Schwindeldiagnostik: Kliniken und Informationen

18.07.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
Leading Medicine Guide Redaktion

Unter Schwindel zu leiden ist sehr belastend und schränkt die Lebensqualität stark ein. Um die Beschwerden korrekt zu therapieren und nachhaltig zu beheben, ist es unerlässlich, die Ursachen herauszufinden. Zu diesem Zwecke kommt die Schwindeldiagnostik zum Einsatz.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen zu den verschiedenen Diagnosemethoden sowie Spezialisten und Kliniken für Schwindeldiagnostik.

Empfohlene Spezialisten für Schwindeldiagnostik

Artikelübersicht

Was verteht man unter Schwindeldiagnostik?

Schwindel kann zahlreiche Ursachen haben. Oftmals handelt es sich um kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern um das Symptom einer anderen Grunderkrankung. Die Schwindeldiagnostik umfasst verschiedene Methoden, um die Ursachen der Schwindelsymptomatik zu identifizieren.

Im ersten Schritt führt der HNO-Arzt eine ausführliche Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) durch. Sie als Patient berichten von etwaigen Vorerkrankungen und schildern präzise, wann der auftritt und wie genau er sich anfühlt. Zählen Sie unbedingt auch alle Begleitsymptome wie Übelkeit und Erbrechen oder Sehstörungen auf. Meist ergibt sich anhand der Patientenschilderungen bereits eine erste Verdachtsdiagnose.

Je nachdem, wie die Verdachtsdiagnose lautet, leitet der Arzt weitere Untersuchungen ein. Hierzu gehören beispielsweise

  • Vestibularisprüfungen (Prüfung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr),
  • Hörprüfungen und
  • orientierende Gleichgewichtsprüfungen.

Hat der Arzt den Verdacht, dass eine neurologische Ursache zugrunde liegt, ordnet er zusätzlich bildgebende Verfahren an (MRT oder CT).

Wann kommt die Schwindeldiagnostik zum Einsatz?

Vorübergehende Schwindelgefühle, z. B. nach einer Achterbahnfahrt oder nach zu raschem Aufstehen haben meistens keinen Krankheitswert. Eine ärztliche Abklärung mittels Schwindeldiagnostik ist aber angeraten, wenn

  • der Schwindel regelmäßig über einen längeren Zeitraum auftritt und
  • noch weitere Symptome hinzukommen.

Der geeignete erste Ansprechpartner ist ein Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde oder ein Spezialist für Schwindelmedizin.

Dieser unterscheidet zwischen zwei Arten von Schwindel:

  • peripherer Schwindel
  • zentraler Schwindel

Beim peripheren Schwindel liegt die Ursache der Beschwerden beim Gleichgewichtsnerv oder beim Gleichgewichtsorgan. Zentraler Schwindel wird hingegen durch Störungen im Gehirn ausgelöst, z. B. aufgrund von Durchblutungsstörungen.

Mithilfe einer Schwindeldiagnostik beim HNO-Arzt lassen sich demzufolge folgende Krankheitsbilder diagnostizieren:

  • Morbus Menière (anfallsartige Drehschwindelattacken durch Beeinträchtigung des Gleichgewichtsnervs, oftmals verbunden mit Schwerhörigkeit)
  • Störungen des vestibulären Systems (Ausfall oder Entzündung des Gleichgewichtsorgans)
  • gutartiger Lagerungsschwindel (verursacht durch die Ablösung von Kalzitsteinchen)

Welche Diagnosemethoden gibt es im Rahmen der Schwindeldiagnostik?

Wir haben die wichtigsten Methoden der Schwindeldiagnostik bereits einleitend erwähnt, nun wollen wir sie im Detail beleuchten.

Orientierende Gleichgewichtsprüfungen

Bei den orientierenden Gleichgewichtsprüfungen kommen keinerlei technische Apparaturen zum Einsatz. Der Patient muss verschiedene Übungen absolvieren, die eine Beurteilung des Gleichgewichtssinns erlauben:

  • Beim Zeigeversuch schließt der Patient die Augen und streckt beide Arme waagerecht aus. Nun muss er versuchen, den Zeigefinger zur Nasenspitze zu führen und diese zu treffen.
  • Beim Romberg-Versuch steht der Patient jeweils 30 Sekunden mit geöffneten und geschlossen Augen auf beiden Beinen. Zeigt sich hierbei eine Schwank- und Fallneigung, so deutet das auf eine Beeinträchtigung des Gleichgewichtssinns hin.
  • Beim Tretversuch nach Unterberger marschiert der Patient mindestens eine Minute lang mit geschlossenen Augen auf der Stelle. Als auffällig gelten Abweichungen von mehr als 45° bei 50 Schritten.

Vestibularisprüfungen

Eines der wichtigsten Diagnosekriterien für eine Störung des Gleichgewichtssinns ist der sogenannte Nystagmus. Das sind unkontrollierte Augenbewegungen.

Die Sehfähigkeit ist erheblich an der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts beteiligt. Bei einer Schädigung des Gleichgewichtsnervs- und/oder Organs versucht der Körper mithilfe der Augen, die räumliche Orientierung wiederherzustellen. Das macht sich durch Zuckungen bemerkbar.

Kalorische Spülung

Die kalorische Spülung ermöglicht eine seitengetrennte Untersuchung des peripheren Gleichgewichtsorgans.

