Bauchspeicheldrüsenerkrankungen: Informationen & Pankreassspezialisten

20.12.2022
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Die Bauchspeicheldrüse (medizinisch: Pankreas) ist eine Drüse, die einerseits Verdauungssekrete, und andererseits Hormone produziert. Sie befindet sich unterhalb der Leber. Häufige Bauchspeicheldrüsenerkrankungen sind Entzündungen, Diabetes, aber auch Krebs.

Im Folgenden finden Sie weiterführende Informationen zu den häufigsten Bauchspeicheldrüsenerkrankungen sowie Pankreasspezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: K86

Empfohlene Spezialisten für Bauchspeicheldrüsenerkrankungen

Artikelübersicht

Funktionen der Bauchspeicheldrüse

98 Prozent des Organs gehören zum exokrinen Teil der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Dieser Abschnitt produziert Verdauungssekret, das in den Zwölffingerdarm geleitet wird. Die Bauchspeicheldrüse bildet täglich etwa 1,5 bis drei Liter des Sekrets, das für die Verdauung der Nahrung erforderlich ist.

Der kleinere, endokrine Teil der Bauchspeicheldrüse bildet die Hormone

  • Insulin,
  • Glukagon und
  • Somatostatin.

Diese Hormone regulieren den Energiestoffwechsel.

Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse

Erkrankt die Bauchspeicheldrüse, verspüren betroffene Patienten häufig Schmerzen im Oberbauch. Diese können wie ein Gürtel bis in den Rücken ziehen. Je nach Erkrankung ist auch der Blutfluss in den Blutgefäßen behindert.

Bei manchen Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, etwa einer Entzündung oder auch ein Tumor, verengt sich die Mündung des Gallenblasengangs. Kann deswegen die Galle nicht abfließen, kann es zum Gallenstau kommen. Das zeigt sich in Form von Gelbsucht.

Zu den häufigsten Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse gehören

Anatomie der Bauchspeicheldrüse und der umliegenden Organe
Die Anatomie der Bauchspeicheldrüse © bilderzwerg | AdobeStock

Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)

Gastroenterologen unterscheiden zwischen akuter und chronischer Pankreatitis. Charakteristisch für eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse sind Oberbauchschmerzen mit Ausstrahlung in Richtung Rücken und Schultern.

Handelt es sich um eine akute Pankreatitis, kommt es zur Freisetzung von Verdauungsenzymen. Sie greifen benachbartes Gewebe an. Dies verursacht neben starken Schmerzen im Oberbauch auch Übelkeit und Erbrechen.

Eine akute Pankreatitis ist ein Notfall, der sofortige ärztliche Behandlung erfordert. Verursacht wird sie durch Gallensteine oder übermäßigen Alkoholkonsum.

Bei einer chronischen Pankreatitis ist die Symptomatik weniger stark ausgeprägt. Typische Anzeichen der chronischen Verlaufsform sind

  • wiederkehrende Oberbauchschmerzen,
  • Magen-Darm-Beschwerden,
  • Übelkeit und Erbrechen,
  • Appetitlosigkeit sowie
  • fettglänzender Stuhl.

Auf lange Sicht kommt es aufgrund einer Resorptionsstörung fettlöslicher Vitamine zu Mangelerscheinungen.

Hauptursache der chronischen Pankreatitis ist langfristig übermäßiger Alkoholkonsum, aber auch bestimmte Medikamente.

Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)

Beim Pankreaskarzinom handelt es sich um einen bösartigen Tumor. Diese Krebsart betrifft besonders häufig Männer ab 65 Jahren mit chronischer Pankreatitis.

Mitunter treten erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome auf, die von einer chronischen Pankreatitis kaum zu unterscheiden sind. Je früher das Pankreaskarzinom erkannt wird, umso besser die Prognose.

Sofern es noch nicht zur Bildung von Metastasen gekommen ist und sich der Tumor nicht übermäßig ausgebreitet hat, ist eine operative Entfernung ausreichend.

Diabetes mellitus

Diabetes mellitus betrifft den endokrinen Teil der Bauchspeicheldrüse. Man unterscheidet zwei Formen von Diabetes.

Beim Diabetes mellitus Typ 1 kommt es zu einer Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen durch das körpereigene Immunsystem. In der Folge wird kein Insulin mehr gebildet und es kommt zum Blutzuckeranstieg.

