Endosonographie - Informationen & Endosonographie-Spezialisten

07.06.2022
Prof. Dr. med. habil. Uwe Will
Medizinischer Fachautor

Der endoskopische Ultraschall (Endosonographie) erweitert das Spektrum der Diagnostik und Therapie des Magen-Darm-Traktes erheblich. In der Tumortherapie ist die Endosonographie ein festes Standbein in der Diagnostik. Durch die Möglichkeit einer gezielten internen Punktion können unklare Befunde komplikationsarm abgeklärt werden.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Endosonographie-Spezialisten und Zentren.

Empfohlene Endosonographie-Spezialisten

Artikelübersicht

Was ist eine Endosonographie?

Der endoskopische Ultraschall (EUS), auch Endosonographie (Sonographie von innen) ist eine Kombination von Endoskopie und Sonographie. Dabei befindet sich an der Spitze des Endoskops eine Ultraschallsonde.

Diese Sonde kann über das Endoskop direkt an das Untersuchungsgebiet, etwa 

herangeführt werden. Die Untersuchung erlaubt nicht nur eine detailgetreue Darstellung der Wand des Magen-Darm-Traktes, sondern auch der benachbarten Organe und Strukturen, etwa

Ultraschall besitzt von allen technischen Geräten, die in der Medizin eingesetzt werden, die höchste Auflösung. Die Methode ist beispielsweise die einzige, mit der es gelingt, die fünf Schichten der Wand des Magen-Darm-Traktes darzustellen (minimale Dicke 2 mm).

Dies ist in der Einschätzung von Tumoren von enormer Bedeutung für das therapeutische Vorgehen.

Wozu dient eine Endosonographie?

Tumordiagnostik

Verschiedene medizinische Fachgesellschaften haben die Endosonographie als wesentliche diagnostische Methode in die Empfehlungen zur Diagnostik von Tumoren

  • des Magen-Darm-Traktes,
  • der Bauchspeicheldrüse und
  • der Lunge sowie
  • der Bronchien

aufgenommen. Eine Endosonographie kann den Medizinern helfen, die Ausdehnung solcher Tumoren einzuschätzen. Diese Einschätzung ist von entscheidender Bedeutung für die nachfolgende Krebstherapie.

Endosonographie1
Abb. 1: Endosonographischer Befund eines kleinen bösartigen Tumors, der auf die erste Schicht begrenzt ist und endoskopisch abgetragen wurde

Endosonographie2
Abb. 2: Lokal fortgeschrittener bösartiger Magentumor mit wandüberschreitendem Wachstum und Nachweis vergrößerter Lymphknoten. Der Patient wurde mit Chemotherapie vorbehandelt und konnte nachfolgend erfolgreich operiert werden

Ärzte müssen festlegen, ob der Tumor operabel ist, also sich mit Hilfe eines endoskopischen Verfahrens oder primär operativ entfernen lassen kann.

Alternativ könnte sich der Tumor mittels Chemotherapie oder Bestrahlung zunächst verkleinern lassen. Das ist vor allem bei größeren Tumoren mit bereits nachweisbaren vergrößerten Lymphknoten eine Option. Sie dient dazu, den Tumor in einen Zustand zu überführen, der eine heilende Operation erlaubt.

Bauchspeicheldrüse und Gallenwegs-Diagnostik

Ein weiterer Schwerpunkt des Endosonographie liegt in der Diagnostik der Bauchspeicheldrüse und der Gallenwege. Bei Patienten mit

  • unklaren Bauchschmerzen,
  • Koliken,
  • erhöhten Leberwerten oder
  • ursächlich nicht erkennbar erweiterten Gangsystemen in der Bauchspeicheldrüse oder in der Leber

lässt sich mit konventionellem Ultraschalls oder einer Computertomographie manchmal keine Diagnose stellen. In diesen Fällen kann eine Endosonographie Klarheit schaffen.

Sie kann kleinste Tumoren der Bauchspeicheldrüse (ab 3 mm) nachweisen. In diesem Stadium ist dieser aggressive Tumor noch heilbar.

Eine Endosonographie kann auch kleine Gallensteine oder Tumoren im Gallengang nachweisen und damit eine frühzeitige Therapie ermöglichen.

Endosonographie3
Abb. 3: Patient mit unklaren Oberbauchbeschwerden ohne Tumornachweis im Computertomogramm (CT) und konventionellem Ultraschall. Die Endosonographie konnte einen kleinen Tumor finden. Der Patient wurde operiert und ist geheilt

Endosonographie 4
Abb. 4: Patient mit wiederkehrenden rechtsseitigen Oberbauchbeschwerden mit normalen Leberwerten. In der Endosonographie zeigte sich ein kleiner Stein im Gallengang unmittelbar vor der Mündung. Der Stein wurde endoskopisch entfernt

Endosonographie5
Abb. 5: Spezielle Endosonographie mit Gewebeerkennung durch Messung der Elastizität. Bösartige Tumoren imponieren blau kodiert. Hier wurde in einem vergrößerten Lymphknoten gezielt endosonographisch punktiert - die Absiedlung eines bösartigen Tumors konnte in der Gewebeuntersuchung gesichert werden

Diagnostik weiterer unklarer Befunde

Das Repertoire der interventionellen Endosonographie bietet darüber hinaus erweiterte diagnostische und therapeutische Möglichkeiten. Durch gezielte Punktionen, die endosonographisch gesteuert werden, lassen sich unklare Befunde

  • in der Bauchspeicheldrüse oder
  • in der Wand des Magen-Darm-Traktes
  • als auch unklare vergrößerte Lymphknoten

abklären.

