Kardioversion | Spezialisten und Informationen

Die Kardioversion (lat.: cardio = Herz, vertere = wenden) bezeichnet ein Verfahren, bei dem der Sinusrhythmus des Herzens wiederhergestellt wird. Es wird eingesetzt bei Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern und soll die Rückkehr zu einem gleichmäßigen Puls ermöglichen.

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Kardioversion - Weitere Informationen

Bedeutung des Sinusrhythmus

Eine Kardioversion soll den Sinusrhythmus des Herzens wiederherstellen.

Der Sinusrhythmus des Herzens ermöglicht einen regelmäßigen und rhythmischen Herzschlag. Er wird vom Sinusknoten gesteuert. Diese gewebliche Struktur weist eine Größe von etwa einem halben Zentimeter auf, befindet sich im rechten Vorhof des Herzens und steuert die Pumpbewegungen über elektrische Signale. Ein Sinusrhythmus entspricht einem ruhigen und gleichmäßigen Puls, und somit dem Normalzustand.

Wenn der Rhythmus aus dem Takt gerät, entstehen unregelmäßige Herzschläge. Bei diesen Herzrhythmusstörungen besteht der eigentliche Herzschlag zwar weiterhin, jedoch ohne die erforderliche Erregungsleitung über den Sinusknoten. Zu den häufigsten Formen zählt das Vorhofflimmern (atrial fibrillation). Der Impuls für die Herzfrequenz geht dabei von mehren unterschiedlichen Orten in den Herzvorhöfen aus.

Gründe für eine Kardioversion

Bleibt ein Vorhofflimmern über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen, führt dies zu einer dauerhaften unkoordinierten Tätigkeit des Herzmuskels. Die Effektivität, mit der das Blut in die Gefäße gepumpt wird, verringert sich. Viele Betroffene erleben das Herzrasen und die Unregelmäßigkeit der Herzschläge auch körperlich. Anzeichen von Schwäche und Schwindel sowie Übelkeit und Unruhe sind möglich.

Gefährlich ist ein reines Vorhofflimmern in der Regel nicht, allerdings gibt es ein erheblich erhöhtes Risiko für eine Thrombose und einen Schlaganfall. Ursache dafür ist die deutlich verlangsamte Geschwindigkeit, mit der das Blut fließt.

Vor allem im Bereich der Ausstülpungen der Herzvorhöfe kommt es entsprechend zu einer Bildung von Thromben (Blutgerinnseln).

Um einen akuten Schlaganfall zu verhindern, wird eine Antikoagulation (lat.: coagulare = gerinnen), eine gerinnungshemmende Therapie durchgeführt. Diese Maßnahme erfolgt begleitend für mehrere Wochen, oft auch Jahre, je nach individueller Indikation und persönlichem Risikoprofil des Patienten.

Wer führt eine Kardioversion durch?

Die Diagnose und nicht-chirurgische Behandlung von Erkrankungen des Herzens obliegt Fachärzten für Innere Medizin und Kardiologie. Diese Spezialisten führen medikamentöse Therapien und katheterbasierte Behandlungen sicher durch.

Medikamentöse versus elektrische Kardioversion

Wenn das Vorhofflimmern nicht innerhalb von 48 Stunden von selbst aufhört, ist die Durchführung einer Kardioversion angeraten. Diese ist sowohl medikamentös als auch elektrisch möglich.

Bei der medikamentösen Therapie wird eine Herstellung des Sinusrhythmus durch ein Antiarrhythmikum versucht. Die Medikamentenform hat das Ziel, eine reguläre Herztätigkeit zu erreichen.

Wenn der gewünschte Zustand durch die medikamentöse Kardioversion nicht herstellbar ist, wird eine elektrische Kardioversion durchgeführt. Hierbei wird ein Gleichstromimpuls mit einem Defibrillator auf der Höhe der Brustwand gesetzt.

Die Behandlung ist schmerzfrei, dauert nur wenige Minuten und wird unter einer kurzen Vollnarkose durchgeführt. Während der Elektrokardioversion wird der Patient vom EKG (Elektrokardiogramm zur Aufzeichnung der Herztätigkeit) überwacht. Nach der Behandlung ist ein weiterer Termin erforderlich, um die Erhaltung des Sinusrhythmus zu prüfen.

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By BruceBlaus. When using this image in external sources it can be cited as: Blausen.com staff (2014). "Medical gallery of Blausen Medical 2014". WikiJournal of Medicine 1 (2). DOI:10.15347/wjm/2014.010. ISSN 2002-4436. - Own work, CC BY 3.0, Link

Potentielle Risiken bei der Durchführung

Patienten, die bereits einen Herzschrittmacher eingesetzt haben, werden unter Umständen nicht kardiovertiert. Es besteht jedoch die Option einer speziellen Sondeneinstellung, die eine risikoärmere Behandlung möglicht macht.

Ein hohes Risiko ist durch Thromben im Vorhof gegeben, die regelmäßig im Rahmen des Vorhofflimmerns entstehen. Es ist möglich, dass sie sich bei einer elektrischen Kardioversion lösen und zu einer Embolie führen. Aus diesem Grund wird meist unmittelbar vor einer Kardioversion eine Transösophageale Echokardiografie (Herz-Ultraschall) durchgeführt.

Bei dieser als Schluckecho bekannten Untersuchung wird eine Sonde über die Speiseröhre eingeführt und bis zum Magen vorgeschoben. Die Speiseröhre ist unmittelbar hinter dem Herzen positioniert, daher kann das Schluckecho von hier aus genaue Bilder liefern, die über eventuelle Thromben im Vorhof Auskunft geben.

Ein grundsätzliches Risiko liegt im unbeabsichtigten Auslösen zusätzlicher Herzrhythmusstörungen durch die Defibrillation selbst. Dadurch würde der Zustand verschlechtert anstatt verbessert.

Nachsorge und weitere Behandlung

Auch nach einer Kardioversion kommt es häufig zu einem erneuten Auftreten des Vorhofflimmerns. Es besteht die Möglichkeit einer weiteren Durchführung der Behandlung, jedoch liefert auch eine Wiederholung keine Erfolgsgarantie.

Je länger die Rhythmusstörung existiert, umso schwerer ist ein dauerhafter Erhalt des Sinusrhythmus.

Wenn auch nach mehreren Kardioversionen und einer medikamentösen Behandlung kein dauerhafter Erfolg erzielt wird, ist gegebenenfalls eine Katheterablation durchführbar. Hierbei werden bestimmte Bereiche im Gewebe des Herzmuskels verödet, um weitere Impulsstörungen dauerhaft zu unterbinden. Auch hier sind die Erfolgdaussichten unterschiedlich und individuell zu betrachten.

Generell gilt die Kardioversion als hilfreich und erfolgversprechend bei Vorhofflimmern, vor allem wenn es medikamentös nicht regulierbar ist und zu Beschwerden führt.

Der Langzeiterfolg einer Kardioversion lässt sich nur für den Einzelfall beantworten und ist durch die zusätzliche Gabe rhythmuserhaltender Medikamente zumindest wahrscheinlicher.

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