Gut- und bösartige Tumore an Knochen und Muskeln sind selten, die Diagnose und Therapie fällt oft nicht einfach. Daher sollten Betroffene sich in spezialisierten Tumorzentren und von Spezialisten der Tumororthopädie behandeln lassen. Im Folgenden finden Sie weitere Informationen zu den diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten sowie ausgewählte Spezialisten für Tumororthopädie.
Empfohlene Spezialisten für Tumororthopädie
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Tumororthopädie - Weitere Informationen
Definition: Was ist Tumororthopädie?
Die Tumororthopädie beschäftigt sich mit Tumoren des Stütz- und Bewegungsapparates, sogenannten "primären Knochen- und Weichteiltumoren", sowie mit Muskel- und Knochenmetastasen, sogenannten "muskuloskelettalen Metastasen". Bei letzteren handelt es sich um Absiedlungen von zum Beispiel Prostatakrebs, Brustkrebs oder Lungentumoren. Die Häufigkeit des Vorkommens sieht wie folgt aus: Weniger als vier Prozent der bösartigen orthopädischen Tumorerkrankungen sind primäre Knochentumore, der Rest sind Metastasen, also Absiedlungen anderer Tumore.
Behandlungsspektrum der Tumororthopädie
Tumore des Bewegungsapparats lassen sich in Knochen- und Weichteiltumore aufteilen. Unter diesen wiederum unterscheidet man zwischen gutartigen, "benignen" und bösartigen, "malignen" Tumoren. Das Verhältnis von bösartigen Weichteil- zu Knochentumoren liegt bei ungefähr 10:1.
Bösartige Knochentumore (Knochensarkome) treten gehäuft zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr und größtenteils in den Armen und Beinen auf. Ihr Anteil an allen bösartigen Tumoren beträgt nur etwa 0,2 Prozent. Bösartige Weichteiltumore (Weichteilsarkome) dagegen treten vor allem nach dem 50. Lebensjahr auf und betreffen am häufigsten die unteren Extremitäten. Ihr Anteil an allen Sarkomen beträgt circa ein Prozent.
Während gutartige Tumore sich in der Regel nur langsam ausbreiten und keine Metastasen streuen, wachsen Sarkome häufig schnell und verhalten sich lokal aggressiv. Außerdem zeigen sie eine hohe Tendenz zu Metastasen.
Tumororthopädie und Sarkomchirurgie beschäftigen sich zu einem großen Teil mit Tumorerkrankungen im metastasierten Stadium. Der Grund: Diese machen rund 25 Prozent aller Todesfälle aus. Etwa 90 Prozent der Menschen, die an Tumoren sterben, weisen Knochenmetastasen auf.
Untersuchung & Diagnose
Für den Erfolg der Behandlung entscheidend ist eine frühzeitige und korrekte Diagnose. Leider fällt diese häufig schwer, da die Symptome bei Vorhandensein eines Knochen- oder Weichteiltumors sehr unterschiedlich ausfallen und Schmerzen häufig erst spät auftreten. Aus diesem Grund sollten Betroffene stets ein spezialisiertes Zentrum für Tumororthopädie aufsuchen.
Für die korrekte Therapie wiederum ist es überaus wichtig, Knochen- und Weichteilsarkome möglichst exakt zu klassifizieren. So werden Sarkome zum Beispiel hinsichtlich ihres Differenzierungsgrades - also des Ausmaßes, in dem das Tumorgewebe vom gesunden Gewebe abweicht - bewertet. Außerdem spielt der Grad der Metastasierung - also die regionale und systemische Ausbreitung des Tumors - eine Rolle.
Für die Diagnose nutzt man körperliche Untersuchungen und bildgebende Verfahren (Röntgen, MRT, CT). Besteht bei einem Patienten danach der Verdacht auf ein Knochensarkom, führt man eine Biopsie durch, um den Befund zu sichern. In der Regel wird ein solcher Befund außerdem durch ein interdisziplinäres Ärzteteam beurteilt.
Behandlungsmöglichkeiten der Tumororthopädie
Bestätigt sich der Verdacht auf einen bösartigen Tumor, betreut das Ärzteteam den Patienten weiter und erarbeitet ein individuelles Behandlungskonzept. Ausschlaggebend für die Planung der Therapie sind Art, Differenzierungsgrad und der Grad der Metastasierung des Tumors.