Der Patient trägt eine Videobrille, die die Augenbewegungen aufzeichnet. Nun werden die Gehörgänge nacheinander einmal mit kaltem und warmem Wasser durchgespült. Die Temperaturveränderung bringt die Flüssigkeit in den Bogengängen des Ohres in Bewegung, was wiederum einen Nystagmus zur erkrankten Seite auslöst.

Das Gleichgewichtsorgan
Die Schwindeldiagnostik überprüft, ob der Schwindel durch eine Störung des Gleichgewichtsorgans verursacht wird © Henrie | AdobeStock

Video-Kopfimpulstest

Der Video-Kopfimpulstest zählt zu den modernsten Diagnoseverfahren. Ebenso wie bei der kalorischen Spülung erfolgt eine seitenspezifische Prüfung der okulären Reaktion (Nystagmus). Darüber hinaus ermöglicht der Kopfimpulstest eine Beurteilung aller sechs Bogengänge in weniger als zehn Minuten.

Der Patient trägt eine Videobrille, die mit ICS-Impulsen arbeitet. Diese ahmen Kopfbewegungen aus dem täglichen Leben nach. Die Ergebnisse werden digital aufgezeichnet und vom Arzt am PC verfolgt.

Okuläre und cervikale VEMP

Die Abkürzung VEMP steht für Vestibulär Evozierte Myogene Potentiale. Werden die Gleichgewichtsorgane akustisch oder durch Bewegung stimuliert, reagieren verschiedene Muskelpartien.

Auf diese Weise lässt sich beispielsweise eine Beteiligung des Säckchens (lat. Sacculus) beim Morbus Menière nachweisen. Der im Innenohr befindliche Sacculus ist ein wichtiger Bestandteil des statischen Systems. Ist er in seiner Funktion gestört, kommt es zu Schwindelanfällen.

Die VEMP-Technik umfasst in der Praxis vor allem Luftleitungsstimulation sowie Knochenleitungsstimuli. Der Patient trägt Elektroden und ggf. auch eine Schwindelbrille, um die Muskelreaktionen aufzuzeichnen. Der Arzt verfolgt die Ergebnisse mithilfe eines speziellen Displays.

Die cVEMP- bzw. oVEMP-Befunde eignen sich außerdem zur Diagnostik einer Nervenentzündung im Innenohr. Auch das Ausmaß des entzündlichen Geschehens lässt sich zuverlässig einschätzen. Zudem gibt das Diagnoseverfahren Aufschluss darüber, ob der untere oder obere Anteil der Gleichgewichtsnerven von einer Schädigung betroffen ist.

Drehstuhl Test

Auch beim Drehstuhltest kommt die Videobrille zum Einsatz. Wie die Bezeichnung es bereits vermuten lässt, sitzt der Patient auf einem Drehstuhl und wird jeweils eine halbe Minute nach links und rechts gedreht. Die Videobrille zeichnet die Augenbewegungen auf.

Hallpike-Test

Dieser Test wird zur Diagnose des gutartigen Lagerungsschwindels durchgeführt. Der Arzt bewegt den Kopf und Rumpf seines Patienten hierbei rasch in einer festgelegten Reihenfolge. Um die Augenbewegungen zu beobachten, ist das zusätzliche Tragen einer Videobrille sinnvoll.

Risiken und Prognose der Schwindeldiagnostik

Mithilfe der modernen Schwindeldiagnostik lassen sich die Ursachen des peripheren und zentralen Schwindels zuverlässig ermitteln. Handelt es sich um eine Form des zentralen Schwindels, erfolgt eine Überweisung zum Neurologen.

Die modernen Diagnoseverfahren bergen keine gesundheitlichen Risiken. Lediglich bei der Untersuchung selbst kann es zu einer vorübergehenden Verstärkung der Schwindelsymptomatik kommen. Das ist aber meist erwünscht, um die Diagnose zu sichern.

Bei einigen Patienten bleibt die Schwindeldiagnostik jedoch ergebnislos. In diesem Fall ist eine psychosomatische Ursache (psychogener Schwindel) nicht auszuschließen. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass die Betroffenen sich ihre Symptome nicht ausdenken. Der Schwindel ist real, die Ursache jedoch nicht körperlicher Natur. In diesem Fall hilft eine Psychotherapie.

Die Prognose der Schwindelsymptomatik hängt maßgeblich von der Grunderkrankung ab. Durch

  • eine zeitnahe ärztliche Behandlung,
  • ggf. medikamentöse Versorgung und
  • ein gezieltes Gleichgewichtstraining

erreichen viele Patienten vollkommene Beschwerdefreiheit.

Worauf ist bei der Nachsorge zu achten?

Hat der Arzt eine Erkrankung des Gleichgewichtsnervs- oder Organs diagnostiziert, ist körperliche Schonung besonders wichtig. Manchmal ist sogar ein mehrtägiger Krankenhausaufenthalt notwendig, um intravenös Medikamente (z.B. Kortison) zu verabreichen.

Sobald die akute Symptomatik abgeklungen ist, beginnt der Patient mit spezieller Krankengymnastik zur Schulung des Gleichgewichtssinns.

Fazit

Die moderne Schwindeldiagnostik umfasst zahlreiche Methoden, um die Ursache der Symptomatik genauestens zu ermitteln. Eine gesicherte Diagnose ist wiederum die Grundvoraussetzung für eine effektive Behandlung.

Lassen Sie Ihre Schwindelsymptomatik nicht auf sich beruhen. Je zeitnaher eine ärztliche Abklärung erfolgt und somit eine geeignete Therapie eingeleitet wird, umso besser ist die Prognose.

Quellen

Whatsapp Facebook Instagram YouTube E-Mail Print