Die Nebennieren sind wichtige hormonproduzierende Organe, die beidseits den Nieren aufliegen und somit auf den sogenannten Nierenoberpolen zu finden sind. Eine Nebenniere hat ungefähr die Größe eines Esslöffels, verfügt aber über eine äußerst komplexe Gewebe- und Zellarchitektur. Die Nebenniere produziert verschiedene Hormone:
- Im Nebennierenmark werden Noradrenalin bzw. Adrenalin produziert. Medizinisch spricht man auch von Katecholaminen, worunter allgemein Streßhormone verstanden werden.
- Die Nebennierenrinde besteht aus drei verschiedenen Zellschichten. Sie sind für die Produktion wichtiger Hormone verantwortlich, wie unter anderem:
- Aldosteron (reguliert Wasserhaushalt und Blutdruck)
- Testosteron (männliches Geschlechtshormon)
- Cortisol (wichtiges Stresshormon)
Die Nebennieren sitzen den eigentlichen Nieren auf. Sie sind in Nebennierenmark und Nebennierenrinde unterteilt © Henrie | AdobeStock
Durch unterschiedliche Erkrankungen kann es zu einer Störung der Hormonproduktion in der Nebenniere kommen. Bei einer solchen Störung können zu wenige oder zu viele Hormone gebildet und ausgeschüttet werden. Man spricht dann von einer Unter- bzw. Überfunktion. Außerdem wird noch nach dem Ort der Schädigung unterschieden in Störungen der Nebennierenrinde sowie des Nebennierenmarkes.
Zusammengefasst gibt es vier unterschiedliche Krankheitsbilder:
- Überfunktion der Nebennierenrinde
- Unterfunktion der Nebennierenrinde
- Überfunktion des Nebennierenmarks
- Unterfunktion des Nebennierenmarks
Welche Symptome entstehen bei einer Überfunktion der Nebennierenrinde?
Bei einer Überfunktion der Nebennierenrinde kann es zu einem Überschuss an dem Stoffwechselhormon Cortisol (Morbus Cushing) oder des Wasser-/Elektrolythormons Aldosterol (Conn-Syndrom) kommen.
Morbus Cushing-Patienten leiden aufgrund der Überproduktion von Cortisol an Stoffwechselentgleisungen. Hierbei kann es zu folgenden Symptomen und Problemen kommen:
- Gewichtszunahme
- Fettansammlungen im Nacken bzw. Bauchbereich
- Der Zuckerstoffwechsel verändert sich und
- die Haut wird dünn und pergamentartig.
Beim Conn-Syndrom, welches auch als Hyperaldosteronismus bezeichnet wird, kommt aufgrund einer Überproduktion von Aldosterol zu Störungen des Wasserhaushaltes und der Muskelfunktion. Ein wichtiges Symptom ist der ausgeprägte Bluthochdruck. Außerdem sinken die Kaliumwerte, was sich durch
- Verstopfung,
- Muskelschwäche
- großen Durst und
- häufiges Wasserlassen
bemerkbar macht.
Wie macht sich eine Unterfunktion der Nebennierenrinde bemerkbar?
Produziert die Nebenniere nicht ausreichend Cortisol, entsteht eine Nebennierenrindeninsuffizienz. Man unterscheidet hier zwischen einer primären und einer sekundären Form.
Die primäre Form wird auch als Morbus Addison bezeichnet. Hier liegt die Ursache der Erkrankung in der Nebennierenrinde. Diese Erkrankung führt zu Symptomen wie:
Eine sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz entsteht häufig durch Störungen außerhalb der Nebennierenrinde in vorgeschalteten „Steuerzentralen“, wozu die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) sowie der Hypothalamus (darüberliegende Gehirnregion) gehören.
Der Hypothalamus aktiviert die Hypophyse mit dem Hormon CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon), woraufhin die Hypophyse die Nebenniere mit dem Hormon ACTH (adrenocorticotropes Hormon) aktiviert. Wenn eines von beiden zu gering oder nicht produziert wird, resultiert eine sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz. Hierbei haben Betroffene folgende Symptome:
- Sie fühlen sich meist antriebslos und müde.
- Sie leiden an Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit sowie
- einem niedrigen Blutdruck.
- Die Haut, das Nagelbett und frische Narben färben sich dunkler.
- Bei Frauen bleibt auch häufig die Menstruation aus .
Im Alltag bemerken die Betroffenen meist keinerlei Symptome. Beschwerden treten typischerweise erst bei psychischem oder körperlichem Stress auf, da der Körper dann mehr Kortisol benötigt. Dies kann zu einer schweren körperlichen Krise führen, welche nach ihrem Erstbeschreiber auch als "Addison-Krise" bezeichnet wird. Die Patienten leiden dann typischerweise an
- Erbrechen,
- Durchfall,
- Schock bzw. einem
- Blutdruckabfall.
