Schätzungen zufolge ist das Zytomegalie-Virus in Europa bei etwa 50 Prozent der Bevölkerung nachweisbar. In Entwicklungsländern tragen sogar über 90 Prozent der Menschen das Virus in sich.
Eine Zytomegalie-Infektion bleibt bei ansonsten Gesunden oft unbemerkt. Sie verursacht bei ihnen keine oder nur unspezifische Symptome wie leichtes Fieber und Schwellungen der Lymphknoten. Zytomegalie stellt daher hauptsächlich für
- abwehrgeschwächte oder ältere Menschen und
- für ungeborene oder neugeborene Kinder
eine Gefahr dar.
Verursacht wird die Zytomegalie durch das Zytomegalie-Virus (CMV). Es gehört zur Gruppe der Herpesviren und verbleibt nach einer Erstinfektion lebenslang im Körper. Das Virus ist bei einem Infizierten in nahezu allen Körperflüssigkeiten enthalten, insbesondere
- im Sperma,
- im Blut,
- im Speichel und
- im Urin.
Einer der Hauptübertragungswege des Zytomegalie-Virus ist ungeschützter Geschlechtsverkehr. Eine Ansteckung ist aber auch per
- Tröpfcheninfektion,
- Schmierinfektion,
- Bluttransfusion oder
- Organtransplantation
möglich. Infizierte schwangere Frauen können CMV auch über die Plazenta an das ungeborene Kind weitergeben. Auch die Geburt selbst ist ein möglicher Übertragungsweg von der infizierten Frau an ihr Kind.
Nach einer Ansteckung mit CMV vergehen etwa zwei bis zwölf Wochen, bis es zu ersten Symptomen kommt. Genauere Angaben zur Inkubationszeit der Zytomegalie sind bislang nicht genau bekannt.
Die Erstinfektion mit dem Zytomegalie-Virus verläuft bei Personen mit gesundem Immunsystem in der Regel sogar ohne Symptome. Treten dennoch Symptome auf, sind dies meist unspezifische Beschwerden wie
- Müdigkeit,
- Fieber und
- Lymphknotenschwellungen.
Betroffene interpretieren diese Anzeichen oft als grippalen Infekt.
Aufgrund dieses symptomarmen Verlaufes der Zytomegalie bleibt die Infektion oft lange unentdeckt. Dadurch können Betroffene unwissentlich andere Menschen mit dem Zytomegalie-Virus anstecken.
Ein gesundes, starkes Immunsystem ist der beste Schutz gegen Zytomegalie © peterschreiber.media | AdobeStock
Symptome bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem
Eine weitaus größere Gefahr stellt die Zytomegalie-Infektion für Personen mit geschwächtem Abwehrsystem dar. Das sind unter anderem
- HIV-infizierte oder Ältere,
- Personen, die eine Organtransplantation hatten oder
- Patienten, die an einer Tumorerkrankung leiden.
Bei diesen Abwehrgeschwächten kann das Zytomegalie-Virus lebensgefährliche Erkrankungen zur Folge haben.
Zu den Organen, die von der Zytomegalie-Infektion betroffen sein können, gehören unter anderem
- die Leber,
- die Lunge,
- die Augen und
- der Magen-Darm-Trakt.
Die Folge sind dann unter anderem
Weitere mögliche Symptome der Zytomegalie bei einem Abwehrgeschwächten sind
Zytomegalie-Infektion bei schwangeren Frauen
Infiziert sich eine schwangere Frau mit Zytomegalie, kann das eine Fehlgeburt zur Folge haben.
Schwere Folgen hat auch die Ansteckung eines ungeborenen Kindes im Mutterleib. In 20 Prozent der Fälle können sich Fehlbildungen und Krankheitsbilder entwickeln, die zu schweren und lebenslangen Behinderungen des Kindes führen können.
Mögliche Folgen einer solchen vorgeburtlichen Zytomegalie-Infektion sind unter anderem
- Sprachstörungen,
- Sehstörungen,
- frühkindliche Hirnschäden,
- Meningitis,
- Innenohrschwerhörigkeit,
- Taubheit,
- epileptische Anfälle,
- Leberentzündungen,
- Lungenentzündungen,
- Blutarmut,
- Gelbsucht und
- ein Wasserkopf.
Anders sieht es bei Neugeborenen aus, die sich erst während oder nach der Geburt anstecken. Bei ihnen zeigen sich meist keine schweren Symptome.
Eine Zytomegalie geht mit zahlreichen unspezifischen Symptomen einher. Diese können auf sehr unterschiedliche Erkrankungen hinweisen. Daher sollte der Arzt eine Ausschlussdiagnostik durchführen. Dabei schließt der Arzt nach und nach alle Krankheiten mit ähnlichen Symptomen aus. Am Ende bleibt nur noch eine Infektion mit dem Zytomegalie-Virus als mögliche Ursache übrig.
Mit einem direkten Erregernachweis kann der Arzt die Diagnose der Zytomegalie anschließend absichern. Hierzu entnimmt er dem betroffenen Patienten Blut-, Gewebe- oder Urinproben und untersucht diese auf das Zytomegalie-Virus. Die Diagnose der Zytomegalie gilt als gesichert, wenn der Arzt das CMV in den Körpersekreten und Gewebsproben nachweisen kann.
Zusätzlich ist es auch möglich, im Blut nach Antikörpern gegen das Zytomegalie-Virus zu suchen. Antikörper im Blut klären aber nicht die Frage, ob es sich um eine akute oder eine länger zurückliegende Zytomegalie-Infektion handelt.
Bei Verdacht auf eine Ansteckung des ungeborenen Kindes kann eine Fruchtwasseruntersuchung den Verdacht sichern.
Bei Infizierten, die keine oder kaum Symptome aufweisen, ist eine Behandlung der Zytomegalie in der Regel nicht notwendig. Allerdings verbleibt das Zytomegalie-Virus lebenslang im Körper. Deswegen ist es möglich, dass die Zytomegalie später bei geschwächtem Abwehrsystem erneut auftritt. Dann muss doch noch eine Behandlung erfolgen.
Bei Personen mit einer geschwächten Immunabwähr wird die Zytomegalie mit sogenannten Virostatika behandelt. Sie hemmen die Vermehrung des Zytomegalie-Virus in den Körperzellen.
Zum Einsatz kommen hier unter anderem Medikamente mit den Wirkstoffen
- Valganciclovir,
- Cidofovir,
- Foscarnet und
- Ganciclovir.
Darüber hinaus benötigen auch die durch die Zytomegalie verursachten Symptome eine Behandlung.
Infizierte schwangere Frauen werden mit dem sogenannten CMV-Immunglobulin behandelt. Das ist ein Medikament mit speziellen Antikörpern gegen das Zytomegalie-Virus.
Eine vollständige Heilung der Zytomegalie ist nicht möglich, da die ursächlichen Viren wie alle Herpesviren ein Leben lang im Körper verbleiben. Nach einer Erstinfektion mit dem Zytomegalie-Virus kann man also immer wieder erkranken.
Die Prognose und der Verlauf der Zytomegalie hängen dabei davon ab, wie gut die Immunabwehr des Patienten funktioniert. Ansonsten Gesunde mit einem intakten Abwehrsystem haben in der Regel keine schweren Symptome.
Bei Personen mit einer geschwächten Immunabwehr zum Zeitpunkt der Erstinfektion können mehrere Organe gleichzeitig von der Zytomegalie befallen werden. Ein schwerer und mitunter tödlicher Verlauf kann dann die Folge sein.
Eine vorbeugende Impfung gegen das Zytomegalie verursachende Virus existiert derzeit noch nicht.