Hormonstörungen betreffen viele Menschen und können vielfältige Beschwerden verursachen. Sie treten auf, wenn das empfindliche Gleichgewicht der Hormone im Körper gestört ist. Diese Störungen können unterschiedliche Erkrankungen nach sich ziehen und benötigen oft eine umfassende Diagnose und Behandlung durch spezialisierte Ärzte.
Im Folgenden finden Sie weitere Informationen zu Hormonstörungen sowie ausgewählte Spezialisten für die Behandlung von Hormonstörungen.
Empfohlene Spezialisten für Hormonstörungen
Artikelübersicht
- Was sind Hormone?
- Welche Hormone gibt es?
- Was sind häufige Hormonstörungen?
- Bei welchen Symptomen sollte man (auch) an Hormonstörungen denken?
- Was sind die Ursachen und Risikofaktoren von Hormonstörungen?
- Die Diagnose von Hormonstörungen
- Die Behandlung von Hormonstörungen
- Wie ist die Prognose von Hormonstörungen?
Was sind Hormone?
Hormone sind chemische Botenstoffe des Körpers, die Hormondrüsen produzieren und freisetzen.
Das Blut transportiert sie in die Zielorgane. Dort steuern sie letztlich sämtliche Stoffwechselprozesse des Körpers, die unbewusst und ohne aktives Zutun ablaufen.
Zu den hormonell beeinflussten Vorgängen gehören:
- Energiestoffwechsel
- Wasserhaushalt
- Wachstumsprozesse
- Wach-Schlaf-Rhythmus oder
- Sexualfunktionen
Welche Hormone gibt es?
Es gibt eine Vielzahl von Hormonen und etliche sind vermutlich noch nicht bekannt.
Die wichtigsten und häufigsten Hormone sind:
- Das Stoffwechselhormon Insulin, welches die Bauchspeicheldrüse bildet
- Die Schilddrüsenhormone Thyroxin (Tetrajodthyronin (Thyroxin), kurz T4) und Thyronin (Trijodthyronin, kurz T3 genannt)
- Die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron, die die Eierstöcke produzieren
- Das Stresshormon Kortison aus der Nebenniere
Was sind häufige Hormonstörungen?
Viele denken, dass Hormonstörungen nur Frauen in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren betrifft. Es gibt allerdings eine Vielzahl an Hormonstörungen, die auch das männliche Geschlecht, Kinder und Senioren betreffen können.
Hormonstörungen entstehen immer dann, wenn der Körper Hormone nicht richtig produzieren, freisetzen oder verarbeiten kann.
Diese Störungen können sich auf verschiedene Systeme des Körpers auswirken und eine Vielzahl von Beschwerden verursachen. Für Betroffene bedeutet dies oft eine erhebliche Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität.
Zu den häufigsten Hormonerkrankungen und -störungen gehören:
Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus): Ist durch erhöhte oder erniedrigte Blutzuckerspiegel gekennzeichnet. Dies führt zu Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Bewusstlosigkeit und unstillbarem Durst.
Die Zuckerkrankheit ist mittlerweile eine Volkskrankheit. Patienten erwerben sie häufig im Laufe ihres Lebens. Sie ist mit Übergewicht und Bewegungsmangel verbunden (Diabetes mellitus Typ II).
Hier produziert die Bauchspeicheldrüse zwar ausreichend Insulin, aber die Zielgewebe reagieren nicht mehr richtig darauf. Durch eine Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion ist die Erkrankung gut behandelbar und sogar heilbar.
Bei der angeborenen Form, dem Diabetes mellitus Typ I, produzieren die verantwortlichen Inselzellen nicht mehr genügend Insulin. Die Fett-, Muskel- und Leberzellen können Zuckermoleküle nicht mehr aufnehmen. Die Zellen „verhungern“ daher, weshalb die künstliche Zufuhr von Insulin über Spritzen lebensrettend ist.
Schilddrüsenfunktionsstörungen im Sinne von Über- und Unterfunktionen.
Bei der Unterfunktion (medizinisch Hypothyreose), oft durch Jodmangel oder Entzündungen verursacht, produziert die Schilddrüse zu wenig Schilddrüsenhormone.
Betroffene klagen über Müdigkeit, Depressionen oder Gewichtszunahme. Durch den Mangel an Schilddrüsenhormonen kommt es letztlich zu einer Verlangsamung des Stoffwechsels.
Bei der Überfunktion (medizinisch Hyperthyreose) liegt ein Überschuss an Schilddrüsenhormonen vor. Ursachen sind häufig Autoimmunerkrankungen oder Tumore.
Symptome der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) @ bilderzwerg /AdobeStock
Auch Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse können zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen.
Die Überdosierung von Schilddrüsenhormonen (unbeabsichtigt oder bewusst, um eine Gewichtsabnahme zu erreichen) kann ebenfalls Ursache für eine Hyperthyreose sein.
Kennzeichnend für die Schilddrüsenüberfunktion ist die Aktivierung des gesamten Stoffwechsels. Dies führt typischerweise zu Nervosität, vermehrtem Schwitzen, Heisshunger und, trotz vermehrter Nahrungszufuhr, zu einer Gewichtsabnahme.
Auf Hormonstörungen bei Frauen einzugehen, würde den Umfang dieses Textes sprengen. Eine Vielzahl an Hormonen während der Pubertät, Wechseljahre, Schwangerschaft und Stillzeit etc. spielen dabei eine Rolle.
Vereinfacht ausgedrückt sind die wichtigsten Hormone zur Regulierung der Fortpflanzungsfähigkeit bei Frauen das Östrogen und Progesteron. Selbst kleinste Veränderungen und Unregelmäßigkeiten können zu Zyklusstörungen bis hin zur Unfruchtbarkeit führen.
