Bei anderen Gelenken, wie dem Hüft- oder Kniegelenk, verursacht der Gelenkknorpel typischerweise die Schmerzen.
Bei Schulterschmerzen dagegen ist anfangs oftmals eine funktionelle Koordinationsstörung der Schulter-umgreifenden Muskulatur verantwortlich.
Lokale Degenerationen und chronische Überlastungen von Sehnenansätzen oder weiteren stabilisierenden Weichteilen führen hier zu dauerhaften schmerzhaften Veränderungen.
Die Anatomie des Schultergelenks © bilderzwerg / Fotolia
Die Schulter ist nicht von Gewichtsbelastung betroffen, was bei anderen Gelenken des Körpers zu Knorpelschäden und Gelenkverschleiß (Arthrose) führt. Die Arthrose des Schultergelenkes ist daher eine seltene Ursache für Schulterschmerzen.
Häufig sind jedoch spontane lokale Entzündungen, oftmals auch verkalkende Entzündungen der Sehnenansätze (Kalkschulter) als Ursache auszumachen.
Das Schultereckgelenk ist über das Schlüsselbein die einzige knöcherne Verbindung des Arm-Schulterblatt-Komplexes zum Brustkorb. Somit überlastet es bei funktionellen Störungen der Schulter als erstes.
Diese Situation ist oft der Ausgangspunkt von Schulterschmerzen. So erklärt sich, dass bei Arthrosen des Schultergelenkes am häufigsten das Schulter Eckgelenk betroffen ist.
In der Regel sind nur einzelne Strukturen des Schultergelenkes anfänglich betroffen. Daher lässt sich Schulterschmerz typischerweise oftmals durch bestimmte provozierende Schultertests auf einzelne Sehnenansätze bzw. Weichteilstrukturen des Schultergelenkes lokalisieren.
Hierzu dienen eine Reihe teils sehr spezifischer klinischer Untersuchungsmethoden, die auf die Störung bzw. Läsion einzelner Weichteilstrukturen hinweisen.
So lassen sich in der Regel Schulterschmerzen durch bestimmte Bewegungen und Belastungen provozieren. Oft strahlen sie in den Arm oder Nacken aus. Dies gibt bereits einen deutlichen Hinweis auf die betroffenen Strukturen.
Schmerzen in Ruhe, vor allem auch nachts, geben Hinweise auf ein chronisch-entzündliches Geschehen, wie z. B. Tendinitis calcarea. Auch ein bereits bestehender fortgeschrittener Verschleiß des Gelenkes zeigt diese Symptome.
Die Behandlungsmethoden von Schulterschmerz umfassen anfangs in der Regel konservative Therapiemaßnahmen ohne Operation. Durch eine entsprechend gezielte und Schulter-zentrierende Krankengymnastik lassen sich Fehlfunktionen bzw. Koordinierungsstörungen des Schultergelenkes behandeln und schmerzhafte Weichteilstrukturen entlasten.
Begleitende physikalische Maßnahmen zur Linderung lokaler Entzündungen und Reizungen sind oft hilfreich.
Hierzu gehören:
- Elektrotherapie
- Ultraschallbehandlungen
- Kälte- oder Wärmetherapie und
- andere, wie z. B. detonisierende Massagen
Sehr effektiv ist oftmals auch eine gezielte lokale Spritzentherapie an den betroffenen Strukturen. Dies setzt jedoch voraus, die schmerzhaften Strukturen zuvor zu lokalisieren.
Konservative Maßnahmen helfen jedoch nicht, wenn Schäden der Muskelmanschette oder anderer Weichteilstrukturen zu sehr fortgeschritten sind. Betroffene leiden dann weiterhin an Schmerzen.
Dann ist im Einzelfall eine meist arthroskopische operative Therapie im Rahmen der arthroskopischen Schulterchirurgie indiziert:
Hiermit lassen sich abgelöste Sehnenanteile sowie auch Weichteilstrukturen an der Schulter und im Schultergelenk wieder rekonstruieren bzw. refixieren.
Die Indikation zu einem operativen Vorgehen ergibt sich jeweils im Einzelfall.
Sie ist abhängig:
- vom Ausmaß und der Lokalisation des Schadens, sowie
- vom Alter des Patienten und dessen Beschwerdebild
Die Entscheidung, ob eine operative Intervention notwendig ist, ist im Einzelfall mit dem behandelnden Spezialisten abzuklären.
Gerade bei erst kurzfristig bestehenden Schulterschmerzen ist die gezielte konservative Therapie oft erfolgreich. Sie sollte bei spontan einsetzenden Schmerzen in der Regel zumindest ein halbes Jahr lang erfolgen.
Bei stärkeren Verletzungen oder längerfristigen Schmerzen ist der Schaden in einem hohen Prozentsatz durch eine operative Maßnahme behebbar. Auch größere Sehnenrisse sind durch Ersatzoperationen im Einzelfall zu rekonstruieren.
Bei höhergradiger Arthrosen des Schultergelenkes ist auch die endoprothetische Versorgung mit einer Schulterprothese sehr erfolgreich. Eine Schultergelenkprothese lässt sich auch minimalinvasiv implantieren.
Darstellung eines künstlichen Schultergelenks © SciePro | AdobeStock
Liegt ein ausgedehnter Defekt der Muskelmanschette und eine fortgeschrittene Arthrose vor, dann ist die Implantation einer inversen Schulterprothese sinnvoll.
Sie führt in der Regel zu einer hervorragenden Wiederherstellung der Gebrauchsfähigkeit des stark geschädigten Schultergelenkes.