Gallenblasenentzündung: Infos & Spezialisten

10.03.2023
Priv.-Doz. Dr. Emanuel Sporn
Medizinischer Fachautor

Bei einer Gallenblasenentzündung – auch Cholezystitis genannt – ist die Gallenblasenwand entzündet. Verursacht wird eine Gallenblasenentzündung in 90 bis 95 Prozent der Fälle durch Gallensteine. Sie stören den Gallenabfluss und führen zu einer Überfüllung der Gallenblase. Zu den typischen Beschwerden, die bei einer Gallenblasenentzündung auftreten, gehören krampfartige Schmerzen im rechten Oberbauch sowie Übelkeit, Verdauungsstörungen und Gelbsucht.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für Gallenblasenentzündungen.

ICD-Codes für diese Krankheit: K81

Empfohlene Spezialisten für Gallenblasenentzündungen

Artikelübersicht

Definition: Gallenblasenentzündung (Cholezystitis)

Unter einer Gallenblasenentzündung versteht man die Entzündung der Gallenblasenwand. In den meisten Fällen (90 bis 95 Prozent) sind Gallensteine der Auslöser für die Entzündung.

Eine Gallenblasenentzündung kann akut oder chronisch vorliegen.

Bei einer akuten Gallenblasenentzündung hat der Patient kolikartige Schmerzen im rechten Oberbauch. Sie entwickeln sich zu einem dauerhaften Schmerz und können mit Fieber und Übelkeit einhergehen.

Bei einer chronischen Gallenblasenentzündung wird die Gallenblasenwand immer wiederkehrend durch Gallensteine oder Gallenflüssigkeit gereizt. Anhaltende dumpfe oder intervallartige Schmerzen und Verdauungsbeschwerden können auftreten.

Eine chronische Gallenblasenentzündung erhöht das Risiko für Gallenblasenkrebs.

Lage und Funktion der Gallenblase

Die Gallenblase liegt in der Gallenblasengrube am Unterrand der Leber im rechten Oberbauch. Die Hauptfunktion der Gallenblase besteht darin, die in der Leber produzierte Galle zu sammeln. Bei Nahrungsaufnahme gibt sie die Galle durch den Hauptgallengang in den Zwölffingerdarm ab. Dort emulgiert die Galle den Nahrungsbrei und spielt eine maßgebliche Rolle bei der Verdauung von Fetten.

Die Gallenblase ist mit mehreren Schließmuskeln versehen, die durch Kontraktionen das Abfließen der Galle regulieren.

Ursachen einer Gallenblasenentzündung

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Eine Gallenblasenentzündung wird in den meisten Fällen durch Gallensteine verursacht. Sie stören den Gallenabfluss und verursachen damit eine Überfüllung der Gallenblase.

Diese Überfüllung führt zunächst zu krampfartigen Schmerzen, sogenannten Koliken. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können Bakterien aus dem Darm über den Gallengang in die Gallenblase eindringen und diese befallen.

Gallensteine entstehen, wenn

  • sich die Zusammensetzung der Galle und dadurch die Löslichkeit unter anderem von Cholesterin ändert,
  • die Motilität (Beweglichkeit) der Gallenblase gestört ist oder
  • Bakterien zu einer Kristallisation der Gallenflüssigkeit führen.

Dementsprechend unterscheidet man verschiedene Gallensteine. In den meisten Fällen handelt es sich um Cholesterin- und gemischte Gallensteine. Seltener kommen Pigmentgallensteine vor, die dann hauptsächlich aus Bilirubin bestehen.

Risikofaktoren für die Entstehung von Gallensteinen sind

  • körperliche Inaktivität,
  • falsche Ernährung (zu kalorienreich und zu ballaststoffarm) und
  • Übergewicht.

Auch eine östrogenbasierte Hormontherapie scheint das Risiko für Gallensteine zu erhöhen.

