Die Füße tragen beim Gehen das Gewicht des ganzen Körpers. Ungünstiges Schuhwerk ist daher fatal für die Füße. Insbesondere High Heels, Stilettos & Co. wirken sich negativ auf die Fußgesundheit aus. Über die Hälfte der Frauen tragen Schuhe, die mindestens eine halbe bis eine Nummer zu klein für die Fußlänge ist.
Als Folge einer unpassenden Schuhwahl treten häufig Fehlstellungen der Zehen auf, die als Hammerzehen und Krallenzehen bezeichnet werden. Auch Veränderungen im Fußskelett (Knick-Senkfuß, Ballenhohlfuß) können solche Fehlstellungen verursachen. In seltenen Fällen sind auch andere Erkrankungen, wie beispielsweise
- neurologische Krankheiten,
- eine chronische Polyarthritis oder
- Frakturen im Unterschenkel oder Sprunggelenk
die Ursache.
Bei einem Hammerzeh ist der Zeh so weit im Endgelenk gekrümmt, dass der Zehenknochen wie der Kopf eines Hammers Richtung Boden zeigt. Meist ist der zweite Zeh betroffen. In schlimmen Fällen führt die Fehlstellung der Gelenke dazu, dass sich mehrere Zehen überlagern.

Bei der Hammerzehe ist meistens der zweite Zeh nach unten gekrümmt © Henrie / Fotolia
Von der Hammerzehe zu unterscheiden sind Krallenzehen. Bei dieser Fehlstellung kommt es bei der betroffenen Zehe zu einer Überstreckung im Grundgelenk bei gleichzeitiger Beugung im Mittel- und Endgelenk. Dadurch wölbt sich die Zehe wie eine Kralle nach oben und die Zehenspitze verliert den Kontakt zum Boden.
Häufig geht der Hammerzeh mit weiteren Fußdeformationen einher, wie beispielsweise dem
- Knick-Senkfuss,
- dem Hohlfuß oder
- dem Hallux valgus (Fehlstellung des großen Zehs).
Im Anfangsstadium bereiten Hammerzehen meist keine Beschwerden. Oft gehen Betroffene nur zum Arzt, weil sie ihren Fuß optisch nicht mehr ansprechend finden. Schreitet die Verformung jedoch fort, können an den betroffenen Stellen Reizzustände auftreten und es kommt zu
- Druckschmerzen,
- Schwielen und
- Hühneraugen, meist über dem Zehenmittelgelenk.
Kommt es durch das Reiben zu Läsionen der Haut, kann es auch zu einer Infektion kommen. Damit einher gehen Risiken wie eine Blutvergiftung und eine Knochenentzündung. Sie können im schlimmsten Fall eine Amputation erforderlich machen. Das Tragen von normalen Schuhen ist dann oftmals nicht mehr möglich.
Zudem können durch die Deformation andere Zehen verdrängt werden. Das kann dazu führen, dass Zehen in ihren Grundgelenken ausgerenkt werden (Luxation).
Um festzustellen, wie ausgeprägt die Verformung der Zehen ist, wird eine Röntgenuntersuchung durchgeführt. So kann der Arzt sehen,
- wie weit die Deformation fortgeschritten ist,
- welche Gelenke betroffen sind und
- ob bereits Zehluxationen vorhanden sind.
Außerdem zeigt das Röntgenbild, ob mögliche entzündliche Veränderungen (Arthritis) mit der Fehlstellung einhergehen.
Unter Umständen kann der Arzt versuchen, die Beschwerden mit konventionellen Methoden, also ohne OP, zu behandeln. Dazu dürfen die Zehen noch nicht komplett versteift sein und die Zehen lassen sich noch passiv strecken.
Folgende Behandlungsversuche stehen zur Verfügung:
- Beseitigung der Ursache,
- Krankengymnastik,
- manuelle Therapie,
- orthopädische Schuheinlagen,
- Polsterung und Pflege der Druckstellen (Druckschutz und Lagerungsorthesen),
- Zügelverbände,
- Auswahl von speziell weichen Schuhen aus Leder, Schuhanpassung und orthopädische Serienschuhe, sowie
- speziell angefertigtes Schuhwerk
Mit der Zeit wird die Fehlstellung häufig rigide und eine Korrektur mit oben genannten Maßnahmen kann nicht mehr erreicht werden.
