Die Clavicula (Schlüsselbein) bricht entweder durch ein direktes Anpralltrauma oder durch einen indirekten Mechanismus mit axialer Stauchung bei Sturz auf den gestreckten Arm. Die häufigste Frakturlokalisation eines Schlüsselbeinbruchs ist im mittleren (70 Prozent) und medialen Drittel.

Frakturen des lateralen Drittels werden eingeteilt nach Jäger und Breitner in:
- Typ 1: Frakturen lateral der coracoclaviculären Bänder
- Typ 2: Frakturen zw. den coracoclaviculären Bändern
- Typ 3: Frakturen medial der coracoclaviculären Bänder
- Typ 4: Aushülsung aus dem Periost (Kinder)
Die typischen klinischen Zeichen für einen Schlüsselbeinbruch sind der Hochstand des medialen Frakturendes mit eventuell drohender Fragmentdurchspießung sowie einer schmerzhaften Schulterbeweglichkeit. Auf eventuelle Gefäß- und Nervenläsionen ist zu achten und die Pulse sowie die Funktion des N.medianus, radialis und ulnaris sind zu überprüfen. Neben der klinischen Diagnostik sollten Röntgenbilder der Clavicula in 2 Ebenen (a.p./axial) angefertigt werden.
Claviculafrakturen in Verbindung mit Scapulafrakturen im Glenoidhalsbereich führen zur sogenannten „floating shoulder“, in diesen Fällen besteht eine absolute OP-Indikation.
Konservativ behandelt werden einfache Schaftfrakturen im medialen und im mittleren Drittel, die nur gering disloziert (kleiner als eine Schaftbreite) sind. Die Ruhigstellung kann mit einer Armschlinge oder einem Rucksackverband erfolgen. Nach dem Anlegen und jedem Nachspannen des Rucksackverbandes ist der Pulsstatus und die Sensibilität (Deltoideus und obere Extremität) zu überprüfen. Das Nachspannen sollte in der ersten Woche 1 bis 2mal täglich, in der zweiten und dritten Woche einmal wöchentlich erfolgen. Nach 3 Wochen ist die Schulter freizugeben.
Ebenfalls konservativ therapiert werden laterale Frakturen vom Typ I und IV nach Jäger/Breitner. Die lateralen Frakturen können nur mit einer Armschlinge ruhiggestellt werden, da der Rucksackverband an der lateralen Clavicula nicht greift.
Eine OP-Indikation ist gegeben bei
- drohender Durchspießung der Haut,
- Verkürzungen der Clavicula größer als 2 cm sowie
- einer Dislokation um mehr als eine Schaftbreite und
- im Falle von Mehrfragmentfrakturen.
Der laterale Schlüsselbeinbruch vom Typ II und III nach Jäger/Breitner ist aufgrund der hohen Instabilität ebenfalls operativ zu behandeln.
Alle Frakturtypen können bei erhaltener Sensibilität und Puls der betroffenen Extremität primär ruhiggestellt werden.
Bei einer konservativen Therapie ist auf die Kallusbildung (ggf. mit Irritation des Plexus brachialis) und das Remodelling nach ein bis zwei Jahren hinzuweisen. In der Regel ist nach operativer Behandlung wegen des dünnen Weichteilmantels über der Clavicula eine Osteosynthesematerialentfernung notwendig.
Der Schlüsselbeinbruch heilt bei konservativer wie operativer Therapie stabil aus. Das Remodelling des Knochens kann bis zu 2 Jahren dauern.
Die operative Therapie eines Schlüsselbeinbruchs hat das Risiko der höheren Pseudarthrose-Rate (2 bis 9 Prozent).