Maßgeblich für die Unterscheidung ist die Klassifikation der „International Society for the Study of Vascular Anomalies“ (ISSVA) von 1996. Danach unterscheiden Mediziner Gefäßbildungen in
- Hämangiome und
- vaskuläre Malformationen.
Eine gezielte Diagnostik kann nur durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit erfolgen. Auf die Diagnose folgt ein individueller Therapieplan.
Definition: Hämangiom
Hämangiome sind die häufigsten Tumore des Kindesalters. Sie treten unmittelbar nach der Geburt oder in den ersten Lebenswochen auf und sind grundsätzlich gutartig.
Ein Hämangiom geht vom Endothel (innerste Zellschicht in einem Blutgefäß) aus. Es handelt sich um einen Gefäßtumor im Sinne proliferierender (d.h. schnell nachwachsender) Neubildungen.
Hämangiome sind gekennzeichnet durch
- ein schnelles Wachstum (6 bis 12 Monate),
- eine Phase der Stagnation (6 bis 12 Monate) und
- eine Phase der Rückbildung (1 bis 12 Jahre).
In 90 Prozent der Fälle bilden sich Hämangiome spontan zurück.
Hämangiome können sehr groß werden, bilden sich aber oft spontan zurück © Any Grant | AdobeStock
Definition: Vaskuläre Malformationen
Vaskuläre Malformationen sind erblich bedingt. Es handelt sich um Fehlbildungen mit dysplastischen (missgebildeten) Gefäßkanälen ohne zelluläre Proliferation (schnelles Wachstum von Zellen).
Sie unterliegen keiner Spontanregression (Spontanheilung). Häufig zeigen sie sich erst im Kindes- oder Jugendalter. Vaskuläre Malformationen wachsen proportional der Entwicklung.
Wachstumsschübe vaskulärer Malformationen können durch
- die hormonelle Umstellung während der Pubertät oder Schwangerschaft,
- Traumen oder
- chirurgische Maßnahmen
hervorgerufen werden.
Vaskuläre Malformationen werden nach den Eigenschaften des Blutflusses in den Blutgefäßen wie folgt unterteilt:
- Langsam durchflossen („low flow“): Kapilläre Malformation, Lymphatische Malformation, Venöse Malformation
- Rasch durchflossen („high flow“): Arteriovenöse Malformation
Bei Hämangiomen treten die folgenden Symptome auf:
- Überwärmte Schwellungen,
- beerenartige Vorwölbungen,
- infiltrierende Raumforderungen mit darüberliegender normaler Haut,
- funktionelle und ästhetische Beeinträchtigungen.
Zur Unterscheidung von Hämangiomen und vaskulären Malformationen ist eine sorgfältige Diagnose notwendig. Sie beginnt mit der genauen Erhebung der Anamnese (Krankengeschichte) und des klinischen Befundes.
Zusatzuntersuchungen sind
Bei Hämangiomen werden die folgenden Behandlungsmethoden angewandt:
- Verlaufskontrolle,
- Kryochirurgie (bei oberflächlichen und kleinen Hämangiomen),
- Laserchirurgie (bei größeren Läsionen),
- blitzlampengepumpte Farbstofflaser oder IPL (Eindringtiefe 2 mm),
- perkutane Verwendung Neodym: YAG-Laser,
- Systemische Therapie mit Kortikosteroiden oder Betablockern (zur Anregung der Rückbildung von Hämangiomen) sowie
- chirurgische Reduktion von Hämangiomen in kritischen Zonen.