Bei Sehnen handelt es sich um bindegewebige Verbindungen zwischen Muskeln und Knochen. Ihre Funktion besteht darin, die Kraft des Muskels auf den jeweiligen Knochen zu übertragen. Dies wiederum ist die Grundlage für jede Gelenkbewegung und somit die Fortbewegungsmöglichkeit des Menschen. Damit gehören Sehnen zum sogenannten "Halteapparat" des Menschen und müssen zum Teil sehr hohen Belastungen standhalten.
Die Sehnen verbinden die Muskeln mit den Knochen und ermöglichen Bewegungen @ BigBlueStudio /AdobeStock
Kommt es zu einer Erkrankung oder Verletzung der Sehnen, büßen diese ihre Funktionsfähigkeit ein und der betroffene Muskel verliert den Kontakt zum Knochen.
Es gibt chronische Erkrankungen von Sehnen, welche häufig durch Entzündungen oder Überbelastungen verursacht werden. Man spricht hier auch von degenerativen Erkrankungen, welche hauptsächlich durch Abnutzungserscheinungen entstehen. Mit zunehmendem Alter nimmt das Risiko von degenerativen Sehnenerkrankungen zu.
Die häufigste Erkrankung, auf die nachfolgend genauer eingegangen wird, sind allerdings akute (plötzliche und unfallbedingte) Sehnenverletzungen. Diese entstehen
- bei starker Belastung,
- ungewohnten, schnellen und ruckartigen Bewegungen oder auch
- durch eine direkte Verletzung.
Unter Letzterer versteht man zum Beispiel eine Schnittverletzung mit scharfer Sehnendurchtrennung, was allerdings eher selten ist.
Auch und insbesondere wenn die akuten Sehnenverletzungen häufiger sind als die chronischen, soll an dieser Stelle betont werden, dass in vielen Fällen eine Kombination aus akuten und chronischen Verletzungen vorliegt. So kann ein Sehnenriss bei entsprechend degenerativ vorgeschädigten Sehnen nach vergleichsweise geringer Gewaltanwendung und leichtem Unfall entstehen. Auch hier steigt folglich mit zunehmendem Lebensalter das Risiko einer Sehnenverletzung durch einen Unfall.
In der Regel sind Sehnenverletzungen auf eine direkte Gewalteinwirkung zurückzuführen. Durchtrennungen der Sehne sind meist die Folge von Verletzungen durch einen scharfen Gegenstand. Die häufigste Form der Sehnenverletzung ist jedoch der Sehnenriss- oder anriss. Hierbei wird der Kontakt zwischen Muskel und Knochen gestört, wodurch die Muskelfunktion - also die Unterstützung des Knochens bei der Bewegung - eingeschränkt ist.
Eine Ruptur der Sehne tritt besonders häufig durch eine plötzliche Überlastung und Überdehnung auf. Besonders oft betroffen sind Sportler, die ihren Körper Dauerbelastungen - zum Beispiel bei längeren Wanderungen in den Bergen - aussetzen. Eine Verletzung ist aber auch in Folge von Stürzen oder einer Verdrehung des Gelenks möglich. Zu spontanen Sehnenrissen kommt es, wenn bereits ein Vorschaden - beispielsweise im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung - vorhanden ist. Dies trifft vor allem auf ältere Menschen zu, deren Sehnen einen stärkeren Verschleiß aufweisen und daher anfälliger für Risse sind.
Eine häufige Ursache von Beschwerden im Bereich der Sehnen sind Verletzungen, die in Folge von Über- oder Fehlbelastungen auftreten. Dabei kommt es in Folge der äußeren Einflüsse zu Überdehnungen oder Rupturen beziehungsweise Sehnenrissen. Zu den häufigsten Sehnenverletzungen gehören Risse der Bizeps- und der Achillessehne. Weitere typische Sehnenrisse betreffen die Streck- oder Beugesehnen der Hand, die Patellar- und die Quadrizepssehne.
Die Achillessehne ist die stärkste Sehne des menschlichen Körpers @ Sebastian Kaulitzki /AdobeStock
Für Betroffene gehen mit einer Verletzung der Sehnen meist Schmerzen und Schwellungen einher. Außerdem ist die Funktion des Muskels und der jeweiligen Extremität eingeschränkt.
Zu den häufigsten Symptomen, die in Folge von Sehnenverletzungen auftreten, gehören Schmerzen im betroffenen Bereich sowie die Instabilität und der Funktionsverlust des jeweiligen Gelenks. So tritt bei einem Bizepssehnenriss am Unterarm sowie beim Achillessehnenriss häufig ein plötzlicher, stechender Schmerz auf, im weiteren Verlauf erscheint an der betroffenen Stelle ein größerer Bluterguss und eine sicht- bzw. tastbare Delle. Im Falle von Rissen der Streck- oder Beugesehnen der Hand kann es zu Schmerzen, Schwellungen und Blutergüssen kommen. Außerdem können die betroffenen Finger nicht mehr richtig bewegt werden.