Die Ursache für Diabetes Typ 1 ist noch nicht geklärt. Wissenschaftler nehmen ein Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung und unterschiedlichen Umweltfaktoren an.

Beim Diabetes mellitus Typ 2 wirkt das blutzuckersenkende körpereigene Insulin immer schlechter. Zu Beginn kann die Bauchspeicheldrüse der Insulin-Unempfindlichkeit der Zellen durch eine erhöhte Insulinproduktion noch entgegenwirken.

Im Laufe der Zeit kommt es allerdings zu einer dauerhaften Überbeanspruchung der Bauchspeicheldrüse. Sie produziert dann immer weniger Insulin.

Ursache für Diabetes Typ 2 sind neben genetischer Veranlagung Faktoren wie Übergewicht und Nikotinkonsum.

Mukoviszidose

Mukoviszidose (zystische Fibrose) ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung. Sie betrifft vor allem die weiße Bevölkerung in Europa und den USA.

Bei der Erkrankung sind auf den Zellen

  • der Bauchspeicheldrüse,
  • des Magen-Darm-Trakts,
  • der Atemwege und
  • an anderen Körperstellen

bestimmte Kanäle für Chlorid defekt. Statt eines dünnen Sekretes produzieren diese Zellen einen zähen Schleim. Dadurch kommt es zu

Mukoviszidose ist bislang nicht heilbar.

Diagnose von Bauchspeichelerkrankungen

Bei der Diagnose von Bauchspeicheldrüsenerkrankungen erfolgt zunächst eine Anamnese. Bei diesem Gespräch mit dem Patienten erfragt der Arzt dessen Beschwerden und die Krankengeschichte.

Danach folgen unterschiedliche Untersuchungen. Seit 2016 erfolgt beim Neugeborenen-Screening auch ein Test auf Mukoviszidose, der erste Hinweise geben kann.

Weiterhin wird zur Diagnosestellung bei Mukoviszidose ein Schweißtest durchgeführt. Bei Mukoviszidose ist der Salzgehalt im Schweiß erhöht. Der Test gilt als Goldstandard bei der Diagnose.

Die folgenden Untersuchungen helfen ebenfalls bei der Diagnose einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung.

Stuhl- und Urinuntersuchung

In der Pankreatitis-Diagnostik ist die Stuhluntersuchung ein wichtiges Mittel zur Erkennung krankhafter Veränderungen. Ist die Elastase-Ausscheidung verringert, dann kann von einer gestörten Hormonproduktion ausgegangen werden.

Gleiches gilt für Chymotrypsin, das wie Elastase ein wichtiges Verdauungsenzym ist. Ein deutlicher Hinweis auf eine Pankreaserkrankung ist außerdem ein Fettstuhl.

Eine Urinuntersuchung spielt bei der Diagnose von Diabetes mellitus eine Rolle. So wird ab einer gewissen Menge Zucker im Blut Glukose über den Harn ausgeschieden.

Außerdem kann der Arzt eine Ketoazidose (Stoffwechselentgleisung durch Insulinmangel) mittels Urin feststellen.

Blutuntersuchung

Liegt der Verdacht einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung nahe, kontrolliert der Arzt auch die Blutwerte.

Ein deutliches Indiz für eine Entzündung oder einen Tumor der Bauchspeicheldrüse sind erhöhte Pankreasenzyme und vor allem eine erhöhte Lipase. Bei Diabetes mellitus sind die Blutzuckerwerte erhöht.

Problematisch sind chronische Entzündungen, da hier die Blutwerte oft im Normbereich liegen.

Endoskopie

Mittels Endoskop untersucht der Arzt den gemeinsamen Ausführungsgang von Bauchspeichel und Galle. Das Endoskop lässt sich ohne Gewebeschnitte durch Speiseröhre und Magen in den Zwölffingerdarm schieben.

Durch Gabe eines Röntgenkontrastmittels lassen sich hier mögliche Hindernisse wie Tumore darstellen.

Andere bildgebende Verfahren

Mit weiteren bildgebenden Verfahren kann der Arzt Verkalkungsherde aufgrund chronischer Entzündungen und andere Probleme erkennen. Er nutzt vor allem Ultraschall, aber Computertomographie und Magnetresonanztomographie tragen ebenfalls zur Diagnose bei.