Während bei gutartigen Tumoren die Beobachtung des Verlaufs teilweise ausreicht, müssen bösartige Tumore stets vollständig operativ entfernt werden. Nach der OP ist in jedem Fall eine systematische Nachsorge erforderlich, die sich über mehrere Jahre erstreckt. Die Prognose hängt von Art und Differenzierungsgrad des Tumors ab.
Sind bereits Knochenmetastasen vorhanden, bedeutet das, dass das Sarkom Anschluss an das Kreislaufsystem gefunden hat und auf diese Weise unabhängig von dem ursprünglichen Tumor Absiedlungen bilden kann. Metastasen können sich in grundsätzlich jedem Knochen bilden. Man kann aber beobachten, dass unterschiedliche Tumore - zum Beispiel der Lunge, der Schilddrüse oder der Nieren - gewisse Knochenabschnitte häufiger befallen als andere. Zum Beispiel streuen Brust-Tumore häufig in die Knochen, Weichteiltumore des Muskels hingegen selten.
Während die operative Behandlung primärer Knochen- und Weichteiltumore auf die sichere Entfernung des Tumors abzielt, ist das Ziel der operativen Therapie von Knochen- und Weichteilmetastasen meist nicht die Entfernung der Metastase. Stattdessen geht es darum, Lebensqualität und Mobilität weitestgehend zu erhalten. Die Mediziner bemühen sich daher, den Tumor lokal zu kontrollieren und funktionelle Ausfälle sowie eine weitere OP zu vermeiden.
Prognose und Heilungschancen lassen sich im Falle von Knochen- und Weichteilmetastasen durch eine Operation in der Regel nicht beeinflussen. Die Strahlentherapie kommt bei operativ schwer zugänglichen Stellen und lokalen Tumorschmerzen zum Einsatz.
Spezialisten für Tumororthopädie
Die richtige Anlaufstelle für Patienten mit Knochen- und Weichteiltumoren oder -metastasen sind spezielle muskuloskelettale Tumorzentren. In diesen arbeiten nicht nur Spezialisten für Tumororthopädie, sondern auch Vertreter anderer Fachdisziplinen wie Radiologie, Onkologie, Strahlentherapie, Orthopädie, Viszeralchirurgie, Thoraxchirurgie und Wirbelsäulenchirurgie.
Um eine qualitativ hochwertige Diagnostik und Therapie sicherzustellen, werden die Tumorzentren in Deutschland von der Deutschen Krebsgesellschaft als Onkologisches Spitzenzentrum (CCC), Onkologisches Zentrum oder Organzentrum zertifiziert. Die Zertifizierung erfolgt in einem dreistufigen Verfahren.
Auch Fachärzte haben die Möglichkeit, sich bei der Fachgesellschaft für Onkologie als Tumorchirurg beziehungsweise Tumororthopäde zertifizieren zu lassen. Durch die Zertifizierungen will man die optimale Versorgung von Patienten mit diesen seltenen Erkrankungen gewährleisten. Um diese weiterhin zu verbessern, führt man in den Tumorzentren auch wissenschaftliche Untersuchungen und Studien durch.
Fazit
Einsatzgebiete der Tumororthopädie sind die Diagnose und Therapie gut- und bösartiger Knochen- und Weichteiltumore sowie von Knochen- und Weichteilmetastasen. Tumore des Skelettsystems treten nur sehr selten auf, Diagnostik und Therapie sind komplex.
Während man gutartige Tumoren häufig nur beobachtet, sind bösartige Tumore im Rahmen einer OP immer vollständig zu entfernen. Hat der Tumor bereits Metastasen gebildet, geht es bei der Operation eher darum, die Lebensqualität des Patienten zu erhalten. Da eine frühzeitig und korrekt induzierte Therapie entscheidend für den Behandlungserfolg und die Überlebenschancen ist, sollten Patienten sich stets in spezialisierten Tumorzentren behandeln lassen.
Quellen
https://orthinform.de/lexikon/knochen-und-weichteiltumore
https://orthinform.de/lexikon/muskuloskelettale-metastasen