Kinderneurochirurgie | Spezialisten und Informationen

Die Neurochirurgie ist ein junges Fachgebiet. ES beschäftigt sich mit der Erkennung und operativen Behandlung von Erkrankungen, Verletzungen und Fehlbildungen des Nervensystems. Hauptsächlich des Gehirns und des Rückenmarks.

Die pädiatrische Neurochirurgie (Kinder-Neurochirurgie) ist wegen der kindlichen Besonderheiten ein interdisziplinäres Fachgebiet. Je nach Erkrankung sind Neurochirurgen, Pädiater (Kinder- und Jugendärzte), Kinderchirurgen, Neonatologen, Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgen, Kinderorthopäden und Pädiatrische Onkologen beteiligt.

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Kinderneurochirurgie - Weitere Informationen

Behandlungsschwerpunkte in der Kinder-Neurochirurgie

Die pädiatrische Neurochirurgie befasst sich mit der Diagnose und der chirurgischen Therapie von Verletzungen, Erkrankungen, Fehlbildungen von:

Die am häufigsten auftretende Erkrankung im Bereich der pädiatrischen Neurochirurgie ist der kindliche Hydrozephalus, auch Wasserkopf genannt.

Dabei handelt es sich um eine krankhafte Veränderung der Hirnwasserverhältnisse im Gehirn, die durch unterschiedliche Ursachen entsteht.

Eine weitere häufig anzutreffende Erkrankung in der Kinder-Neurochirurgie ist das Schädel-Hirn-Trauma. Es entsteht häufig durch eine von außen einwirkende Kraft bei einem Unfall oder durch übermäßiges Schütteln des Kindes (Schütteltrauma).

Hirntumoren sind die häufigsten Tumoren im Kindesalter. Ein erfahrenes kinder-neurochirurgisches Team operiert hier üblicherweise.

Weitere Krankheitsbilder, die die Kinder-Neurochirurgie behandelt, sind zum Beispiel:

  • Mikrozephalie (verkleinerter Kopfumfang)
  • Enzephalozelen (Lücken zum Beispiel im Schädel, durch die sich Hirngewebe nach außen vorwölben kann)
  • Tethered Cord (angeheftetes Rückenmark)
  • Zysten im Rückenmark
  • Spina bifida (Spaltbildungen an der Wirbelsäule, Neuralrohrfehlbildung, so genannter offener Rücken)

Spina bifida occulta ist eine spinale Fehlbildung, die nicht mittels Bildgebung erkennbar ist. Dabei kann es sich um einen unvollständigen Verschluss der hinteren Wirbelbögen ohne klinische Bedeutung handeln.

Auch komplexe Fehlbildungen im Bereich des Rückenmarks sind möglich, wie:

  • Chiari-Malformationen (Verschiebung von Kleinhirngewebe in den Spinalkanal des Rückenmarks)
  • Kraniosynostosen (vorzeitiger Verschluss der Schädelnähte)
  • Missbildungen an Gehirn- und Rückenmarksgefäßen
  • Tumoren im Rückenmark
  • Epilepsie
  • Spastik
  • Dystone Bewegungsstörungen
  • Periphere Nervenverletzungen
  • Nervenschädigungen durch die Geburt
  • Infektionen des zentralen Nervensystems und der umgebenden Strukturen
Wasserkopf bei KindernIn etwa 1 von 1000 Fällen kommt ein Baby mit einem Wasserkopf (Hydrocephalus) zur Welt @ Pepermpron /AdobeStock

Diagnoseverfahren in der Kinder-Neurochirurgie

Für eine optimale Behandlung von Kindern mit neurochirurgischen Erkrankungen ist zunächst eine präzise Diagnostik notwendig.

Neurochirurgen führen in enger Zusammenarbeit gemeinsam mit Radiologen die Diagnose und im Anschluss daran die Therapieplanung durch. Je nach Art der Erkrankung binden sie auch andere Fachärzte mit ein.

Fachgebiete, mit denen die Kinderneurochirurgie häufig zusammenarbeitet, sind:

Die Untersuchungen und Beratungen erfolgen:

  • endokrinologisch (Hormonmessungen)
  • mikrobiologisch (Untersuchung nach Bakterien, Hefen und Viren)
  • virologischen (Abklärung einer virologischen Infektion)
  • histologisch (Untersuchung nach Gewebeveränderungen unter dem Mikroskop)

Außerdem stehen zahlreiche bildgebende Verfahren zur Verfügung:

Aber auch folgende Verfahren gehören zum diagnostischen Repertoire eines Kinder-Neurochirurgen:

  • EEG (Elektroenzephalographie)
  • Neurologische Untersuchungen (zum Beispiel motorische und Sensibilitätstests) sowie
  • Neurophysiologische Verfahren (zum Beispiel Ableitung evozierter Potenziale, Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeiten, Elektromyographie)
EEG bei einem KindDas EEG ist eine Untersuchungsmethode zur Aufzeichnung der Hirnstromkurve @ ShunTerra /AdobeStock

Behandlungsmöglichkeiten bei neurochirurgischen Erkrankungen von Kindern

Die Neurochirurgie im Allgemeinen und die pädiatrische Neurochirurgie im Speziellen ist ein modernes medizinisches Fachgebiet. Aufgrund der anatomischen Gegebenheiten und der immensen Bedeutung von Nervengewebe für den Menschen müssen Operateure hohe fachliche Anforderungen erfüllen.

