälle in der Familie (= positive Familienanamnese).
Morbus Menière umfasst charakteristische Symptome. Sie bilden gemeinsam eine sogenannte Symptom-Trias:
Allerdings leidet nur etwa jeder fünfte Betroffene unter allen drei typischen Symptomen.
Während einer Attacke kommt es außerdem häufig zu schnellen Augenbewegungen (Augenzittern, Nystagmus). Etwa 40 % der Betroffenen leiden anfangs unter einem Hörsturz als einzigem Anzeichen für ihre Erkrankung. Die anderen zeigen überwiegend Gleichgewichtsbeschwerden.
Ärzte können Morbus Menière mittels verschiedener diagnostischer Verfahren diagnostizieren. Dazu gehören z. B.
- eine Audiometrie,
- eine Kernspintomographfie (MRT) oder
- Gleichgewichtstests.
Mit der Audiometrie wird die Hörminderung im mittleren und tiefen Frequenzbereich festgestellt. Die Untersuchung im Kernspintomographen zeigt unter Kontrastmittel den Endolymphhydrops an. Damit lässt sich die Diagnose eines Morbus Menière sichern.
Zu den Gleichgewichtstests – medizinisch: Neuro-otologische Tests – gehören u.a.:
- Nystagmus-Prüfung zum Nachweis der schnellen Augenbewegungen bei Schwindel
- Unterberger-Tretversuch, bei dem Betroffene mit geschlossenen Augen 50 Mal auf der Stelle treten sollen, Dabei weichen sie dann bis zu 45° von der Ausgangsposition ab
- Kopfimpulstest, bei dem der Patient gebeten wird, einen festen Punkt mit den Augen zu fixieren, z. B. die Nase des Arztes. Dieser wird den Kopf des Patienten dann schnell nach rechts und links drehen und die Augenbewegung dokumentieren.
Wichtig ist zudem, die Symptome des Morbus Menière auch differenzialdiagnostisch abzuklären. Welche andere Erkrankung könnte also diese Symptome verursachen? Ärzte führen daher im Zweifelsfall weitere Untersuchungen durch, um z. B.
auszuschließen.
Bei Morbus Menière tritt bei Betroffenen anfallartig Schwindel auf © Satjawat | AdobeStock
Für die Therapie von Morbus Menière stehen medikamentöse sowie operative Verfahren zur Verfügung. Letztere kommen nur bei schweren Krankheitsfällen zur Anwendung, z.B. wenn Medikamente nicht oder nicht ausreichend helfen.
Die symptomatische Therapie während eines Anfalls basiert insbesondere auf Bettruhe und Sturzvermeidung. Zusätzlich können dann Medikamente gegen die Auswirkungen des Schwindels und einer damit verbundenen Übelkeit gegeben werden, sogenannte Antiemetika und Antivertiginosa. Betroffene sollten in der Zeit des akuten Anfalls auch Genussmittel wie Alkohol, Kaffee oder gesalzenes Essen vermeiden.
Prophylaktisch wird der Arzt Medikamente verordnen, die zukünftige Anfälle von Morbus Menière verhindern sollen. Dazu zählen u. a. Medikamente, die den Wasserhaushalt des Körpers beeinflussen, wie z. B. Diuretika zur Steigerung der Wasserausscheidung über die Nieren.
Eine Operation hat das Ziel, den Mittelohrbereich zu entlüften. Dabei wird ein kleines Röhrchen in das Trommelfell eingebracht. Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten, auch die Funktion des Innenohrs operativ zu beeinflussen.
Gegen die Hörminderung kann Patienten ein Hörgerät angepasst werden, sodass sich die Situation deutlich verbessert.
Medikamentös lässt sich die Zahl der Schwindelattacken in den meisten Fällen innerhalb von 2–8 Jahren um 60–70 % verringern.
Allerdings kommt es häufig in den ersten 10 Jahren der Erkrankung zu einer Hörminderung um bis zu 50 dB. Dabei kann die Hörleistung auch schwanken (fluktuieren). In seltenen Fällen kann es sogar zu einem beidseitigen Hörverlust kommen.
Experten für Morbus Menière sind in der Hals-Nasen-Ohren-Praxis oder -Klinik zu finden. Oftmals handelt es sich um spezialisierte Schwindelmediziner.
Je nach Symptomlage kann es aber insbesondere in der Diagnostik notwendig sein, auch Neurologen und Kardiologen mit einzubeziehen. Sie können Ursachen im Bereich der Nerven sowie des Herz-Kreislauf-Systems für den Schwindel ausschließen.