Mit Palliativmedizin bezeichnet man die Medizin in der letzten Lebensphase, die die Leiden der Kranken lindert (Symptomkontrolle) und sie und ihre Angehörigen seelisch (spirituelle Begleitung) stärkt. Bei Kranken mit Kolonkarzinom ist das dann der Fall, wenn der Tumor und seine Metastasen nicht entfernt werden konnten, die Krankheit weit fortgeschritten ist und auch eine Chemotherapie dem Patienten keine Lebensverlängerung bringt. Ja, es kann sogar sein, dass in dieser Krankheitsphase eine nochmalige Operation oder Chemotherapie das Leiden des Patienten verstärkt und seine letzte Lebenszeit verkürzt.
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Artikelübersicht
- Definition und Ziele der Palliativmedizin (modifiziert nach WHO)
- Hinweise für das palliativmedizinische Krankheitsstadium eines Kolonkarzinom-Patienten
- Worunter leiden Patienten mit Kolonkarzinom in der palliativmedizinischen Krankheitsphase?
- Was ist von Wichtigkeit innerhalb der Palliativmedizin beim Kolonkarzinom?
Palliativmedizin beim Kolonkarzinom - Weitere Informationen
Definition und Ziele der Palliativmedizin (modifiziert nach WHO)
Die Ziele der Palliativmedizin sind in der folgenden Liste zusammengefasst:
- ganzheitliche Behandlung von Patienten mit weit fortgeschrittener Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung
- Beherrschung der Schmerzen und Minderung des Leids
- Bejahung des Lebens und Sterbens als existenziell unumstößlicher Prozess
- Einbeziehung psychologischer und spiritueller Wünsche des Patienten
- Einbeziehung des familiären Umfeldes
- Sorge und Beistand in der Todesstunde
- Hilfe für Angehörige nach dem Tod
Hinweise für das palliativmedizinische Krankheitsstadium eines Kolonkarzinom-Patienten
Es ist nicht immer möglich, den Beginn einer palliativmedizinischen Krankheitsphase bei einer Patientin / einem Patienten mit Kolonkarzinom festzustellen, denn es gibt dafür keine definitiven labor- oder bilddiagnostischen Kriterien.
Die folgende Liste fasst solche Kennzeichen zusammen:
- Leberschwäche durch Metastasen in der Leber
- dadurch z.B. Chemotherapie nicht mehr möglich
- fortgeschrittene Kachexie (Auszehrung)
- erlöschender Lebenswille
- Darmverschluss durch Bauchmetastasen
- ausgeprägte Bauchwasser-Bildung
Tumorausdehnung, Tumorverengungen des Darms und Metastasenbildung sind relative Zeichen dafür, dass der Tumor durch Operation und/oder Chemotherapie nicht vollständig beseitigt werden kann und dass mit einer palliativmedizinischen Krankheitsphase und Tod gerechnet muss.
Worunter leiden Patienten mit Kolonkarzinom in der palliativmedizinischen Krankheitsphase?
- Obstipation (Verstopfung )
- Übelkeit, Erbrechen
- Sodbrennen
- aufgetriebener Leib, z.B. durch Bauchwasser (Aszites) oder Luft im Darm
- Schmerzen, sowohl viszeral als auch neuropathisch
- Auszehrung (Kachexie)
- Vereinsamung
- Verzweiflung
Was ist von Wichtigkeit innerhalb der Palliativmedizin beim Kolonkarzinom?
Ein Problem der zeitgenössischen, stark technisch orientierten Medizin ist, dass gerade in der palliativmedizinischen Krankheitsphase nicht technische Behandlungsverfahren, die sonst ohne Zweifel von großer Hilfe sind, im Vordergrund stehen, sondern eine umfassende allgemeine Betreuung auch außerhalb von Palliativstationen. Die Behandlung orientiert sich an den Krankheitszeichen der oben stehenden Liste. Nach langjährigen eigenen Erfahrungen steht der Wunsch nach Gesprächen im Vordergrund. Dass gerade dieser Wusch schwerer als früher erfüllbar ist, hängt mit der Personalreduktion und mit der alle Vorstellungen übersteigenden Bürokratisierung mit Kontrollanfragen etc. im Gesundheitswesen zusammen.
Kranke wissen besser als wir vermuten durch Selbstbeobachtung und Verhaltensänderung ihrer Bezugspersonen, wie es um sie steht. Die Hoffnung auf Beseitigung des Tumorleidens steht lange im Vordergrund, geht dann aber über in den Wunsch, in der letzten Lebensphase nicht leiden zu müssen. Besonders bedürfen sie einer spirituellen Begleitung durch Seelsorger oder Familie. Technische Behandlungen, wie z.B. eine Bauchwasserpunktion oder Bluttransfusion, sollten nur unter dem Aspekt einer Leidensverringerung erfolgen.
Mit einer Patientenverfügung, besser noch zusätzlich mit einer Vorsorgevollmacht kann der Patient bestimmen, welche Behandlung noch geschehen und was unterlassen werden soll, wenn er verwirrt ist. Kranke fühlen sich auch geborgen, wenn sie wissen, dass ihr Sterben z.B. durch eine terminale Sedierung leichter ist und für ihre Angehörigen gesorgt wird.
Verwendete Quellen:
- Aulbert, F.; Nauck, F.; Radbruch, L. (Hrsg.): Lehrbuch der Palliativmedizin. 2. Auflage. Schattauer-Verlag Stuttgart 2007
- Bausewein, C.; Roller, S.; Voltz, R.: Leitfaden Palliativmedizin. 3. Auflage. Urban und Fischer-Verlag München 2007
- Pott, G.: Koloskopie-Atlas. 2. Auflage. Schattauer-Verlag Stuttgart 2004
- Pott, G. (Hrsg.); Domagk , D.; Holtmann, M.; Sahm, S.: Palliativmedizinische Gastroenterologie. Schattauer-Verlag Stuttgart 2010