Das Ganglion (ICD-Code: M67.4) ist allgemein als Überbein bekannt. Dieser Begriff ist jedoch irreführend, denn ein Ganglion ist kein zusätzlich gewachsenes Knochenmaterial.
Ein Ganglion ist eine Zyste, die sich an einem Gelenk oder einer Sehne bildet. Unter einer Zyste versteht man eine Ausstülpung von Gelenkhaut nach außen. Da diese Ausstülpung mit dem Gelenkinnenraum verbunden ist, entsteht somit ein mit Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit oder Synovia) gefüllter Hohlraum, der von außen durch die Haut als Knoten getastet werden kann. Das Ganglion ist gut verschiebbar, weich und schmerzlos.
Von außen betrachtet erinnert ein Ganglion an eine Beule, die wenige Millimeter bis Zentimeter groß ist. Ein Ganglion kann die Größe einer Erbse oder Kirsche erreichen.
Im Inneren, also am Enstehungsort des Ganglions unter der Haut, besteht das Ganglion aus einem Kapselstiel und einer Kapselausbuchtung.
Das Ganglion ist grundsätzlich gutartig – es besteht also kein Risiko, dass das Überbein entartet. Das Ganglion ist demnach kein Tumor.

Ganglion am Handgelenk © Yulia | AdobeStock
Ganglien treten am häufigsten
- an der Handaußenseite
- am Handgelenk oder
- an einem Finger
auf. In rund zwei Drittel aller Fälle handelt es sich um ein Handgelenksganglion.
Ebenfalls möglich, aber wesentlich seltener, sind Ganglien
Darüber hinaus unterscheiden Mediziner zwischen
- arthrogenen Ganglien, die das Gelenk betreffen, und
- tendinogenen Ganglien, die an einer Sehnenscheide entstehen (Sehnenscheidenganglion).
Ein Ganglion entsteht besonders oft an der Hand. © Henrie / Fotolia
Die Bildung eines Ganglions kann individuelle Gründe haben. Meist entsteht eine solche Zyste aufgrund einer Fehl- bzw. Überbelastung des Gelenks oder schwachem Bindegewebe.
Bei einer Bindegewebsschwäche können sich an der Sehnenscheide oder an der Gelenkkapsel leichter Risse und Aussackungen bilden. Hier tritt dann Gelenkflüssigkeit aus und sammelt sich in der entstandenen Erweiterung. Die Flüssigkeit kann daher nicht zurücklaufen und ein Ganglion entsteht.
Menschen aller Altersgruppen können ein Ganglion bekommen. Frauen scheinen aufgrund ihres oft lockeren Bindegewebes häufiger betroffen zu sein.
Es gibt bestimmte Risikofaktoren für ein Ganglion. Dazu zählen beispielsweise:
- wiederholte Verletzungen der Bänder/Sehnen
- gestörte Mechanik des Gelenks/der Sehne
- Arthrose
- Rheuma
- Gicht
Wie kann ein Ganglion verhindert werden?
Gleichförmige Bewegungen begünstigen ein Ganglion. Daher sind manche Sportarten, bestimmte Hobbys oder Handarbeiten besonders für die Bildung eines Ganglions prädestiniert.
Vorbeugung ist durch einen gesunden Lebensstil möglich. Das hilft dabei, krankhafte Veränderungen des Bewegungsapparats von vornherein zu vermeiden. Dazu zählen gesunde Bewegungsmuster und eine sinnvolle Balance zwischen Ruhe und Belastung.
Monotone oder einseitig belastende Tätigkeiten können die Entstehung eines Ganglions vor allem am Handgelenk begünstigen.
In vielen Fällen verursacht ein Ganglion keinerlei Beschwerden. Dann ist das Ganglion vor allem ein kosmetisch empfundener Makel.
Welche Symptome auftreten, ist in erster Linie vom betroffenen Bereich und von der Lage des Überbeins abhängig.
So kann ein Ganglion, das Druck auf die Sehnen ausübt, die Beweglichkeit von Gelenken und Muskeln stark beeinträchtigen. Das Ganglion kann auch Nervenbahnen und Blutgefäße abdrücken. In diesem Fall leiden die Betroffenen unter
- Missempfindungen
- Taubheitsgefühlen oder
- Schmerzen, die beispielsweise vom Handgelenk auf den gesamten Arm ausstrahlen können.
Wie erkennt man selbst ein Ganglion?
Ein Ganglion ist bereits mit dem bloßen Auge als kleine Beule zu erkennen. Diese weiteren Anzeichen sind typisch für ein Ganglion:
- Es ist immer prall und fühlt sich wie ein fester Gummiball an, der auf leichten Druck nachgibt und seine Form behält.
- Es ist gar nicht oder nur geringfügig verschiebbar, weil es direkt mit der betroffenen Sehne oder dem Gelenk verbunden ist.
- Die Haut und das Gewebe um ein Ganglion herum sind weder gerötet noch überwärmt, da ein Überbein keinen entzündlichen Prozess darstellt .
