Sehnen fungieren als Bindeglied zwischen den Muskeln und den gelenkbildenden Knochen. Sie schaffen die Verbindung, um die Zugwirkung der Muskeln auf das Skelettsystem zu übertragen. Dadurch wird Bewegung möglich und Sie können z. B. einen Arm heben oder das Bein strecken. Verletzungen des Sehnenapparates des Körpers sind daher in der Regel mit Bewegungseinschränkungen und Schmerzen verbunden.
Die Patellasehne verbindet die untere Kniescheibe mit dem Unterschenkel. Zusammen mit der sogenannten Quadrizepssehne, die den Oberschenkelmuskel mit der Kniescheibe verbindet, wird eine Streckung des Kniegelenks ermöglicht. Ist die Patellasehne verletzt oder reißt diese, so ist die Streckung des Kniegelenkes nicht mehr möglich.
Zu einem Patellasehnenriss kann es infolge einer Überbeanspruchung der Sehne kommen. Dies tritt häufig beim Sport auf, weshalb der Patellasehnenriss auch als klassische Sportverletzung gilt. Vor allem Männer im Alter zwischen 20 und 50 Jahren erleiden Patellarsehnenrupturen. In vielen Fällen ist die Patellasehne bereits längere Zeit vorgeschädigt, was das Risiko für einen Sehnen-Teilriss oder einen Patellasehnenriss deutlich erhöht.
Ein Patellasehnenriss tritt selten spontan auf. In der Regel lässt sich anamnestisch eine der folgenden Ursachen dafür finden:
Der Patellasehnenriss ist mit lokalen oder auch ausstrahlenden Schmerzen im Bereich des Knies verbunden. Gleichzeitig tritt in der Regel ein Kraftverlust im Gelenk auf – ein Strecken des Kniegelenks ist nicht mehr möglich. Ebenfalls können ein Bluterguss (Hämatom) sowie eine Schwellung im Kniegelenk auftreten. Bei einem Patellasehnenriss kommt es zudem nicht selten zu einer abnormen Verschiebbarkeit der Kniescheibe (Patella), da diese nicht mehr länger über die Patellasehne mit dem Unterschenkel verbunden ist. Dann ist dringend ein Arztbesuch angeraten.
Für den Befund „Patellasehnenriss“ stehen den Spezialisten verschiedene Diagnoseverfahren zur Verfügung. Bei einer Patellarsehnenruptur kann bereits das klinische Bild die Diagnose bestätigen. Dazu gehören z. B. entsprechende Befunde wie die Patellaverschieblichkeit.
Im Röntgenbild kann anschließend der Verdacht auf einen Sehnenriss bestätigt werden: hier fällt zumeist ein Patellahochstand auf, da die intakte Quadrizepssehne die jetzt unten freie Kniescheibe mit nach oben zieht.
Im Ultraschall sieht der Patellasehnenriss-Spezialist, ob es sich um einen Patellasehnen-Teilriss oder um eine durchgehende Patellasehnenruptur handelt.
Mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) kann schließlich auf weitere Schäden im Umfeld des Kniegelenks überprüft werden – ob beispielsweise ein begleitender Gelenkerguss vorliegt.
Verletzungen an der Patellasehne können je nach Ausprägung sowohl konservativ als auch operativ behandelt werden. Konservative Behandlung bedeutet beim Patellasehnenriss, dass die Verletzung mit
- Physiotherapie,
- Ruhigstellen für 6 bis 8 Wochen und
- Schmerzmedikamenten
ausgeheilt wird. Dies funktioniert allerdings nur bei einem Teilriss der Patellasehne. Liegt ein kompletter Patellasehnenriss vor, ist eine Operation unvermeidlich.
Während der Patellasehnen-OP wird der Spezialist die Enden der gerissenen Sehne wieder neu miteinander verbinden. Mediziner sprechen dabei von einer sogenannten Sehnennaht. Unterstützend kommt die Drahtcerclage nach McLaughlin zum Einsatz. Diese zusätzliche Verbindung entlastet die Sehne und ermöglicht sowohl deren Ausheilung als auch die frühe Rehabilitation des Kniegelenks mithilfe der Physiotherapie.
Nach Unfällen ist es zudem möglich, dass auch das Kniegelenk sowie Knochenanteile am Sehnenansatz verletzt worden sind. In solchen Fällen kann neben einer Sehnennaht auch mit einer Schrauben- oder Zuggurtostheosynthese stabilisiert werden. Dabei handelt es sich um Verschraubungen im Bereich des Kniegelenks, um das Knie zu stabilisieren und die Sehne zu entlasten.
In den meisten Fällen ist ein Patellasehnenriss gut behandelbar und nach Operation wird die Funktion der betreffenden Sehne vollständig wiederhergestellt. Wichtig sind jedoch eine frühzeitige Intervention und auch die Physiotherapie/adäquates Training nach der Operation. In diesem Fall sollte einer vollständigen Sportfähigkeit mit entsprechender Erholungszeit (einige Monate bis zu einem Jahr) nichts im Wege stehen. Wird ein Teilriss hingegen rein konservativ behandelt, so besteht das Risiko eines dauerhaften Kraftverlustes im Kniegelenk. Auch ist ein wiederholter Patellasehnenriss möglich.
Wie bei jeder Operation können auch bei einem Patellasehnenriss in seltenen Fällen Komplikationen auftreten. Blutungen, Infektionen und Wundheilungsstörungen sind besonders nach Unfällen mit gleichzeitiger Verletzung der Knochen und des Gelenkknorpels zu beobachten. Darüber hinaus kann es während des Heilungsprozesses zu Verklebungen der Sehne kommen oder auch zur sogenannten Sehnenverkürzung. Beides kann unter Umständen die Bewegungsfreiheit im Kniegelenk einschränken.
Der Patellasehnenriss zählt zu den Sportverletzungen und wird daher auch in der Sportmedizin, der Orthopädie sowie in der Unfallchirurgie versorgt. Wichtig ist, dass Sie sich zur Behandlung an spezialisierte Zentren für die Versorgung von Sehnenrissen wenden. Operationserfahrung ist beim Patellasehnenriss ebenfalls ein bedeutender Faktor für das Therapieergebnis. Patellasehnenriss-Spezialisten sind Sportmediziner, Orthopäden und Unfallchirurgen.