Hallux Rigidus – Arthrose des Großzehengrundgelenks: Ursachen, Symptome und Behandlung des Verschleiß

06.11.2025
Dr. med. Wolfram Wenz
Medizinischer Fachautor

Die große Zehe nimmt beim Laufen eine große Rolle ein. Wenn die Zehe nicht mehr in der Lage ist, eine vernünftige Abrollbewegung sicherzustellen und darüber hinaus auch noch Schmerzen verursacht, könnte ein Hallux rigidus vorliegen. Eine Arthrose im Großzehengrundgelenk.

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ICD-Codes für diese Krankheit: M20.2

Kurzübersicht:

Der Hallux rigidus ist eine Arthrose (Verschleiß) des Großzehengrundgelenks, bei der sich der Knorpel zunehmend abbaut. Dadurch entstehen Schmerzen, Entzündungen und eine fortschreitende Versteifung der Großzehe.
Risikofaktoren sind unter anderem Über- und Fehlbelastungen, falsches Schuhwerk, Verletzungen, erbliche Veranlagung oder Stoffwechselerkrankungen wie Gicht. Typische Symptome sind Bewegungseinschränkungen, Wetterfühligkeit und entzündliche Reaktionen.
In frühen Stadien helfen Einlagen, entzündungshemmende Medikamente oder Knorpelaufbaupräparate. Wenn die Beschwerden fortschreiten, kann eine operative Behandlung notwendig werden. Die Versteifung des Gelenks ist die häufigste Methode und ermöglicht meist Schmerzfreiheit und eine stabile Gehfunktion.

Vorbeugend sollten Fehlstellungen des Fußes rechtzeitig behandelt werden, um einem Hallux rigidus vorzubeugen.

Artikelübersicht

Was ist ein Hallux rigidus (Arthrose des Großzehengrundgelenks)?

Hallux rigidus ist eine Verschleißerkrankung (Arthrose) des Grundgelenks der Großzehe. Umgangssprachlich wird es auch als steife Zehe bezeichnet.

Betroffen ist der Bereich zwischen dem ersten Knochen des Mittelfußes und dem Grundglied der großen Zehe. In seiner Entwicklung führt der Hallux rigidus einerseits zu Schmerzen. Andererseits kommt es auch zu einer Bewegungseinschränkung, die das Abrollen der großen Zehe kaum oder gar nicht mehr möglich macht.

Grund hierfür ist der kontinuierliche, für eine Arthrose typische Verlust von Knorpelmasse in diesem Gelenk. In einem späten Stadium reiben die Knochenflächen gegeneinander, da der Gelenkknorpel stark angegriffen ist oder völlig fehlt. Im weiteren Verlauf können sich knöcherne Ausziehungen (Osteophyten) bilden, die die Beweglichkeit zusätzlich einschränken.

Wie entsteht ein Hallux rigidus und welche orthopädischen Ursachen führen dazu?

In einer Vielzahl von Fällen ist die Entstehung eines Hallux rigidus nicht völlig klar. Es gibt jedoch Faktoren, die diese Erkrankung begünstigen können. Zum Beispiel können Über- oder Fehlbelastungen eine Rolle spielen oder auch das falsche Schuhwerk, etwa das Tragen von hohen Schuhen über längere Zeiträume. So haben Leistungssportler hier ein größeres Risiko, da ihre Gelenke grundsätzlich höheren Belastungen ausgesetzt sind. 

Auch Faktoren wie kleinere, möglicherweise unerkannte Verletzungen können einen Hallux rigidus zur Folge haben. Erbliche Faktoren müssen ebenfalls in die Liste der möglichen Ursachen aufgenommen werden.

Häufig entsteht der Hallux rigidus auch als Folge einer Fehlstellung der Großzehe, die den Druck auf das Gelenk erhöht. Wer etwa beim Laufen im Sprunggelenk nach innen knickt, belastet sowohl Knie, Fuß als auch die große Zehe fehl. Diese Fehlstellung im Sprunggelenk nennt man Überpronation.

Eine Stoffwechselerkrankung wie Gicht kommt als Ursache ebenfalls infrage. Sie lösen oft sekundäre Arthrosen aus, die auch das Gelenk der großen Zehe betreffen können.

Eine weitere Ursache: Ein zu hoher Kompressionsdruck auf das Großzehenrundgelenk.

Mann hat Schmerzen in den Zehen
Ein Hallux rigidus führt zu Schmerzen im Großzehengelenk © © staras | AdobeStock

Welche Symptome und Beschwerden treten auf?

