In den letzten 20 Jahren hat die arthroskopische Schulterchirurgie immens an Bedeutung gewonnen. Sie ist heute bereits Normalität und Standard bei den meisten Eingriffen am Schultergelenk. Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Schulterarthroskopie-Spezialisten und Zentren.
Empfohlene Schulterarthroskopie-Spezialisten
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Schulterarthroskopie - Weitere Informationen
Das Prinzip der arthroskopischen Schulterchirurgie
Die arthroskopische Schulterchirurgie ist eine Form der minimal-invasiven Chirurgie (auch „Schlüssellochchirurgie“ genannt). Der Operateur setzt dabei nur sehr kleine Hautschnitte, anstelle das Operationsgebiet durch einen langen Schnitt zu öffnen.
Der Chirurg führt durch rund 5 mm kleine Einschnitte eine Kamerasonde in das Gelenk ein. Die betroffenen Sehnen, Bänder oder Knorpelbereiche sieht er nun mehrfach vergrößert auf einem hochauflösenden Monitor.
Doch eine Schulterarthroskopie ist viel mehr als nur eine Diagnosemethode. Es lassen sich auch komplexe Operationen damit durchführen.
Dazu bringt der Operateur über weitere winzige Schnitte die notwendigen notwendigen technischen Instrumente ein, etwa
- Minischeren,
- Fadenschlingen und
- Nahtmaterial.
Auch Implantate lassen sich so direkt zum Operationsbereich führen, z.B.
- Fadenanker,
- Dübel oder
- Schrauben.
Mit diesen Mitteln kann der Chirurg
- Gewebe lösen oder wieder am Knochen befestigen,
- Verklebungen lösen und
- Gelenkkörper entfernen.
Die Schulterarthroskopie am Beispiel der Behandlung eines entzündeten Schleimbeutels © bilderzwerg | AdobeStock
Vorteile der Schulterarthroskopie
Die Schulter hat mehrere Schichten an Muskeln, wobei die allermeisten Probleme die tiefe Schicht betreffen. Bei offenen Eingriffen muss durch und um die eigentlich gesunden oberflächlichen Muskeln gearbeitet werden, um die Problemstelle zu erreichen. Die entstandene Öffnung muss groß genug sein, dass Finger und Hände hindurch passen.
Die arthroskopische Schulterchirurgie schont das gesunde Gewebe, das oberflächlich über den verletzten Strukturen liegt. Es muss keine Muskulatur durchtrennt und keine Kapsel abgelöst werden. Das bedeutet
- weniger Blutung,
- kleinere Wunden und
- weniger Infektionsrisiken.
Meistens sind die Wundschmerzen im Anschluss an eine arthroskopische Schulteroperation viel geringer als nach einer konventionellen Operation. Dadurch sind weniger Schmerzmittel notwendig.
Durch
- kleinere Blutungen und Blutergüsse,
- kleinere Narben und
- geringeren Schmerz
kann sich der Patient nach der Operation auch schneller wieder bewegen und die Schulter trainieren.
Nicht zuletzt gibt es auch kosmetische Vorteile – in den meisten Fällen sind nach der Ausheilung kaum Narben zu erkennen.
Nachteile der Schulterarthroskopie
Die arthroskopische Schulterchirurgie ist technisch komplizierter als die offene und braucht entsprechend viel Erfahrung. Die Lernkurve des Chirurgen ist flacher. Das bedeutet, dass es länger dauert, bis er einen arthroskopischen Eingriff mit der gleichen Sicherheit ausführen kann wie eine offene Operation.
In manchen Fällen verspricht ein arthroskopischer Eingriff auch in geübter Hand keinen besseren Erfolg als ein offener Eingriff.
Und Achtung! Der Patient muss wissen: Auch ein arthroskopischer Eingriff an der Schulter ist eine Operation! Auch in der arthroskopischen Schulterchirurgie gibt es Komplikationen. Die Rehabilitation nach einem arthroskopischen Schultereingriff dauert genauso lange wie nach einer offenen Operation: Bis die reparierten Strukturen vollständig ausgeheilt sind.
Die Anatomie der Schulter © bilderzwerg / Fotolia
Anwendungsbereiche
Nachfolgend zeigen wir einige häufige Anwendungsbereiche der arthroskopischen Schulterchirurgie beispielhaft auf. Diese Liste ist aber keinesfalls komplett. Mit weiterer Entwicklung der technischen Möglichkeiten entstehen natürlich auch Tag für Tag neue Anwendungsbereiche.
