Eine OP zur Magenverkleinerung wird dann durchgeführt, wenn Adipositas – also Fettleibigkeit – vorliegt. Doch ab wann ist das der Fall?
In Deutschland leiden derzeit circa 62 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen an Übergewicht, was einen BMI-Wert von über 30 ausmacht. Als fettleibig, mit einem BMI über 30, gelten dabei rund 25 Prozent aller Erwachsenen. Die Anzahl der Übergewichtigen hat in den letzten Jahren stark zugenommen, die Gründe hierfür sind vor allem in mangelnder körperlicher Betätigung und ungesunder, hochkalorischer Ernährung zu finden.
Der so genannte BMI (= Body-Mass-Index) ist ein Wert, der sich aus Größe und Gewicht errechnen lässt (Körpergewicht [kg] / Körpergröße zum Quadrat [m²]) und in der Medizin zur Klassifizierung des Gewichtes verwendet wird. Als medizinisch gesundes Normalgewicht gilt ein BMI zwischen 20 und 25, ab einem BMI von 30 spricht man von Adipositas. Die Adipositas wird in drei Grade eingeteilt:
- BMI > 30 = Grad I
- BMI > 35 = Grad II
- BMI > 40 = Grad III
Langjähriges Übergewicht zieht häufig Begleiterkrankungen wie zum Beispiel Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen (wie ein erhöhter Cholesterinspiegel) mit kardiovaskulären Risiken oder Diabetes mellitus mit Spätfolgen wie Nieren-, Nerven-, Gefäß- und Augenschädigung nach sich.
Von Adipositas spricht man bei starkem Übergewicht, das schädlich für die Gesundheit ist. @ BillionPhotos.com /AdobeStock
Viele Menschen mit einem sehr hohen Übergewicht schaffen es trotz Diätversuchen und Bewegung nicht, abzunehmen. Da die Langzeitfolgen von Adipositas gesundheitliche Probleme mit sich bringen, hilft hier eine OP für eine Magenverkleinerung. Dadurch wird das Fassungsvermögen des Magens verringert, wodurch die Kalorien- und Nährstoffzufuhr reduziert wird. Patienten werden dadurch schneller satt und können in einem kurzen Zeitraum viel Gewicht verlieren. Der Eingriff wird auch als eine bariatrische Operation bezeichnet, wobei “baros” aus dem Altgriechischen kommt und "Gewicht" bedeutet.
Durchgeführt werden Magenverkleinerungen ausschließlich bei Patienten mit starkem Übergewicht, ab einem BMI von über 35.
Bevor eine OP für die Magenverkleinerung in Betracht kommt, muss das Übergewicht mindestens 24 Monate ohne Operation behandelt worden sein. Diese sogenannte konservative (d. h. nicht operative) Behandlung muss nach bestimmten definierten Qualitätskriterien stattgefunden haben. Zudem müssen organische und anders behandelbare Ursachen des Übergewichtes (wie z. B. eine Schilddrüsenunterfunktion und andere hormonelle Erkrankungen) ausgeschlossen worden sein.
Operationen am Magen fallen grundsätzlich in den Bereich der Viszeralchirurgie und dort in die Gastroenterologie. Fachärzte für Viszeralchirurgie können sich auf Magenverkleinerungen bei Adipositaspatienten spezialisieren und damit zu Adipositaschirurgen werden.
Es gibt spezifische Adipositaszentren, d. h. Fachkliniken oder Abteilungen, in denen sich Spezialisten interdisziplinär um Patienten mit Adipositas kümmern und dabei große Erfahrung unter einem Dach versammeln.
Die am häufigsten umgesetzten OP-Formen einer Magenverkleinerung sind:
Beim Magenbypass wird der Magen verkleinert und der Dünndarm verkürzt @ sakurra /AdobeStock
Bei der Herstellung des Schlauchmagens wird ein großer Teil des Magens entfernt. Dadurch bleibt nur ein schlauchförmiger Restmagen übrig. Dieses Verfahren verkleinert das Magenvolumen und stellt damit ein sogenanntes restriktives Verfahren dar. Dadurch kann der Magen weniger Nahrung aufnehmen.