Im fortgeschrittenen Stadium der Hammerzehe entstehen chronische Entzündungen und Versteifungen. Diese Beschwerden können sich stark auf den Lebensalltag auswirken. Patienten sollten dann eine Operation durch einen Fußchirurgen in Betracht ziehen.
Der Chirurg hat mehrere Möglichkeiten, eine Hammerzehe zu behandeln:
- Begradigung des Zehs,
- Verlängerung oder Verlagerung der Sehnen,
- Entfernung eines Teils des Knochens,
- Durchtrennung und Verschiebung des Knochens, und/oder
- Versteifung des Gelenks.
Der operative Eingriff kann häufig ambulant durchgeführt werden.
Der Arzt kann Sie bezüglich verschiedener Operationsmethoden beraten. Die Wahl hängt davon ab,
- wie stark der Zeh gekrümmt beziehungsweise versteift ist,
- welche Ursachen und andere Fehlstellungen/Beschwerden am Fuß bestehen und
- ob sich das Gelenk noch bewegen lässt.
Die Arthrodese
Bei dieser Methode erfolgt eine operative Gelenkversteifung. Sie kann bei Hammerzehen mit Komplettversteifung oder in Fällen, bei denen mehrere Zehen betroffen sind, angewendet werden.
Bei einer Arthrodese wird das Gelenk (nach der Begradigung) mithilfe eines Drahtes, einer Metallklammer oder eines Implantates verstärkt.
Der Vorteil der Methode sind geringere Schmerzen und eine geringere Gefahr auf Ödembildung. Allerdings kann die Nachbehandlung etwas länger dauern.
Operation nach Hohmann
Bei dieser Operationsmethode verkürzt der Chirurg den Zehenknochen durch die Entfernung des am Gelenk beteiligten Grundgliedkopfes. Danach dehnt er die Beugesehne auf. Dadurch wird ein neues Gelenk angelegt und so die Zehenstellung korrigiert. Deshalb wird die Methode auch Resektionsarthroplastik genannt.
Der Zeh muss ggf. für einige Wochen mit einem Draht fixiert werden, der äußerlich sichtbar ist. Durch die Verkürzung der Knochenstrecke erfolgt eine Entlastung der Weichteilstrecke.
Nachteile dieser Methode sind ein höheres Schwellungsrisiko sowie die Gefahr von schmerzhaften Reizzuständen im Gelenk.
Von Vorteil sind dagegen die kürzere Nachbehandlungszeit und der relativ einfache technische Aufwand.
Sehnenverlagerungen
Bei noch beweglichen Hammerzehen ohne relevante zusätzliche Fehlstellung ist eine Sehnenverlagerung möglich.
Der Eingriff findet lediglich an den Weichteilen statt, also nicht am Knochen. Bei erfolgreicher OP lassen sich die einzelnen Zehen verschieben. Dadurch wird die Beugung der Zehen in eine Streckung umgekehrt und die Fehlstellung somit ohne eine Versteifung korrigiert.
Verkürzung der Metatarsalen Knochen (z.B. Weil-Osteotomie)
Bei diesen traditionellen Verfahren wie zum Beispiel der Weil-Osteotomie wird ein Mittelfußknochen verkürzt. Dies kann erforderlich sein, um die Belastung am Vorfuß zwischen den verschiedenen Knochen besser zu balancieren. So lässt sich auch ein ausgehängter (luxierter) im Geöeml wieder in Position bringen.
Vor einer solchen Operation kann auch eine biomechanische Analyse sinnvoll sein. Damit kann der Operateur erkennen, ob eine mögliche Belastung einer bestimmten Region vorliegt.
Minimal-invasive Operationen
In den letzten Jahren haben sich auch für die Hammerzehe minimal-invasive Verfahren etabliert. Dabei setzt der Arzt nur kleine Hautschnitte und verwendet spezielle Techniken. So kann er eine größere Operation vermeiden und oft wird auch die Nachbehandlung für den Patient erleichtert.
Ob eine solche OP für Sie infrage kommt, wird Ihnen Ihr Fußchirurg erläutern.