Weitere Risikofaktoren sind

  • ein Alter um die 40 Jahre,
  • weibliches Geschlecht,
  • Schwangerschaft,
  • Stoffwechselstörungen,
  • rasche Gewichtsabnahme und
  • familiäre Häufung.

Gallenblase mit Gallensteinen
Die Lage der Gallenblase unterhalb der Leber © Henrie / Fotolia

In seltenen Fällen wird eine Gallenblasenentzündung durch

  • Operationen,
  • Entzündungen anderer innerer Organe,
  • Verbrennungen oder
  • Unfälle

ausgelöst.

Symptome einer Gallenblasenentzündung

Eine Gallenblasenentzündung äußert sich vor allem durch starke krampfartige Schmerzen im rechten Oberbauch. Die Schmerzen können auch gürtelförmig in Richtung Rücken ausstrahlen.

  • Übelkeit und Brechreiz, gelegentlich auch Erbrechen,
  • eine leichte Gelbfärbung der Haut und
  • Verdauungsstörungen 

sind weitere Symptome einer Gallenblasenentzündung.

Infizieren Bakterien das gestaute Gallensekret, treten zu den oben genannten Anzeichen außerdem

  • Fieber,
  • Schüttelfrost,
  • Druckschmerz und
  • eine angespannte Bauchdecke im rechten Oberbauch

auf.

Diagnose einer Cholezystitis

Zur Diagnose einer Gallenblasenentzündung kommen verschiedene Untersuchungen zum Einsatz:

  • die körperliche Untersuchung,
  • Blutuntersuchungen sowie
  • bildgebende Verfahren.

Typisch für eine Gallenblasenentzündung sind

  • lokale Entzündungszeichen: Eine druckschmerzhafte Ultraschalluntersuchung und das Anspannen der Bauchmuskulatur während des Abtastens des Bauchs - die so genannte Abwehrspannung,
  • allgemeine Entzündungszeichen: Siehe unten unter Laboranalyse, 
  • eine Verdickung der Gallenblasenwand und
  • in den meisten Fällen der Nachweis von Gallensteinen.

Laboranalyse

Die Blutuntersuchung stellt eine wichtige Untersuchung im Rahmen der Abklärung einer Gallenblasenentzündung dar.

Bei einer Gallenblasenentzündung ist

  • die Zahl der weißen Blutkörperchen erhöht,
  • die Blutsenkungsgeschwindigkeit beschleunigt und
  • die Konzentration des C-reaktiven Proteins (CRP) angestiegen.

Zudem können die Leberwerte über dem Normbereich liegen.

Bildgebende Verfahren

Bei einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) wird die Gallenblase mittels eines Schallkopfes begutachtet. Mithilfe des Verfahrens kann der Arzt

  • eine vergrößerte Gallenblase,
  • eine Schwellung der Gallenblasenwand und
  • in weiterer Folge eine sogenannte Dreischichtung der Gallenblasenwand

erkennen. Auch die auslösenden Gallensteine lassen sich mittels Ultraschall darstellen. Typisch für die Gallenblasenentzündung ist der lokal begrenzte Schmerz, der auftritt, wenn der Arzt mit dem Schallkopf Druck ausübt. Dieses Phänomen wird in der Medizin auch als Murphy-Zeichen bezeichnet.

Manchmal ist das Resultat einer Ultraschalluntersuchung nicht eindeutig. Dann können auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) zum Einsatz kommen.

Dazu erhält der Patient zuvor ein Kontrastmittel, mit dem der Arzt die Gallenblasenwand und deren Umgebung besser erkennen kann. So erhält er unter Umständen Hinweise auf eine Entzündung.

Behandlung einer Gallenblasenentzündung

Eine Gallenblasenentzündung sollte immer frühzeitig behandelt werden. Verzögert sich die Therapie, können sich lebensbedrohliche Komplikationen entwickeln, wie zum Beispiel ein Riss der Gallenblase. Dadurch verteilt sich infizierte Gallenflüssigkeit im Bauchraum. Die Folge kann eine Bauchfellentzündung sein.