Die Nebenniere produziert das Stresshormon Kortison. Es steuert sämtliche Stressreaktionen des Körpers.
Das Cushing Syndrom ist eine Erkrankung, die mit Symptomen wie Stammfettsucht, Vollmondgesicht und Hautveränderungen (Akne, vermehrte Behaarung) einhergeht.
Erkrankungen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse), der Nebennieren (Nebennierentumore = Nebennierenadenome) sowie der Lungen (Bronchialkarzinom) können zu einer übermäßigen Kortisonproduktion führen.
Junge Frau mit Cushing Syndrom @ Von Ozlem Celik, Mutlu Niyazoglu, Hikmet Soylu and Pinar Kadioglu - http://mrmjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/2049-6958-7-26, CC BY 2.5, Link
Bei welchen Symptomen sollte man (auch) an Hormonstörungen denken?
Die Symptome von Hormonstörungen sind vielfältig und hängen davon ab, welche Hormone betroffen sind.
Viele hormonelle Störungen gehen mit unterschiedlichen Symptomen einher, die auch andere Ursachen haben können.
Daher sollten Sie bei Symptomen eine Blutuntersuchung durchführen lassen. So lassen sich Erkrankungen leicht ausschließen oder bestätigen.
Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Gewichtsveränderungen (zu- oder abnehmen)
- Stimmungsschwankungen oder Depressionen
- Zyklusstörungen bei Frauen, wie unregelmäßige Menstruation
- Hautprobleme wie Akne oder trockene Haut
- Schlafstörungen
- Haarausfall
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren von Hormonstörungen?
Da es eine Vielzahl an unterschiedlichen Hormonstörungen gibt, können verschiedene Ursachen und Risikofaktoren verantwortlich sein.
Nachfolgend sind einige wichtige Beispiele aufgezählt:
- Genetische Veranlagung, beispielsweise beim Diabetes mellitus Typ I
- Übergewicht und Bewegungsmangel beim Diabetes mellitus Typ II
- Mangelernährung bei Schilddrüsenunterfunktion, am häufigsten in Deutschland ist der Jodmangel (Ausnahme sind Küstenregionen)
- Stress und psychische Belastungen bei Nebennierenerkrankungen und Zyklusunregelmäßigkeiten
- Medikamente und hormonelle Verhütungsmittel
- Alter und hormonelle Veränderungen, wie in der Pubertät oder den Wechseljahren
Die Diagnose von Hormonstörungen
Um Hormonstörungen zu diagnostizieren, kommen verschiedene Untersuchungsmethoden zum Einsatz:
Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese): Die Anamnese gehört sicherlich zu den wichtigsten Untersuchungsmaßnahmen am Anfang. Im Mittelpunkt stehen Fragen zur Entwicklung der Symptome, spezielle Operationen oder Medikamenteneinnahmen.
Bluttest: Als Nächstes kommt die Blutuntersuchung, die ebenfalls bereits sehr wichtige Hinweise für das Vorliegen einer Hormonstörung liefert. Andererseits kann die Blutuntersuchung auch Hormonstörungen ausschließen. Dann sind weitere Diagnosen für die geschilderten Probleme möglich.
Speicheltests für bestimmte Hormone: Können ebenfalls einen ersten Überblick über den Hormonstatus und eventuelle Störungen geben. Dies gilt insbesondere für weibliche Sexualhormone. Dabei kommenSpeicheltests regelmäßig zum Einsatz.
Urinanalysen zur Bestimmung der Hormonmetaboliten
Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT: Um Hormondrüsen zu untersuchen. Dies ist beispielsweise bei der Untersuchung der Schilddrüse oder den Eierstöcken sinnvoll. Sie kommen auch zum Einsatz, um die Diagnose einer Hormonstörungen zu bestätigen.
Eine Hormonuntersuchung ist üblicherweise mit einer Blutabnahme verbunden © Alexander Raths / Fotolia
Die Behandlung von Hormonstörungen
Die Therapie von Hormonstörungen hängt von der Ursache und den individuellen Beschwerden ab.
Häufige Behandlungsansätze sind:
- Medikamentöse Behandlung mit Hormonersatzpräparaten oder Hormonblockern
- Lebensstiländerungen wie Ernährungsumstellungen und regelmäßige Bewegung
- Stressmanagement und psychologische Unterstützung
- Spezielle Therapien bei Frauen, wie die Behandlung von Zyklusstörungen oder Wechseljahresbeschwerden
Spezialisten für die Behandlung von Hormonstörungen sind Endokrinologen. Diese Ärzte sind auf Hormonerkrankungen und Stoffwechselstörungen spezialisiert und bieten eine umfassende Diagnostik und Therapie an.
Wie ist die Prognose von Hormonstörungen?
Der Verlauf von Hormonstörungen hängt stark von der Ursache und der rechtzeitigen und geeigneten Behandlung ab.
Viele Hormonstörungen lassen sich durch gezielte Therapien gut kontrollieren, sodass sich die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessert. Es ist jedoch wichtig, regelmäßig ärztliche Kontrollen wahrzunehmen und die Behandlung konsequent durchzuführen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Hormonstörungen eine Vielzahl von Symptomen und Beschwerden verursachen können. Daher ist eine umfassende Diagnose und Behandlung erforderlich.
Durch die richtige Therapie und die Unterstützung spezialisierter Ärzte lässt sich die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern.
Suchen Sie bei anhaltenden Beschwerden einen Endokrinologen auf, um mögliche Hormonstörungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können.
Quellen
Berufsverband der Frauenärzte (BVF)
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)