Schleimbeutelentzündung der Schulter: Spezialisten und Informationen

12.04.2024
Prof. Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Schleimbeutelentzündungen treten sehr häufig im Schultergelenk auf und sind äußerst schmerzhaft. Häufig reicht es dann schon, den Arm ruhigzustellen und zu schonen. Wenn die Schleimbeutelentzündung nicht abklingt, ist ein Arztbesuch notwendig.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für Schleimbeutelentzündungen an der Schulter.

ICD-Codes für diese Krankheit: M75.5

Empfohlene Spezialisten für die Behandlung einer Schleimbeutelentzündung der Schulter

Kurzübersicht:

  • Anatomie: Schleimbeutel sind kissenartige Polster, die den Druck zwischen Knochen und Haut, Sehnen und Muskeln abmildern. An der Schulter sitzen sie im Schultergelenksdach, also oberhalb des Gelenks.
  • Was ist eine Schleimbeutelentzündung an der Schulter? Eine Entzündung der Schleimbeutel im Bereich der Schulter.
  • Symptome: Eine warme und gerötete Schwellung, Schmerzen bei Druck und bei Bewegung und Bewegungseinschränkungen des Gelenks.
  • Ursachen: Eine Überbelastung oder einseitige Belastung der Gelenke ist die häufigste Ursache, aber auch eine Prellung, ein Stoß oder Sturz kann die Entzündung verursachen.
  • Diagnose: Nach einer Verdachtsdiagnose kann der Arzt andere Erkrankungen durch Ultraschall, Röntgen oder eine Blut- und Urinuntersuchung ausschließen.
  • Behandlung: Das Gelenk muss bis zur Heilung ruhig gestellt werden. Eine Kühlung der Schwellung trägt zur schnelleren Heilung bei. Tritt keine Besserung ein, verordnet der Arzt Medikamente, eine Injektion, eine Physiotherapie oder ggf. auch eine OP.
  • Operation: Im Rahmen eines kleinen Eingriffs entfernt der Arzt einen Teil des Schleimbeutels und glättet evtl. auch die Oberfläche des Knochens.
  • Vorbeugung: Bei ungewohnten Bewegungen sollte häufig eine Pause eingelegt werden, damit sich der Körper an neue Bewegungsabläufe gewöhnen kann. Ausreichend Bewegung wird allgemein empfohlen.

Artikelübersicht

Was sind Schleimbeutel und wozu dienen sie?

Schleimbeutel (medizinisch: Bursa) übernehmen eine wichtige Rolle zum Schutz und bei der Beweglichkeit unserer Gelenke. Diese kissenartigen und mit einer gelartigen Gewebsflüssigkeit, daher die Bezeichnung Schleimbeutel, gefüllten Strukturen sind Bestandteile unserer Gelenke und verhindern Druckschäden. Folglich sorgen Schleimbeutel dafür, dass sich das Gelenk ohne Reibungsverlust bewegen lässt und geschmeidig bleibt.

Wo gibt es Schleimbeutel im Körper?

Schleimbeutel sitzen überall dort, wo eine erhöhte Druckbelastung auftritt, beispielsweise oberflächlich unter der Haut über der Kniescheibe oder am Ellenbogen. Diese Schleimbeutel sind äußerlich sichtbar, wenn sie entzündet sind oder anschwellen. Es gibt aber auch tieferliegende Schleimbeutel, beispielsweise unterhalb von Knochen sowie innerhalb von Gelenkstrukturen. Diese sind überall dort notwendig, wo harte auf weiche Strukturen treffen und sich durch die Bewegung gegeneinander reiben. 

Dies ist beispielsweise im Schultergelenk der Fall. Hier zieht die sogenannte lange Sehne des Bizepsmuskels – dies ist der Beugemuskel an der Vorderseite des Oberarms – durch das Gelenk und setzt am Rand des Schulterblattes an. Diese Sehne kann auch reißen (sogenannte Bizepssehnenruptur), was zu einer Schwäche der Armbeugung führt. Es gibt allerdings auch eine kurze Sehne dieses Muskels, die nicht durch das Gelenk zieht und somit die Beugefunktion noch aufrecherhält.

