Grundsätzlich kann der Golferellenbogen in eine akute und in eine chronische Form eingeteilt werden. Während bei der akuten Form die Symptome weniger als sechs Wochen andauern, halten die Beschwerden bei Patienten mit einem chronischen Golferellenbogen mehr als sechs Wochen an. Diese Unterscheidung ist deshalb von Bedeutung, da sie Einfluss auf die Therapie haben kann.
Zu unterscheiden ist der Golferellenbogen vom Tennisellenbogen, der zu den häufigsten Erkrankungen des Ellenbogens zählt. Beim Tennisellenbogen, auch Epicondylitis humeri radialis oder laterale Epicondylitis genannt, sind ebenfalls Ansatzsehnen aufgrund von mechanischer Überbeanspruchung oder Fehlbelastung in Beruf oder Sport gereizt. Allerdings sind nicht die Beugemuskeln, sondern die Streckmuskeln betroffen. Diagnostik und Therapie sind aber ähnlich.
Die Beschwerden beginnen in der Regel schleichend. Der Knochenvorsprung an der Innenseite des Ellenbogens, dem Epicondylus, ist bei Patienten mit einem Golferellenbogen berührungsempfindlich und schmerzt, wenn auf ihn gedrückt wird. Dieser lokale Schmerz kann über die seitlichen Unterarmmuskeln bis in die Hand, genauer gesagt bis in die Handwurzel und die Mittelhand, ausstrahlen, insbesondere bei körperlicher Belastung.
Sowohl beim selbstständigen, das heißt aktiven, sowie beim passiven Beugen beziehungsweise Dehnen des Handgelenks oder der Finger kommt es ebenfalls zu Schmerzen. Es schmerzt auch, wenn der Unterarm gegen Widerstand nach innen gedreht oder die Hand zur Faust geballt wird.
Wenn der Patient den betroffenen Arm nicht schont, können sich die Beschwerden verstärken, es kommt zunehmend zu Einschränkungen im Alltag. So entwickelt sich bei manchen Betroffenen auch ein Schwächegefühl im Handgelenk. Durch die verringerte Kraft in der Hand und den Fingern können sie eventuell nicht mehr richtig greifen. Mit Fortschreiten der Erkrankung können der Ellenbogen, der Unterarm und die Hand dann auch schon in Ruhe schmerzen.
Auch wenn die Bezeichnung Golferellenbogen es vermuten lassen könnte: Es sind nicht nur Golfspieler von dieser Sehnenansatzentzündung betroffen. Sie kommt auch bei anderen Risikosportarten wie beispielsweise bei
- Baseball-Pitchern,
- Handballern,
- Tennisspielern und
- Kraftsportlern
vor.
Aber auch bei Personen, die einseitige Belastungen und Bewegungen oder Fehlhaltungen in Beruf oder Alltag erfahren, wie zum Beispiel Teppichverleger oder Fliesenleger, haben ein erhöhtes Risiko, einen Golferarm zu entwickeln. Darüber hinaus kann auch die Arbeit oder die intensive Beschäftigung mit dem Computer, der Computermaus oder dem Handy verantwortlich für eine solche Reizung oder Entzündung sein.
Ein Golferellenbogen kann nicht nur beim Golfen entstehen.
Kennzeichnend für die genannten Tätigkeiten und Sportarten ist, dass es zu schnellen, wechselnden Drehbewegungen des Unterarms und der Hand mit intensivem Greifen kommt. Durch die so wirkenden Kräfte besteht eine lokale Überlastung am Ellenbogengelenk, das heißt am ulnaren Epicondylus. Besteht diese einseitige Fehlbelastung fort, entstehen vermutlich feine Risse im Bindegewebe. Durch die sich anschließenden Reparaturvorgänge wachsen unter anderem Gefäße und Nerven ein. Das wiederum führt zur schmerzhaften Entzündung der Ansatzsehnen.
Aber nicht nur bestimmte Sportarten und einseitige Belastungen verursachen Mikroschäden im Gewebe. Auch traumatische Ereignisse können Auslöser der Erkrankung sein.
Stellen Sie sich mit den oben beschriebenen Beschwerden in der Arztpraxis vor, wird der Arzt eine gründliche körperliche Untersuchung vornehmen und bestimmte Tests durchführen. Dabei achtet er darauf, ob Sie Schmerzen
- bei Berührung,
- bei Druck und/oder
- bei bestimmten Bewegungen oder gar in Ruhe
haben.
Außerdem prüft er, ob Schwellungen vorliegen, ob Sie den Unterarm, die Hand und die Finger frei bewegen können und ob Sie mit beiden Händen die gleiche Kraft aufbringen können.
Zwar liegt das Hauptaugenmerk auf der Untersuchung des betroffenen Arms, doch auch die Wirbelsäule kann Auslöser solcher Beschwerden sein. Daher wird die körperliche Untersuchung auch auf andere Körperregionen ausgedehnt.
Zusammen mit Ihren Angaben zu sportlichen und beruflichen Tätigkeiten oder zu einem etwaigen Unfallhergang (Anamnese) lässt sich in sehr vielen Fällen bereits nach der körperliche Untersuchung die Diagnose eines Golferellenbogens stellen.
