Schilddrüsenautonomie - Spezialisten und Informationen

03.04.2023
Dr. rer. nat. Marcus Mau
Autor des Fachartikels

Bei einer Schilddrüsenautonomie produzieren Zellen der Schilddrüse ungesteuert Hormone, was den Stoffwechsel stark beeinträchtigen kann. Die Schilddrüsenautonomie auf Basis eines Jodmangels ist zugleich die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Für die Therapie der Schilddrüsenautonomie stehen medikamentöse und operative Verfahren zur Verfügung. Unbehandelt kann die Erkrankung jedoch in eine thyreotoxische Krise münden, wobei es sich um einen lebensgefährlichen Notfall handelt.

Wie die Schilddrüsenautonomie diagnostiziert und leitliniengerecht behandelt wird, erfahren Sie in diesem Beitrag. Außerdem finden Sie im Folgenden Schilddrüsenautonomie-Spezialisten auch in Ihrer Nähe.

ICD-Codes für diese Krankheit: E04.1, E04.2, E05.9

Empfohlene Schilddrüsenautonomie-Spezialisten

Artikelübersicht

Welche Formen der Schilddrüsenautonomie gibt es?

Die Hormonproduktion der Schilddrüse unterliegt beim Gesunden der Kontrolle übergeordneter Hirnareale, wie z. B. des Hypothalamus sowie der Hypophyse. Über diese Strukturen und deren Botenstoffe (Transmitter) werden die Zellen der Schilddrüse angeregt, Schilddrüsenhormone auszuschütten bzw. die Hormonproduktion herunterzufahren, wenn weniger Hormon gebraucht wird. Über die Schilddrüsenhormone werden u. a. wichtige Stoffwechselprozesse im Körper gesteuert.

Zwar treten auch beim Gesunden vereinzelt Zellen im Schilddrüsengewebe auf, die sich der übergeordneten Kontrolle entziehen, jedoch beeinflusst deren Aktivität den Stoffwechsel kaum spürbar. Anders sieht es aus, wenn ganze Teilabschnitte der Schilddrüse autonom werden und selbständig Hormone produzieren.

Eine solche Schilddrüsenautonomie kann unifokal sein, d. h. sie tritt dann in einem bestimmten umschriebenen Areal der Schilddrüse auf. Häufig ist diese Form der Schilddrüsenautonomie mit einer Gewebewucherung (Adenom) assoziiert. Von einer multifokalen Schilddrüsenautonomie sprechen Ärzte, wenn die autonomen Zellen an mehreren Orten innerhalb der Schilddrüse auftreten. In seltenen Fällen können autonome Zellen auch völlig frei im Schilddrüsengewebe entstehen, dann spricht man von der sogenannten disseminierten Schilddrüsenautonomie.

Auf Basis einer Schilddrüsenautonomie kommt es häufig zur sogenannten Schilddrüsenüberfunktion (= Hyperthyreose). Eine weitere häufige Ursache der Hyperthyreose ist der Morbus Basedow, bei dem es zu einer autoimmunvermittelten Schilddrüsenentzündung (Autoimmunthyreopathie) kommt.

Welche Ursachen gibt es für eine Schilddrüsenautonomie?

Die wichtigste Ursache für die Schilddrüsenautonomie ist der Jodmangel. Dieser führt zur Ausbildung des sogenannten Jodmangelstrumens (= „Kropf“). Aufgrund des Jodmangels kommt es zu einem unkontrollierten Wachstum der Zellen innerhalb der Schilddrüse, da der Körper versucht, mehr Jod durch mehr Zellen aufzunehmen. Schließlich werden Zellen vom Regelkreis entkoppelt (autonom) und beginnen dann bei Jodzufuhr mit einer unkontrollierten Hormonproduktion. 

Eine weitere Ursache vor allem für die unifokale Schilddrüsenautonomie können genetische Veränderungen sein, die es den Zellen erschweren, Botenstoffe der Kontrolleinstanzen im Gehirn wahrzunehmen. Der Verlust der Kontrolle führt ebenfalls zu einem gesteigerten Zellwachstum und zur autonomen Hormonproduktion.

Symptome der Schilddrüsenautonomie

Symptome treten häufig erst spät im Leben auf, da sich die Schilddrüsenautonomie recht langsam entwickelt. In der Regel entwickeln sich knotige Wucherungen im Schilddrüsengewebe, die Schluckbeschwerden oder Atemprobleme verursachen können und Betroffene aufgrund dessen einen Arzt aufsuchen.