Weil Sehnen eine im Vergleich zu anderen Geweben schlechtere Durchblutung haben, dauert der Heilungsprozess oft recht lange. Hinzu kommt, dass viele Betroffene die erforderliche Schonung nicht einhalten. So kann die Verletzung nicht vollständig ausheilen und es kommt zu chronischen Sehnenleiden. Dies ist insbesondere bei stark belasteten Sehnen, beispielsweise der Achillessehne, der Fall.
Die Blutversorgung der Sehnen erfolgt durch die Gefäße in Muskel, Knochen und Sehnenscheiden und ist im Vergleich zu anderen Körpergeweben schlecht. Hinzu kommt, dass die Sehnen über wenige Zellen verfügen, die sich nur langsam teilen und daher bei Verletzungen lange brauchen, um zu heilen.
Häufig weisen bereits die Unfallart und die von den Betroffenen geschilderten Beschwerden auf eine Sehnenverletzung hin. Typisch sind ein plötzlich auftretender, stechender Schmerz sowie eine sichtbare Schwellung beziehungsweise ein Bluterguss. Meist können die Betroffenen bestimmte Bewegungen nicht mehr durchführen.
Im Falle einer Ruptur der kniegelenksnahen Sehnen zum Beispiel zeigt sich ein solcher Funktionsverlust darin, dass der Patient das Kniegelenk nicht mehr strecken kann. Anhand klinischer Tests werden schließlich die betreffenden Bewegungsabläufe gezielt geprüft. Um die anfängliche Diagnose zu bestätigen, ist eine Ultraschalluntersuchung oder Magnetresonanztomografie (MRT) hilfreich. Beide Verfahren liefern zuverlässige Ergebnisse, wenn es um die Diagnose von Sehnenrissen geht.
Sie hegen den Verdacht, eine Sehnenverletzung zu haben? Dann wenden Sie sich zeitnah an einen passenden Spezialisten. Dazu zählen Orthopäden sowie Unfallchirurgen. Häufig sind diese Ärzte auf bestimmte Körperregionen spezialisiert, beispielsweise gibt es spezielle spezielle Kniechirurgen oder Fuß- und Sprunggelenkchirurgen.
Die bestmögliche Behandlung einer Sehnenverletzung hängt entscheidend von der betroffenen Sehne ab. So bedarf die vollständige Heilung eines Sehnenrisses normalerweise eines chirurgischen Eingriffs. Lediglich in Fällen von Teilrissen der Sehne ist eine konservative Behandlung möglich. Während diese Art der Therapie in einer speziellen Schiene beziehungsweise Orthese erfolgt, werden im Rahmen einer Operation die durchgerissenen Sehnenstümpfe wieder zusammengeführt. Alternativ wird die Sehne zur besseren Stabilität mit einem speziellen Nähverfahren direkt am Knochen befestigt. Um die Naht zu entlasten und die Verbindung damit zusätzlich zu sichern, kommt häufig auch eine Cerclage (Umschlingung) aus Draht und Faden oder eine zusätzliche Sicherung mittels Schrauben zum Einsatz.
Die Mehrzahl der Sehnenverletzungen heilt gut aus und die Funktion des Gelenks wird wiederhergestellt. Aber auch Folgeerscheinungen und erneute Risse können auftreten.
Laut Studienergebnissen besteht bei der konservativen Behandlung ein leicht erhöhtes Risiko dafür, dass die Sehne erneut reißt. Dies wird auch als Rezidiv oder Re-Ruptur bezeichnet. Bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation sollte daher auch der Anspruch des jeweiligen Patienten Berücksichtigung finden.
Entscheidet sich der Patient für einen operativen Eingriff, hat er die Wahl zwischen offenen und minimalinvasiven Verfahren. Offene Verfahren ermöglichen eine sehr gute Sicht auf die betroffene Stelle und bieten damit beste Voraussetzungen für eine direkte Naht. Dies stellt gerade bei älteren Rissen einen Vorteil dar, gleichzeitig besteht ein höheres Risiko für Vernarbungen, Verklebungen und Wundheilungsstörungen.
Erst kürzlich aufgetretene und einfache Rupturen sollten daher vorzugsweise minimalinvasiv behandelt werden. Dabei wird ein eigens für diesen Zweck entwickeltes Gerät verwendet, mit dem über kleine Inzisionen lange Instrumente durch die Haut in das Gelenk eingeführt werden. Mit diesen können die zerrissenen Sehnenenden aneinandergezogen und mit dicken Nähten gefaßt werden. Diese lassen sich dann einfach miteinander verknoten, wodurch die Sehnenenden stabilisiert werden. Wundheilungsstörungen treten aufgrund der kleinen Schnitte sehr selten auf.