Nach der Diagnose sollte eine sofortige Behandlung mit Antibiotika erfolgen, um die bakterielle Infektion zu bekämpfen. Zusätzlich erfolgt eine symptomatische Therapie mit Schmerzmitteln und krampflösenden Medikamenten, sogenannten Spasmolytika.

Operative Behandlung einer Gallenblasenentzündung

Eine operative Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) und der darin enthaltenen Steine ist dann empfohlen und notwendig. Ansonsten wären neuerliche Symptome und Entzündungen zu erwarten.

Die Operation kann sofort im Stadium der akuten Entzündung durchgeführt werden. Alternativ erfolgt sie im Intervall mindestens 6 Wochen nach Abklingen der Entzündung.

Die operative Entfernung der Gallenblase ist meistens minimal-invasiv mittels Laparoskopie möglich. Dabei setzt der Chirurg beim Patienten in Vollnarkose 3-4 kleine 0,5-2 cm haltende Einschnitte. Durch die Schnitte führt er eine winzige Kamera, eine Lichtquelle und die benötigten Instrumente ein. Die Operation findet dann mit Blick auf einen Monitor statt, auf den das Bild der Kamera aus dem Körperinnern übertragen wird.

Die meisten Patienten können das Krankenhaus bereits am Tag nach der Operation verlassen.

Nur selten muss bei massiveren Entzündungen der Bauchraum mit einem großen Schnitt eröffnet werden, um die Gallenblase zu entfernen.

Stecken Gallensteine im Hauptgallengang fest, können diese endoskopisch mit einer ERCP (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie) entfernt werden.

Komplikationen bei falscher Behandlung

Eine Auflösung oder Zertrümmerung (extrakorporale Stoßwellenlithotripsie) der Gallensteine ist nicht zu empfehlen. Entsprechende Versuche können schwerwiegende Komplikationen bewirken. So können Reste der Gallensteine in den Hauptgallengang gelangen und diesen verschließen.

Steine könnten auch im Bereich der Papille hängen bleiben. Die Papille ist die gemeinsame Öffnung des Hauptgallenganges und des Ganges der Bauchspeicheldrüse in den Zwölffingerdarm. Dann kann es zu einer lebensbedrohlichen Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) kommen.

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Wie kann einer Gallenblasenentzündung vorgebeut werden?

Die Gallenblasenentzündung geht in den allermeisten Fällen auf Gallensteine zurück. Daher beinhaltet die Vorbeugung vor allem Maßnahmen gegen Gallensteine. 

Eine wichtige Rolle spielt die ausgewogene, bedarfsgerechte Ernährung. Eine vorbeugende Wirkung haben scheinbar auch

  • Obst,
  • Gemüse,
  • Hülsenfrüchte,
  • Olivenöl,
  • Vollkornprodukte,
  • Salat,
  • Nüsse und
  • ungesättigte Fette. 

Dasselbe gilt für eine ausreichende Vitamin-C- und Magnesium-Zufuhr. Auch regelmäßige körperliche Aktivität hilft dabei, ein normales Körpergewicht zu halten.

Dagegen erhöhen gesättigte Fettsäuren, Süßigkeiten und energiehaltige Getränke das Risiko. In bestimmten Situationen, zum Beispiel

können Medikamente helfen, das Risiko zu senken. Eine generelle Empfehlung zur medikamentösen Vorbeugung gibt es aber nicht.

Quellen

  • Gutt C et al. (2017) Aktualisierte S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen. AWMF-Register-Nr. 021/008. Z Gastroenterol 2018; 56: 912–966
  • Lenzen H, Lankisch T (2014) Cholelithiasis. In: Lehnert H et al. (eds) SpringerReference Innere Medizin. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg
  • Zylka-Menhorn V (2013) Akute Cholezystitis: Die frühzeitige Operation ist dem konservativen Vorgehen überlegen. Dtsch Arztebl 110(37): A-1683 / B-1489 / C-1464
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