In der medizinischen Fachsprache bezeichnet der Begriff Polyarthrose (ICD-Code M15) eine Arthrose, die zeitgleich an mehreren Gelenken auftritt. Eine Arthrose, auch als Gelenkverschleiß bekannt, ist eine chronische Erkrankung, die durch eine Degeneration der Knorpel- und Knochenstruktur an den Gelenken charakterisiert ist. Mit rund fünf Millionen erkrankten Menschen alleine in Deutschland ist die Arthrose die häufigste chronische Erkrankung des Bewegungsapparats.

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Die Gelenkflächen sind beim Menschen mit einer Knorpelschicht überzogen. Diese ist zwar nur wenige Millimeter dünn, spielt aber für die Funktion des Gelenks eine entscheidende Rolle. Das Netzwerk aus Knorpelzellen und Kollagenfasern reduziert die Reibung zwischen den Gelenkflächen und fungiert zudem als natürlicher Stoßdämpfer. Die Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die fortschreitend zu Knorpelverschleiß führt.
Im Prinzip kann die Arthrose jedes der rund 100 Gelenke im menschlichen Körper betreffen. Besonders anfällig sind jedoch Gelenke, die täglich starken Belastungen ausgesetzt sind. Weist nur ein Gelenk einen Verschleiß auf, handelt es sich um eine Monoarthrose. Sind mehrere Gelenke von der Arthrose betroffen, so liegt eine Polyarthrose vor. Zu den wichtigsten Arthroseformen gehören:
- die Arthrose der Hand- und Fingergelenke
- die Arthrose der Hüfte (Coxarthrose)
- die Arthrose des Knies (Gonarthrose)
Der zunehmende Verschleiß des Gelenkknorpels kann verschiedene Ursachen haben. Grundsätzlich geht dem Knorpelschaden aber eine Belastung über die gelenkeigene Belastbarkeit voraus. Aufgrund der fehlenden Blutversorgung ist der Knorpel nicht in der Lage, sich selbst zu reparieren und zu regenerieren. Übergewicht oder eine außergewöhnlich hohe Gelenkbelastung beispielsweise durch gelenkbelastende Arbeiten oder Leistungssport können den Knorpel ebenso schädigen wie Fehlbelastungen durch Gelenkfehlstellungen. So haben Menschen mit X- oder O-Beinen beispielsweise ein höheres Arthroserisiko.
Ebenso begünstigen Stoffwechselerkrankungen wie Gicht Knorpelschäden. Verletzungen mit Knorpelschädigungen oder Knochenbrüche, die in einer Fehlstellung verheilen, gehören ebenfalls zu den Risikofaktoren für eine Polyarthrose. In einigen Fällen lässt sich keine bestimmte Ursache für die Knorpelschäden finden. Es handelt sich dann um eine sogenannte primäre Arthrose.

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In frühen Stadien ruft der Gelenkverschleiß häufig keinerlei Beschwerden hervor. Später klagen die Patienten über Schmerzen, wenn sie die betroffenen Gelenke bewegen. Auch Schmerzen im Ruhezustand sind möglich. Die arthrotischen Gelenke fühlen sich steif an und sind in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Spürbare Widerstände bei der Gelenkbewegung sowie deutlich hörbare Knackgeräusche können je nach Erkrankungsstadium ebenfalls auftreten. Je weiter die Arthrose fortschreitet, desto wahrscheinlicher sind krankhafte Gelenkstellungen.
Im Gegensatz zur Arthritis, die beispielsweise bei Rheuma auftritt, ist die Arthrose nicht primär entzündlich. Bei einer akuten Überlastung können sich die arthrotischen Gelenke jedoch ebenfalls entzünden. Eine plötzlich auftretende Gelenkschwellung sowie eine Überwärmung und Rötung der Gelenke können auf eine solche Entzündung hinweisen.
Da sich der geschädigte Knorpel nicht wiederherstellen lässt, dient die Behandlung der Arthrose allein der Linderung der Symptome. Zudem sollen die Therapiemaßnahmen den fortschreitenden Gelenkverschleiß stoppen oder zumindest verlangsamen. Prinzipiell lässt sich die Arthrose-Behandlung in operative und konservative Behandlungsverfahren unterteilen. Welche Therapie zur Behandlung geeignet ist, hängt von dem Ausmaß und der genauen Lokalisation der Polyarthrose ab.
- Wichtigster Bestandteil der konservativen Therapie ist Bewegung. Schwimmen und Radfahren tragen zur Beweglichkeit der Gelenke und zur Stärkung der gelenkstützenden Muskulatur bei. Weniger geeignet sind Sportarten mit abrupten Bewegungen oder hohen Belastungen wie Fußball, Boxen oder Tennis.
- Um die Gelenke zu entlasten, kann der Arzt Gehstützen oder Orthesen verordnen.
- Wer unter Übergewicht leidet, sollte Gewicht reduzieren, um seine Gelenke zu schonen.
- Ergänzend können physikalische Behandlungsverfahren die Symptome der Polyarthrose lindern. Dazu gehören neben Moor- und Fangopackungen auch medizinische Bäder oder Bestrahlungen mit Infrarotlicht.
- Spezielle krankengymnastische Übungen sowie Massagen eignen sich ebenfalls zur konservativen Behandlung der Arthrose.
- Wenn die Schmerzen zu stark sind, können Sie in Absprache mit Ihrem Arzt Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Paracetamol oder Ibuprofen einnehmen oder schmerzlindernde Salben einreiben. Ihr Arzt kann Ihnen ferner schmerzlindernde örtliche Betäubungsmittel in das Gelenk oder in die Nähe des schmerzenden Gelenks spritzen. Einige Ärzte bieten zur Arthrosebehandlung auch Hyaluronspritzen an. Diese sollen die Beweglichkeit des Gelenks verbessern, die Wirksamkeit ist bisher jedoch noch nicht eindeutig bewiesen
Eine Operation zur Korrektur von Fehlstellungen kann sinnvoll sein, um Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu verhindern. Ein Anbohren der Knorpeloberfläche im Rahmen einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) kann die Produktion von neuem Knorpelgewebe anregen. Lassen sich die Schmerzen durch keine Therapiemaßnahme lindern, kann der Arzt das betroffene Gelenk durch ein künstliches Gelenk (Endoprothese) ersetzen. Eine solche Arthroplastik wird vor allem bei Knie- oder Hüftgelenksarthrosen durchgeführt.
Die Arthrose ist also eine fortschreitende Gelenkerkrankung, die mit Schmerzen bei Bewegung oder auch in Ruhe einhergeht. Konservative oder operative Behandlungsverfahren können die Symptome der Erkrankung zwar lindern, eine Heilung ist jedoch nicht möglich.