Behandlungsmöglichkeiten bei Bauchspeicheldrüsenentzündungen

Die Therapie richtet sich nach der zugrundeliegenden Erkrankung:

Erkrankung

Behandlung

Akute Pankreatitis

Konservative Therapie mit Überwachung des Patienten sowie Behandlung der Schmerzen und ausreichend Flüssigkeitszufuhr durch Infusionen. Bei schweren Fällen ist mitunter eine Drainage sowie Spülung und Ausräumung von abgestorbenem Gewebe erforderlich. Bei Multiorganversagen wird eine OP notwendig.

Chronische Pankreatitis

Schmerzbehandlung, konservative und interventionelle Therapie mit Stenteinlage, OP bei weiterhin starken Schmerzen

Pankreaskarzinom

Ohne Streuung Entfernung des Tumors in Kombination mit Strahlentherapie

Diabetes mellitus

Regulierung des Blutzuckers mit Medikamenten oder Insulintherapie (Typ 1 und Typ 2) oder durch Umstellung der Ernährung und Gewichtsreduktion (nur bei Typ 2 möglich)

Erkrankungsverlauf und Prognose

Ebenso wie die Therapie ist auch der Verlauf von der konkreten Erkrankung abhängig.

Prognose bei Bauchspeicheldrüsenentzündung

Bei einer schweren Form der akuten Pankreatitis ist die Prognose vom Zerstörungsgrad des Gewebes und möglichen Komplikationen abhängig. Ist ein großer Teil des Organgewebes abgestorben, liegt die Überlebenschance bei etwa 20 bis 60 Prozent. Häufig führt Multiorganversagen aufgrund einer Sepsis allerdings zum Tod.

Die milde Form einer akuten Pankreatitis heilt in 90 Prozent der Fälle vollständig aus, sofern die Ursache beseitigt wird. Hier liegt die Sterblichkeit bei weniger als einem Prozent.

Die chronische Pankreatitis schreitet schleichend voran. Wird die Ursache beseitigt, kann der Verlauf verlangsamt werden. Nur selten ist eine vollständige Ausheilung möglich. In den meisten Fällen ist dennoch ein normales Leben für die Patienten möglich. Hierfür erhält der Patient die fehlenden Enzyme in Medikamentenform.

Bei einer chronischen Entzündung ist das Risiko für ein Pankreaskarzinom immer erhöht. Ist die Pankreatitis durch Alkohol verursacht, ist die Lebenserwartung aufgrund des generellen Lebenswandels geringer.

Prognose bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Das RKI gibt für Männer eine 5-Jahres-Überlebensrate von 6,4 Prozent und für Frauen von 7,6 Prozent an. Wie hoch die Chance auf Heilung tatsächlich ist, hängt davon ab, wann der Tumor entdeckt wird.

Nur bei etwa 15 bis 20 Prozent der Patienten ist eine vollständige Entfernung durch Operation möglich. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt dann bei 22 bis 37 Prozent. Bei den Patienten wird in diesen Fällen aber auch eine postoperative Chemotherapie durchgeführt.

Im fortgeschrittenen Stadium sieht die Prognose deutlich schlechter aus, die Überlebenschance liegt bei 0,2 bis 0,4 Prozent.

Prognose bei Diabetes mellitus

Der Krankheitsverlauf und die Prognose ist je nach Diabetes-Typ unterschiedlich. Die Patienten können aber in beiden Fällen den Krankheitsverlauf durch Einhaltung der Therapieempfehlungen positiv beeinflussen.

Dadurch lässt sich Komplikationen sowie dem Risiko für Folgeerkrankungen vorbeugen. Aus diesem Grund sind auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen unerlässlich.

Inwieweit eine Diabetes-Erkrankung heilbar ist, hängt von der Erkrankungsform ab. Typ-1-Diabetes ist derzeit nicht heilbar. Bei Typ-2-Diabetes kann im frühen Stadium eine konsequente Änderung des Lebensstils zu einer deutlichen Verbesserung beitragen.

Die Lebenserwartung von Diabetes-Patienten ist davon abhängig, ob der Blutzucker dauerhaft gut eingestellt werden kann. Einen großen Einfluss hat hier die Bereitschaft zur Anpassung des Lebensstils.

Aber auch das Vorhandensein von Begleiterkrankungen (z. B. Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte) spielt eine Rolle. Werden diese Erkrankungen fachärztlich behandelt, wirkt sich dies positiv auf die Lebenserwartung aus.

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