Die Tumororthopädie beschäftigt sich mit
- Tumoren des Stütz- und Bewegungsapparates, sogenannten "primären Knochen- und Weichteiltumoren", sowie
- Muskel- und Knochenmetastasen, sogenannten "muskuloskelettalen Metastasen".
Bei letzteren handelt es sich um Tumorabsiedelungen von zum Beispiel
Die Häufigkeit des Vorkommens sieht wie folgt aus: Weniger als vier Prozent der bösartigen orthopädischen Tumorerkrankungen sind primäre Knochentumore. Der Rest sind Metastasen, also Absiedlungen anderer Tumore.
Tumore des Bewegungsapparats lassen sich in Knochen- und Weichteiltumore aufteilen. Unter diesen wiederum unterscheidet man zwischen gutartigen (benignen) und bösartigen (malignen) Tumoren. Das Verhältnis von bösartigen Weichteil- zu Knochentumoren liegt bei ungefähr 10:1.
Bösartige Knochentumore (Knochensarkome) treten gehäuft zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. Betroffen sind größtenteils die Arme und Beine. Ihr Anteil an allen bösartigen Tumoren beträgt nur etwa 0,2 Prozent.
Bösartige Weichteiltumore (Weichteilsarkome) treten dagegen vor allem nach dem 50. Lebensjahr auf. Sie betreffen am häufigsten die unteren Extremitäten. Ihr Anteil an allen Sarkomen beträgt circa ein Prozent.
Gutartige Tumore breiten sich in der Regel nur langsam aus und streuen keine Metastasen. Sarkome wachsen dagegen häufig schnell und verhalten sich lokal aggressiv. Außerdem zeigen sie eine hohe Tendenz zu Metastasen.
Tumororthopädie und Sarkomchirurgie beschäftigen sich zu einem großen Teil mit Tumorerkrankungen im metastasierten Stadium. Diese machen rund 25 Prozent aller Todesfälle aus. Etwa 90 Prozent der Menschen, die an Tumoren sterben, weisen Knochenmetastasen auf.
Sobald ein Tumor die Wand eines Blutgefäßes durchbricht, können Krebszellen in den ganzen Körper gelangen © 7activestudio | AdobeStock
Für den Erfolg der Behandlung ist eine frühzeitige und korrekte Diagnose entscheidend. Leider werden viele Knochen- oder Weichteiltumor-Tumore erst spät diagnostiziert, da ihre Symptome sehr unterschiedlich ausfallen. Auch Schmerzen treten häufig erst spät auf.
Aus diesem Grund sollten Betroffene stets ein spezialisiertes Zentrum für Tumororthopädie aufsuchen.
Für die korrekte Therapie ist es überaus wichtig, Knochen- und Weichteilsarkome möglichst exakt zu klassifizieren. So werden Sarkome zum Beispiel hinsichtlich ihres Differenzierungsgrades - also des Ausmaßes, in dem das Tumorgewebe vom gesunden Gewebe abweicht - bewertet. Außerdem spielt der Grad der Metastasierung - also die regionale und systemische Ausbreitung des Tumors - eine Rolle.
Für die Diagnose nutzt man körperliche Untersuchungen und bildgebende Verfahren, etwa
Besteht bei einem Patienten danach der Verdacht auf ein Knochensarkom, führt man eine Biopsie durch, um den Befund zu sichern. In der Regel wird ein solcher Befund außerdem durch ein interdisziplinäres Ärzteteam beurteilt.
Bestätigt sich der Verdacht auf einen bösartigen Tumor, erarbeitet das Ärzteteam ein individuelles Behandlungskonzept.
Bei gutartigen Tumoren kann die Beobachtung des Verlaufs unter Umständen teilweise ausreichen. Bösartige Tumore müssen dagegen stets vollständig operativ entfernt werden. Nach der OP ist in jedem Fall eine systematische Nachsorge erforderlich, die sich über mehrere Jahre erstreckt.
Die Prognose hängt von Art und Differenzierungsgrad des Tumors ab.
Sind bereits Knochenmetastasen vorhanden, bedeutet das, dass das Sarkom in den Blutkreislauf eingetreten ist. So kann es unabhängig vom ursprünglichen Tumor Absiedlungen bilden.
Metastasen können sich grundsätzlich in jedem Knochen bilden. Verschiedene Tumore befallen gewisse Knochenabschnitte häufiger als andere, zum Beispiel
Beispielsweise streut Brustkrebs häufig in die Knochen, Weichteiltumore des Muskels hingegen selten.
Die operative Behandlung primärer Knochen- und Weichteiltumore zielt auf die sichere Entfernung des Tumors ab.
Das Ziel der operativen Therapie von Knochen- und Weichteilmetastasen ist meist nicht die Entfernung der Metastase. Stattdessen geht es darum, Lebensqualität und Mobilität weitestgehend zu erhalten. Die Mediziner bemühen sich daher, den Tumor lokal zu kontrollieren und funktionelle Ausfälle sowie eine weitere OP zu vermeiden.
Prognose und Heilungschancen lassen sich im Falle von Knochen- und Weichteilmetastasen durch eine Operation in der Regel nicht beeinflussen. Die Strahlentherapie kommt bei operativ schwer zugänglichen Stellen und lokalen Tumorschmerzen zum Einsatz.
Die richtige Anlaufstelle für Patienten mit Knochen- und Weichteiltumoren oder -metastasen sind spezielle muskuloskelettale Tumorzentren. In diesen arbeiten nicht nur Spezialisten für Tumororthopädie, sondern auch Vertreter anderer Fachdisziplinen wie
In Deutschland zertifiziert die Deutsche Krebsgesellschaft Tumorzentren als
- Onkologisches Spitzenzentrum (CCC),
- Onkologisches Zentrum oder
- Organzentrum.
Diese Zertifizierung macht Tumorzentren vergleichbar. Sie stellt auch sicher, dass Patienten mit diesen seltenen Erkrankungen an den zertifizierten Zentren eine optimale Versorgung erhalten.
Die Zertifizierung erfolgt in einem dreistufigen Verfahren.
Auch Fachärzte haben die Möglichkeit, sich bei der Fachgesellschaft für Onkologie als
- Tumorchirurg oder
- Tumororthopäde
zertifizieren zu lassen.
Um die Behandlung weiterhin zu verbessern, finden in den Tumorzentren auch wissenschaftliche Forschungen und Studien statt.
Einsatzgebiete der Tumororthopädie sind die Diagnose und Therapie
- gut- und bösartiger Knochen- und Weichteiltumore sowie
- von Knochen- und Weichteilmetastasen.
Tumore des Skelettsystems treten nur sehr selten auf, Diagnostik und Therapie sind komplex.
Während man gutartige Tumoren häufig nur beobachtet, sind bösartige Tumore im Rahmen einer OP immer vollständig zu entfernen. Hat der Tumor bereits Metastasen gebildet, geht es bei der Operation eher darum, die Lebensqualität des Patienten zu erhalten.
Eine frühzeitig und korrekt induzierte Therapie ist entscheidend für den Behandlungserfolg und die Überlebenschancen. Daher sollten Patienten sich stets in spezialisierten Tumorzentren behandeln lassen.