Wenn Sie diese Symptome, insbesondere neurologische Ausfallerscheinungen, bei sich beobachten, sollten Sie die Beschwerden ärztlich abklären lassen. Sprechen Sie Ihren Hausarzt an oder gehen Sie direkt zu einem Orthopäden. Dabei ist es ratsam, einen Spezialisten zu bevorzugen – also beispielsweise einen Handchirurgen, falls sich das Überbein an der Hand befindet.
Eine ausführliche Anamnese und das anschließende Abtasten des betroffenen Bereichs sind für die Diagnose meist ausreichend. Wichtige Fragen sind:
- seit wann die Schwellung besteht
- ob sie Schmerzen oder Beeinträchtigungen verursacht und
- ob Sie kürzlich eine Verletzung erlitten haben
Falls Sie noch weitere Geschwüre bzw. Schwellungen an Ihrem Körper bemerkt haben, sollten Sie bei der ärztlichen Befragung unbedingt darauf hinweisen.
Es folgt daraufhin eine körperliche Untersuchung, wobei insbesondere auf eine gute Verschieblichkeit des Knotens geachtet wird sowie fehlenden Druckschmerz.
Weiterhin wird untersucht, ob folgende Auffälligkeiten vorliegen:
Mittels Ultraschall (Sonographie) kann anschließend noch überprüft werden, ob es sich um eine mit Flüssigkeit gefüllte Schwellung handelt oder andere Gewebestrukturen enthalten sind, beispielsweise Fettgewebe oder Verkalkungen.
Ein MRT kommt nur in Ausnahmefällen zum Einsatz – meist, um andere Erkrankungen sicher auszuschließen. Zu diesem Zweck ist auch eine pathologische Untersuchung der Flüssigkeit und Schwellung im Labor möglich.
Die konservative Therapie können Sie mit Salben und Einreibungen unterstützen. Bewährt haben sich z.B. Pferdesalbe oder Arnikacremes. Da das Ganglion nicht aus einer Entzündung heraus entsteht, brauchen Sie keine speziellen entzündungshemmenden Wirkstoffe auftragen.
Auch
- Ruhigstellung mit Bandagen
- Physiotherapie und
- gezielte Massagen
können dazu beitragen, das Überbein zu verkleinern oder dass es vollkommen verschwindet.
Geht das Ganglion ohne Beschwerden einher, ist eigentlich keine Behandlung notwendig. Grundsätzlich kann sich ein Ganglion selbstständig, das heißt spontan, zurückbilden. Es kann also ausreichen, das Ganglion zu beobachten und etwas Geduld zu haben. Nach ungefähr drei Monaten kann sich das Ganglion komplett zurückgebildet haben.
Keinesfalls sollten Sie das Ganglion mit Kraft bearbeiten oder gar zum Platzen bringen, da es sich sonst entzünden kann.
Bildet sich ein Ganglion nicht von selbst zurück, gibt es zwei Therapiemöglichkeiten:
- Aspiration oder auch Punktion
- Operation
Bei der Aspiration wird das Ganglion mit einer Feinnadel punktiert. Durch die entnommene Flüssigkeit verkleinert sich das Ganglion deutlich. Darüber hinaus kann die Flüssigkeit unter dem Mikroskop untersucht und die Diagnose gesichert werden.
Zudem kann danach eine verödende Substanz (zum Beispiel Ethanol oder ein Kortikosteroid) in den entstandenen Hohlraum injiziert werden. Hierdurch wird im Idealfall der Hohlraum verklebt und es kann keine neue Flüssigkeit nachlaufen. Diese Behandlung muss allerdings in der Regel mehrfach wiederholt werden, um dauerhafte Erfolge zu erzielen.
Verursacht das Ganglion starke Schmerzen oder leidet der Patient emotional unter dem Überbein, kommt eine operative Entfernung in Betracht. Dieser meist ambulante Eingriff erfolgt entweder klassisch über einen Hautschnitt oder minimal-invasiv erfolgen.
Wie wirksam ist die Behandlung eines Ganglions durch Punktion und Operation?
Die Erfolgsaussichten sind sehr gut, sofern das Überbein rückstandsfrei entfernt werden kann.
Allerdings ist vor allem bei einer OP mit großem Hautschnitt mit Komplikationen zu rechnen, beispielsweise
- Wundheilungsstörungen
- Nervenverletzungen oder
- Gefäßblutungen
Bei einer Punktion und Aspiration kommt es hingegen nur in zwei Prozent aller Fälle zu Problemen.
Ob Aspiration oder Operation: Selbst nach erfolgreicher Behandlung des Überbeins kann dieses an der gleichen Stelle erneut entstehen. Wenn das Ganglion durch monotone (gleichförmige) Bewegungsmuster und Fehlbelastungen entstand, ist die beste Vorbeugung, diese Überlastungen zu vermeiden.
Ein Ganglion ist harmlos – dennoch ist es ratsam, sich bei Verdacht auf ein „Überbein“ ärztlich untersuchen zu lassen. Hierbei kann die Diagnose gestellt und eine geeignete Therapie eingeleitet werden.