In der Regel sind Gallenbeschwerden gut therapierbar. Da das Verdauungsorgan nicht zu den lebenswichtigen inneren Organen gehört, können Sie auch ohne Gallenblase ein ganz normales Leben führen. Die Gallenchirurgie oder biliäre Chirurgie ist ein Teilgebiet der Viszeralchirurgie, das heißt der operativen Behandlung aller Organe des Verdauungstraktes. Die Gallenchirurgie widmet sich der operativen Behandlung der Galle. Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Gallenchirurgen und Gallenzentren.
Empfohlene Gallenchirurgen
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Gallenchirurgie - Weitere Informationen
Definition: Was ist die Gallenchirurgie?
Spezialisten für Gallenchirurgie sind Fachärzte aus dem Bereich der Viszeralchirurgie. Viszeralchirurgen führen operative Eingriffe an den Bauchorganen durch. Gallenchirurgen weisen dabei eine besondere Erfahrung in der Behandlung der Gallenblase auf.
Gallen-OPs sind in den allermeisten Fällen minimal-invasive Eingriffe, die mit Hilfe kleinster Schnitte durchführbar sind. Bei manchen Arten von Beschwerden der Gallenblase entscheidet sich der Arzt für die komplette Entfernung Gallenblase. Nach der Operation ist der Patient in der Regel beschwerdefrei.
Die Gallenblase misst etwa acht Zentimeter und sitzt als länglicher Sack gleich unter der Leber. Sie dient als Zwischenspeicher für die sogenannte Gallenflüssigkeit, die die Leber produziert. Sehr feine Gallenkanälchen sammeln den Gallensaft und leiten ihn über den Hauptgallengang in den Darm. Dort spalten die in der Flüssigkeit enthaltenen Stoffe die Nahrungsfette auf.
Die Lage der Gallenblase unterhalb der Leber © magicmine | AdobeStock
Behandlungsspektrum der Gallenchirurgie
Die am häufigsten auftretende Gallenerkrankung ist die Gallenblasenentzündung (Cholezystitis). Ist der Gallengang oder der Gallenblasenausgang verstopft, staut sich die Gallenflüssigkeit in der Gallenblase. Das kann Entzündungsreaktionen hervorrufen.
Ursache für den Gallenstau ist meist ein Gallenstein, der in die Gallengänge gelangt ist und diese blockiert. Etwa 25 Prozent der Menschen, die Gallensteine haben, machen diese Erfahrung wenigstens einmal in ihrem Leben. Wenn keine Gallensteine vorliegen, ist die Gefahr einer Gallenblasenentzündung sehr gering. In der Regel tritt sie dann nur nach einem Unfall auf oder wenn schwere Infektionen vorliegen.
Neben der Gallenblasenentzündung gibt es weitere Erkrankungen der Galle sowie des hepatobiliären Systems, die ärztlicher Behandlung bedürfen. Letzteres bezeichnet die Funktionseinheit aus Leber mit der Leberchirurgie, Gallenwegen sowie Gallenblase.
Gallensteine
An starken Schmerzen im Oberbauch sind häufig Gallensteine Schuld. Spüren Sie solche Schmerzen, sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Gallensteine, die Schmerzen verursachen, können zu weiteren Komplikationen und Erkrankungen führen.
Lassen Sie sich nicht behandeln, können sich ungehindert
- Gallenkoliken,
- Gallenentzündungen oder sogar
- Gallentumore
entwickeln.
Mediziner unterscheiden zwischen
- Cholecystolithiasis, also Steinen, die sich in der Gallenblase befinden, und
- Choledocholithiasis, Steinen im Gallengang.
Gallensteine können auch harmlos sein. Viele Menschen mit Gallensteinen haben jahrelang oder ihr Leben lang keine Beschwerden.
Erst wenn es zu einer Verklemmung kommt, wird es schmerzhaft. Die Folge sind Gallenkoliken und die damit verbundenen Schmerzen im rechten Oberbauch. Bei einer Gallenkolik kommen und gehen die Schmerzen wellenartig. Eine Gallenkolik kann über Stunden hinweg anhalten.
Die Betroffenen leiden außerdem häufig unter starkem Fieber, begleitet von
- Brechreiz,
- Schüttelfrost und
- Übelkeit.
Kommt es zu einer Rückstau der Gallenflüssigkeit in die Leber, kann es zu einer Gelbfärbung der Augen und Haut (Ikterus) kommen.
Links die gesunde Gallenblase, rechts enthält sie Gallensteine © Henrie | AdobeStock
Die Diagnose und Therapie von Gallenerkrankungen übernehmen Spezialisten, die Expertenwissen in der Gallenchirurgie mitbringen. Der Arzt bestimmt je nach Lage der Steine das Diagnoseverfahren. Dabei reichen Abtasten und Ultraschall meist aus, um ein Gallenleiden sicher zu diagnostizieren. In manchen Fällen ist aber eine Gallenspiegelung nötig.
Auf dieser Grundlage legt der Gallenexperte eine geeignete Therapieform fest.
Gallenkolik
Um eine Gallenkolik festzustellen, ist die Ultraschalluntersuchung die Methode der Wahl.