Der Magenbypass ist eine OP im Bereich der Magenverkleinerung, die zusätzlich die Strecke des Dünndarms, in dem die Nährstoffe aufgenommen werden, kürzt. Diese wird auch Resorptionsstrecke genannt und führt neben einer Gewichtsreduktion auch dazu, dass sich der Blutzuckerspiegel senkt.
Beim Magenband wird ein Band um den Magen gelegt, das mit einem Schlauch mit einer Kammer unter der Haut verbunden ist. Dadurch ist es möglich, je nach Bedarf das Magenband mit mehr oder weniger Flüssigkeit zu füllen und so den Durchlass des Speisebreis von dem kleinen Vormagen durch das Band in den Hauptmagen zu senken oder zu steigern.
Alle drei OP-Methoden zur Magenverkleinerung können laparoskopisch (Schlüssellochtechnik) durchgeführt werden. Dies ist eine minimalinvasive Methode, in der nur kleine Schnitte statt eines großen gesetzt werden. Sie verursacht deutlich weniger Wundschmerz, erleichtert eine schnelle Erholung und ermöglicht eine frühere Entlassung aus dem Krankenhaus.
Jede OP-Methode zur Magenverkleinerung ist mit einem, wenn auch geringen, Risiko behaftet. Zu den perioperativen (im zeitlichen Umfeld des Eingriffs) Risiken bzw. möglichen Komplikationen zählen Wundheilungsstörungen oder kardiovaskuläre Probleme wie Thrombosen.
Zu möglichen Spätkomplikationen zählen Verwachsungen oder Narbenbrüche. Das Risiko dieser Spätkomplikationen ist durch die Einführung der laparoskopischen Operationstechnik jedoch deutlich verringert worden.
Insgesamt sind bei übergewichtigen Patienten, welche die Kriterien für eine Operation erfüllen, die Operationsrisiken als geringer im Vergleich zu den Spätfolgen der krankhaften Adipositas zu werten.
Nach jeder dieser magenverkleinernden Maßnahmen ist eine postoperative ärztliche Nachsorge notwendig. Immer nach einer Magenbypassoperation und häufig nach einer Schlauchmagenoperation benötigt der Körper beispielsweise eine lebenslange Ergänzung durch Vitamin B12. Dies geschieht in der Regel in Form einer Spritze, die alle drei Monate indiziert wird.
Die Lage eines Magenbandes sollte regelmäßig endoskopisch, d. h. durch eine Magenspiegelung, kontrolliert werden.
Nach einer OP zur Magenverkleinerung muss das Ess- und Ernährungsverhalten des Patienten dauerhaft verändert werden, um eine langfristige Gewichtsreduktion zu erzielen. Nach allgemeiner Erfahrung ist eine konsequente Ernährungsumstellung unter ärztlicher Aufsicht zwingend erforderlich.
Die Effektivität adipositaschirurgischer Maßnahmen ist für jedes Verfahren unterschiedlich, jedoch insgesamt durch eine Vielzahl von klinischen Studien belegt. Mit der Gewichtsreduktion bessern sich in der Regel auch die Begleiterkrankungen wie
- Bluthochdruck,
- Diabetes mellitus oder
- Fettstoffwechselstörungen, wie z. B. ein erhöhter Cholesterinspiegel.
Die Kosten für eine Magenverkleinerung hängen von der gewählten Methode ab und liegen zwischen 8.000 und 15.000 Euro für eine OP. Unter bestimmten Bedingungen übernimmt jedoch die Krankenkasse die Kosten. Ein Antrag kann gestellt werden, wenn der BMI über 40 liegt oder bei einem BMI über 35 bereits schwere Folgeerkrankungen bestehen.