Bei manchen Menschen ist der hintere/obere Teil des Fersenbeins spitzer ausgeformt und ragt weiter heraus als gewöhnlich. Dadurch entsteht zwischen dem Knochen und der hinter diesem verlaufenden Achillessehne ein Engpass. Aus diesem Grund stehen die Weichteile unter höherem Druck und stärkeren Belastungen. Die Folgen sind
- eine höhere Empfindlichkeit,
- Irritationen und
- Schwellungen
in diesem Bereich. Ein zwischen dem Fersenbein und der Achillessehne befindlicher Schleimbeutel, der als Art Stoßdämpfer fungiert, ist häufig gereizt und schwillt an.
Bei der Haglund-Ferse ist das Fersenbein spitzer ausgeformt und steht weiter hervor © rob3000 | AdobeStock
Erstmals beschrieb im Jahr 1928 der schwedische Orthopäde Patrik Haglund das Krankheitsbild. Oft ist der Ansatz der Achillessehne am oberen Fersenbein entzündet. Es besteht auch eine knöcherne Vorwölbung an der Ansatzstelle, durch die sich die Zugverhältnisse der Sehne am Fersenbein verändert wird.
Der veränderte Zug bewirkt in Verbindung mit dem erhöhten Schuhdruck das sogenannte Haglund-Syndrom. Es äußert sich durch
- Schmerzen,
- Schwellungen,
- Rötung und
- Überwärmung der Ferse.
Bei der Haglundferse spricht man auch von einem sogenannten hinteren Fersensporn. Zu unterscheiden ist dieser von dem vorderen beziehungsweise unteren (plantaren) Fersensporn, der an der Fußsohle befindlich ist.
Häufige Auslöser für eine Haglundferse sind
- Fehlstellungen des Fußes wie ein Hohlfuß oder ein Rückfuß,
- ungeeignetes Schuhwerk wie Stöckelschuhe,
- Überlastungen beim Sport.
Die hieraus resultierende Druckreizung der Achillessehne löst oftmals eine Schleimbeutelentzündung zwischen der Sehne und dem Fersenbein aus. Darüber hinaus betrifft die Exostose (Überbein) häufig auch die Achillessehne selbst sowie die Knochenhaut des Fersenbeinkörpers.
Halten der Druck und die Irritation lange an, schwellen unter Umständen alle Weichteile in diesem Bereich an. Dann entsteht eine deutlich sichtbare Beule.
Die Haglundferse tritt sowohl ein- als auch beidseitig auf. Dort wo das Fersenbein an der Innenseite des Schuhs reibt, kommt es zu Druckschmerzen und Schwellungen.
Zu Beginn der Erkrankung verspüren Betroffene lediglich bei den ersten Schritten Schmerzen (Anlaufschmerzen). Diese verschwinden schnell wieder.
Bei Nichtbeachtung dieses Alarmzeichens nehmen die Beschwerden und die Entzündung in vielen Fällen wieder zu. Auf längere Sicht können Betroffene nicht mehr normal gehen oder laufen.
Oftmals wird das gesamte Areal rot und schwillt an. An der Ferse ist der herausragende obere Teil des Fersenbeins erkennbar.
In der Regel erkennen Mediziner das Vorhandensein der Haglundexostose bereits an den geschilderten Symptomen. Sie treten meistens sowohl unter Belastung, als auch in Ruhe auf.
Eine seitliche Röntgenaufnahme macht das knöcherne Überbein sichtbar. Die Beurteilung erfolgt immer unter Berücksichtigung der klinischen Beschwerden und der Fersenschmerzen.
Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung klären die Ärzte den Zustand der Achillessehne ab. Sie untersuchen die Sehne auf eine Verdickung, an der erkennbar ist, inwieweit sie bereits in den Krankheitsprozess der Haglundexostose einbezogen ist. Diese Untersuchung zeigt außerdem vorhandene Schleimbeutelentzündungen und -schwellungen.
Die Haglund-Ferse kann auch die Achillessehne beeinträchtigen © bilderzwerg / Fotolia
Nahezu unabdingbar für die stadiengerechte Behandlung der Haglundferse ist die Durchführung einer Magnetresonanztomographie (MRT) mit Kontrastmittel. Damit können die betroffenen Weichteile, also die Achillessehne, Knochen und Schleimbeutel, genau begutachtet werden. Gleichzeitig macht die Untersuchung Kalkablagerungen in die Achillessehne sichtbar.
Prinzipiell gibt es operative und konservative Therapieverfahren. Bei den operativen stehen chirurgische Maßnahmen im Vordergrund, konservative beinhalten die symptomatische Lokaltherapie inklusive Schmerzmedikation. In den meisten Fällen kann zunächst eine konservative Therapie durchgeführt werden, die vielfach erfolgreich verläuft. Nur nach frustranem Verlauf beziehungsweise eindeutigen und zunehmenden knöchernen Veränderungen ist eine operative Therapie frühzeitig zu empfehlen.
Das wichtigste Behandlungsziel ist die Linderung des Fersenschmerzes und die Wiederherstellung der Belastbarkeit des Fußes im Alltag oder beim Sport.