Es gibt einige Symptome, die auf einen Hallux rigidus hindeuten. Typisch sind starke Schmerzen beim Abrollen des Fußes und eine zunehmende Bewegungseinschränkung. Die eingeschränkte Beweglichkeit macht das Gehen zunehmend schmerzhaft. Durch die Steifheit des Gelenks kann der Zeh nicht mehr wie normal abgerollt werden. Patienten neigen dazu, das Großzehengrundgelenk zu schonen und rollen den Fuß kompensatorisch über die laterale Seite ab, was eine Fehlbelastung und weitere Schmerzen begünstigt.

Auch entzündliche Reaktionen können auftreten. Diese äußern sich durch

  • Schwellung,
  • Rötung,
  • Überwärmung sowie
  • weitere Schmerzen und Funktionseinschränkungen.

Zudem können im Laufe der Zeit

  • Engegefühle im Schuh des betroffenen Fußes sowie
  • eine gewisse Wetterfühligkeit - besonders bei kalten Temperaturen

auftreten.

Eine klinische Untersuchung durch den behandelnden Arzt, meist einen Orthopäden, kann in den meisten Fällen Klarheit bringen. Ein Röntgenbild liefert wichtige Hinweise auf die Gelenkveränderungen. Dafür werden Röntgenbilder unter Gewichtsbelastung des Fußes aufgenommen, um die tatsächliche Belastungssituation darzustellen. Mangelnde Beweglichkeit sowie sogenannte Knochennasen (Exostosen) sind Anzeichen für einen Hallux rigidus.

Folgende Symptome im Bereich des Großzehengrundgelenkes deuten auf einen Hallux rigidus hin:

  • Schmerzen
  • entzündliche Reaktionen
  • Bewegungseinschränkungen
  • Engegefühl in Schuhen
  • Wetterfühligkeit
  • fehlende Abrollfähigkeit der Zehe

Therapie bei Hallux rigidus: konservative und operative Behandlungsmöglichkeiten

Beim Hallux Rigidus wird bei der Behandlung grundsätzlich zwischen der konservativen und der operativen Therapie unterscheiden. Die Art der Behandlung richtet sich nach

  • dem Stadium der Erkrankung,
  • dem Leidendruck des Betroffenen und
  • dem Aktivitätsanspruch.

Konservative Maßnahme

Im Anfangsstadium kann eine spezielle Einlagenversorgung oder Hallux rigidus-Schuhe Abhilfe bieten. Die Einlagen werden in der Regel mit steifer Sohle angefertigt. So wird die Abrollbewegung von der großen Zehe auf die Sohle übertragen. Die Folge: weniger Bewegung im Zehengelenk und somit weniger Schmerzen. Durch physiotherapeutische Maßnahmen wie manuelle Therapie und spezielle Fußübungen lassen sich frühe Beschwerden oft wirksam lindern.

Bei einer Ballenrolle wird die Beweglichkeit im Zehengelenk ebenfalls eingeschränkt und so eine Scherzlinderung herbeigeführt. Sportler, die an einem Hallux rigidus leiden, können von einer anderen Technik profitieren: Der Sohlenbereich unter der Zehe wird aufgefräst und mit einem weichen Material ausgekleidet. Das verhindert ebenfalls, dass die Zehe beim An- oder Abrollen zu sehr in Richtung Fußrücken gedrückt wird, was zu starken Schmerzen führen würde.

Zu den weiteren konservativen Behandlungsmethoden zählen unter anderem auch die Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten oder Knorpelaufbaupräparate.

Orthopädische Schuheinlage
Orthopädische Schuheinlagen können bei Hallux rigidus bereits helfen © glashaut | AdobeStock

Operative Versorgung

Eine Operation im Rahmen der Fußchirurgie kommt infrage, wenn

  • die Erkrankung zu weit fortgeschritten ist oder
  • die konservativen Behandlungsmethoden keine ausreichende Wirkung zeigen.

Verschiedene Operationstechniken stehen hierfür zur Verfügung.

Bei der operativen Standardtherapie wird das Großzehengrundgelenk vollständig versteift (Arthrodese). Der geschädigte Knorpel wird bei dieser Hallux rigidus-OP entfernt, die beiden Gelenkflächen fest miteinander verschraubt.

Zu den gelenkerhaltenden Verfahren zählt die Cheilektomie, bei der Knochenanbauten entfernt werden, um die Beweglichkeit zu verbessern. Diese gelenkerhaltende Operation wird häufig in frühen Stadien durchgeführt.