Das mit der Punktionsnadel gewonnene Zellmaterial wird einer mikroskopischen Untersuchung unterzogen. Hierdurch gelingt in nahezu 90-95 % der Fälle eine diagnostische Zuordnung der Befunde. Sie erleichtern die therapeutische Entscheidung erheblich und kann u.U. Operationen verhindern.

Mittels Endosonographie lassen sich man auch Regionen punktieren, die von außen nicht zugängig oder nur mit hohem Risiko erreichbar sind. Dazu gehören

  • Bereiche im Brustkorb,
  • gefäßreiche Regionen,
  • die Nebenniere.

Der sichere Umgang mit der Punktionstechnik hat den Weg zur endosonographischen Therapie gebahnt. Patienten mit einer akuten oder chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse können mit Hilfe der Endosonographie behandelt werden. Häufig bildet sich bei ihnen eine schmerzhafte Flüssigkeitsansammlung, die zudem möglicherweise infiziert ist, 

Hierbei wird eine innere Ableitung der Flüssigkeitsansammlung in den Magen oder den Dünndarm angelegt. Somit kann diesen Patienten eine Operation erspart werden.

Endosonographie6
Abb. 6: Patient mit Schmerzen bei Ausbildung einer Zyste nach einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Endosonographische Punktion der Zyste und Anlage einer inneren Ableitung der Zyste in den Magen

Neuere therapeutische Ansätze sind die innere Ableitung eines gestauten Gallenwegssystems bei Patienten mit unheilbaren Tumoren

  • der Bauchspeicheldrüse.
  • des Magens oder
  • der Gallenwege,

bei denen endoskopisch keine innere Ableitung gelingt.

Endosonographie7
Abb. 7: Patient mit Gelbsucht bei Galleabflussstörung infolge eines bösartigen Tumors der Bauchspeicheldrüse. Der Abfluss in den Dünndarm ist aufgrund einer Einengung durch den Tumor und die liegende Prothese im Dünndarm gestört. Es wird eine Entlastung der Gallenwege durch Neuanlage einer inneren Ableitung in den Dünndarm angelegt

Diesen Patienten kann eine schmerzhafte, Lebensqualität beeinträchtigende äußere Ableitung der Galle für den Rest ihres Lebens erspart werden.

Wie läuft eine Endosonographie ab?

Eine Endosonographie wird in der Regel ambulant ausgeführt, wenn es sich um einen diagnostischen Eingriff ohne Gewebeprobe handelt.

Nach endosonographischen Punktionen bedarf es in den meisten Fällen einer eintägigen stationären Überwachung. Sind innere Ableitungen von Flüssigkeiten, Zysten oder entzündlichen Herden geplant, werden diese während eines stationären Aufenthaltes ausgeführt.

Voraussetzung für eine Endosonographie ist nach einem aufklärenden Gespräch die Einwilligung des Patienten und das Vorliegen aktueller Blutgerinnungswerte. Die Untersuchung ist vergleichbar mit einer Magenspiegelung. Das Endoskop mit dem Schallkopf an der Spitze hat einen Durchmesser von ca. 1 cm und wird unter Sicht in die Speiseröhre eingeführt.

Eine Endosonographie ist völlig schmerzfrei. Sie findet wie eine Magen- oder Darmspiegelung in der Regel unter Narkose statt. Während der Untersuchung werden die lebenswichtigen Parameter der Patienten (Blutdruck, Puls, Sauerstoff im Blut) überwacht.

Die Untersuchung dauert je nach Anforderung zwischen 5 (Diagnostik) und 45 Minuten (Therapie). Wurde die Endosonographie mit Beruhigungsmitteln durchgeführt, ist eine Nachbeobachtung von 1-2 Stunden erforderlich. In dieser Zeit wird der Patient an einen Überwachungsmonitor angeschlossen.

Die Befundbesprechung und die Entlassung finden statt, wenn der Patient wieder bei vollem Bewusstsein ist. Auch wenn die Patienten vermeintlich wieder fit sind, besteht dennoch für den Rest des Tages eine Fahruntauglichkeit. Für die Patienten ist es daher sinnvoll, eine Abholung zu organisieren.

Schwere Komplikationen sind bei einer Endosonographie selten und treten meist nur nach Punktionen oder nach therapeutischen Eingriffen auf. Dabei handelt es sich um Blutungen oder um Infektionen.

Nach einer diagnostoschen Endosonographie können in seltenen Fällen für 1-2 Tage andauernde Schluckbeschwerden auftreten.

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