Um den Fersenbereich möglichst schnell zu entlasten, empfiehlt sich das Tragen lockeren Schuhwerkes, im Idealfall hinten offener Schuhe. Einlagen zur Absatzerhöhung, um etwa einen Zentimeter, nehmen ebenfalls den Druck vom schmerzenden Bereich. Sie verringern den Zug der Achillessehne am Fersenbein.
Laufsportler sollten so lange auf ihr Training verzichten, bis sich eine Linderung einstellt. Um einen Verlust an Ausdauer und Kraft zu verhindern, ist es ratsam, während der trainingsfreien Zeit auf Aquajogging umzusteigen und gezieltes Muskeltraining durchzuführen. Ein zu früher Wiedereinstieg ins Lauftraining kann zu chronischen Achillessehnenproblemen führen und dauerhafte Einschränkungen der Laufleistung mit sich bringen.
Schmerzstillende und entzündungshemmende Mittel wie Ibuprofen und Aspirin helfen gegen Schwellungen und Schmerzen im Gelenk. Darüber hinaus bieten sich für die konservative Behandlung der Haglundferse verschiedene Verfahren aus dem Bereich der physikalischen Therapie an. Dazu gehören etwa
Für die Selbsttherapie empfehlen sich Eispackungen und kühle Quarkwickel.
In besonders schweren Fällen ist eine völlige Ruhigstellung des Fußes in einem Gips oder einer Orthese nötig. Damit kann das Sprunggelenk ausreichend entlastet und die Entzündung gestoppt werden.
Häufig muss die konservative Therapie über einen längeren Zeitraum erfolgen, bis sich ein Behandlungserfolg einstellt. Mehrere Monate sind normal.
Stellt sich nach sechs Monaten noch keine zufriedenstellende Besserung ein, empfiehlt sich ein chirurgischer Eingriff.
Eine Operation ist insbesondere bei einer hohen Trainingsbelastung erforderlich. Sportler können ihre Ferse nicht dauerhaft entlasten. Auch in Fällen, in denen sich der Dauerdruck schädigend auf die Achillessehne auswirkt, ist eine OP ratsam.
Für die Operation der Haglundferse gibt es folgende Verfahren:
- Abtragung der Haglundexostose
- Entfernung des entzündeten Schleimbeutels
- Debridement (Säuberung) bei entzündeter oder verkalkter Achillessehne
Das Abtragen des Knochenvorsprungs am Fersenbein reduziert den Druck der Ferse gegen den Schuhinnenrand. Dadurch werden auch die
dauerhaft entlastet. Danach ist es möglich, Schuhe wieder beschwerdefrei zu tragen und in Schuhen zu trainieren.
Meist erfolgt der Eingriff unter Teilnarkose. Auf besonderen Wunsch ist aber auch eine Vollnarkose möglich. Es erfolgt zunächst ein drei bis vier Zentimeter langer Schnitt seitlich der Achillessehne. Dann wird diese beiseite gehalten, um die Rückseite des Fersenbeins und den Schleimbeutel freilegen zu können.
Anschließend werden Teile des Knochenvorsprungs abgetragen, was üblicherweise mit einer oszillierenden Säge erfolgt. Mit dieser speziellen Säge können Achillessehne, Schleimbeutel und Weichteilgewebe möglichst geschont werden. Zum Abschluss wird die Stelle vernäht und das Gelenk mit einem Unterschenkel-Liegegips ruhiggestellt.
Das Ziehen der Fäden erfolgt nach etwa zwei Wochen. Bis zum Fadenzug ist eine Belastung des Fußes unbedingt zu vermeiden, daher wird auch ein Liegegips angelegt. Eine vorzeitige Belastung kann den Erfolg der Operation gefährden.
Wenn bei der Kontrolluntersuchung alles in Ordnung ist, erhalten Sie anschließend einen Gehgips, mit dem der Fuß zunehmend belastet werden kann.
Seit einigen Jahren werden für die operative Behandlung auch minimal-invasive Verfahren angewendet, bei denen mit speziellen Instrumenten über kleine Stichinzisionen Zugang zum Gelenk geschaffen wird. Auch hier ist eine Betäubung des Beines notwendig, das Prinzip der Abtragung des Knochenvorsprungs und Säuberung des Gewebes entspricht dem oben geschilderten offenen Vorgehen.
Gibt es noch andere Methoden?
Ist eine Fehlstellung des Fußes die Ursache für die Haglundferse, zählt die Umstellung des Fersenbeines zu den maßgeblichsten Therapiekonzepten. Hierfür bietet die Orthopädie verschiedene Umstellungsoperationen, die sich exakt an den Einzelfall des Patienten anpassen lassen.
So ist es möglich, eine Hohlfußfehlstellung durch eine Fersenbein-Osteotomie zu korrigieren und die dadurch verursachte Exostose effektiv zu behandeln. Osteotomie bedeutet, dass der Knochen durchgesägt und die Knochenenden in anderer Stellung wieder miteinander verbunden werden. Auch hier ist eine Ruhigstellung notwendig. Zudem wird zur Stabilisierung der Knochenenden zueinander eine Fixierung mittels Metallimplantaten durchgeführt, um die Stellung der Fragmente zueinander zu stabilisieren.
Nach einer solchen Operation folgt eine mindestens sechs- bis achtwöchige Entlastung mit Trainingspause. Danach beginnt der Patient mit einer schrittweisen Wiederbelastung des Fußes und Fersenbereichs.