Modernste Techniken unterstützen die Neurochirurgen, wie:

  • Operationsmikroskopie
  • Neuronavigation
  • Intraoperatives Neuromonitoring und
  • Intraoperative Ultraschall

Die Operationssäle sind modern ausgestattet. Durch die Kombination von minimal-invasiven endoskopischen Techniken kann das gesunde Nervengewebe während des Eingriffs verschont bleiben. Die Gefahr für operationsbedingte funktionelle Ausfälle reduziert sich.

Eingriffe bei Missbildungen an Gefäßen, Fehlbildungen oder auch Tumoren erfolgen mikrochirurgisch.

An die operative Behandlung schließt sich eine engmaschige Nachsorge an. Diese erfolgt in der Regel in Zusammenarbeit mit der angeschlossenen Kinderklinik sowie mit anderen Fachärzten.

Neurochirurgen für Kinder – Welche Ausbildung benötigen sie?

Einen „Facharzt für Kinderneurochirurgie" gibt es nicht. In der pädiatrischen Neurochirurgie arbeiten meist Neurochirurgen, die sich auf die Behandlung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen spezialisiert haben.

Um als Facharzt für Neurochirurgie tätig werden zu können, ist ein abgeschlossenes Medizinstudium die Grundlage. Nach dem Medizinstudium erfolgt eine Weiterbildung, die 72 Monate dauert.

Diese Weiterbildung führt zur Erlangung der Facharztkompetenz. Hierbei muss der angehende Neurochirurg eine festgelegte Anzahl an diagnostischen Verfahren und Therapien durchführen.

In der Weiterbildung zum Neurochirurgen geht es um den Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten im Bereich:

  • Diagnose
  • Operative, perioperative und konservative Behandlungsmöglichkeiten
  • Nachsorge und Rehabilitation von Erkrankungen, Verletzungen und deren Folgen
  • Neurochirurgische Eingriffe

Zu den neurochirurgischen Eingriffen gehören:

  • Eingriffe an peripheren und vegetativen Nerven (Verlagerung und Naht von Nerven, Tumorentfernung)
  • Eingriffe an der Wirbelsäule (zum Beispiel Versorgung von Wirbelsäulenverletzungen)
  • Eingriffe bei Schädel-Hirn-Verletzungen
  • Eingriffe bei Hirn- und Rückenmarkstumoren
  • Eingriffe bei Schädel-, Hirn- und Rückenmarksfehlbildungen
  • Eingriffe bei Schmerzsyndromen

Die Arbeit mit Kindern erfordert Feinfühligkeit und Einfühlungsvermögen für die Kinder selbst. Aber auch für die Sorgen und Ängste der Eltern.

Quellen

  • Bächli H., Lütschg J., Messing-Jünger M. (eds) Pädiatrische Neurochirurgie. Springer, Berlin
  • Berger S., Bartenstein A. (2018) Schädel-Hirn-Trauma bei Kindern und Jugendlichen. In: von Schweinitz D., Ure B. (eds) Kinderchirurgie. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin
  • Bundesärztekammer (2013) (Muster-)Weiterbildungsordnung 2003 in der Fassung vom 28.06.2013. https://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/20130628-MWBO_V6.pdf
  • Fleischhack G., Pajtler K., Tippelt S. (2019) Tumoren des Gehirns und des Spinalkanals bei Kindern und Jugendlichen. In: Hoffmann G., Lentze M., Spranger J., Zepp F., Berner R. (eds) Pädiatrie. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin
  • Lütschg J. (2018) Neurologische Untersuchung von Neugeborenen, Kleinkindern und Jugendlichen. In: Bächli H., Lütschg J., Messing-Jünger M. (eds) Pädiatrische Neurochirurgie. Springer, Berlin
  • Lütschg J. (2018) Neurophysiologische Untersuchungen. In: Bächli H., Lütschg J., Messing-Jünger M. (eds) Pädiatrische Neurochirurgie. Springer, Berlin
  • Messing-Jünger A.M. (2018) Unterschiede zwischen Erwachsenen- und Kinderneurochirurgie. In: Bächli H., Lütschg J., Messing-Jünger M. (eds) Pädiatrische Neurochirurgie. Springer, Berlin
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