Ein Schleimbeutel im Schultergelenk, medizinisch Bursa subacromialis, schützt die Knochen und Sehnen vor einer Überbelastung oder einem Einreißen.

Orthopädische Erkrankungen der Gelenke
Alle Gelenke des Körpers sind von Schleimbeuteln geschützt. © freshidea / Fotolia

Wie macht sich eine Schleimbeutelentzündung im Schulterbereich bemerkbar?

Schleimbeutel können sich entzünden, man spricht dann von einer Bursitis. Bei einer Bursitis subacromialis, also der Schleimbeutelentzündung im Schultergelenk, zeigen sich typische Anzeichen einer Entzündung:

  • Die Oberfläche des Schultergelenks ist leicht bis deutlich angeschwollen.
  • Sie reagiert auf Druck schmerzhaft.
  • Die Haut ist meist gerötet und fühlt sich warm an.

Durch die Schwellung des Schleimbeutels ist der Bewegungsspielraum der Sehne stark eingeschränkt. Daher entstehen oft schon bei der kleinsten Bewegung des Arms starke Schmerzen.

Anatomie der Schulter
Das Schultergelenk ist ständigen Belastungen ausgesetzt und dadurch anfällig © bilderzwerg / Fotolia

Welche Ursachen hat eine Bursitis subacromialis?

Am häufigsten entsteht eine Schleimbeutelentzündung im Schulterbereich durch Überbelastung des Schultergelenks. Sie geht meist auf einen ungewohnten Dauerreiz zurück. Bei bestimmten Tätigkeiten führt das Gelenk unzählige Male dieselbe Armbewegung aus, etwa beim Streichen einer Wand und Tragen von Möbeln beim Umzug. Dadurch gleiten Sehnen und Knochen immer wieder an den schützenden Schleimbeutelkissen entlang.

Durch das ständige Reiben kommt es zu Reizungen der Schleimbeuteloberfläche. Daraus entsteht in der Folge häufig eine akute Entzündung. Bei Fortsetzung der Belastung kann sich daraus eine chronische Bursitis entwickeln, die sich über Wochen bis Monate ziehen kann.

Weiterhin können auch

  • eine Schulterprellung,
  • ein Stoß oder
  • Sturz

eine Bursitis subacromialis verursachen. In seltenen Fällen ist auch eine bakterielle Infektion an der Schleimbeutelentzündung im Schulterbereich schuld. Dies wird vermehrt nach Gelenkpunktionen oder Gelenkspiegelungen beobachtet, weshalb diese Maßnahmen nur dann durchgeführt werden sollten, wenn sie wirklich notwendig sind.

Schleimbeutelentzündungen in der Schulter treten meist bei Personen mittleren Alters auf. Bestimmte Grunderkrankungen wie

erhöhen das Risiko, eine Bursitis zu bekommen.

Wie lässt sich eine Schleimbeutelentzündung behandeln?

Eine unkomplizierte Schleimbeutelentzündung in der Schulter heilt nach einigen Tagen von selbst aus, ohne dass besondere Maßnahmen oder die Einnahme von Medikamenten notwendig sind. Allein die Schonung und Entlastung des Schultergelenks führt hier zum Erfolg.

Wenn Sie das Schultergelenk trotz bestehender Entzündung weiterbelasten, wird sich die Entzündung wahrscheinlich nicht bessern. Es besteht dann die Gefahr, dass die Bursitis chronisch wird.

Vor einer Ruhigstellung des Schultergelenkes mittels Schlinge wird mittlerweile allerdings oft abgeraten, da hierbei (insbesondere wenn länger als 3 Tage angewendet) eine Schrumpfung der Gelenkkapsel auftreten kann. Dies wiederum stellt einen Risikofaktor der Versteifung des Gelenkes dar und sollte unbedingt verhindert werden.