Welche Symptome entstehen bei einer Überfunktion im Nebennierenmark?
Bei einer Überfunktion im Nebennierenmark werden vermehrt
- Dopamin
- Noradrenalin bzw.
- Adrenalin
ausgeschüttet. Da diese Stresshormone dann dauerhaft erhöht sind, kommt es zu
Die Patienten sind dann meist sehr blass und leiden zudem an Schwindelgefühlen und Kopfschmerzen. Da der Stoffwechsel massiv gesteigert ist, erhöht sich auch der Blutzucker. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Betroffenen Diabetes mellitus entwickeln.
Woran merkt man eine Unterfunktion des Nebennierenmarks?
Die Produktion der Stresshormone kann aber auch reduziert sein, was zu
- häufigen Schwindelgefühlen,
- Ohnmacht,
- Ohrgeräuschen
- Kopfschmerzen oder
- wechselndem Blutdruck
führt.
Die Ursachen für eine primäre Nebenniereninsuffizienz sind im Organ selbst zu finden. Unterschiedliche Erkrankungen können hierfür verantwortlich sein, beispielsweise Infektionserkrankungen wie die Tuberkulose. Aber auch Autoimmunerkrankungen, bei denen der Körper körpereigenes Gewebe zerstört, können einer Nebenniereninsuffizienz zugrundeliegen. Letztlich können auch Tumorerkrankungen zu einem Untergang und einer Zerstörung von Nebennierengewebe führen, insbesondere auch im Rahmen von Operationen aufgrund von Nebennierentumoren.
Bei einer sekundären Insuffizienz können der Hyptholamus bzw. die Hypophyse aufgrund
nicht genügend ACTH bzw. CRH ausschütten. Dadurch produziert die Nebennierenrinde keine Hormone und bleibt daher inaktiv.
Durch einen Tumor im Bereich des Gehirns kann es allerdings auch dazu kommen, dass der Hypothalamus oder die Hirnanhangdrüse zu viel CRH bzw. ACTH ausschütten. Hier liegt daher oft die Ursache für eine Überproduktion an Cortisol.
Darüber hinaus kann sich in der Nebennierenrinde auch ein meist gutartiger Tumor bilden, der dann autonom Cortisol produziert. Ohne Behandlung führt die Überproduktion zum Morbus Cushing.
Die Ursachen für eine Überproduktion von Aldosteron sind ebenfalls in der Nebennierenrinde zu finden. Meistens vermehren sich aus unbekannten Gründen sezernierende Zellen, oder ein gutartiger Tumor ruft eine autonome Produktion hervor. Ein weiterer Grund kann aber auch eine gesteigerte Ausschüttung von CRH bzw. ACTH durch den Hypothalamus oder die Hirnanhangdrüse sein.
Eine Überfunktion im Nebennierenmark ist meist ebenfalls auf einen gutartigen Tumor zurückzuführen, der auch hormonell aktiv ist. Ist die Bildung der Stresshormone im Nebennierenmark reduziert, so ist das meist auf langjährigen Alkoholkonsum oder Diabetes zurückzuführen. Beide Krankheiten schädigen das Nebennierenmark.
Die Produktionsfähigkeit kann aber auch durch einen Tumor, der nicht hormonaktiv ist, eingeschränkt sein.
Einer Therapie geht immer eine ausführliche Anamnese bzw. eine anschließende Laboruntersuchung voraus. Mithilfe dieser Untersuchung kann der Facharzt (Endokrinologe oder Nephrologe) feststellen,
- wie hoch die Blutkonzentration der jeweiligen Hormone ist und
- in welchem Verhältnis sie vorliegen.
Zudem kann auch diagnostiziert werden, wo die Ursachen für die jeweilige Erkrankung liegen. Neben der Laboruntersuchung sind dann mitunter auch noch weitere Untersuchungen wie
erforderlich.
Nach der Diagnose behandeln die Mediziner die Ursachen für die jeweilige Nebennierenerkrankung. Bei einem Hormonmangel erhält der Patient Arzneien mit entsprechenden Wirkstoffen.
Bei einer Überproduktion von bestimmten Hormonen spielt ebenfalls die Ursachenbekämpfung eine wesentliche Rolle. Zudem ist oftmals auch eine medikamentöse Begleittherapie notwendig.
Werden Hormone durch einen Tumor produziert, muss dieser operativ entfernt werden.
Für den Verlauf einer Nebennierenerkrankung ist entscheidend, wie schnell es zu Gewebezerstörungen der Nebennierenrinde kommt. Ohne eine entsprechende Therapie schreiten die Erkrankungen weiter fort und der Körper wird dadurch immer schwächer.
Erfolgt die Behandlung frühzeitig und ausreichend, so können die Patienten aber eine gute Lebensqualität erwarten.