Sowohl Diagnostik als auch Therapie erfolgen über die endoskopisch retrograde Cholanigiopankreatikografie (ERCP). Dabei führt der Arzt einen dünnen Schlauch mit einer kleinen Kamera durch den Hals bis in den Zwölffingerdarm, wo das Gallengangsystem mündet. Mit Hilfe eines gespritzten Kontrastmittels lassen sich auf dem Röntgenbild krankhafte Veränderungen wie die Verklemmung eines Gallensteins gut erkennen.
Werden die Koliken durch kleinere Gallensteine verursacht, lassen sie sich teilweise medikamentös beheben. Reicht das nicht aus, müssen die Gallensteine beziehungsweise die gesamte Gallenblase entfernt werden. Dabei werden medizinische Geräte über über das Endoskop (ERCP) eingeführt.
Diese minimal-invasive Behandlungsform zählt zur laparoskopischen Chirurgie, auch Schlüsselloch-Chirurgie genannt. Große Bauchschnitte sind nur selten nötig, um die Gallenblase zu entfernen.
Mit Hilfe eines Stents beziehungsweise Röhrchens können so auch Gallenverengungen geweitet werden.
Gallenabflussstörung
Eine chronische Gallenabflussstörung bringt ähnliche Beschwerden wie eine Kolik mit sich, allerdings meist in abgeschwächter Form.
Kennzeichnend sind uncharakteristische Symptome wie
- Bauchschmerzen,
- Völlegefühl,
- Blähungen,
- Diarrhö und
- Aufstoßen.
Die Ursache sind entzündliche Veränderungen der Gallenwege.
Ein Facharzt stellt die Abflussstörung an erhöhten Blutwerten des gelben Blutfarbstoffs Bilirubin fest. Neben dem Blutbild kommt außerdem die Sonographie zum Einsatz, um eine Gallenabflussstörung zu diagnostizieren.
Die Wahl der Therapie orientiert sich an der Ursache des Gallenleidens. Wird die Störung durch Gallensteine verursacht, kommen die schon erwähnten Behandlungsformen zum Einsatz. Liegt den Schmerzen jedoch ein Tumor der Gallenwege oder der Gallenblase zugrunde, sind umfänglichere Behandlungen nötig.
Gallenblasenkrebs
Seltener als Gallensteine und -blasenentzündungen treten Gallenwegs- und Gallenblasentumore auf. Symptome treten erst im späteren Krebsstadium auf, so dass die Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose meist schon weit fortgeschritten ist.
Erkennbar ist sie beispielsweise an einem Rückstau der Galle in die Leber und der damit einhergehenden Gelbfärbung der Haut und der Augen. Auch kann es zu
- Juckreiz,
- Stuhlentfärbung und
- Urinverfärbung
kommen.
Bei Gallenstau nehmen die Augen eine gelbe Farbe an © blackday | AdobeStock
Bei den diagnostischen Hilfsmitteln spielt die endoskopische Darstellung mit Hilfe eingespritzter Kontrastmittel (ERCP) eine wichtige Rolle. Weitere Diagnoseverfahren sind
- Ultraschall,
- Computertomographie (CT) und
- Magnetresonanztomographie (MRT).
In einem frühen Entwicklungsstadium ist es meist noch möglich, die Ausbreitung des Tumors aufzuhalten. Dazu muss frühzeitig die Gallenblase beziehungsweise die Gallenwege entfernt werden. Manchmal ist auch ein teilweises Entfernen der Leber nötig.
Ist das Tumorwachstum bereits so weit fortgeschritten, ist eine Heilung nicht mehr möglich. Dann geht es bei der Therapie lediglich darum, die Beschwerden zu lindern und die Lebenszeit zu verlängern.
Dabei spielt die Entlastung gestauter Gallenwege mittels endoskopischer Drainage und Stentimplantation eine wichtige Rolle. Für Patienten mit einem guten Allgemeinzustand ist eine Chemotherapie ebenfalls eine Möglichkeit.
Spezialisten für Gallenchirurgie
Wo finden Sie als Patient Fachärzte der Gallenchirurgie beziehungsweise Gastroenterologie?
Eine einzige Klink oder nur einen Facharzt als beste Anlaufstelle im Falle eines Gallenleidens zu nennen, ist nicht möglich. Es gibt aber Kliniken sowie spezialisierte Zentren und niedergelassene Ärzte, die auf die operative Behandlung von Gallenerkrankungen spezialisiert sind und viel Erfahrung in dem Fachgebiet haben.
Achten Sie bei der Behandlung von Tumoren außerdem immer auf eine enge Absprache zwischen Gallenspezialisten, Gastroenterologen sowie Onkologen und Radiologen.
Fazit
Krampfartige Schmerzen im Oberbauch, die sogar in Rücken oder Schultern ausstrahlen – Gallenbeschwerden und ihre Auswirkungen sind nicht nur unangenehm und belastend, sondern können auch gefährlich werden.
Die Behandlungsform richtet sich nach dem Beschwerdebild: So kann es sich um problemlos zu entfernende Gallensteine handeln, aber auch um lebensgefährliche Karzinome. In jedem Fall sollten Sie beim Auftreten von Schmerzen und weiteren Beschwerden einen Facharzt aufsuchen.