Was hilft noch neben der Schonung bei stärkeren Beschwerden?

Als erste Maßnahme empfiehlt es sich, die Schulter mit Eis zu kühlen. Kühlen wirkt der Schwellung entgegen und lindert die Beschwerden. Legen Sie das Kühlpad jedoch nie direkt auf die Haut – sonst drohen Erfrierungen. Auch kühlende Gels und Salben aus der Apotheke erfüllen ihren Zweck.

Wärme verschlechtert die Symptome und führt oft zu einer Verschlechterung. Fangoanwendungen, Sauna oder ein heißes Vollbad sollten Sie daher möglichst vermeiden.

Bei Schmerzen helfen Schmerzmittel wie Paracetamol. Zunächst ist eine Bewegungspause sinnvoll, bis die ersten Schmerzen nachlassen.

Kühlung beugt Schwellungen vor
Kühlung, Schmerzlinderung und Pause: erste Hilfe bei Schleimbeutelentzündung © Microgen | AdobeStock

Nach einigen Tagen Dauer klingen Schmerzen und der Entzündungsprozess in der Regel allmählich ab. Dann ist es Zeit, die Schulter wieder vorsichtig mit speziellen Übungen zu mobilisieren. Denn Gelenke versteifen sich schneller als gedacht, wenn sie zu lange nicht in Bewegung sind.

Dazu fassen Sie den erkrankten Arm und führen ihn in drei verschiedenen Übungseinheiten jeweils nach oben, nach außen und zur Körpermitte. Führen Sie die Bewegung so aus, dass Sie zwar an die Schmerzgrenze kommen, aber nicht darüber hinaus. Halten Sie diese Position für einige Sekunden.

Wiederholen Sie jede Übungseinheit mehrere Male täglich 5- bis 10-mal.

Wann ist ein Arztbesuch unabdingbar?

Tritt trotz Ruhigstellung des betroffenen Arms nach 4 – 5 Tagen keine deutliche Besserung der Beschwerden ein, sollten Sie die Schulter medizinisch untersuchen lassen. Dies gilt auf für Zustände nach einem Sturz, offenen Wunden und Eiteraustritt sowie Fieber und Schüttelfrost.

Welche Untersuchungen werden bei einer Bursitis durchgeführt?

Neben einer ausführlichen Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und Untersuchung der Schulter lässt sich die Diagnose meist bereits eindeutig stellen. Eventuell wird eine Ultraschalluntersuchung und eine Röntgenaufnahme veranlasst.

Vor allem, wenn Sie auf die Schulter gefallen sind, sollte mit diesen Untersuchungen eine Verletzung von Gelenk- und Knochenstrukturen ausgeschlossen bzw. nachgewiesen werden. Eventuell muss auch eine Kernspinuntersuchung (MRT) durchgeführt werden, falls sich im Ultraschall oder der Röntgenuntersuchung Auffälligkeiten zeigen.

Hier gilt es zudem, eine Schleimbeutelentzündung von möglichen anderen Erkrankungen abzugrenzen. Auch Arthrose, Rheuma oder Gicht gehen mit ähnlichen Symptomen einher. Ist das Ergebnis nicht eindeutig, wird möglicherweise auch noch eine Blut- und Urinuntersuchung veranlasst werden, was allerdings sehr selten ist.

Welche Behandlung wird von Ärzten meist veranlasst?

Oft wird die Behandlung zunächst aus der Verschreibung entzündungshemmender Medikamente bestehen, die dem Entzündungsprozess in der Schulter Einhalt gebieten sollen.