Bestehen Zweifel für die Ursache Ihrer Beschwerden, können bildgebende Verfahren weitere Erkenntnisse liefern. Um Sehnenverkalkungen als Ursache auszuschließen, ist eine Röntgenuntersuchung geeignet. Mittels Ultraschalluntersuchung lässt sich Flüssigkeit im Bereich des Sehnenursprungs nachweisen. Insbesondere die Magnetresonanztomografie (MRT) spielt bei der Diagnose eines Golferarms eine wichtige Rolle. Mit der MRT, eventuell unter Zuhilfenahme eines Kontrastmittels, können Sehnenverdickungen, Sehnenveränderungen und weitere Veränderungen der Weichteile (wie den Muskeln) erkannt werden.
Die Magnetresonanztomografie (MRT) spielt bei der Diagnose eines Golferarms eine wichtige Rolle.
Die folgenden Erkrankungen, die ein ähnliches Beschwerdebild wie der Golferarm haben können, sollten ausgeschlossen werden (so genannte Differenzialdiagnosen):
- Nervenkompressionssyndrom (Schmerzen durch Druck auf einen Nerven)
- HWS-Syndrom (Zervikalsyndrom)
- Plicasyndrom (Schmerzen durch eingeklemmte oder entzündete Schleimhautfalte im Gelenk)
- Arthritis (Entzündung) im Ellenbogengelenk
- Arthrose (Verschleiß) im Ellenbogengelenk
Spezialisten für die Diagnose und Therapie eines Golferarms sind
- Orthopäden,
- Traumatologen,
- orthopädische Chirurgen,
- Spezialisten für physikalische Medizin und gegebenenfalls
- Allgemeinmediziner.
Sie sind in der Lage, einen Golferellenbogen gegenüber anderen möglichen Ursachen für die Beschwerden abzugrenzen und haben einen Überblick über die therapeutischen Möglichkeiten.
Als Erstmaßnahme sollten Sie die Tätigkeiten beenden, die bei Ihnen die Beschwerden ausgelöst haben. Auf sportliche und sonstige belastende Aktivitäten müssen Sie für etwa sechs bis zwölf Wochen verzichten. Primäres Ziel der Therapie ist dann, die bestehenden Schmerzen zu reduzieren und längerfristig die Krafteinwirkung auf den Ellenbogen so zu kontrollieren, dass die Beschwerden nicht erneut auftreten.
Gegen die Schmerzen während der akute Phase hilft, den Arm für einige Tage ruhigzustellen oder eine Bandage zu tragen. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), eine bestimmte Gruppe von schmerzlindernden Medikamenten, zu denen auch ASS gehört, können Betroffene bis zu etwa sechs Wochen einnehmen. Auch eine Kühlung der schmerzenden Stelle kann in der Akutphase Linderung verschaffen. Bei einem chronischen Verlauf hilft dagegen eine Therapie mit Wärme.
Lassen die Schmerzen nach, sollte die Ellenbogen- und Unterarmmuskulatur gedehnt und gestärkt werden, um einem erneuten Auftreten der Beschwerden vorzubeugen. Hierfür und zur Behandlung von chronischen Beschwerden stehen verschiedene Techniken zur Verfügungen, deren Wirkung aber nicht in jedem Fall gesichert ist, wie zum Beispiel:
- Physiotherapie
- Manuelle Therapien
- Physikalische Therapien wie therapeutischer Ultraschall/Sonophorese, Stoßwellentherapie, Lasertherapie oder Radiotherapie (Strahlentherapie)
- Akupunktur
- Kinesiotape (Physio-Tape, Muskel-Tape): hochelastisches Klebeband zum Tapen des Unterarms
Bei chronischen Verläufen kann die Injektion von Kortison in den Bereich um die entzündeten Sehnenansätze kurzfristig helfen. Über eine längere Zeit gegeben hat Kortison aber eher eine gegenteilige Wirkung. Auch kann das Einspritzen von Plättchen-reichem Plasma oder Eigenblut versucht werden.
In den meisten Fällen kann der Golferellenbogen mithilfe dieser konservativen Methoden behandelt werden. Konnte nach sechs Monaten konservativer Therapie allerdings keine Heilung erzielt werden, kann eine operative Behandlung versucht werden. Dabei werden krankhaft verändertes Gewebe im Bereich des Sehnenursprungs entfernt oder etwaige „Verklebungen“ betroffener Muskeln gelöst. Anschließend wird der Arm für ein bis zwei Wochen ruhiggestellt und dann frühfunktionell mobilisiert. Sport ist in der Regel nach drei bis sechs Monaten wieder möglich.
Meistens reicht eine konservative Behandlung des Golferellenbogens aus.
Bei etwa 80 % der Patienten heilt der Golferellenbogen unter konservativer Therapie vollständig aus oder bessert sich zumindest deutlich. Eine operative Therapie kann zwar versucht werden, doch sind deren Erfolgsaussichten eher unsicher.
Nach erfolgreicher Behandlung gilt es, einem Rezidiv (ein erneutes Auftreten der Beschwerden) vorzubeugen. Mithilfe oben genannter Methoden der manuellen und physikalischen Therapie sowie spezieller Übungen und Krafttraining werden
- Spannungen an den Sehnenansatzstellen abgebaut,
- fehlerhafte und einseitige Bewegungsmuster abtrainiert und
- die Muskulatur gestärkt.
Durch das Tapen mit einem Kinesio-Tape oder das Tragen einer Bandage wird das Ellenbogengelenk stabilisiert. Eine so genannte Epicondylitis-Spange hilft, die Belastung auf die Sehnenansatzstellen zu reduzieren.