Schulterinstabilität
Bereits vor 30 Jahren wurde der erste arthroskopische Eingriff an der Schulter erfolgreich durchgefüht. Dabei wurde eine Schulterluxation, d.h. eine Schulterverrenkungen bei chronischer Schulterinstabilität behandelt.
Bei der Schulterluxation ist eine Gelenklippe abgerissen. Mit Hilfe winziger Fadenanker kann sie zuverlässig wieder befestigt und damit der verletzte Bandapparat des Schultergelenkes wieder rekonstruiert werden.
So kann der Schaden in vielen Fällen vollständig behoben und der Normalzustand wieder hergestellt werden. Innere oder sichtbare äußere Spuren bleiben dabei nicht zurück. Das ist vor allem nach einer einmaligen Verrenkung des Schultergelenkes möglich. Diese arthroskopische Bankart-Operation ist heute der goldene Standard bei der Schulterluxation.
Nach vielfacher Schulterverrenkung oder durch chronische Schulterinstabilität kann die Schulterpfanne beschädigt werden. In diesem Fall, oder nach Extrembelastungen (z.B. im Rugby oder Handballsport) kann eine Knochenverpflanzung erforderlich sein. Auch dieser Eingriff kann heute auch arthroskopisch ausgeführt werden.
Subakromiales Impingement
Manche Beschwerden sind durch eine räumliche Enge unter dem Schulterdach bedingt. Hier kann eine relativ unkomplizierte arthroskopische Entlastungsoperation ausgeführt werden, eine sogenannte Arthroskopische Subakromiale Dekompression (ASAD). Der Aufwand ist gering, das Operationsrisiko niedrig und es gibt sehr gute Erfolgschancen.
Hier besteht heutzutage allerdings die Gefahr, dass der Eingriff zu häufig, zu früh und unkritisch durchgeführt wird. In den allermeisten Fällen würde auch eine konventionelle orthopädische und physiotherapeutische Behandlung zum Erfolg führen.
Wenn die Operation aber durchgeführt werden muss, dann sollte das unbedingt arthroskopisch erfolgen.
Naht der Rotatorenmanschette
Auch ein Rotatorenmanschettenriss kann heute in den allermeisten Fällen durch die arthroskopische Schulterchirurgie behandelt werden. Hierzu werden Fadenanker in den Knochen am Oberarmkopf eingebracht. Über diese werden die ausgerissenen Sehnen zuverlässig befestigt und können so am Knochen festheilen.
Eine zusätzliche biologische Maßnahme ist die Injektion von Wachstumsfaktoren an die reparierte Sehne nach der Operation. Man spricht hier von einer ACP-Therapie (autologes conditioniertes Plasma). Sie beschleunigt und verbessert die Einheilung.
Knochenbrüche
Viele kleine Frakturen des Oberarmkopfes und der Gelenkpfanne der Schulter können heute arthroskopisch behandelt werden. Der Arzt reponiert und fixiert die Knochen dabei sicher.
Die arthroskopische Schulterchirurgie ermöglicht auch die gleichzeitige Behandlung von Begleitverletzungen, wie z.B. Sehnenrisse oder Einrisse der Gelenklippe.
Nach der Versorgung des Knochenbruches besteht auch die Möglichkeit, einzelne Schrauben oder kleine Platten arthroskopisch aus der Schulter zu entfernen.
Knorpelschäden und Arthrosebehandlung
Besonders interessante Entwicklungen hat es zuletzt auch im Bereich der arthroskopischen Behandlung von
- Knorpelschäden und
- früher beziehungsweise mittelschwerer Arthrose der Schulter
gegeben. So gibt es heute eine Reihe von biologischen Knorpelersatzmaterialien, die durch arthroskopische Eingriffe in isolierte Knorpeldefekte eingebracht werden können.
Bei fortgeschrittener Degeneration des Schultergelenkes können auch die entstandenen Zacken und Kanten (Osteophyten) arthroskopisch abgetragen werden. Gleichzeitig kann der Chirurg die Gelenkfläche glätten und freie Gelenkkörper bergen. Zuletzt werden noch Verklebungen an der Kapsel gelöst und eingeklemmte bzw. abgeklemmte Nerven befreit.
So kann auch bei verhältnismäßig fortgeschrittener Arthrose eine Schulterprothese oft noch hinausgezögert werden.