Eine weitere Behandlungsoption sind Injektionen mit Kortison, wodurch die Beschwerden meist sehr schnell verschwinden. Dieses schmerzstillende und entzündungshemmende Medikament wird direkt in das Schultergelenk oder in den Schleimbeutel eingespritzt. Dadurch ist häufig eine rasche Verbesserung der Beschwerden zu erzielen. Allerdings sollte die Anwendung von Kortisonspritzen nur in absoluten Ausnahmen erfolgen. Durch das Einspritzen (medizinisch Punktion genannt) besteht immer das Risiko, dass auch Krankheitserreger (Bakterien) in die Gelenkhöhle verschleppt werden und die gesamte Situation verschlechtert wird.

Selten sammeln sich als Folge der Entzündung umfangreiche Flüssigkeitsdepots im Schleimbeutel an. Sie führen zu einer gut tastbaren Schwellung. Bilden sich diese im Heilungsverlauf nicht von selbst zurück, kann allerdings eine Punktion erforderlich und durchaus sinnvoll sowie hilfreich sein. Bei der Punktion wird mit einer dünnen Kanüle die Flüssigkeitsansammlung abgezogen, wodurch die Schwellung schnell abnimmt und die Beschwerden sich sehr schnell zurückbilden.

Wenn der Entzündungsprozess abgeklungen ist, wird eine Physiotherapie empfohlen, um das Schultergelenk schnell wieder in vollem Umfang beweglich zu machen. 

Wann ist die Operation einer Schleimbeutelentzündung der Schulter notwendig?

Manchmal kann eine Schleimbeutelentzündung trotz ärztlicher Behandlung nach 3 – 6 Wochen weiterbestehen. Dann wird ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen. Auch bakterielle Schleimbeutelentzündungen oder offene Wunden und hierdurch äußerlich sichtbare Schleimbeutel machen mitunter einen chirurgischen Eingriff erforderlich.

Bei der Operation wird ein Teil des Schleimbeutels und gegebenenfalls die Oberfläche des Knochens geglättet. Der Eingriff erfolgt in einer offenen Operation (mittels Hautschnitt) oder minimal-invasiv mit der sogenannten Schlüssellochtechnik. Bei einer minimal-invasiven Operation verläuft der Heilungsprozess meistens deutlich schneller und es sind nur kleine Inzisionen notwendig, um in die Gelenkhöhle zu gelangen.

Wie kann man einer (erneuten) Schleimbeutelentzündung vorbeugen?

Prinzipiell gilt auch hier: Vorbeugung ist besser als Therapie. Einer Überbelastung des Schultergelenks können Sie selbst gut vorbeugen. Mit einer neuen Tätigkeit oder einem neuen Hobby sind häufig auch neue Bewegungsabläufe verbunden, die der Körper nicht gewöhnt ist.

Bei Sportarten wie Tennis oder Rudern führen wir über Stunden immer wieder die gleiche Bewegung aus. Sind diese Wiederholungsbewegungen für uns ungewohnt, stellt das eine enorme Belastung für die Schultergelenke dar. 

Hier ist es empfehlenswert, die Gelenke nicht zu überfordern. Legen Sie, wenn möglich, immer wieder einige Minuten Pause ein. Nur so hat der Körper die Chance, sich langsam an neue Bewegungsabläufe zu gewöhnen und Belastungen unbeschadet zu überstehen. 

Auch regelmäßiger Ausgleichssport, der die Gelenke fit hält, verringert das Risiko, an einer Bursitis zu erkranken.

Menschen, die sich im Alltag wenig bewegen, sind am anfälligsten für eine Schleimbeutelentzündung. Eingerostete unbewegliche Gelenke entzünden sich bei neuen ungewohnten Belastungen besonders schnell. 

Aber auch bei der Bewegung gilt: die Dosis ist entscheidend, denn sowohl ein zuviel (= Überlastung), als auch ein zu wenig („Einrosten“) können schädlich sein und zu Erkrankungen der Gelenke sowie des gesamten Bewegungsapparats führen. Also: auch nicht übertreiben und achtsam mit sich umgehen. 

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