Darüber hinaus kommt es infolge der ungebremsten Hormonproduktion bei einer Schilddrüsenautonomie zu spürbaren Veränderungen im Stoffwechsel des Körpers. Betroffene zeigen u. a. Anzeichen für:

  • Herzrasen (Tachykardie),
  • Gewichtsabnahme,
  • Hitzegefühl,
  • psychomotorische Unruhe,
  • Schlafstörungen,
  • Haarausfall,
  • Durchfälle u. a. Verdauungsstörungen,
  • Probleme mit dem Zyklus bei Frauen.

Wie wird die Schilddrüsenautonomie diagnostiziert?

Für die Darstellung autonom aktiver Bereiche innerhalb der Schilddrüse ist die Radiologie zuständig. Dort werden mithilfe radioaktiv markierten Jods (= Szintigrafie) die besonders aktiven Zellen sichtbar gemacht. Zonen innerhalb der Schilddrüse, die einen hohen Grad an Autonomie zeigen, werden mittels Szintigrafie als sogenannte „heiße Knoten“ dargestellt.

Darüber hinaus gibt es ebenso die Möglichkeit, eine Schilddrüsenautonomie mithilfe einiger Blutparameter zu bestimmen. Hier werden vor allem die Werte für die Schilddrüsenhormone sowie das Thyroidea-stimulierende Hormon (TSH) als Botenstoff aus den übergeordneten Steuerzentren des Gehirns beurteilt. Hinzu kommt im Verdachtsfall auch die Suche nach Autoantikörpern, welche zu einer Entzündung der Schilddrüse führen können, wie z. B. beim Morbus Basedow.

Wie wird die Schilddrüsenautonomie behandelt?

Medikamentöse Verfahren (z. B. Thyreostatika) können die Ursache der Schilddrüsenautonomie nicht heilen, weshalb sie oft nur für eine gewisse Zeit angewendet werden, um beispielsweise auf einen operativen Eingriff vorzubereiten.

Die Zahl autonomer Zellen in der Schilddrüse lässt sich zum einen chemisch, zum anderen operativ reduzieren. An chemischen Verfahren stehen die Radiojodtherapie sowie Sklerotherapie mittels Alkohols zur Verfügung. Im ersten Fall führt die gezielte Behandlung mit radioaktiv-markiertem Jod zu einem Zelluntergang in den autonom aktiven Zellen. Beim zweiten Ansatz wird ein Alkohol in die Zellareale eingespritzt, was ebenfalls einen Zelluntergang zur Folge hat. Die abgestorbenen Zellen werden anschließend vom Körper durch Bindegewebe ersetzt – in der Medizin als Sklerosierung bezeichnet.

In Fällen, in denen eine kurative Behandlung mit diesen Mitteln nicht möglich ist, kann die Schilddrüsenresektion eine Option sein. Dabei wird die Schilddrüse operativ entfernt, was letztlich eine lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen notwendig macht.

In seltenen Fällen und bei unzureichender Therapie kann es zu einer thyreotoxischen Krise kommen. Bestimmte Medikamente, Jodzufuhr oder auch das Absetzen einer thyreostatischen Therapie können das Risiko für eine thyreotoxische Krise erhöhen. Dabei handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall mit Herzrasen bis zur Arrhythmie mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Versagen. Patienten mit einer solchen Krise bedürfen einer notärztlichen Behandlung.

Wer behandelt die Schilddrüsenautonomie?

Schilddrüsenautonomie-Spezialisten beschäftigen sich mit dem Hormonhaushalt und dem Stoffwechsel des Menschen. Aus diesem Grund gehören sie überwiegend den beiden medizinischen Fachbereichen der Endokrinologie sowie der Diabetologie an. Je nach Begleiterkrankungen können aber ebenso die Pulmologie, die Kardiologie sowie weitere Bereiche der Inneren Medizin wichtig sein. Der Radiologie kommt vor allem im Bereich der Diagnostik und der Radiojodtherapie eine tragende Rolle zu. 

Quellen

amboss.com/de/wissen/Hyperthyreose/
deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/schilddruesenerkrankungen/schilddruesenueberfunktion/
flexikon.doccheck.com/de/Schilddr%C3%BCsenautonomie
nuklearmedizin.de/leistungen/leitlinien/docs/031-003l_S1_Radioiodtherapie_benigne_Schilddruesenerkrankungen_2015-10.pdf
pschyrembel.de/Multifokale%20Schilddr%C3%BCsenautonomie/K0390
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