Trotz der anfänglichen Abneigung der Patienten gegenüber einer Versteifung sind die meisten Patienten nach der Versteifung sehr zufrieden. Dadurch verschwinden nicht nur die Schmerzen weitgehend, auch die sportliche Belastung kann wiederhergestellt werden. Die Abrollbewegung des Zehs wird überwiegend durch das Endgelenk der Zehe sichergestellt.

Die Knorpelrekonstruktion stellt ein weiteres Verfahren dar. Dabei wird geschädigter Knorpel durch Transplantationen aus anderen Körperteilen wiederhergestellt. Alternativ kann eine Membran eingesetzt werden, die das Knorpelwachstum anregen soll. Wie auch beim Kniegelenk sind diese Methoden wissenschaftlich noch nicht abschließend erforscht, ein Erfolg nicht garantiert.

Eine weitere Hallux rigidus-Operation ist ein Gelenkersatz. Diese Methode sollte aber nur dann eingesetzt werden, wenn alle anderen Methoden zur Gelenkerhaltung nicht mehr fruchten.

Ein Nachteil der gelenkerhaltenden Therapien ist, dass sie die Ursache für einen Hallux rigidus nicht beseitigen. Die Erkrankung kann so immer weiter voranschreiten. Eine Verkürzung des Mittelfußknochens, durch die der Gelenkspalt erweitert und dekomprimiert wird, wird bei einigen Fachleuten ebenfalls angeboten. Eine Operation wird empfohlen, wenn der Gelenkspalt verschmälert und die Beweglichkeit stark eingeschränkt ist.

Postoperative Therapie

Nach einer Hallux rigidus-Operation steht zunächst einmal die Schmerzreduktion im Vordergrund. Neben Lymphdrainagen unterstützen physiotherapeutische Maßnahmen den Heilungsprozess. 

Außer nach einer Versteifung des Gelenks sollte möglichst bald mit der Mobilisation begonnen werden. Patienten, die gelenkerhaltend operiert wurden, können früher mit Mobilisation beginnen. Je nach Beschwerdegrad kann sich die Therapie über einen Zeitraum von einigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten erstrecken. Nach einer Versteifung wird der Fuß für 6-12 Wochen ruhiggestellt, je nach postoperativen Heilungsverlauf.

Wie kann man einem Hallux rigidus vorbeugen und Fehlstellungen frühzeitig erkennen?

Nicht immer kann man dieser Erkrankung vorbeugen, denn die Ursachen hierfür sind vielfältig.

Liegen Fehlstellungen vor, sollten diese mit Einlagen oder mit speziellem Schuhwerk behandelt werden. Einlagen helfen dabei, das Großzehengrundgelenk zu schonen und Fehlbelastungen zu vermeiden. Fehlstellungen führen unter Umständen nicht nur zu einem Hallux rigidus, sondern auch zu Problemen in anderen Gelenken wie etwa den Sprung- oder Kniegelenken.

FAQ

1. Was ist Hallux rigidus genau?
Der Begriff Hallux rigidus bezeichnet eine Arthrose im Großzehengrundgelenk, also einen fortschreitenden Verschleiß des Gelenkknorpels der großen Zehe. Betroffene spüren Schmerzen beim Abrollen des Fußes, Bewegungseinschränkungen und oft eine zunehmende Gelenkversteifung.

2. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Therapie des Hallux rigidus hängt vom Stadium ab. Anfangs helfen Einlagen, physiotherapeutische Übungen oder entzündungshemmende Medikamente. Bei fortgeschrittenem Verlauf kommen operative Therapien wie Cheilektomie oder die Versteifung des Großzehengrundgelenks infrage.

3. Ist eine Operation immer notwendig?
Nicht immer. Eine Operation erfolgt meist erst, wenn konservative Maßnahmen keine Linderung mehr bringen. Ziel ist, Schmerzen zu reduzieren und die Gelenkflächen zu stabilisieren. Nach dem Eingriff können viele Patienten wieder nahezu schmerzfrei gehen.

4. Wie kann man einem Hallux rigidus vorbeugen?
Das Großzehengrundgelenk zu schonen ist entscheidend. Empfehlenswert sind flache, bequeme Schuhe, die Vermeidung von dauerhaftem Tragen von hohen Schuhen und individuell angepasste Einlagen. Auch die frühzeitige Behandlung von Fehlstellungen hilft, Knochenanbauten vorzubeugen.

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